Backpacking mit ADHS

Hallo,
Mir wurde vor etwa 3 Monaten ADHS diagnostiziert. Ich hab dann ziemlich bald mit Elvanse angefangen und das dann nach ca 2 Monaten wieder gelassen. Ich reise jetzt durch Australien und mein Psychiater meinte, dass mir das genug Input geben sollte.
Nun ist es aber so, dass ich mich wieder öfter selbst irgendwie innerlich langweilig und Lustlos fühle. Ich hab keine Lust Kontakte zu knüpfen und auf smalltalk hab ich erst recht keine Lust. Wenn ich mit Leuten spreche, dann weiß ich meist nicht über was. Gestern hat mir einer gesagt, dass ich auf ihn gelangweilt wirke. So als ob ich kein wirkliches Interesse an ihm hätte obwohl ich ihn angesprochen habe.
Zum anderen fühle ich mich motivationslos. Eventuell brauche ich doch etwas mehr Struktur, aber so genau weis ich es nicht.
Erging es jemanden genau so beim reisen? Wenn ja was hast du dagegen getan? Ich würde mich über Anregungen und Ideen freuen.
Lg und danke im Vorraus

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Erstmal herzlich willkommen hier!

Hm, so spontan fällt mir da jetzt noch nichts ein, aber erstmal - wie lange bist Du schon unterwegs und wie lange möchtest Du noch weiter backpacken?

Und hast Du Elvanse dabei oder könntest Du denn jetzt unterwegs überhaupt eine Medikation bekommen?

Genug Sonne und Bewegung solltest Du ja wohl haben, stelle ich mir so vor…?

Bist Du mehr in der Natur oder in Städten?

Wo fühlt es sich für Dich besser an?

Und in was für Unterkünften bist Du?

Sind die laut, so hostelmäßige Mehrbettzimmer, oder ruhig?

Mir fällt grade eine Bekannte ein, die ein Jahr Auszeit genommen hat und einen Blog über ihre Reise angefangen hat. Sie postet jeden Monat so ein, zwei Beiträge, natürlich auch mit schönen Fotos.

Den Link zum Blog hat sie bei ihrer Abreise ihren Freunden und Bekannten geschickt, relativ weit gestreut. Und im Blog gibt es unten eine Kommentarfunktion, über ihre zu Hause gebliebenen Freunde und Bekannten mal mehr, mal weniger schreiben, wie sie es so finden, aber oft ist einfach auch nur so ein „Hallo, das freut mich für Dich“ oder ein „Ach, da wäre ich jetzt auch gerne…“

Meinst Du, das könnte Dir vielleicht auch guttun?

Vielleicht ist es ja auch nur so ein latentes Heimweh oder so ein „im leeren, unverbindlichen Raum schweben“, das Dir diese Laune bereitet…

Das muss ja jetzt gar nicht un-unbedingt mit dem ADHS zu tun haben, oder was meinst Du?

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Hallo, danke für deine Antwort. Ich bin erst seit 3 Wochen unterwegs, werde aber für mindestens ein Jahr reisen. Die Medikamente kann ich nicht mitnehmen, ich bin eher in der Natur unterwegs und ich schlafe in Hostels oder im Auto. Ganz so wie das Backpacker leben eben ist. Ich habe heute nochmal mit meiner Schwester gesprochen mit der ich am reisen bin, die mir auch bestätigt hat, was die Person gestern gesagt hat. Ich glaub eher nicht, dass es was mit Heimweh zu tun hat, weil ich dieses Gefühl auch schon früher öfter hatte. Es fühlt sich an wie eine innere leere. Wenn ich mit anderen Leuten spreche, wirke ich uninteressiert. Daher brechen die Gespräche schneller ab als ich es möchte. Obwohl ich eigentlich interessiert bin. Meine Schwester sagt, dass ich oft abwesend wirke, nicht richtig zu höre oder mit meinen Ringen spiele oder was auch immer mit meinen Händen tue. Eventuell ist das ganze auch nur eine Phase, aber ich möchte natürlich lernen damit umzugehen und vor allem da raus kommen. Ich weis ich einfach nicht genau was ich überhaupt mit den Leuten reden soll.

