AD(H)S Bullshit Bingo

@Maxmalwieder Tja wenn jemand so einen Spruch raus haut wie: " Du kannst Deine Krankheit doch nicht als Ausrede für alles benutzen", Sorry aber so jemand muss dann schon irgendwie ein ziemlich unemphatischer und unreifer Mensch sein, oder?.

Wie wenn jemand seine „Krankheit“ als Ausrede „benützen“ würde, sowas einem fremden Menschen zu unterstellen, in einem öffentlich lesbaren Forum, ist im Grunde eine masslose Frechheit und Unverschämtheit.

Aber ich weiss, leider muss man sich genauso einen Bullshit nur allzuoft anhören, genau aus diesem Grund kann ich andere Foren schon lange nicht mehr ertragen, was da zum Teil von Leuten raus gehauen wird, ist kaum noch aus zu halten, tiefstes Niveau, oder auch offenes Mobben inklusive.

… depends on the Frau :totlach

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In einem Forum habe ich das zum Glück noch nicht gehört. Das kommt meistens in privaten Gesprächen, wenn ich versuche zu erklären, warum bestimmte Dinge, die von mir erwartet werden, meist ohne dass diese Erwartung mit mir abgesprochen gewesen wäre, mir schwerfallen bzw. ich gar nicht drauf komme, sie zu tun.

Der Satz ärgert mich besonders, weil ADHS als Erklärung für mich ein Weg ist, keine Ausreden mehr zu brauchen. Vor der Diagnose, wenn ich mir selber nicht erklären konnte, warum ich etwas mal wieder nicht gemacht hatte, konnte ich es anderen gegenüber erst recht nicht. „Keine Zeit“ oder „nicht zu gekommen“ waren dagegen einigermaßen akzeptiert. Aber das waren (oft, denn manchmal hatte ich wirklich keine Zeit) Ausreden. Jetzt benutze ich keine mehr, kriege dafür aber dann so was zu hören.

Bzw. Depends on your Weltbild.

Geht man davon aus, dass die Frau dafür zuständig ist, dem „arbeitenden Mann“ zu Hause den Rücken freizuhalten und sich um Haus und Hof zu kümmern, dann könnte der Satz durchaus Sinn machen.

Ist leider gendertechnisch nicht mehr ganz auf dem… hüstel… neuesten Stand. :wink:

Außerdem: Was e rät man denn dann einer Frau, die ADHS hat?


Das verstehe ich nicht. Der Satz ist doch absolut korrekt - mir der Einschränkung, dass er voraussetzt, dass man weiß, wie das mit dem Einsetzen funktioniert.

Wo, Bitteschön, ist der Knopf dafür und wie denke ich daran, ihn auch zu drücken?

Das Beispiel zeigt doch wieder einmal, dass Nicht-Betroffene sich kaum vorstellen können, wo wirklich der Schuh drückt bzw. Wie viele solcher drückender Schuhpaare sich tatsächlich im bis unter die Decke vollgestopften Schuhankleidezimmer befinden.

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@Addy_Haller ich hatte von klein auf diesen Stempel „meine PS nicht auf die Straße zu bringen“.

  • 2x von der Schule geflogen
    -Fachabi geschmissen
    -Musikstudium (konnte ich dank Begabung ohne Abi studieren) geschmissen
  • Führerschein beim ersten Anlauf mit 18 geschmissen, dann mit 32 unter Mühen nachgeholt
  • Jobs im Schnitt alle 2 Jahre gewechselt
  • Selbstständigkeit mit Hochs und Tiefs (aber immerhin seit vielen Jahren)

Du sagst es, für neurotypische Menschen ist das alles schwer nachvollziehbar, da sie mich einerseits als „wandelndes Wikipedia“ wahrnehmen, ich andererseits aber „die einfachsten Dinge nicht hinbekomme“…

Auch als Musiker in Bands ist es schwierig, da ich einerseits musikalischer bin als der Durchschnitt (auch der Berufsmusiker), aber auch immer mal wieder Proben durcheinander bringe, weil ich die Noten vergesse, oder mir Abläufe nicht merken kann (es sei denn wir Proben sie so lange bis sie wirklich sitzen, dann bin ich sogar verlässlicher als die meisten Mitmusiker). In 9/10 Fällen geht alles gut, aber hin und wieder verbocke ich etwas und das bleibt leider eher im Gedächtnis…

Die Medis helfen allerdings sehr. Ohne könnte ich kaum genug Geld zum Leben verdienen.

