ADHS und Kindererziehung / Wertevermittlung

Hallo liebe ADHS-Community,

ich würde euch gerne um Rat oder Erfahrung, vielleicht auch Meinungen fragen, da ich mit meinem Wissen am Ende bin.
Ich bin in einer Patchwork-Partnerschaft bei der meine Partnerin und ein Teil ihrer Kinder auch ADHS diagnostiziert bekommen haben.

Ich selbst zeige das ein oder andere Anzeichen dafür, wurde aber (noch) nicht diagnostiziert. Ich belese mich mehrmals die Woche zum Thema ADHS, folge auf Socialmedia Aufklärern und Betroffenen, um mir so selbst mehr und mehr ein Bild darüber machen und es besser zu verstehen zu können.

Folgendes Problem lässt mich verzweifeln und bringt mich hier her:
Ich selbst bin nur „Teilzeitvater“, heißt meine Kinder sind nur alle 2 Wochen bei uns. Ich konnte meinen Kindern bis dahin aber Ordnung und Sauberkeit beibringen.
Bei ADHS herrscht aber das Chaos, dessen bin ich mir bewusst.
Da meine Partnerin dies auch hat und oftmals keinen Kopf dafür, fühle ich mich gerade als der Hausmann. Ich bin dann teilweise 10 Stunden außer Haus und alles blieb liegen.
Wäsche verteilt in der ganzen Wohnung, Spielzeug überall, in der Küche stapelt es sich, die Spülmaschine nichtmal aufgemacht, Mahlzeiten stehen noch herum. Und alle gammeln dann auf der Couch.
Das, liebe Leute, ist aber ein Problem mit dem ich kalkuliere, auch wenn es mich oftmals tierisch aufregt.

Vielmehr ärgert es mich, dass die Kinder überall Müll, Essenreste und Schweinereien hinterlassen und die Toilette nicht abziehen.
Das Kidnerzimmer sieht aus als wäre nicht nur eine Bombe eingeschlagen. Überall dazwischen, Burgerreste und Verpackungen, Nutellatoasts, die nicht aufgegessen wurden, Weingummies plattgetreten, Kellogs/Müsli überall, verschüttete Milch, Reste von Brezeln (kennt ihr diese kleinen Brezeln, wie Salzstangen? Die meine ich). Und natürlich Besteck, Teller, Becher, Schüsseln. Teilweise schon schmimmelig.
Meine Partnerin sagt dann „das ist das ADHS“. Aber so richtig komme ich darauf nicht klar.
Es war sogar schon der Fall, als wir keine sauberen Löffel mehr hatten, da kleine und große Löffel alle im Kinderzimmer verteilt waren.
Oftmals klingt es wie eine Universal-Ausrede, wenn es um Erziehung, Verwantwortung oder Wegräumen geht.

Unordnung ist einerseits, aber Sauberkeit ist doch was völlig anderes. Auch habe ich das bisher so gelesen.
Deswegen wollte ich euch fragen, ob ich so damit leben muss.
Meiner Meinung nach (und so wie ich das gelesen habe) ist das doch viel mehr Erziehungssache oder?

Kann man mit ADHS nicht sauber sein?
Das ist die Frage.
Immer wenn ich das Gespräch diesbezüglich suche, wird auf ADHS verwiesen und das Gespräch oftmals umgedreht, sodass ich das schlechte Gewissen habe es überhaupt angesprochen zu haben.

Ich würde gerne hören, wie ihr das seht.
Was sind eure Erfahrungen? Habt ihr vielleicht selbst ADHS oder eure Kinder? Wie sieht es da mit Sauberkeit aus? (Nicht unbedingt aufräumen!)
Welchen Rat habt ihr für mich?
Ich habe bisher den Rat bekommen einen Haushaltsplant gemeinsam aufzustellen, was für sich schonmal gut klingt. Aber irgendwie fehlt mir da noch was.

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Nur um es besser einschätzen zu können; wie alt ssind die Kinder, haben die ihre Diagnostik, kriegen die Medis?

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Die Kinder sind zwischen 8 und 11. Ein Kind verweigert die Medis, eins bekommt sie bei Bedarf aber nicht regelmäßig. Eher wenn das Kind zu aufgedreht ist und morgens vor der Schule.

