So, ich wollte mal etwas beschreiben, was anders sein könnte, als der Titel suggeriert. Eben, weil ich davon bis jetzt nur „the other way round“ gehört habe (=> „Medikamente verändern die Persönlichkeit“).
Ich musste eine Zwangspause einlegen von Medikinet Adult (35 mg) für eine Woche. Das ist, weil ich an einer Studie teilnehmen will, dafür ist dies Voraussetzung. Der Grund ist auch letzten Endes egal.
Wobei, nicht ganz. Mein Medikinet habe ich immer schon auf Vorrat. Eine „Palette“ (3 ungeöffnete Schachteln meiner 3 verschiedenen Dosierungen, je 52 Stück ) habe ich im Schrank. Wenn ich die anbreche, ist es Zeit für mich, mir ein neues Rezept zu holen. So handhabe ich das. Dass ich niemals auch nur in die Nähe eines Medikamentenengpasses komme. Dieses Medikament hat so gut gewirkt und ist quasi für mich eine Art Lebensversicherung, daher sorge ich dafür, dass ich immer genug vorrätig habe.
Andererseits: Von anderen höre ich immer, sie würden ihr Stimulans durchaus „vergessen“ oder auch mal ein oder zwei Tage nicht nehmen. Das ist undenkbar für mich. Ich nehme Medikinet dreimal am Tag und würde es nie vergessen. Ich habe während des Tages einen, es kommt mir beinahe vor wie ein „innerer Sensor“, der mir anzeigt, wann ich spätestens nachdosieren muss. Im Traum käme ich nicht drauf, das Medikament zu vergessen. Ok, ich merke, ich schweife ab.
Versuche mal, auf den Punkt zu kommen.
Punkt 1: Mir drängt sich dann immer die klammheimliche Vorstellung einer Abhängigkeit auf. Oder auch die Angst einer Toleranzentwicklung (bis jetzt nicht eingetreten). Ich wollte mir beweisen, dass es auch ohne geht.
Punkt 2, der eigentlich entscheidende:
Ich fühle mich nicht mehr wie ich selbst. Das Medikinet hatte, insbesondere nach nun längerer Zeit, keinerlei NW mehr. Blutdruck top, Appetit normal, Schlaf super (die 3. Dosis ist tatsächlich meine Einschlafdosis geworden, 5 mg). Ich hatte mir das Absetzen noch schlimmer vorgestellt. Es ist keine einzelne Sache, die mich so stört. Die Konzentration ist nicht EXTREM schlecht, die Impulsivität nicht, die Ruhelosigkeit nicht … also alles schlechter, aber nicht extrem. Dennoch: Ich fühle mich nicht mehr wie ich selbst und ich zähle die Tage, wann diese Pause enden mag. Ich habe das Gefühl, ich kann von hier bis zur Wand denken, quasi „geistig kurzsichtig“. Außerdem fühle ich mich total angeödet.
Also richtig gelangweilt. Mit Medi habe ich es total genossen, im Garten zu sitzen, die Natur zu beobachten o. Ä… Und jetzt … langweilig, langweilig, langweilig. Ich habe mir was vorgenommen und es einfach in die Tat umgesetzt. Das war der Wahnsinn. Ein Buch gelesen, wenn ich wollte, sogar zu Ende. Und jetzt … dümpel ich nur so rum. Zum Glück sind Semesterferien (extra so gewählt). Aber ich fühle mich nicht gut damit. Das einzige, was mich reizen würde: Freizeitpark und Achterbahn fahren. Aber da müsste man ja erst mal hinkommen. Muss man organisieren … so ein Mist. Ansonsten … alles langweilig. Alles irgendwie öde, uninteressant. Abgesehen davon, dass ich eh keine Pläne machen kann.
Wenn ich an diese Woche denke, ist da wie ein Schleier. Ich habe einige wenige Termine, aber ich muss mich sehr konzentrieren, mich zu erinnern, wann die sind. Es ist, als stünde ich vor einer verschlossenen Tür. Dieses „dann ist das, dann mache ich das, dieses und jenes muss ich noch beachten“ … es ist mir nicht zugänglich. Wie ein Raum, in den ich einfach nicht reinkomme.
So eine Pause will ich nie wieder machen. Höchstens mal auf ein anderes Medikament wechseln, wenn überhaupt. Ich bin nicht ich selbst ohne Medikament. Wie konnte ich es so lange so „aushalten“? Das ist ja schrecklich. Also, Medikamente bis zum Tod? Wenn es gut läuft, die nächsten 60 Jahre? Scheint so.
Geht es noch jemandem so? Ich habe nun schon öfter, sogar von Fachleuten, gehört, dass es viele gibt, die die Medikamente einige Jahre nehmen und dann absetzen. Also das wäre für mich momentan absolut UNDENKBAR! Ich empfinde mein Leben, selbst oder gerade im Privaten, als so weniger lebenswert ohne Medikament. Ist das extrem? Ist das noch normal?
Klar, die Störung gibt sich nie. Aber es scheint nicht üblich zu sein, ohne Bedenken (auch gesundheitlich) für immer Stimulanzien zu nehmen. So gut, wie ich die vertrage, so miserabel reagiere ich darauf, wenn ich sie plötzlich nicht mehr nehme … physisch unproblematisch absetzbar, aber mein „altes unbehandeltes Ich“ kotzt mich dermaßen an …
Hat vielleicht jemand ein paar Gedanken hierzu?