Ich hab manchmal das Gefühl gleichzeitig auf dem Gas und auf der Bremse zu stehen…

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„Wenn Du erstmal SEX ((wuuuuaaaaahhhhh!!! gemeint war selbstverständlich: mit einem Mann)) hast, dann gehst Du ab wie eine Rakete!“.

Das mit der Rakete sollte sich nicht erfüllen. Übrigens.
Ich denke, da hat man anatomisch so ein bisschen was durcheinandergebracht. So mit Treibstoff und … lassen wir das.

@f_luxus Das mit der Musik ist bei mir ganz ähnlich. Ich denke, ich bin ziemlich musikalisch, aber ich habe das Gefühl, dass ich hier - wie auch sonst - weit unter meinen Möglichkeiten geblieben bin.

Es fängt damit an, dass ich zwar ein paar Instrumente leidlich spielen kann, aber keines richtig gut. Trotzdem habe ich immer in einer Band gespielt. Leider hatte ich da immer zu wenig Selbstbewusstsein, meine Ideen zu vertreten, obwohl ich wusste, dass sie besser waren als die der anderen (Das mag arrogant klingen, aber vielleicht weißt du ja, was ich meine).

Außerdem fehlten mir ein paar Basics, die in einer Band über das Spielen und Proben hinaus einfach erwartet werden. Ich konnte mich z.B. nie dazu motivieren, zwischen den Proben allein zu üben, mal abgesehen davon, dass ich es in der Regel einfach nicht auf dem Schirm hatte. Das war dann immer blöd, wenn die nächste Probe anstand und deutlich wurde, dass ich nichts getan hatte. Ich bekam das dann zwar - zum Erstaunen der anderen - oft aus dem Stehgreif einigermaßen hin, aber es hätte eben besser sein können und es wurde auch als Desinteresse und Respektlosigkeit interpretiert. Vielleicht war da auch ein bisschen Neid dabei, nach dem Motto: Der faule Sack hat nicht geübt, aber es klingt trotzdem ganz passabel. Frechheit!

Auch das mit der Pflege und dem Instandhalten der Instrumente war nicht meine Sache. Die Teile verrotteten mit der Zeit und es wurde nicht rechtzeitig repariert, wenn etwas kaputt ging. Ich kümmerte mich einfach nicht darum. Es war dieses klassische Problem: das kaputte Instrument gab es nur im Proberaum. Sobald ich ihn verließ, war die Sache vergessen. Erst kurz vor der nächsten Probe fiel es mir oft wieder ein, dann war es natürlich zu spät.

Ganz blöd war es, wenn wir einen Auftritt hatten, und ich mich nicht gekümmert hatte. Dann hieß es: Hör mal, wir spielen hier vor soundsoviel Leuten, und du hast deinen Kram nicht parat? Das konnte niemand nachvollziehen. Ist aber zum Glück nicht so oft vorgekommen und meist gab es auch irgendeine Lösung.

Ehrlich gesagt habe ich das alles bisher noch gar nicht auf ADHS bezogen, aber jetzt… :roll:

:lol:

@Addy_Haller das kenne ich alles.
Lediglich die Instandhaltung, da kümmer ich mich schon drum. Ist ja mein täglich Brot…

Kennst du de Spruch „Wer übt fällt seinen Kollegen in den Rücken“ ? :smiley:

Tatsächlich spiele ich mittlerweile gerne in Hochzeitsbands.
Das Repertoire ist idR oft das Gleiche und da übt wirklich kaum jemand :smiley: Es wird quasi nicht geprobt…
Man einigt sich halt auf ein gemeinsames Programm und dann los…

Gehört zwar nicht zum Thema, aber ich finde es interessant, dass hier viele so musikaffin sind (also selber aktiv Musik erzeugend).

Ich hab so viele Hobbies gehabt und die Musik ist das einzige was ich anscheinend durchziehe und mir wichtig ist.
Alles andere war so: ja Hobby haben ist schon gut, machen andere auch, also mach es ebenfalls.

Wer weiß was draus geworden wäre, wenn ich damit vor 20 Jahren angefangen hätte.

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In der Musik sind eben Hyperfokus einerseits und Reizoffenheit andererseits total gefragt.
Viele Musiker von denen ich denke dass sie AD(H)S haben, scheinen außerdem ein super Gehör zu haben, können oft auch gut Dialekte imitieren o.ä.