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Ich habe ADHS, mein Bruder Autismus, unser Vater Autist. Ich habe keine Kinder.
Für mich(!) klingt das ehrlich gesagt auch nach Ausrede. ADHS kann als Erklärung dienen für bestimmtes Verhalten („Ich war heute so ausgelaugt nach der Arbeit weil die ganzen Menschen mich so Reizüberflutet haben ich hatte nur noch die Kraft mich aufs Sofa zu legen, mein Kopf ist leer“), aber es sollte nicht als Ausrede genutzt /missbraucht werden (meine Meinung!)

Das mit dem Gespräch umdrehen und dass du dich Schuldig fühlst klingt nach Gaslighting ( Gaslighting – Emotionale Manipulation | AOK Sachsen-Anhalt )

Dass viele ADHSler sehr Chaotisch sind, ist bekannt, auch in meiner Selbsthilfegruppe bezeichnen sich die meisten als Chaotisch. Probleme mit der Ordnung haben viele, Wäscheberge türmen sich, etc.
Ich nicht, ich gehöre zur Sorte „Ich liebe Ordnung und Sauberkeit“ :rofl: In so einem Haushalt wie du ihn beschreibst, könnte ich nicht leben…Horror…(nicht böse gemeint)

Meine Erfahrung in einem Neurodivergenten Haushalt Aufzuwachsen:
Mein Vater hat seine Ordnung in seinem Chaos. Er überblickt sein Chaos, sein Zimmer, wir müssen es nicht verstehen, er tut es. Dass ist ja auch ok, manchmal nervig, aber Hauptsache er findet sich zurecht. Meine Mutter (Kein ADHS/Autismus) hat oft uns allen hinterhergeräumt (was dann natürlich regelmäßig zu streits führte),war schon ähm anstrengend. Ich selber hatte schon als Teenie einen Sinn für Ordnung, aber meiner Mutter konnte man es eh nicht recht machen (das war schon eher so Richtung putz zwang…)
Mein Bruder hatte ziemlich Probleme mit dem Thema Sauberkeit und Hygiene als Kind, dass ist bei Autisten aber wohl durchaus normal / kommt häufig vor. Er hat bis ins Grundschulalter Windeln gebraucht, ständig vergessen das Klo abzuziehen, und in der Pubertät mussten wir ihn quasi unter die Dusche zwingen… inzwischen ist er wie ich ausgezogen und ich hoffe mal, er bekommt seine Körperhygiene hin, sonst wäre das unschön für seine Mitbewohner… :sweat_smile: wenn ich ihn treffe, stinkt er aber nie, also das klappt glaube ich schon.

Was Lebensmittel und Geschirr angeht; hat mein Bruder auch gerne gehortet, aber zumindest nach ein par Tagen dann doch selbständig in die Küche gebracht.

Was mir gerade einfällt; das ADHS Gehirn funktioniert etwas anders. Wenn du sagst „Räum jetzt das Geschirr weg!“ dann baut sich sofort eine Blocke auf und alles in mir schreit „Nö! Räum doch selber weg! Jetzt erst recht nicht!“ wenn du aber um Hilfe bittest „Kannst du mir bitte helfen den Geschirrspüler auszuräumen?“ dann räum ich dir 5 Geschirrspüler auf. Dir zu helfen, aktiviert mein Belohnungssystem im Gehirn (gibt wahrscheinlich einen Dopamin Kick).

Vielleicht mal so rum versuchen, mit bitte um Mithilfe.

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Windeln sind hier teilweise auch noch ein Thema, aber keins mit dem ich mich befasse. Das ist nicht mein Thema.
Wenn dann eher, dass volle Windeln einfach so herumliegen…

Aber zurück zum Thema.
Das mit dem „hilft mir jemand?“ kommt nur bei einem der Kinder an. Die 2 Größten haben, meiner Meinung nach, nie gelernt Sauberkeit zu halten.
Auch, wenn man es mit ihnen zusammen machen möchte, weigern die sich und gehen lieber ans Tablet oder TV, sodass man schlussendlich alleine sauber macht und aufräumt.

