Antriebslosigkeit: Ab wann ist es eine Depression?

Hallo zusammen,

ich nehme aktuell Elvanse (15mg) täglich. Ich sehe verschiedene Verbesserungen, dazu gehören:

  • Ich bin generell deutlich entspannter
  • Ich bin weniger genervt
  • Ich reagiere emotional angemessener
  • Ich bin geduldiger
  • Ich kann unliebsamen Aufgaben leichter nachgehen

Ich habe dennoch enorme Schwierigkeiten mit meinem Antrieb. Ich kann mich nicht aufraffen, etwas zu tun. Egal bei welchem Thema. Den - zum Großteil innerlichen - Aufwand, den ich betreiben muss, um irgendwas zu tun, ist enorm. Das betrifft alle Bereiche:

  • Aufgaben, die ich machen muss. Diese werden meist erst durch das Aufschieben schlimmer. Auf den letzten Drücker gelingen sie mir natürlich immer.
  • Hobbys, denen ich nachgehen möchte. Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben, reizen mich gar nicht mehr.
  • Freizeitbeschäftigungen fühlen sich immer nach „zu viel“ und „zu aufwändig“ an.

Ich war gestern bei meinem Arzt. Er hat Elontril / Bupropion zur Sprache gebracht. Er sagte, dass er das häufig verschreibt, wenn Patienten keinen Antrieb mehr haben. Er sagte aber auch, dass ich seiner Meinung nach nicht depressiv bin und er deswegen keinen Grund sieht, die aktuelle Medikation zu ändern.

Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, depressiv zu sein. Vielleicht bin ich das oder war es in der Vergangenheit, aber wissen tue ich es nicht. Ich kann nur sagen, dass ich nichts mehr wirklich nachgehe und es meistens nur noch für monotone Beschallung durch Netflix reicht, wenn ich Freizeit habe.

Hat jemand irgendeinen Rat für mich? Ich würde gerne besser verstehen, was eigentlich mein Problem ist.

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Ich antworte dir jetzt mal auch wenn ich keinen wirklichen Rat für dich habe :frowning: es geht mir aber ähnlich und ich frage mich warum? Selbst zu Dingen die mir normalerweise Spaß machen kann ich mich nicht aufraffen und ich frage mich schon länger ob das die fehlende Antriebslosigkeit (trotz ADHS Medikation) ist oder ich wirklich (auch) depressiv bin. Ich höre immer soviel von Menschen mit ADHS und extremen Sportantrieb…wieso hab ich dieses Verlangen nicht obwohl es ja nachweislich die Symptome lindert und mehr zum Glücklichsein beiträgt :woman_shrugging:t2: wieso gibt
es Menschen mit ADHS ohne Antrieb und welche die nicht ohne funktionieren? Ich bin noch am Anfang meiner Reise aber ich frage mich das immer wieder :relieved: ist das eher so ein Männerding mit dem Sport und Frauen Netflixen lieber in ihrer Freizeit? Fragen über Fragen :woman_shrugging:t2:

Fühlst du dich erst seit Elvanse so oder früher auch?
Mir geht es so, wenn ich unterdosiert und/oder nicht genug gegessen habe. Versuche auf weitere 5 mg. zu erhöhen oder mehr und achte drauf, genug zu essen. Für mich waren diese Sachen ein Game changer.

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Huhu @ricele! Ich wuerde sagen, was man probieren koennte kommt drauf an, woher das kommt.

Was ist in deinem Leben denn sonst noch so los? Wenn du z.B. einen stressigen Job oder ein Kind haettest, dann wuerde ich das etwas anders sehen als wenn du eigentlich nichts stressiges in deinem Leben haettest. Manche Phasen im Leben brauchen einfach mehr Kapazitaet als andere. Das muss an sich nichts schlimmes sein. Man kann aber trotzdem mal draufschauen, ob man etwas herausfinden kann.

Wann hat sich denn das geaendert? War da irgendwas spezielles? In welchem Alter fing das an? War das schonmal so? Hast du irgendwas an deiner Ernaehrung oder deinen Gewohnheiten geaendert oder irgendein Medikament angefangen oder aufgehoert?

Bekommt dein Koerper genug Naehrstoffe? Stress und diverse andere Dinge (Medikamente zum Beispiel!) koennen z.B. den Mikronaehrstoffbedarf oder die -Aufnahme veraendern. Sowas wie Vitamin D- oder Vitamin B12-Mangel oder auch Eisenmangel etc. koennen schon ganz schoen reinhauen.

Und dann, hast du ein gutes Verstaendnis dafuer, was dein Verstand zum sich wohl fuehlen braucht? Wenn du z.B. eigentlich ein sehr neugieriger Mensch waerst aber in deinem jetzigen Leben nur ganz wenig Gelegenheit haettest, die angemessen auszuleben, koennte ich das auch absolut verstehen, dass die Lust an allem vergeht.

