Kann hoher Koffeinkonsum die Wirkung von ADHS Medikamenten herabsetzen?

Hallo zusammen,
bei mir wurde vor kurzem ADS im Erwachsenenalter diagnostiziert.
Mir wurde für die medikamentöse Therapie erst Medikinet verschrieben, welches selbst bei 40mg kaum Wirkung zeigte. Bei Ritalin genau das Selbe.
Jetzt bin ich bei Elvanse, welches bis 70mg hochdosiert wurde.
Die ersten Einnahmen hat es echt gut und lange gewirkt aber jetzt ist die Wirkung sehr zurückgegangen und bringt vielleicht noch 3 Stunden etwas.
Ich muss dazu sagen, dass ich das letzte halbe Jahr mehrmals die Woche recht hohe Mengen Koffein zu mir genommen habe, besonders vorm Kraftsport in Form von Workout Boostern die 300-400mg Koffein beinhalten.
Habe gemerkt, dass ich gegenüber Koffein eine gewisse Toleranz aufgebaut habe und frage mich jetzt ob das der Grund dafür sein kann, dass die Medikamente bei mir kaum wirken zeigen, da Koffein ja ähnlich wie Stimulanzien wirkt und sich der Körper dran gewöhnt hat.

Vielen Dank für eure Antworten:)

Willkommen, @XxxxX

400 mg Koffein scheinen ca. 4 Tassen Kaffee zu entsprechen. Selbst wenn die im Fall Deines Boosters sehr komprimiert konsumiert werden, scheint mir das nicht so absurd viel.

So ein Level werden einige erreichen, die sich mit Kaffee vor einer Diagnose selbst medikamentieren. Vor allem würden sich etwaige Toleranzen zurückbilden. Um Dir ein Bild machen zu können, empfiehlt sich jetzt ohnehin, das Koffein im Moment weglassen, gerade weil es zusätzlich stimulierend wäre und sich Über- und Unterdosierungen nicht gut unterscheiden lassen.

Wenn Nebenwirkungen Dich nicht abhalten, würde ich also dranbleiben. Ich bin auch immer eher am oberen Ende der Dosis. Das ist eben sehr individuell. Und ein Auf und Ab ist leider so normal wie etwas Ernüchterung nach der ersten Begeisterung.

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Herzlich Willkommen!
Bei mir wirkt sich Kaffee kontraproduktiv aus wen ich gerade erst Medikinet genommen habe…

Vielen Dank für eure Antworten!
Werde es jetzt so machen, dass ich die nächsten Wochen komplett auf Koffein und das Elvanse verzichte und hoffe, dass sich dadurch meine Empfindlichkeit gegenüber Stimulanzien verringert und die Wirkung dann wieder besser wird, ohne dass sich so schnell eine Toleranz entwickelt.
Ich denke die Möglichkeit die Wirkung von Elvanse zu verstärken oder es mit einem weiteren Medikament zu kombinieren, um eine stärkere Wirkung zu erzielen und gegebenenfalls noch eine depressionslösende Wirkung zu erzielen, da diese bei mir leider auch leicht bis mittelschwer vorhanden ist gibt es nicht oder?
Hatte zuvor mal eine Zeit lang Bupropion 300mg genommen ca. 7 oder 8 Wochen, welches eigentlich keine Wirkung hatte.
Habe häufiger gehört, dass man es zusammen mit ADHS Medikamenten verschreibt aber mache mir da keine großen Hoffnungen was einen Wirkungsanstieg angeht.
Mein derzeitiger Neurologe hatte es auch mal erwähnt, werde das alles nochmal bei meinem nächsten Termin ansprechen aber vielleicht hat hier ja auch noch jemand einen Tipp für mich.

Liebe Grüße

Einige User* im Forum kombinieren Elvanse mit Atomoxetin und machen gute Erfahrungen damit. Du schreibst, dass du auch bei 70 mg. keine Wirkung spürst oder die Wirkung schnell nachlässt. Elvanse wirkt sehr subtil und es kann vorkommen, dass man selbst keine oder milde Wirkung spürt, aber die Umgebung von einem doch. Außerdem merke ich bei mir, dass die Nahrung und das Trinken einen großen Einfluss im positiven Sinne hat.