Das frustrierende daran ist eher, dass meine Partnerin keine Einsicht zeigt und, wie oben schon erwähnt, ADHS als Ausrede nimmt.

Ich selbst bin auch Chaot und mein Schreibtisch und Büro durchblicke wohl nur ich.
Ich weiß und kann es nachvollziehen, wenn der Tag einen auslaugt und man nichts mehr schafft.

Das mit dem Gaslighting werde ich mir mal durchlesen, danke für den Hinweis!

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Wie wäre es mit einer Familienhilfe ?
Sozialpädagogische Familienhilfe(Hilfe%20zur

Das könntet ihr wahrscheinlich bekommen, wenn die Kinder diagnostiziert sind. Wir hatten eine, hat das Jugendamt / Sozialamt wer auch immer, gezahlt.
Das war eine Sozialarbeiterin / Pädagogin die 2x im Monat bei uns vorbei kam und nach dem rechten geschaut hat. Sie hat uns Kinder dann auch manchmal auf Ausflüge mitgenommen, damit unsere Eltern mal einen Mittag ihre Ruhe hatten und andere Dinge erledigen konnten als Kinderbetreuung (zB Haus auf Vordermann bringen).

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Das ist dann aber ein tiefergreifendes Problem, dass ihr als Paar alleine wohl nur schwer lösen könnt.
Schon mal an Therapeutische Unterstützung gedacht ? Sowohl einzeltherapie als auch Paartherapie?

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Da würde ich mich anschließen. ADHS ist vllt eine Erklärung, manchmal eine Entschuldigung, aber so wie du es beschreibst klingt es nach Ausrede.

Ist auch wirklich so. Das ist für ADHSler nicht wirklich relevant denke ich. Es ist eine langweilige Aufgabe, egal ob Ordnung oder Sauberkeit, da liegt wohl eher das Problem. Daher ist der Tipp von @CirillaVonCintra ans Belohnungszentrum zu appellieren nicht schlecht (bleibt zu hoffen, dass keines deiner Kinder ist wie mein Bruder, von dem dann ein „was krieg ich dafür?“ als Antort auf eine vorgetragene Bitte kam :grin:).

Ich selbst habe ein relativ strenge (auf die gute Art imho) Mutter was Ordnung und Sauberkeit anging, was mich trotzdem nicht davon abgehalten hat meine Aufgaben im Haushalt so lange zu prokrastinieren, bis sie von der Arbeit kam. :sweat_smile: Sie hat aber immer dafür gesorgt, dass wir selber aufräumen, auch wenn wir gemosert haben. Ich glaub sie musste uns eben öfter ermahnen und erinnern als bei normalen Kindern üblich und ist auch immer mal an uns verzweifelt. (Richtige Sauberkeit und Ordnung habe ich vor allem durch das allein wohnen gelernt, denn erst wenn man das alles allein macht merkt man wie viel das alles ist.) Sie hat immer versucht uns zu erklären, warum sie unsere Hilfe braucht (alleinerziehend, Vollzeit gearbeitet), dass hat zumindest meine intrinsische Motivation deutlich erhöht, vllt könntest du da auch ansetzen.

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Wenn die Partnerin nicht mitmacht ist das wirklich ein Problem. Hast du sie mal auf ihre Reaktionssensibilität hingewiesen?

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Hallo Lümmel!

Ich bin selbst betroffene Mutter und meine Kinder haben beide die ADHS Diagnose, eins zusätzlich diagnostizierten Autismus, das Andere sehe ich ebenfalls im Spektrum, wenn auch ohne Diagnose.

Ich würde bei all dem erstmal weniger den Fokus auf die Kinder legen, sondern auf deine Partnerin.
Sie als Mutter hat einen enormen Einfluss auf ihre Kinder, vor allem als Vorbild.
Wenn sie selbst mit ihrer Diagnose noch nicht klar kommt, dann versteht sie auch nicht, was das für die Kinder bedeutet. Wichtig ist, dass sie sich ebenso innformiert wie du.
Wie du das erreichen kannst kann ich aber gerade nicht sagen.
Rejection Sensitivity ist auf jeden Fall ein Thema, das du beachten solltest. Aus Erfahrung weiß ich, dass man das am Ehesten mit dem Willen zur Selbstreflexion gebacken bekommt. Aber ob sie das möchte weiß ich natürlich nicht. Sie wird hier auf jeden Fall ein sehr behutsames Vorgehen von dir brauchen.

