ADHS-Diagnose als Kind - Behandlung als Erwachsener

Hallo zusammen,

Ich bin seit 9 Monaten beim Psychiater in Behandlung, ursprünglich aufgrund extremer Antriebslosigkeit aber auch extremer Aufmerksamkeitsprobleme - Letztere gab es schon immer, sind im alter von 12 Jahren auch Diagnostiziert und mit Ritalin und Strattera behandelt worden, jedoch als Kind eigenständig heimlich wieder abgesetzt - Gegen die Aufmerksamkeitsprobleme und das wibbelige hat Ritalin damals gut geholfen, aber gleichzeitig einige ungewollte Effekte ausgelöst und eine Art „Ablehnung“ der Diagnose meinerseits, weil es einige Menschen witzig fanden, ständig bei allem auf ADHS anzuspielen - Was neben den Nebenwirkungen einen Grund ausgemacht hat, weshalb ich das ganze heimlich abgesetzt habe.

Die Aufmerksamkeitsprobleme sind in den letzten 2 Jahren wieder deutlich ausgeprägter - Gut war es nie, aber es hat „gereicht“ um meinen Anforderungen/denen der Gesellschaft mehr oder minder gerecht zu werden.
Das ist leider ganz besonders seit der Pandemie komplett durch die Decke gegangen, mein leben geht leider mehr und mehr den Bach runter weil ich für eine „Effektive Stunde Arbeit“ mindestens doppelt oder dreimal so lange brauche, weil ich mich selbst von der Tapete ablenken lasse.

Mittlerweile bin ich 25 Jahre alt, ursprünglich war im Gespräch, dass bald mit einer medikamentösen Behandlung durch Elvanse begonnen wird.
Gestern hat man mir gesagt, dass die Diagnose auf Adhs zu lange zurück liegt und das ganze neu getestet werden müsste, um medikamentös zu behandeln.
Gut, kein Problem - Dann hab ich mal ein paar Anrufe getätigt und die Wartezeiten erfahren - Da kann ich auch direkt nen Haken dran machen, bis die Wartezeit rum ist.

Ist eine Neudignose wirklich zwingend notwendig, wenn diese eindeutig im Kindesalter gestellt wurde?
Da mein Arzt leider gewechselt hat aufgrund von Krankheit, frage ich mich, ob das evtl. einfach nur von ihm anders eingeschätzt wurde o.ä.

Ich hatte ernsthaft Hoffnung , dass einiges sich wieder normalisiert oder sogar verbessert, aber bei den Wartezeiten seh ich grad so schwarz, dass ich am liebsten mit dem Kopf gegen die Wand hauen will.

Vielen Dank schonmal vorab.

Hallo Sestriel,

erstmal herzlich Willkommen hier im Forum von ADXS.
Ich bin auch erst seit kurzem hier und werde erst seit November letzten Jahres gegen mein adultes ADHS (wurde bereits 2012 diagnostiziert) aber ich hatte es schon definitiv in meiner frühen Kindheit. Mittlerweile bin ich 45 Jahre jung :wink:

Für mich wahr es auch extrem schwierig einen Arzt zu finden, der sich überhaupt an eine adulte ADHS herantraut. Ich habe das am Anfang mit meinem Hausarzt durchgezogen, dessen Frau Psychiaterin ist und sie mir das ADHS auch bestätigt, dass eine medikamentöse Behandlung durchaus einen Versuch wert ist, das sie aber keine BTM Rezepte ausstellen kann ( Regelung der Praxis), hat mir ihr Mann Medikinet adult verschrieben, nach der ersten Einnahme ging es mir deutlich besser, mittlerweile hat die Wirkung nachgelassen und ich gehe davon aus, dass das Medikament nicht richtig wirkt oder die Einstellung nicht stimmt, obwohl seit Anfang Januar eine „Fachärztin“ gefunden habe, sie meinte aber, dass sie vorest nichts ändern will und die Dosis eh schon ziemlich hoch wäre (20mg morgens und 20mg mittags).
Wie dem auch sei, fühle ich mich nicht gut bei ihr aufgehoben, ADHS ist auch nicht wirklich ihr Spezialgebiet, sie hat ihre Praxis auf dem Land und will wahrscheinlich damit nur eine gewisse Grundversorgung anbieten.