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Hallo, danke für den tollen Vorschlag. So etwas in der Art mache ich tatsächlich schon mit Polarsteps. Welches Programm benutzt denn deine Freundin?
Ich glaub eher weniger, dass es was mit Heimweh zu tun hat, da ich schon mal für längere Zeit gereist bin, und ich damals auch kein Heimweh hatte. Ich hatte schon öfter so Phasen in denen ich mich leer und langweilig gefühlt habe. Die Motivation dagegen etwas zu machen, kann ich trotzdem nicht aufbringen.
Ich meine ich möchte interessante Gespräche führen und tolle Menschen kennen lernen, aber irgendwie stehe ich mir selbst im Weg. Ich weis einfach nicht über was ich reden soll. Insgesamt bin ich glücklich aber mir fehlt der Fokus bzw. mir fehlt etwas für das ich brennen kann.
Hoffentlich hast du einen Vorschlag für mich. Lg

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Nee außer dem Schreiben und Dokumentieren leider jetzt gerade nichts…

Achja, Du könntest auch ein bisschen Tagebuch schreiben und Dir dabei vorstellen, dass du für jemanden zu Hause schreibst.

Du könntest Dir auch einen fiktiven Freund/Freundin ausdenken und immer an diese Person schreiben.

Und am Besten natürlich dann versuchen, für Dich zu reflektieren, was Du Schönes erlebt oder gesehen hast und dass dann dieser netten Person, die Dich vorgestellt vielleicht schon lange kennt, schreiben. Es könnte ja jemand sein aus der Grundschule, der oder die immer für dich sowas wie ein Brieffreund war…

Oder Du könntest mal Zentangle zeichnen oder neurotangle ausprobieren. Das macht man mit einem Stift und Papier, man lernt ein paar verschiedene Muster nach Vorlagen aus YouTube, Instagram oder von Webseiten etc. Dieses Zeichnen ist nicht schwer, sieht recht schnell schön aus und es ist schnell fertig. Zweck des Ganzen ist, ein bisschen aus seinen üblichen Gedanken auszusteigen und in der Anleitung sind auch so ein paar kleine Weisheiten drin rund um die Selbstfürsorge.

Als Backpacker könntest du das sogar mit dem Pencil auf dem Tablet machen… unüblich, aber why not…

Und was ich immer allen empfehle, wenn irgendwas quer sitzt - die App Insight Timer!

Die anderen hier im Forum schmunzeln bestimmt jetzt schon wieder… :adxs_lol: :adxs_lach:

Es gibt ja auch noch andere Apps dieser Art, aber grundsätzlich ist es von unschätzbarem Wert, sich auf den Weg zu machen mit geführten Meditationen. In der App gibt es alles Erdenkliche… Selbstmitgefühl… binaurale Beats… Yoga Nidra…

Besonders gut ist oft auch einfach die Gewohnheit, jeden Tag ein oder dann sogar zweimal am Tag eine 45 minütige Body Scan Übung zu machen. Das ist eine Technik aus dem MBSR und wenn man so einen Kurs macht, gehört diese Übung zum Grundsatz. Erst schläft man immer dabei ein und irgendwannn denkt man, wow, wie kann man sich mit so wenig Zutaten ein dermaßen gutes Feeling bereiten…!

Das ist auf jeden Fall etwas, wo Du bei Stimmugsfragen ran gehen solltest!

In der App gibt es zB Body Scans von Frank Cibulski. Damit habe ich damals angefangen, weil ich die Stimme von meinem MBSR Kursleiter nicht ertragen konnte für diese Übung. (Ansonsten war er aber sehr nett.)

Schön, dass Du mit Deiner Schwester zusammen reist! :+1:

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Mir fällt gerade das alte Sprichwort ein:

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen.“ (Matthias Claudius )

Selbst wenn es nur ein Gefühl ist, dass Du unsicher bist, über was Du reden sollst: Lebst Du nicht gerade die ideale Gegenstrategie? In ein paar Wochen hast Du sicher schon wieder viel mehr erlebt und bist ein Eindrücke sammelndes und vielleicht auch entspannter sprechendes wandelndes Reisetagebuch.