Was die Kinder angeht: sie können lernen, mit ihrer ADHS umzugehen. Phasen der Unordnung und gammelnder Lebensmittel gab und gibt es hier auch. Bei einem Kind mehr, bei einem weniger. Meine Kinder (14 und 18) haben beide von mir gelernt, wie man Haushalt macht. Machen sie es freiwillig und regelmäßig? Nein. Läuft es trotzdem Phasenweise super? Ja.

ADHS haben ist keine Bankrotterklärung.
Manches ist damit schwieriger zu erreichen, vieles benötigt eigene Wege, aber Nichtstun bewirkt nur, dass man seine Kinder unvorbereitet ins Leben schickt und sie auflaufen lässt. Vielleicht ist das der Weckruf für deine Partnerin. ADHSler benötigen tausende Wiederholungen mehr als Nicht-ADHSler. Wenn man nicht frühzeitig beginnt, Strukturen zu schaffen, hängen sie ihren Altersgenossen um Jahre hinterher und haben es unnötig schwer. Niemand will für seine Kinder etwas Schlechtes. Für das Gute muss man aber arbeiten und was investieren.

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Sag mal so eine ganz blöde Frage:
Mag deine Partnerin eher nichts, was unbequem und „anstrengend“ im Sinne von ich müßte etwas durchsetzen auf das ich keine Lust/ keine Kraft habe und deshalb lasse ich es?

Ich bin immer streng erzogen wurden und die AdhS ist eher erst ein Jahr bewußt da.
Ich kenne Phasen in denen ich keine Kraft hatte, weil ich generell aus dem letzten Loch pfiff und dann zu vergleichbaren Dingen neigte bzw. ich kenne auch genug, die einfach nicht konsequent sein können, weil es sie extrem stark belastet teils emotional überfordert immer wieder Grenzen zu setzen bzw. das Einfordern des Einhaltens dieser Grenzen.
Das ist ja auch nicht immer leicht und schön nicht angefasst zu reagieren, nett sagend darauf zu bestehen, daß das vereinbarte jetzt als erstes eingehalten werden muß.

So kommt es ja teils auch zu diesen Scheianfällen von Kindern in wirklich blöden Situationen aber auch teils im Freundeskreis durch Menschen die immer wieder bewußt über Grenzen gehen um zu prüfen ob sie nicht doch ihren Willen vor deinen setzen können.

Einfordern das stop ist und jetzt x gemacht werden muß ist unangenehm, du mußt jedes mal aktiv stopp sagen und auch klar sagen das du drauf bestehst weil es bsp. vereinbart war.

Wenn du sagen würdest es ist die AdhS da kann man nichts machen nimmt man ja hin, daß es wurst ist welche Regeln es gibt, sie sind aufgrund einer Erkrankung nicht zu halten statt sie einzufordern. Gleichzeitig gehen aber auch Werte verloren für die prägenden Zukunft, denn es wird ja auch nicht beigebracht, daß manches unschöne oder gar nicht gemochte wichtig ist für ein gutes Zusammenleben in einer Familie, in der Schule und später auch auf der Arbeit, weil die Freiheit des einen da aufhört wo sie die Freiheit und das Leben eines anderen Familienmitglieds verletzt. Wenn dich Dreck und Chaos so treffen wirst du ja da verletzt, also endet ja auch die einzelne Freiheit dort wo sie einen aus der Familie verletzt und man dazu gemeinsam dann eine Vereinbarung finden muß, die dann alles etwas gerecht wird. Damit legt man auch das Verhandlungs- und Kompromissgeschehen/ die Bereitschaft Kompromisse einzugehen.

War ich jetzt zu verkopft oder noch verständlich? ? ?

Durch die Einstellung das ist AdhS gehen wichtige Lernmomente Familienleben doch verloren, du willst es ja nicht mit roher Gewalt umsetzen.