Aus meiner eigenen Erfahrung, kann ich Dir aber nur empfehlen einen absoluten Speziallisten für diesen Bereich zu suchen, leider musst du aber hier, wenn Du einen schnellen Termin willst, in den sauren Apfel beißen und es privat bezahlen.
Ich habe ein super Ärztin in München gefunden und habe jetzt bei ihr zeitnah einen Termin bekommen… ich kann und will auch nicht länger warten.

Beste Grüße und halte die Ohren steif!

Paddy

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Hallo Paddy,

Danke für deinen Beitrag, „schön“ zu hören, dass ich immerhin nicht alleine bin.
Selbst zahlen ist leider so ne Sache als Student, der sowieso jetzt Probleme bekommt, weil das Kindergeld mit 25 wegfällt und Bafög leider nicht für mich möglich ist, aber meine Eltern auch nicht ansatzweise so viel Geld verdienen, als dass sie das ausgleichen könnten.

Kosten habe ich auf die Schnelle mit etwa 500 Euro für die Diagnose gefunden.
Sofern die Diagnose am Ende ausreicht, damit ich endlich behandelt werde, würde ich bestimmt einen Weg finden das zu zahlen, aber die Wartezeiten sind wohl selbst privat echt grauenhaft.

Kann mir hier jemand bestätigen, dass es tatsächlichh quasi immer so ist, dass erneut getestet werden muss?
Oder will das in dem Fall „nur“ mein aktueller Psychiater nochmal, weil er sich unsicher ist? Er scheint auch kein Freund von Elvanse zu sein, zumindest hat er sehr negativ darüber gesprochen - Hingegen höre ich viel häufiger sehr positive Effekte bei betroffenen, deutlich bevorzugt zu Methylphenidat.

Würde es Sinn machen, einen anderen Psychiater anzufragen?
Ich will ehrlich sein, ich sehe echt kein Licht mehr, Wartezeiten selbst wenn sie nur ein paar Monate wären, bis dahin ist einfach noch viel mehr den Bach runtergegangen als eh schon, weil die Wartezeiten bei Psychiater und Psychologe so absurd hoch sind…

Hallo Sestriel,

ok, kann gut Deine Situation nachvollziehen! Woher kommst Du den?
Versuche doch mal herauszufinden, welche Uni Kliniken in Deiner Nähe eine ambulante ADHS Sprechstunde für Erwachsene haben, da bekommt manchmal schneller einen Termin.
Ansonsten versuch doch mal eine Einweisung in ADHS Reha Klinik zu bekommen, dort wirst Du dann stationär eingestellt, die kennen sich meist sehr gut aus und das Ganze wird von Anfang professionell gemacht, ein Bekannter von mir hat das in einer Klinik in Essen gemacht.

Welches Medikament Dir wirklich am Besten hilft findet man leider nur durch ausprobieren heraus, jeder reagiert anders darauf… Elvanse scheint aber vielen sehr gut zu helfen, was man hier so liest.

LG
Paddy

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Hallo Sestriel,

herzlich willkommen!

Ich muss sagen, das ist ein seltsamer Arzt. Was hat er denn die letzten 9 Monate gemacht? Er weiß, dass du als Kind ADHS hattest, weiß dass du zur Zeit Probleme mit Aufmerksamkeit hast - dann hätte er dir entweder gleich Stimulanzien verschreiben können oder gleich sagen müssen, dass er eine neue Diagnostik haben will, aber nicht erst nach 9 Monaten.