Hier im Forum freuen wir uns sicher auch über einen Thread mit Australien-Eindrücken. Vielleicht kannst Du Dich für uns im kalten Deutschland Hinterbliebenen überwinden, den nächsten Gesprächspartnern als unser Außenreporter ein Loch in den Bauch zu fragen.

Würde mich nicht wundern, wenn die Leute in Australien auch am liebsten über sich selbst sprechen und Dich als Gesprächspartner ohnehin mehr schätzen, wenn Du mehr fragst als selbst redest.

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Liebe Dontknow

Ich beneide Dich für die Chance ein ganzes Jahr herumzureisen und andere Kulturen und Menschen näher kennenzulernen
Ich war oder bin zur Zeit arbeitslos und mache zur Zeit ein Praktikum um einen für mich passenden Job zu finden
In der Zeit in der ich arbeitslos war habe ich 3 kleine mehrtägige Wanderungen gemacht
2 x je 2 Etappen vom Hermannsweg mit einer guten Freundin
Und alleine 3 Etappen vom Heidschnuckenweg
Für mich ist das Wandern mit all meinen Habseligkeiten auf dem Rücken das schönste was ich mir vorstellen kann
Ich könnte gleich meine Sachen packen und loswandern

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Nun, das erklärt doch einiges?

Was du beschreibst könnte auch an eine Dysphorie erinnern.

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Aus eigener Erfahrung: kannst du gut Körpersprache und Mimik bei anderen lesen? Weißt du, wann andere gerne mit dir reden möchten und wann nicht? Kamnst du Smalltalk.

ADHSler haben gerne das Problem, dass es keine oder zu wenig Mimik gibt, dass keinen Wert auf Smalltalk gelegt wird, dass Kommunikation sehr unemotional ist. Auf neurotypische Menschen wirkt das wie desinteresse, auch wenn dem nicht so ist.

Gute Neuigkeiten: Man kann das lernen.

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Ich bin ja nicht verärgert oder traurig oder so.

Ich bin eigentlich ein sehr emotionaler und sensibler Mensch aber ja du hast recht. Ich hasse smalltalk. Ich kann damit nichts anfangen. Wie kann ich das lernen, hast du eine buchempfehlung für mich ?

Hey wie schön, du bist in Australien @Dontknow :heartpulse:
Herzlich willkommen hier & eine spannende Zeit in dem schönen Land (meine Cousine lebt auch da).

Ich glaube, dass mit dem "emotions- und motivationslos wirken gibt sich automatisch, wenn du etwas Spannendes entdeckst. Und in Australien gibt es sicher soviel zu entdecken!

Schau mal , du bist erst 3 Wochen dort und musst dich erstmal aklimatisieren. Von Winter auf Sommer, der Körper braucht Zeit.

Du bist innerlich noch im Winterschlaf und das ist auch richtig so. Gib dir Zeit. Entdecke viele schöne Dinge, frag die Menschen danach aus, was dich interessiert. Das wird ein lehrreiches schönes Jahr für dich, vovon du noch ein Leben lang zehren wirst.

Lass es dir gut gehen & hab eine superjeile Zick in :australia:

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Hallo @Dontknow ,

erst einmal, mutig, sehr mutig. Schade dass ich noch nicht nachsehen konnte ob du irgendwas zu dir wo anders geschrieben hast.

Aber ein Punkt vor weg: wenn du dir vorstellen kannst zu schreiben, Briefe oder Postkarten, sag bescheid, ich gebe dir gerne meine Adresse. :blush:

Du hast die Diagnose bekommen, weil du wahrscheinlich irgendwas hast was dich stört oder womit es dir nicht so gut geht. Also bleibt hier die Frage: verträgt es sich mit Rumreisen?
Klar, neue eindrücke können helfen, müssen aber nicht. Was ist dein Ziel? Hast du dir welche überlegt? Vielleicht: was bedeutet ADHS für mich? Wie will ich mein leben gestalten?

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: ohne Medikamente sind Menschen, die meisten, für mich langweilig, langsam denker, anstrengend usw. Mit Medikamenten sieht es ganz anders aus.