Stell dir mal vor wir würden jeden Bankraub, jedes Verbrechen mit AdhS, schlechter Kindheit etc. rechtfertigen in der Justiz, was wäre das für ein Zeichen für einen Staat? So ist es auch mit Familienregeln. AdhS kann schon nach Zeitpunkt stärkere Reaktionen geben aber schränkt ja nicht grundsätzlich ein Verständnis, ein Lernen etc ein. Manchmal brauchen wir es nur anders oder mehr Wiederholungen in der Erklärung wegen der Vergesslichkeit bei großer Erregbarkeit und bei mir war das egal ob Freude oder Wut, oft war das Tage später wie weg

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Vielen Dank für die ganzen Antworten :blush:
Habe alles einmal gelesen, werde es aber wohl noch 1-2x tun.
Es macht mir aber schonmal Mut, dass ich nicht auf ganz verlorem Posten bin mir meiner Einstellung, dass man Sauberkeit und zumindest etwas Ordnung oder so ins Leben eines ADHS Kindes bringen kann.

Ich werde meine Partnerin definitiv die Tage nochmal darauf ansprechen und versuchen ihr begreiflich zu machen, dass sie für ihre Kinder aktiv werden muss und auch regeln hier her müssen.
Gerade herrscht einfach Anarchie und Narrenfreiheit bei ihren Kindern. Das kennen meine gar nicht und sind manchmal sichtlich verwirrt. :sweat_smile:

Auch das mit dem Haushaltsplan kommt auf den Tisch.

Und dann hoffe ich einfach, dass nicht Sätze wie „Das ist ADHS, das kann man nicht ändern“ fallen, denn dann weiß ich wirklich nicht mehr weiter.

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Mit deiner Einstellung stehst du ganz und gar nicht allein da. Mein Eindruck ist auch, dass vor allem deine Partnerin ihre Beziehung zu ihrer Diagnose klären muss und ihre Diagnose nicht als ein offizielles Versagen wertet. Nichts für Ungut, aber was du da oben beschreibst, klingt nicht mehr nach ein bisschen Chaos und Unordnung, sondern nach einem Saustall. Mir ist teilweise fast scho schlecht geworden beim Lesen. Kein Kind sollte mit solchen Bedingungen leben müssen, die ja auch ein Gesundheitsrisiko darstellen, und somit auch kein ADHS-Kind. Hier wurde auch schon mehrfach geschrieben, dass gerade mit ADHS besonders viel Struktur und Unterstützung gebraucht wird, also das Gegenteil von einem Freifahrtsschein. Und auch dass die Kinder irgendwann selbst klarkommen müssen und Papa nicht ewig alles wegmachen kann. Wenn es euch schlichtweg überfordert, vielleicht wirklich mal schauen, ob ihr so eine Assistenz bekommt.

In der Mediennutzung sehe ich auch ein großes Problem, insb. ohne vernünftige medikamentöse Therapie. Einmal dran gewöhnt neigen Kinder dazu, „normale“ Aktivitäten nicht mehr genießen zu können und in medienfreien Zeiten nur darauf zu warten, bis sie wieder ran dürfen. Das macht Erziehung und Wertevermittlung nicht einfacher.

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Wenn ich das mitgeben darf

Es sind nicht nur Regeln sondern es macht großen Sinn diese Regeln auch mit Ritualen und Routinen einzurichten.

Bsp.: Zimmer aufräumen das man alle gemeinsam zu Beginn mittags und abens für 10 bis 16 min beide Kinder und mit euch beginnt aufzuräumen. Und das etabliert man

Oder gemeinsam eine Runde spazieren gehen und danach Hausarbeiten machen und vieles mehr.

Ich weiß, daß eine Frau bei der ich für die SHGs Couchings bestellt habe es so mit ihten veiden Söhnen mit Adhs gemacht hat und meinte, alleine das sue jeden Tag zu fuß 20 min zur Schule liefen und auch wieder zurück hat sie nicht mehr so extrem ernergieüberladen zu sein und dann mit ihnen nochmal raus zu gehen wo sie sich betätigten hat viel Entspannung gebracht dazu Alltagstroutinen und es wurde besser.

