ADHS und Alkoholabhängigkeit

Hier ein sehr eindrucksvollee Erfahrungsbericht eines trockenen Alkoholikers, der seine Folgeprobleme eines unbehandelten ADHS mit Alkohol selbst „therapiert“ hatte: <LINK_TEXT text=„How I Changed My Life After an ADHD Diagnosis … nosis/amp/“>How I Changed My Life After an ADHD Diagnosis</LINK_TEXT>

Prominente Beispiele für ADHS und Alkoholismus sind z. B. Jan Ulrich und der ehemalige englische Star-Fußballer Paul Gascoigne
<LINK_TEXT text=„https://www.glasgowtimes.co.uk/news/144 … ttle-blip/“>https://www.glasgowtimes.co.uk/news/14439324.paul-gascoigne-back-to-best-after-alcohol-battle-blip/</LINK_TEXT> <LINK_TEXT text=„News Headlines | Today's UK & World News | Daily Mail Online … -ever.html“>Paul 'Gazza' Gascoigne has gone from England hero to this pitiful wreck | Daily Mail Online</LINK_TEXT>

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Eine Sondierung nach ADHS ist jetzt in den aktualisierten Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung der Alkoholabhängigkeit enthalten: <LINK_TEXT text=„https://www.deutsche-apotheker-zeitung. … lproblemen“>Die aktualisierte Leitlinie „Alkoholbezogene Störungen“: Empfehlungen zum Umgang mit Alkoholproblemen</LINK_TEXT>

Es tut sich was, auch wenn sich schon viel früher sehr viel mehr hätte tun können…

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Ja, aber da steht
Bei komorbiden psychischen Störungen soll eine leitliniengerechte Therapie der psychischen Störung in Kombination mit der Suchttherapie durchgeführt werden. (…) Liegt neben der alkoholbezogenen Störung eine ADHS-Diagnose vor, sollten (…),
was ja eine Selbstverständlichkeit ist und sicher vorher auch schon so war. Wenn jemand ADHS oder eine andere Störung hat, muss auch die behandelt werden.

Es steht aber leider noch immer nicht dabei, dass aktiv nach ADHS (wenigstens mit einem groben Kriterienkatalog) gesucht werden soll! Denn die meisten Alkoholkranken mit ADHS dürften bisher unerkannt sein.

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„…Bei Patienten mit alkoholbezogenen Störungen sollte zudem ein Screening auf die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Persönlichkeitsstörungen vorgenommen werden…“

Ok, ich hatte das zumindest so aufgefasst… kann man vielleicht noch genauer recherchieren ggf…

Ich würde schätzen, dass der Anteil an Personen mit ADHS unter den Alkoholikern zwischen 20% und 40% beträgt, wohl auch variierend nach Land und Kultur (in Sibirien in manchen Dörfern in der Taiga sind so ziemlich alle Alkoholiker und die allermeisten davon haben wahrscheinlich kein ADHS), aber insgesamt quasi immer mindestens 20%…

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Aah, das steht auf der ersten Seite, das habe ich natürlich übersehen. :lol:

Sehr erfreulich. Es dauert hoffentlich nicht 20 Jahre, bis es sich überallhin herumgesprochen hat.

Ich habe den Artikel noch nicht gelesen.
Ich selber war im 2012 in einer spezialisierten Klinik zur Alkoholentwöhnung. Bei mir jedenfalls stand ADHS nicht im Raum, und ich kann mich auch nicht erinnern, dass das mal ein Thema war in den unzähligen „Therapieprogrammen“. Auch unter uns Patienten war das kein Thema, oder ich hatte es zumindest nicht mitbekommen.

Ich selber sehe es bei mir nicht direkt als Selbstmedikation. Der Alkohol macht meine Symptome schlimmer. Bei mir war es die Pause, die ich gebraucht hatte, wenn ich betrunken war. Einmal Ruhe von der Zentrale im Kopf oben. Selbst in der Nacht habe ich keine Ruhe, weil ich unglaublich viel träume.

Zwar, wenn ich so überlege; ich hatte oft etwas vor dem Putzen getrunken. Ich kam dann viel schneller voran, weil ich mir nicht so viele Gedanken dabei machen musste und mein Perfektionismus weg war.

Ich kam zu ADHS, weil mich meine Psychologin meinen Schilderungen nach fragte, ob mein Mann betroffen sein könnte. Habe ihn übrigens damals in der Klinik kennengelernt. Leider hält er selber von der Theorie nichts. Er habe ja keine psychischen Probleme. Nach zwei stationären Therapien wegen Alkohol scheint da noch immer zuwenig Einsicht vorhanden.