Ohne Medis gibt es nur eine Hand voll Menschen mit denen Konversation eine wohltuende Oase ist. Und die meisten davon haben auch ADHS.

Du weißt wahrscheinlich bereits was ich damit sagen will. Es bringt dir nichts ein Buch zu lesen. Also doch, wissen und Entspannung, aber sonst nicht das, was du suchst. Das hast du nur in dir.

Mein Tipp: fange an ein Tagebuch zu führen. Stelle dir jeden Tag die gleichen 5 Fragen und nimm dir vor noch min 2 Sätze zu den letzten 24h zu schreiben.
Beispiel:

  1. Wie fühle ich mich?
  2. Was habe ich erlebt?
  3. Welches Gefühl heute fand ich am schönsten?
  4. Wie war das Wetter?
  5. Wo für bin ich Dankbar?

So… jetzt habe ich noch tausend Ideen :bulb: mehr. Aber das ist echt zu viel für hier.

In diesem sinne Reisender, lass den Kopf nicht hängen, du hast schon jetzt das geschafft was die meisten nicht können, du bist „planlos“ unterwegs.

LG Mona

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Wenn man Menschen auf Reisen trifft habe ich durchaus auch schon einmal sehr gute Gespräche geführt
Aussedem hast Du auf beim Reisen die Möglichkeit das Gespräch auf eine freundliche Weise zu beenden und Du und Dein Gegenüber ihr geht jeder euren Weg
Bei Smalltalk auf Familietreffen kannst Du deinem Gegenüber schwer entkommen
Was häufig zu schlechter Laune und Unstimmigkeiten führt
Auf der Reise bist Du frei in deinen Entscheidungen und Handlungen
Man o man ich muss dringend mal wieder weg mir fehlt die Luft zum atmen

Ich befasse mich primär mit Körperhaltung weil das mein größeres Problem ist, deshalb habe ich keine konkrete Buchempfehlung. Es gibt aber definitiv einiges an Literatur dazu, weil man Smalltalk eben so wunderbar einsetzen kann, um für Menschen sympatisch zu wirken und sie damit zu manipulieren.
Smalltalk ist dazu da, sich gegenseitig zu versichern. Sehr wenig inhaltliche Ebene und dafür sehr viel emotionale Ebene. Deswegen fällt nicht neurotypischen Menschen wie ADHSlern und Autisten so schwer, adäquaten Smalltalk zu betreiben. Uns ist die emotionale Ebene einfach überdurchschnittlich egal, und der Inhalt des Smalltalks interessiert und nicht, also wirkt das ganze wie Zweckloses geplänkel. Lass dir sagen: auch den neurotypischen Menschen ist das Wetter vollkommen egal. Denen geht es nur darum, zu hören, ob sie dem Gegenüber auch wichtig/sympatisch sind. Wer beim Smalltalk also nur Inhalt bringt und wenig Emotion, so wie Kommunikation für dich vermutlich grundsätzlich läuft, der kann so viel inhaltsloses Zeug labern wie er will, sympatisch wirkt man davon trotzdem nicht.

Grundsätzlich gilt: Smalltalk besteht aus

  • Begrüßung
  • Positive Bemerkung
  • Abschluss

Zwischen der positiven Bemerkung und dem Abschluss kommen inhaltliche Informationen oder Kennenlerngespräche und sowas. Das gute für ADHSler ist, dass man in diesem Teil gar nicht so sonderlich neurotypisch wirken ‚muss‘ (müssen sowieso nicht, aber es kann hilfreich sein, und du willst ja scheinbar auch), um trotzdem als sympatisch gelesen zu werden, solange man den Anfang und das Ende hinbekommt.

Jetzt kommt mein kleines Hindernis: Kommunikation zwischen zwei Frauen funktioniert anders als zwischen Frau und Mann, und das wiederrum unterscheidet sich von der Kommunikation zwischen zwei Männern. Ich weiß, das klingt fürchterlich sexistisch, und ich sage das auch wirklich ungerne, aber für Smalltalk ist das eben wichtig. Ich bin weiblich, deshalb kann ich dir zur Kommunikation zwischen Männern absolut keine konkreten Tipps geben. Ich halte mich im folgenden also absichtlich an der Oberfläche, bei Interesse wirst du dann vermutlich selbst recherchieren müssen, wenn es keinen anderen Forist gibt, der dazu etwas anfügen kann. So, das vorweg.