Ich hab zum Beispiel ein extrem gutes Gedächtnis und eine sehr scharfe Wahrnehmung was den Klang anbelangt.
In meinen Nebenjobs als Tontechniker kommt mir das sehr entgegen. Mir wurde schon mehr als einmal von ausgebildeten Tontechnikern und Profimusikern auf die Schulter geklopftt weil ich einen guten Livemix erzeugt hab.
Allerdings liegen auch hier meine Stärken definitiv nicht darin „in Minute 23 auf Knopf 5 zu drücken“ ich bin lediglich gut darin Bands auf kleinen Bühnen ohne aufwendige Abläufe zu mixen. Auf und Abbau ist zum Glück nach 20 Jahren Bühne ziemlich drin, das war früher aber auch oft ein Disaster weil ich oft zwischen all den Kabeln stand und nicht wusste was aufzuräumen ist.

Da fällt mir noch einer ein:
Der ständige Vorwurf faul bzw. hedonistisch zu sein

Oder: „Wow, wenn man bedenkt das Du anscheinend Adhs hast, dafür hast Du aber echt ganz schön viel erreicht im Leben“, das unter extrem mitleidsvollem Blick hervorgebracht.

Oder: „Adhs?, Ojemine ist das nicht das wo die Leute immer extra viel Aufmerksamkeit wollen?,
die dann immer extra laut werden und so rum zappeln um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen?, Oje, echt schlimm sowas, die tun mir echt leid, komisch das Du „das“ hast?, das glaube ich nicht!, Du wirkst total normal auf mich, bist Du Dir da sicher?“.
Total verunsicherter Blick und deutliches Unwohlsein in meiner Gegenwart, während dieser Aussage.

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Und ein Fidget-Toy hat man auch in der Hand - perfekt!

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:ai :lol:

„Sie müssen froh sein noch am Leben zu sein“ - meine ehemalige Thera. Diese Aussage hat sich sehr negativ in meinem Kopf festgesetzt, auch wenn sie wahr sein könnte.

„ Du bist nicht dumm, sondern zu faul dein Hirn anzustrengen“ - mein Mann wenn er mich ärgern will. Wir sprechen immer so miteinander und lachen uns danach kaputt.

Ja, das habe ich auch oft gehört. Zu traurig, dass die Lehrer, die so was sagten, schon mit einem Fuß in der richtigen Erkenntnis standen - nämlich, dass wir, wenn etwas interessant genug ist, halt auch „können“ -, aber dann einen Rückzieher machten und sich nicht fragten, warum wir bei ihrem Unterricht nicht wollten.

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Mein Puls geht allein beim Lesen durch die Decke :neiiin


Ah also ich würde auch eine Frau nehmen, vielleicht ist das ja die Lösung aller meiner Probleme (:
Aber dann kann man direkt das nächte Bullshit-Bingo-Sheet erstellen: uNd wEr iSt jEtZt dEr mAnN iN dEr bEzIeHuNg?!

Ein Satz, den mein derzeitiger Partner bei einem Diagnosegespräch bekam: „Sie sind zu erfolgreich, um ADHS zu haben“
Finde ich besonders schmackhaft, weil er von einem „Spezialisten“ kam.

Ansonsten begegnet mir regelmäßig „Wenn du das hast, dann hab ich das auch“
Ja, mag sein. Dann kümmer dich drum, aber machs nicht an mir fest.

Außerdem: [Hier beliebige Geschichte über einen Schulkameraden einfügen, der mit Ritalin „ruhig gestellt“ wurde und am Ende den Befreiungsschlag gewagt hat, das Medikament abzusetzen, damit er sich selbst erforschen kann (und ja es sind meistens Männer)]

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Finde ich aus kommunikativer Sicht doppelt schlimm: ADHS verniedlichend und das Gespräch an sich reißend.

Und das bei einer „Selbstentblößung“ der/des Betroffenen, die ja durchaus sensibel ist.

Statt dessen tröstet man dann über Turnbeutelvergesslichkeiten des Gegenübers weg.

Da kann man echt nur lernen, den Fehler möglichst nicht bei anderen schwierigen Themen auch zu machen.

@theunfedmind ist wieder da! :juhuu

Auch geil finde ich den Satz wie „Jetzt bleib doch endlich mal ruhig!“
„Junge, du brauchst aber lange!“
Oder auch mein „Liebling“: „Andere machen das auch, da wirst du ja wohl keine Ausnahme definieren!“

:smiley:

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