Ich persoenlich bin ganz schlecht darin, Zusammenhaenge zu erkennen. Deshalb fuehre ich ein Tagebuch, in das ich jeden Tag u.A. reinschreibe, was ich so gegessen und gemacht habe und was fuer Gedanken mir durch den Kopf gegangen sind. Mir hilft das sehr, um zu erkennen, was los ist. Ich hatte seit meiner fruehen Kindheit auch immer Langeweile, war so gewissermassen mein „Leitgefuehl“ im Leben. Nur wenn mich etwas interessiert hat und ich darueber lesen und lernen konnte, war ich zufrieden. Als ich im Laufe der Zeit erwachsen wurde, wurde der Druck immer groesser und ich habe immer gedacht, dass ich doch mal was hinbekommen muesste. Dann habe ich mir auch nicht mehr erlaubt, meinen Spezialinteressen nachzugehen oder die im Kopf immer direkt abgewertet. Ich denke, das ist ein Nebeneffekt davon, dass bei mir erst im Erwachsenenalter aufgefallen ist, dass ich nicht ganz „normal“ bin. Es hat auch nicht geholfen, dass mir meine Eltern und meine erweiterte Familie immer negatives Feedback gegeben haben und ich auch ein sehr konfliktbeladenes Zuhause hatte. Um das alles grob loszuwerden, habe ich einiges an Therapie gebraucht.

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@ricele Wie ist dein Schlaf? Guter Schlaf in entsprechender Menge ist wichtig. Wer schlecht und/oder zu wenig schläft, dem fehlt Antrieb, Lebenslust und Motivation. Gemeint ist durchgehender Hauptschlaf, kein Mittagsschläfchen oder so. :grinning:

Ansonsten bringen die besten Medikamente, Nährstoffe aus Lebensmitteln usw nichts so wirklich.

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Warum zusätzlich Bupropion statt mehr Elvanse?

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Ich würde den obigen Tipps noch hinzufügen:

täglich raus gehen, Tageslicht und frische Luft bekommen

= zB einen zügigen Spaziergang machen.

Und: täglich eine kleine Yoga , Pilates, Aerobic oder Gymnastikeinheit oder sowas

Möglichst wenig „Bildschirm“ …

Stattdessen selber kreativ werden, Zen Tangle googeln und kleine Zeichnungen machen, basteln, Handwerken, vielleicht ein paar Blumentöpfe besorgen und ein paar Samen, ein paar Pflanzen ziehen, dann kannst du beobachten, wie die sich entwickeln… kreativ schreiben oder Tagebuch führen…

Und im Insight Timer oder ähnlichen Apps täglich1-2x 45 Minuten Body Scan machen wie in einem MBSR Kurs…

@ricele
Frage mich Grade ehrlich gesagt warum dein Arzt das so pauschal auszuschließen scheint.
Depressionen können sich auf verschiedene Arten bemerkbar machen.
(Lässt sich auch bedingt durch ein screening schon relativ gut eingrenzen)

In Anlehnung an die Frage von @UlBre: Bist du mit den 15mg täglich für dich optimal / nahezu optimal aufgestellt?

Wenn nicht, ist für dich eine Erhöhung eine Option?

Wenn deine depressiven Symptome Richtung wirkende stärker werden kann das bspw schon auf eine Depression hinweisen.

Zumindest verhält es sich bei mir so :wink:

Wenn depressive Episode & wirkende, dann Symptome teilweise deutlich stärker.

Hoffe dass dir das etwas hilft.

Wie kommst du drauf? Und wie würdest du es vom Rebound dann unterscheiden?

Ich bin mittlerweile auf Elvanse eingestellt (3 x 20mg).
Dort entfällt der Rebound zum Glück zur Gänze, da es eher sanft und subtil „im Hintergrund“ wirkt.

Zudem habe ich mittlerweile zusätzlich eine Diagnose auf Depressionen.

Hoffe damit ist deine Frage beantwortet :wink:

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Wie lange wirkt Elvanse bei dir normalerweise?

Kommt ganz auf die Dosierung an.

Mit der aktuellen Einstellung komme ich von 7.30 Uhr bis ca 21/21.30 Uhr hin.

30/0/0 ist nach maximal 6,5/7h ende
30/20/0 nach etwa 12h

20/0/0 habe ich nie genommen sondern bin aufgrund der Wirkdauer von 30/20 direkt auf 20/20/20 gegangen.

Allerdings sollte ich vielleicht dazu sagen, dass ich im klinischen Umfeld eingestellt wurde und daher auf entsprechende Überdosierungen (30/30/0 und 50/0/0) sehr schnell reagieren konnte.

Ziel war für mich von Anfang an, dass ich damit möglichst über den Tag komme, auch wenn mal was länger dauert als geplant.

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