Bei der Begrüßung ist wichtig, dass du deine Tonlage veränderst. Schriftlich lässt sich das jetzt natürlich schlecht demonstrieren, aber du willst begeistert klingen, dein Gegenüber zu sehen. Tonlage ein bisschen höher und etwas lautere Aussprache, Augen geöffnet und die Augenbrauen ein wenig (!) hochgezogen. Die Person sollte dabei direkt angeschaut werden. Du kannst zum Beispiel auch deine Arme etwas öffnen um einladend zu wirken, aber für den Anfang kannst du dich auch erstmal auf den Inhalt und dein Gesicht konzentrieren. Ein neutrales Hallo wirkt auf dein Gegenüber desinteressiert oder eingebildet.
Im selben Satz kannst du die positive Bemerkung und/oder eine Frage einfließen lassen. Am besten etwas, worauf dein Gegenüber gleich antworten kann, um das Gespräch zum Laufen zu bringen. Solche Sätze kann man sich auch im Vorhinein zurechtlegen und dann nur noch an die Situation anpassen.
„Hallo, bist du auch als Backpacker unterwegs? Coole Smartwatch! Bist du damit zufrieden?“
„Hey, ich glaube wir sind gestern im gleichen Hostel angekommen? Wie war deine Reise bisher?“
Dann lässt du dein Gegenüber erzählen. Um interessiert zu wirken möchtest du dich der Person zuwenden und ggf auch etwas nach vorne in die Richtung lehnen. Immer wieder in die Augen schauen, aber nicht starren. Während die Person redet kannst du in Redepausen kleine Äußerungen einbauen, wie „Wow“, „Mhm“, „That sounds great“, „So sorry for that!“, „Oh no!“, „How cool!“, um zu signalisieren, dass du noch zuhörst, aktiv in der Geschichte hängst und mehr wissen willst.
Dann wird vermutlich eine Rückfrage kommen, die du ehrlich beantwortest. Wenn nicht, greifst du etwas auf, das die Person erwähnt hat. Jemand kommt aus einer Stadt die du noch besuchen willst? Sag, was dich an der Stadt interessiert und frage nach Tipps oder Antitips (irgendwas, wofür man sich die Zeit hätte sparen können?). Jemand erzählt, dass er noch in ein Museum möchte das du auch besuchen willst? Großartig, vielleicht wollt ihr ja zusammen hin? Dann habt ihr vielleicht noch ein gemeinsames Thema, anscheinend interessiert ihr euch ja beide für Kunst/ Technik/ Geschichte/ ? .
Die Verabschiedung ist sehr Situationsabhängig. Grundsätzlich ist es ratsam zu sagen, warum und wohin man jetzt geht („Ich muss jetzt los damit ich meinen Bus noch bekomme, ich möchte mir heute die Innenstadt ansehen!“, „Ich muss jetzt gehen, sonst verpassse ich das Frühstück!“) und anschließend nochmal zu bestätigen, dass man das Gespräch gut fand und sich auch nochmal treffen/ unterhalten würde („Nice to meet you, maybe I’ll see you at …?“, „It was great talking to you!“). Auch hier gilt: Dein Gesicht muss sagen, was aus deinem Mund kommt. Lächeln, etwas vergößerte Augen, zugewandt sein.

So, das war der Kommunikationsteil. Jetzt zum Rest deines Beitrages:

Wie hast du dir das Reisen denn vorgestellt? Hast du das Gefühl, dass deine Wunschversion vom Reisen grundsätzlich realistisch ist?
Hast du das Gefühl, dass dir konkret etwas fehlt?
Machst du gerade alles, was du dir im Vorhinein vorgenommen hast? Wenn nicht, was fehlt und warum?
Außer deiner Motivationslosigkeit, welche Schwierigkeiten hast du gerade, und was läuft gut?
Wenn du irgendwo hinkommst, weißt du dann, warum du dort hingereist bist und was du da tun möchtest?