Sowas ist ganz klar auch immer für die Langstrecke/ auf Dauer wichtig und auch jeder kennt die Regeln und Routinen dann

Und mein Lieblingsthema: Ergotherapie und da kann man auch ganz viel schon bei Kintern etablieren. Dort lernt man Struktur, sich länger konzentrieren und vieles mehr. Ich schaue mal wo ich Beschreibung zur Ergotherapie Adhs bei Kindern finde und stelle es gleich unten ein. Damit du grob weißt was es ist, was man damit angehen kann

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Erhotherpie Adhs Erklärvideo 1

Ergotherapeutin erzählt selbst

Vielleicht wär es ein Versuch wert

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Ich möchte kurz was dazu sagen. Ich weiß, dass du das nicht böse meinst. Trotzdem hat MICH dieser Satz getroffen, obwohl ich gar nicht Thema bin.
Mir ging das aber nahe, hat mich innerlich sehr getroffen, weil mich meine Mutti diesbezüglich nie verstanden hat. Sie hat mein Zimmer immer als Saustall bezeichnet und war oft wütend und angeekelt davon.
Ihre Worte und die Art, wie sie es sagte, hat mich oft traurig und hilflos gemacht und mich tief verletzt. Ich wollte das ja nicht! Ich wollte sie auch nie ärgern! Trotzdem habe ich mich dann schlecht, wertlos, schlampig, nutzlos und hoffnungslos verloren gefühlt. Ich war eben so. Ich war schuld. Ich habe ihr so ein schlechtes Gefühl gegeben. Ohne, dass ich das jemals ändern konnte. Es gab keinen Weg raus.

Es kam auch so weit, dass sie mir drohte das Jugendamt zu holen, sollte meine Wohnung mit Kind so aussehen wie mein Zimmer. (Ich wurde mit gerade 18 Mutter und bin auch direkt von zu Hause ausgezogen, das war für meine Mutti sehr schwer)
Sie hat das nicht böse gemeint. Sie machte sich nur Sorgen und wusste nicht, wie sie mich erreichen soll. Heute weiß sie natürlich, wie alles zusammenhängt und wir haben ein sehr gutes, vertrauensvolles Verhältnis.

Was ich aber sagen will:
Wenn du über die Zustände sagst, dass dir da schlecht wird, werden bei mir sofort alte Wunden aufgerissen. Und wenn ich nicht schon so gestärkt wäre, würde ich mir jetzt zweimal überlegen, ob ich hier von meinem eigenen Saustall und anderen peinlichen Themen berichten würde.
Ich hoffe, du kannst verstehen, was in mir vor geht und warum ich deine Wortwahl/Äußerung schwierig finde. Du wusstest mit Sicherheit nicht dass das triggert und warst dir nicht über die Wirkung bewusst. Aber bitte, sag sowas nicht :pray:t2::slightly_smiling_face:

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Hallo @Lümmel

Meine Gedanken dazu:

  1. Kannst du das Problem ohne deine Partnerin nicht lösen, sie ist die Mutter und wenn sie keinen Handlungsbedarf sieht, werden es die Kinder auch nicht sehen.

  2. Könnt ihr das ohne Begleitung von aussen nicht lösen, das funktioniert kommunikativ an diesem Punkt nicht meht. Ihr braucht also jemanden, der diesen Prozess begleitet und dafür sorgt, dass ihr eure Bedürfnisse formulieren könnt ohne dass sich der andere angegriffen fühlt. Paartherapeut(in), Familienbegleitung, Ergo, was auch immer.

  3. Ist es für Menschen mit ADHS keinesfalls unmöglich, Ordnung und Sauberkeit zu halten, aber um ein vielfaches anstrengender als für Menschen ohne ADHS. Und bei den Kindern braucht es X mal mehr Wiederholungen, bis eine Gewohnheit sitzt. Es ist für mich als neurotypische Mama schon sehr anstrengend, zB jeden einzelnen Morgen und Abend eine Viertelstunde neben meinem ADHS-Kind zu stehen und dafür zu sorgen, dass es seine Zähne putzt. Für meinen ADHS-Mann wäre das bezüglich Geduld und Dranbleiben eine noch viel grössere Herausforderung. Und das ist ja erst etwas, dann geht es weiter mit Wäsche in den Wäschekorb, Teller in den Geschirrspüler, Klo sauber hinterlassen, duschen, seine Jacke an die Garderobe hängen, aufräumen etc etc. etc. Ich verstehe, dass deine Partnerin damit überfordert ist. Es ist aber tatsächlich so, dass diese Dinge leider nicht einfach so irgendwann von alleine klappen.