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Guten Morgen @XxxxX,

mich würde interessieren, ob die Medikamente als alleinige Stellschraube zur Behandlung deines ADS eingesetzt werden, oder ob du anderweitig dazu noch begleitet wirst.
Mein Gedanke dazu ist, dass man plötzlich doch einige Dinge in seinem Leben „klarer“ sieht, doch was fängt man mit dieser „Klarsicht“ dann an?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Diagnose bedeutet, sich zwangsläufig mit seinen eigenen Ansprüchen an sein Leben auseinandersetzten zu müssen und dann seiner „neuen“ Situation als ADSler nach „artgerechter“ Lebensgestaltung zu Streben. Für mich geht es inzwischen nicht mehr nur darum, sich mit den Medikamenten auf ein „normales“ und der Umgebung angepasstes Level zu bringen.

Natürlich kann ich hier nur Mutmaßen, was mich aber hat aufhorchen lassen ist dieser Satz von dir:

Was genau bedeutet das denn für dich? Was denkst du, für dich persönlich, soll die Wirkung für dein Leben mitbringen.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass die Medikamente eine gute Krücke sind, aber auch nur, weil ich mein Verhalten ebenfalls meiner Problematik angepasst habe.

Heißt für mich, dass ich - wenn ich weiter mache wie bisher - auch mit „klarerer Sicht“ immer wieder im Kreis renne und eine Wirkung nicht spürbar werden kann.

Ich mutmaße natürlich im Bezug auf dich und deine Situation nur, denn du thematisierst ja nur eine in der ADxS-Behandlung Möglichkeit, mit dem Umgang der Diagnose.

Vielleicht möchtest du ja noch etwas mehr von dir erzählen.
Wenn es dir jedoch nur um die Frage des „Koffeinkonsums“ gehen sollte, ignorier bitte alles was ich geschrieben habe, es kam mir einfach in den Sinn und war eventuell zu umfassend gedacht.
Ich möchte dich ja nicht nötigen, dich mit diesen Möglichkeiten auseinanderzusetzen, dachte aber, vielleicht hast du noch keinen entsprechenden Hinweis dazu bekommen.

Wobei, dein Psychiater hat dich diesbezüglich bestimmt auch im Blick?

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Vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort und deine Anregungen.
Aktuell kann ich leider nur die medikamentöse Komponente im Rahmen der ADS Behandlung für mich in Anspruch nehmen, da ich leider noch keinen Platz für eine Verhaltenstherapie bekommen habe.
Stehe bisher leider nur auf Wartelisten und hoffe bald einen Platz zu bekommen.

Das Nachlassen der Wirkung merke ich daran, dass ich nach der Einnahme sehr konzentriert bin, meine Gedanken klarer und sortiert sind, ich einen guten Antrieb dafür habe auch Aufgaben zu erledigen und zum Abschluss zu bringen, die sonst viel Kraft kosten.
Dieser Effekt geht nur leider nach den 3 Stunden stark zurück und ich werde wieder unkonzentrierter.
Verspüre in dieser Zeit auch eine leichte Müdigkeit bis getrübte Stimmung, was sich wie eine Art kleiner Rebound anfühlt.

Was ich beim Lesen deiner Zeilen tatsächlich erkannt habe ist der Punkt, dass ich mich schon zu einen gewissen Teil auf das Medikament verlasse und viel Hoffnung hier einfließen lasse nach dem Motto „Ich nehme jetzt ein Medikament was dafür sorgt, dass ich besser funktioniere also wird jetzt auch alles besser“ ohne selbst großartig viel mit beizusteuern und alte Muster abzulegen.

Um nochmals kurz etwas genauer auf mich und meine Problematik einzugehen ist es bei mir so, dass die eher verträumte und unkonzentrierte Variante von ADS vorliegt sprich ohne Hyperaktivität.
Schon seit der Grundschule war es bei mir immer so, dass ich sehr unkonzentriert war, mich leicht ablenken lassen habe und gerne den Klassenclown gespielt habe.
Die erste Diagnose war so mit ca. 10 Jahren ADS (Träumerchensyndrom).
Damals wollten meine Eltern aber nicht, dass ich Medikamente nehmen und habe halt immer versucht schulisch irgendwie durchzukommen, was mir zwar immer irgendwie gelungen ist, wobei ich seit klein auf immer von den Lehrern gehört habe, dass ich deutlich unter meinen Möglichkeiten bleibe und viel mehr könnte als ich zeige.
Diese Probleme ziehen sich bis heute und kommen jetzt im Studium wieder immer stärker zum Vorschein, weshalb ich nun dagegen vorgehen möchte.
Ich habe die ganzen Jahre schon immer irgendwie gemerkt, dass etwas nicht stimmt und wusste nicht was los ist.
Meine Eltern haben mir damals auch nie wirklich kommuniziert, dass ich diese Diagnose habe, da sie selbst nicht davon überzeugt waren.