Die Idee, deine Reise mit Polarsteps zu tracken finde ich super. Du bist ja jetzt schon fast einen Monat da, kannst du im Rückblick ein Muster in deiner Dokumentation erkennen? Welche Vorkommnisse fandest du Wert zu tracken, welche Aktivitäten haben dir besonders viel Spaß gemacht?

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ich möchte einen Hinweis von Glen aufnehmen, der oben
im Verlauf genannt wurde.
@Dontknow; ich habe in den letzten Jahren/Monaten viele Personen mit hochfunktionalem/Asperger-Autismus kennen gelernt, die sich gern und viel bewegen, neugierig auf Erfahrungen und Umgebungen sind.
Fast alle hatten zuerst eine ADHS-Diagnose, da sich die Merkmale deutlich zu ADHS überschnitten haben. Mit ADHS-Medikamenten waren sie ebenfalls mäßig erfolgreich, was dann irgendwann zu je zu einem Termin bei Fachleuten für adulten Autismus führte.

Ob das auch auf Dich zu trifft, ist hier nicht zu klären, sollte jedoch im Zweifel durch eine Diagnostik geprüft werden.
Da allgemein wenig Wissen über Autismus in der Gesellschaft herrscht, nicht zwischen den Studien von Hans Asperger und Leo Kanner bzw. vieler Wissenschaftler nach ihnen, differenziert wird, ist noch immer das Bild von „Rainman“ im Kopf, wenn man von Autismus redet.

Tatsächlich spricht die Fachwelt (Helga Simchen et al) von 70% Überschneidung der Merkmale zwischen Asperger-Syndrom und ADHS, während es zwischen Kanner-Autismus und ADHS kaum Berührungspunkte gibt.

Einer der führenden Fachleute zu ADHS, Autismus und Ticks, ist Lutger Tebarz van Elst aus Freiburg. Es gibt noch viele weitere Mediziner, die sich mit einem breiten Spektrum von Neuropsychologischen „Andersheiten“ befasst haben. Auch hier hat sich das Bild durchgesetzt, dass der Begriff „Autismus“ ein extrem breites Spektrum an Merkmalen beinhaltet.
Wenn Du die Beschreibung zu den Begriffen overload, stimming, meltdown, shudown, masking, usw. im Kontext „Autismus“ nachliest, kannst Du selbst beurteilen, ob Du hier eher eine Person mit ADHS oder eine Person mit Autismus siehst oder ob…
Lest einfach selbst.

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Hallo, danke für deine Zeit und deine Tipps. Ich verstehe ganz genau was du damit sagen willst. Ich erkläre mir das jedoch so, dass man beim reisen meist eher oberflächliche Beziehungen pflegt. Für echte Freundschaften ist meist nicht die Zeit. Und damit muss ich lernen um gehen zu können. Und eventuell meine Erwartungshaltung gegenüber anderen ändern, das nicht jeder so ist wie ich. Oder was sagst du?
Lg

Vielleicht noch ein kleiner Hinweis von mir: Mir geht es in der Tat oftmals während des Urlaubs so, dass ich aufgrund der fehlenden Struktur in ein Loch falle und nur schwer wieder rauskomme. Was mir extrem hilft, um das zu vermeiden, ist eine aktive Planung. Was möchte ich morgen tun? Wo gehe ich hin? Was erwartet mich da?
Wenn ich erst mal in einem Loch bin, dann fällt es mir auch extrem schwer, überhaupt erst die Energie zu finden, mit anderen zu sprechen. Ich weiss nicht, ob dies bei dir einen ähnlichen Hintergrund hat, wollte es einfach mal teilen.

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Das berichten Leute aus der ASS-SHG.
Sie sind in der pers. Interaktion eingeschränkt. Wenn sie irgendwo „fremd“ sind, haben sie eine Art „Rechtfertigung“, Leute anzusprechen.
Echte Beziehungen können sie nicht aufbauen, dafür aber deutlich mehr mit „Fremden“ interagieren, da die Reise oder „das Tourist sein“, sowas wie ein „Projekt“ ist.