  4. Zum Thema Ausrede: Ich würde es eher als „nicht zugeben wollen/können dass man überfordert ist“ sehen. Sie ist mit Punkt 3 oben überfordert, kann das nicht alleine. Verständlich. Aber das bedeutet, dass sie die Verantwortung insofern übernehmen muss, dass sie sich um Hilfe und Unterstützung bemüht. Das kann ihr aber vielleicht eher jemand externes (siehe 2.) beibringen als du. Grundsätzlich denke ich nicht, dass sie selbst mit der Laisser-faire-Erziehung (Ordnung, Medien etc) glücklich ist - sie hat aber nicht die Kraft, etwas daran zu ändern.

  5. Habt ihr schon mal an eine Haushaltshilfe / Reinigungskraft gedacht? zB alle 2 Wochen? Das motiviert manchmal, die Wohnung wenigstens in einen einigermassen vorzeigbaren Zustand zu bringen.

  6. noch etwas zum Thema Windeln: Oft hilft eine medikamentöse Behandlung des ADHS bei Inkontinenz-Themen. Funktioniert aber natürlich nur, wenn die Medis regelmässig eingenommen werden und nicht nur „bei Bedarf“. Keine Ahnung, ob du bei den Medis etwas mitzureden hast…

Eine Frage noch: Arbeitet sie auch ausser Haus oder ist sie den ganzen Tag zu Hause?

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So, versuche ich mal allem nachzukommen.

Sie ist selbstständig und hat angestellte. Von daher fällt oftmals nur Büroarbeit an für sie. Sie ist also schon den ganzen Tag zuhause, abgesehen von Terminen.

Bei den Medis hab ich nichts mitzureden. Ich weiße ab und zu mal darauf hin und frage, ob der ein oder andere Medis bekommen hat, vor allem wenns hier drüber und drunter geht und die Kinder kurz davor sind sich zu köpfen.
Oftmals baut sich dieser Zustand bei den Kinder auf, sodass die ohne Medis immer aufgedrehter sind und die (nennen wir sie mal) „Ticks“ immer häufiger kommen und stärker werden. Sei es verbal oder aktiv.
Dann gibt sie welche oder auch nicht.
Ich selbst hab da aber nichts zu sagen.
Unter der Woche gibts die halt vor der Schule. Wenn die nach der Schule zuhause sind gegen 2 oder so, sind die naürlich wieder voll drüber, da gibts dann aber nie noch was.
Ich habe aber auch ehrlich gesagt keine Ahnung von der Medikation der Kinder. Ich weiß aber, dass die welche haben.

Mit den Windeln, sagt sie, kann sich wohl auch ziehen. Ich habe auch mehrfach gelesen, dass das bei ADHS/Authismus wohl teilweise bis kurz oder sogar in die Pubertät gehen kann.
Das älteste Kind ist soweit windelfrei. 2 andere nicht.
Auch das ist ein Punkt über den meine Kinder mich immer wieder fragen, warum das so ist und warum die das nicht können.
Teilweise geht das wohl auch windelfrei auf Klassenfahrten oder Übernachtungen. Zuhause aber nicht.

Eine Reinigungshilfe oder so wäre für meine Partnerin ein No-Go. Ich persönlich bin aber auch nicht so der Freund von Fremden in der Wohung, die hier sauber machen. Deswegen versuche ich das ja irgendwie anders zu lösen, sodass wir das hinbekommen und nicht drauf angewiesen sind.