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Update zu dem Thema: <LINK_TEXT text=„https://www.rtl.de/cms/kelly-osbourne-s … utType=amp“>Kelly Osbourne: Sie ist rückfällig geworden!</LINK_TEXT>

Wenn man mal reingezappt hatte in „Die Osbournes“, da war 1. ADHS irgendwie jedes Mal wahrnehmbar und 2. lag es in der Luft, dass das da nicht dauerhaft gut gehen würde in dieser Familie…

@Prokrastine
Ich hatte auch mal eine Phase wo ich begann meinen Kummer im Alkohol zu ertränken, denn genau das war es, Wort wörtlich.
Zum Glück habe ich aber noch rechtzeitig gemerkt das ich von diesem schädlichen Verhalten so schnell als möglich wieder ablassen muss, wenn ich nicht Alkohol abhängig werden möchte.
Denn es geht so schnell das man in die Abhängigkeit schlittert, besonders wenn man nur entweder viel oder garnicht trinken kann, das Mass verliert.
Anfangs war es „nur“ an den Wochenenden, dann auch unter der Woche.
Meine Kinder haben das natürlich gemerkt, sie waren traurig, ängstlich, ich schäme mich heute noch dafür, sie haben wirklich sehr darunter gelitten.
Ich zog also die Notbremse und trank ab sofort keinen Alkohol mehr.
Ich habe ebenfalls bemerkt das meine Adhs Symptome durch den Alkoholeinfluss noch verstärkt wurden, ausserdem schlief ich schlecht und hatte oft Alpträume, nie mehr Alkoholabstürze, das habe ich mir geschworen und halte mich daran.
Das rauchen habe ich zeitgleich aufgegeben, und meine Kinder sind inzwischen froh und glücklich, dankbar und stolz das ich mich diesbezüglich wieder im Griff habe.
Heute trinke ich nur noch ganz selten Alkohol, heisst zum Essen mal ein Gläschen und das war’s dann.
Aber das kommt wirklich nur noch sehr selten vor, ich kann ehrlich gesagt auch wirklich drauf verzichten.
Für Dich muss das alles furchtbar sein, ich kann mir das gut vorstellen und Du hast mein ganzes Mitgefühl.
Bleib stark und halte durch, Du kannst es ohne das Zeug schaffen, Du brauchst das nicht.
Ich wünsche Dir alle Kraft der Welt und alles Gute.

@AbrissBirne

Da kannst auch du sehr stolz auf dich sein!
Wow, das ist toll, wenn du das so schaffst mit dem ab und zu Trinken. Das wird bei mir nie mehr gehen. Macht aber auch nichts; dann schlafe ich auf Besuch nicht mehr fast ein am Tisch :wink:

Vielen Dank für deine lieben Worte!

@Prokrastine
Fühl Dich gedrückt, ich glaube Dir das Du immer Dein bestes gibst und dafür hast Du Lob und Anerkennung verdient, von mir kriegst Du das.
:knuddel


vermutlich doch :wink:

Zum Thema Alkohol und wie das mit der Sucht funktioniert (bzw. dass und warum es irgendwann kein Zurück mehr gibt*) erklärt am allerbesten, und auch sehr unterhaltsam, das Buch „Alk“ von Simon Borowiak

*und es sich also bei beginnendem bzw. fortgeschrittenem problematischem Konsum lohnt rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, damit ein gelegentlicher Alkoholkonsum möglich bleibt

:knuddel :lovedumb

Gestern im Standard:

Ca. 20% der Alkoholiker mit ADHS

(Wahrscheinlich sinds oft mehr als 20%, je nach Population)

Warum?
Weil du mit Äthanol versucht hast, dein Hirn zu regulieren?
Schämst du du dich genauso wenn du versuchst, dein Hirn mit Methylphenidat zu regulieren?

Die Scham wird dir von aussen aufgeopfropft, von Menschen die keine Ahnung haben und voll von Vorurteilen sind, die du als Introjekte in dir trägst.
Soll mal einer nur 24 Stunden mit unseren Gehirn rumlaufen!

Schönen Gruss!

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@Hypoborea das ist Deine Ansicht, und das ist ok.

Aber ICH schäme mich TROTZDEM, und NICHT, weil von AUSSEN „aufgepropft“, sondern vor MIR selbst, ob DIR das „gefällt“, oder NICHT.

Alkohol lässt uns Menschen Dinge „machen“, und „sagen“, die den meisten Menschen im Nachhinein die Schamesröte ins Gesicht treibt, und bei MIR ist das aufjeden Fall so.

Das sind ja in so einem Moment MEINE Gefühle, mit denen ICH umgehen muss, ICH kann ja nur für MICH selbst sprechen, wie ICH mich fühle.

Besonders wenn die eigenen Kinder einen Alkohol Absturz miterleben mussten, weil sich ihre Mutter DANK Alkohol nicht mehr im Griff hatte, DAFÜR schäme ICH mich.

Und wenn Du das nicht „verstehst“, dann ist das Deine Sache.

