Mein Arzt hat mir gesagt, es gebe ein Spektrum bzgl. der Ausgeprägtheit verschiedener Symptome, und ab einer gewissen Schwelle vergeben wir dann das Label „ADHS“. Diese Schwelle wird von Menschen ausgehandelt, um einen IDC10-Code und eine Behandlungsrichtlinie zu haben.
Im Grunde berühren wir hier glaube ich ein Grundploblem unserer Sicht auf verschiedene Krankheiten (nicht nur psychischen): Wir klassifizieren sie nach Symptomen oder betroffenen Körperteilen, tatsächlich ist der dahinterstehende Wirkmechanismus aber wesentlich komplexer. Das sieht man ja auch an Komorbiditäten, die statistisch nicht zufällig sind (Autismus korreliert ja mit ADHS).
Was ist damit sagen will: im Grunde nehmen wir nur die Symptome und „erfinden“ Krankheiten, die nach Symptomen geclustert sind. Dann stellen wir fest, dass ein Medikatment oder ähnliches einen Teil dieser Symptome beseitigt und machen dies dann zur Standardtherapie. Gleichzeitig stellen wir fest, dass es immer wieder Menschen gibt, bei denen die Therapien nicht helfen, oder wo sich die Symptome leicht anders darstellen etc. Und das liegt daran, dass wir die Krankheiten bzw. den menschlichen Körper und seine Psyche als komplexes System noch nicht gut genug verstehen.
Genausogut könnte man wahrscheinlich sagen, dass Autismus eine schwere Variante von ADHS ist, oder ein anderer „Subtyp“ usw. Letztlich sind es nur Labels. Aber ich kann mich täuschen, bin kein Neurologe.
Puh, Borderline… da tu ich mich schwer mit, um ehrlich zu sein. Dass es da eindeutige Symptomüberschneidungen gibt, ja. Ursächlich hängt da ja nichts zusammen (im Sinne von Dopamin-Aua im Kopf).
Aber Borderline als ICD-Symptomcheckliste ist etwas ganz anderes, als Borderline im echten Leben. Für mich ganz schwierig, das mit ADHS irgendwie in eine Kiste zu werfen und das meine ich nicht abwertend ADHS oder Borderline gegenüber.
Ich habe ADHS und Autismus. Beide haben Ähnlichkeiten, aber auch Gegensätze. Zum Teil auch die selben Symptome, aber nicht die selben Ursachen. ADHS kann relativ gut behandelbar sein, ASS eigentlich gar nicht.
Ich glaube nicht, dass man die beiden in den selben Topf werfen kann. Wenn ich mir 2 Menschen anschaue, einer mit schwerem Autismus und einer mit schwerem ADHS… das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht und auch was die Behandlung betrifft gibt’s da grosse Unterschiede.
Am Ende kannst du alle Krankheiten die es gibt zusammenfassen, eine Norm definieren und je weiter du weg bist, desto tiefer im Spektrum… klingt für mich nicht besonders sinnvoll.
…Diese Ergebnisse weisen möglicherweise auf eine klinisch bedeutsame Komorbidität zwischen autistischen Entwicklungsbeeinträchtigungen und Borderline Störungen hin. Die Entwicklung einer BPS auf dem Boden von Entwicklungsstörungen erscheint – auch vor dem Hintergrund der bekannten hohen Komorbidität der BPS mit der ADHS – plausibel. Ungünstige Lerngeschichten, dysfunktionale und invalidierende Erfahrungen sind bei abweichenden Eigenschaften, die bereits früh in der Entwicklung auftreten, wahrscheinlich. Es stellt sich damit aus klinischer Perspektive die Frage, ob eine möglicherweise subsyndromal ausgeprägte Variante des Autismus im Sinne eines Persönlichkeitsmusters (Tebartz van Elst, 2016) Basisstruktur für eine sich daraus psychoreaktiv entwickelnde Borderline-Persönlichkeitsstörung sein könnte
(Tebartz van Elst et al., 2013)…