Diese Laisser-Faire-Erziehung…manchmal sagt sie was dagegen, manchmal nicht. Sie ändert nur nichts daran. Dass die Kinder null kreativität beweise trotzt ADHS ist für mich halt ein großer Punkt. Sobald Handy, Tablet, TV aus ist haben sie langeweile und wissen nichts mit sich anzufangen.
Kreatives Spielzeug liegt einfach nur herum.
Wenn ich versuche was mit denen zu machen, z.B. Basteln oder mit Ton verlieren sie schnell das Interesse und flüchten zum altgewohnten Medium zurück.
Wenn ich das anspreche kommen so Sachen wie „das ist seit mein Ex mann das eingeführt hat so schlimm“ und wenn ich sage „der ist aber nicht hier, sondern du. Du kannst das ändern“ passiert nichts.

Während ich hier tippe (14:15) läuft auch schon wieder seit knapp Stunden der TV und die Tablets/Handys. Mahlzeiten stehen halbgegessen oder leer auf dem Tisch. Von Wegräumen, was ich gerade angesprochen habe, keine Einsehen „die essen doch immer mal wieder“.

Punkt 3 bei dir gibt mir zumindest Hoffnung, dass es auch anders aussehen kann. Ich hoffe, dass wir das hier auch hinbekommen.
Ich liebe diese Familie, aber diese Punkte, die ich angesprochen habe, lassen es für mich hier einfach unwohl werden, sodass ich mich selber zurückziehen möchte und das nicht sehen muss.

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Du hast ja schon viel Feedback erhalten, mehr bzw. was neues Sinnvolles kann ich dazu auch nicht schreiben.

Ich selbst war als Kind/junger Mensch extrem unordentlich, bin es noch heute. Meine Eltern waren damit ganz klar überfordert und haben mit übertriebener Strenge reagiert, mit drakonischen Maßnahmen (alles von meinem Schreibtisch aus dem Fenster geworfen oder in einen Müllsack gestopft etc.). Auch nicht das Gelbe vom Ei.

Ordnung ist auch fast der einzige Punkt, über den ich mit meinem langjährigen Partner in Konflikt gerate. Ich gebe mir unendlich Mühe, das widerum reicht ihm nicht und er honoriert es auch nicht usw.

Da hilft nur: im Gespräch bleiben. Kommunizieren, wie es dir damit geht und nach einer Lösung suchen.

Eine Sache möchte ich loswerden, nur eine Überlegung, ich kenne euch ja nicht. Wenn die Lage wirklich völlig aussichtslos ist, du keinen Einfluss auf die Kinder ausüben darfst und deine Partnerin die Erziehung in Sachen Ordnung komplett aufgegeben hat und die Konflikte darüber dich völlig aufreiben - dann würde ich mir überlegen, evtl. auszuziehen. Getrennte Wohnungen - evtl. funktioniert die Partnerschaft dann ja besser. Klar, muss man sich auch leisten können/wollen, wie gesagt, nur eine Überlegung.

Grüße
kernig

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Darf ich dich fragen wie offen du das bei deiner Partnerin angesprochen hast?

Auch die Aussage, daß es dich nichts angeht finde ich erschreckend, denn wenn ich dich richtig verstanden habe lebt ihr alle in einer gemeinsamen Wohnung und dieses Verhalten schränkt ja auch dein Leben masdiv ein und es belastet dich. Es ist ja ein soziales Gebinde mit euch und ich verstehe das die großen Entscheidungen von ihr getroffen werden, doch als Partner muß/ soll sie mit dir darüber sprechen, ihr müsst euch doch beraten, ich finde das ist normal und absolut selbstverständlich. Es ist auch normal sich zu besprechen gemeinsam Grenzen zu vereinbaren und bei Dingen die du gar nicht handhaben kannst etwas mehr in deine Richtung und umgekehrt, denn sie hat sich doch entschieden ein Leben mit dir zu führen. Das bedeutet doch das ich möchte, daß es dem Partner gut geht, ich ihn mit einbeziehe und das ich möchte das sich gerade mit Kindern alle in einem Haushalt wohl fühlen und mit ihren Bedürfnissen gesehen werden und gerade deshalb ja Regeln für alle gelten damit das Spielfeld gut beschrieben ist, auf dem sich alle wohlt, angenommen und beschützt fühlen können.

Ich muß sagen, da gehört aber viel dazu es dann auszuhalten, ich gestehe ich wäre glaube ich sehr schnell weg gewesen und ziehe den Hut, das du das so mitmachst

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