Es ist jedem seine eigene Sache wie er zum Thema Alkohol steht, jeder kann selbst entscheiden, wir haben ja kein Alkohol Verbot.

Dir muss meine Meinung nicht gefallen, aber ich darf sie trotzdem schreiben.

Und da ich Adhs habe, weiss ich sehr gut Bescheid, wie es ist mit einem „Adhs-Hirn“ zu leben, aber manche wissen es anscheinend „besser“.
Ich bin hier weg, Tschüss.

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Interessante Differenzierung, @AbrissBirne. Danke für den Denkanstoß.

Mein Eindruck ist, @Hypoborea wollte vor allem in guter Absicht darauf hinweisen, dass Scham manchmal toxisch ist und zu einer zusätzlichen Belastung führt, die negative Kreisläufe verstärkt. Bei der Selbstanklage wird dann vielleicht nicht genug berücksichtigt, dass der Anfang des Übels eigentlich in der nachvollziehbaren Absicht von Selbstmedikation und Linderung des eigenen Leidensdrucks lag. Und das ist dann manchmal ein zusätzliches Hindernis auf dem Weg zu besseren Zeiten.

Daraus folgt ja nicht zwingend, dass die eigenen Gefühle abgesprochen werden, insbesondere, wenn sie ein Motor für positive Veränderungen sind.

Wie an vielen anderen Stellen im Forum von vielen von uns deutlich wurde: Es ist sicher immer ein schmaler Grat, ADHS nicht als Ausrede zu missbrauchen, aber trotzdem als möglichen Ursprung zu erkennen, weil ohne diese Erkenntnis seltener an der richtigen Wurzel angesetzt werden kann.

Vielleicht hilft es hier, in der Begrifflichkeit zwischen Scham einerseits und der Übernahme von Verantwortung andererseits zu unterscheiden.

Und vielleicht - 2. - gehen wir als Grundkonsens davon aus, dass hier jeder immer nur subjektive Eindrücke teilen kann. Welche denn auch sonst. Und obwohl sich die Päckchen ähneln, die wir tragen, erreichen und verstehen wir uns eben nicht immer. Manchmal schreiben wir wohl auch eher zu uns selbst.

Und manchmal lesen wir in Aussagen oder auch Lebensumstände ein Sprungbrett hinein, um zu wichtigen Erkenntnissen und Konsequenzen zu hüpfen. Wenn Du Dich mit Deinen Erkenntnissen weiter auf gutem Weg fühlst, stellt sich hier sicher keiner in den Weg oder spricht Dir diese Erkenntnisse ab.

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@Elementary Danke, ich verstehe Dich und teile Deine Gedanken, finde Du hast das alles sehr passend geschrieben, und elegant formuliert. :sun_with_face:

@Hypoborea, ich denke mit dem Gedankenansatz, wie ihn @Elementary hier aufgeführt hat sind wir uns beide einig, wahrscheinlich war vielleicht bei uns beiden kurzzeitig die Zündschnur zu kurz.

Das Thema ist eben emotional sehr aufgeladen, da jeder seine eigenen Erfahrungswerte mitbringt, gute wie schlechte, aber hier letztendlich immer nur von SEINEN Erfahrungen schreiben kann.

Ich denke aber auch, dass NIEMAND hierbei andere belehren will, sondern wie gesagt nur eigene Erfahrungen, und Gefühle die damit verbundenen sind, wiedergibt, ohne damit andere zu verurteilen.

Das Thema triggert eben schnell, besonders wenn man ein „Adhs-Hirn“ hat :exploding_head: :joy:, und schon macht es : Bumm :bomb: :boom:
Also nichts für ungut und einen schönen Tag. :sun_with_face:

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Ich wollte hier, wie schon beschrieben, dieser Scham und Selbstverurteilung allgemein ! entgegenwirken.
Denn das ist nicht fòrderlich um mit dem Thema Sucht umzugehen.
Akzeptanz und Verantwortung ja.
Aber Schuld?
Nein.
Denn mit dieser Scham ist es schwer abstinent zu bleiben.
Kein Suchtkranker hat je entschlossen mal eben so aus geikel Suchtkrank zu werden.
Es ist eher eben Selbstmedikation. Mit Mitteln, die damals richtig erschienen.

Es gibt einen Spruch:
„Keiner sieht, wenn ich (ADXS) Probleme habe, aber alle sehen, wenn ich besoffen bin!“

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@Hypoborea das verstehe ich, wie gesagt niemand verurteilt hier irgendwen, ich auf keinen Fall.

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Ja, beides sehr wahr. Im besten Fall macht die Atmosphäre hier ja genau diese Haltung des Nichtverurteilens aus - und das gemeinsame Ziel, weitgehend scham-abstinent und auf ein positives Ziel ausgerichtet bleiben zu können.

Wäre ein seltener Schatz, denn wir alle erleben das ja zu oft anders.

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