Außerdem finde ich es etwas daneben, etwas zur Bedingung zu machen, was offensichtlich kurzfristig nicht zu bekommen ist. Warum macht er die Diagnostik nicht selbst?

Jedenfalls zu deinen Fragen - ja, es ist üblich im Erwachsenenalter eine neue Diagnostik zu machen. Und ja, wenn dein Arzt lieber Methylphidat verschreiben will statt Elvanse, kannst du ja damit umgehen, vielleicht passt Methylphenidat gut bei dir.

Wenn es „nur“ um die Diagnose geht, könntest du auch eine Praxis nehmen, die weit entfernt ist, denn du musst da ja später nicht regelmäßig hingehen. Allerdings sind ADHS-Spezialisten leider überall überlaufen.

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Nabend zusammen,

erst mal danke für eure Beiträge!

@Paddy76 Ich bin aus NRW, habe bei vielem jetzt erst mal Angefragt, warte vielerlei auf Rückmeldung ob kurzfristiger was möglich ist, sieht aber bisher leider nirgends allzu gut aus, u.a Pandemiebedingt.

Naja, ich hatte sowohl Methylphenidat als auch Strattera bereits als Kind, Methylphenidat hat zwar die Wibbeligkeit und Konzentrationsprobleme gelöst, aber ich hab mich ganz komisch gefühlt permanent und auf nichts mehr lust gehabt.
Strattera kurz und knapp: Nie wieder, unter keinen umständen, das Zeug hat sich in mein Hirn gebrannt und mitunter eine Rolle gespielt, weshalb ich erst jetzt nach etlichen Jahren in betracht ziehe mich nochmal behandeln zu lassen, trotz dauerhafter Probleme, die leider in den letzten 24 Monaten echt unschön geworden sind.

@Falschparker

Danke!
Ich bin zugegeben auch etwas durch den Wind seit gestern, ich hab 6 Monate mit Bupropion hinter mir, hat die erste Woche jeweils einen leichten Effekt gehabt, danach nichts mehr - Sollte ursprünglich primär gegen Antriebslosigkeit/Motivationslosigkeit und nur sekundär gegen ADHS helfen, wobei von Beginn an im Raum stand, dass das nicht ausreichen könnte - Aber es gibt leider nur alle 3-4 Monate einen Termin.
Hatte mich extra früher gemeldet telefonisch, dass es mit Bupropion so absolut nicht zielführend ist, aber hab trotz ständigem nachfragen auch keinen früheren Termin bekommen - Nur telefonisch die Info dass der nächste Schritt Elvanse währe, wenn ich mit Strattera und Methylphenidat keine guten Erfahrungen gemacht habe.
Aber selbst Methylphenidat würde ich eher noch eine Chance geben als gar nichts zu machen, aber auch das hat er abgelehnt.

Hätte er mir das mit der Diagnose auch gleich sagen können, habe die Unterlagen extra direkt mit eingereicht um nicht alles immer und immer weiter in die länge zu ziehen.

Die Diagnose kann er glaube ich nicht selbst stellen, zumindest hat er mir direkt gesagt dass das nur extern geht.
Die Frage wäre an dieser Stelle, ob es Sinn macht parallel mal einen anderen Arzt zu fragen - ich will ehrlich sein, ich sehe absolut kein Land mehr mittlerweile, es war schon ein Krampf irgendwie bis zum letzten Termin durchzuhalten, weil ich gehofft hatte, es geht dann endlich wieder bergauf oder es tut sich zumindest irgendwas.

Ist leider kein Zustand mehr, der für mich Tragbar ist und für andere teilweise auch nicht, wenn ich mir meine Leistungen auf der Arbeit anschaue, von der Uni will ich gar nicht sprechen, eine Vorlesung im Online-Unterricht ist aufwand für nen halben Werktag.

Selbst als Selbstzahler sind die Wartezeiten naja…lange, nicht so lange wie als Kassenpatient, aber immer noch in der Ferne.