Hallo ihr! Nachdem ich hier diverse Berichte gelesen habe, den Test von ADxS.org gemacht habe und außerdem auch meine Therapeutin darauf hingewiesen hat, habe ich nun lange nach der Möglichkeit gesucht, mich auf Autismus testen zu lassen. Im September ist der erste Termin und wie schon vor der ADHS Diagnostik (auch in meinem Tagebuch hier erwähnt) habe ich nun Angst und Zweifel.
Warum? Weil so oft die überdurchschnittliche Intelligenz der meisten Autisten erwähnt wird. Mir wurde im Gegenteil dazu oft eher eine durchschnittliche „attestiert“. Außerhalb meiner Interessen (in der Schule damals waren das Deutsch, Englisch, Geschichte, später noch Philosophie) war ich unterdurchschnittlich. Vor Mathe, Physik, Chemie habe ich immer noch eine Heidenangst (träume da manchmal immer noch von, wie ich im Unterricht bloßgestellt wurde und wie ich schlechte Noten zurück bekam). Alles, was ich über Physik weiß, habe ich aus The Big Bang Theory.
Macht die Testung überhaupt Sinn? Ich zweifele gerade wieder alles an.
Wahrscheinlich hast du vor der ADHS Diagnostik die gleiche Phase durchlebt.
Es wird sich auch diesmal lohnen und zumindest für Klarheit sorgen
Und auch da ist es ein Spektrum.
Kennste einen Autisten, kennste halt nur einen.
Informiere dich offen und möglichst breit zum Thema, zu den vielen verschiedenen Facetten und versuche dabei krampfhafte Vergleiche mit anderen und Youtube Videos mit toll aufgemachten Thumbnails zu ignorieren.
Es gibt natürlich Bücher, aber auch Podcasts, die regelmäßig Experten (inkl. selbstbetroffene) zu Gast haben. Da lernt man m.M.n. viel mehr und breitgefächerter.
Dann vielleicht noch alle Tests auf embrace-autism.com durcharbeiten und die Ergebnisse lokal abspeichern oder ausdrucken und in einen Ordner abheften (für später vielleicht mal - kann man immer gebrauchen).
Wenn die Anzeichen dann dafür sprechen, dann ist eine Diagnostik ganz bestimmt sinnvoll und es gibt keine Gründe zu zweifeln
Ähm, wer behauptet das? Autismus hat keinen Zusammenhang mit Intelligenz, so zumindest mein Wissensstand. Es gibt Autismus mit und ohne Intelligenzminderung, aber keinen speziellen Intelligenzbonus. Also bei denen ohne spezielle Minderung ist es so verteilt wie bei allen anderen.
Ich würde eher sagen, dass ein Teil der Autisten einen gewissen Hang zum Formalen hat und zur Detailverliebtheit. Oder sie stecken mehr Energie in Sachthemen und bauen dort auch mehr kristalline Intelligenz (Kompetenzen) auf.
Spezialinteressen müssen nicht immer Physikthemen sein, haben auch nicht alle Autisten. Hier im Forum ist z.B. einer, der interessiert sich für Medikamentenwechselwirkungen.
Für eine Autismusdiagnostik ist kein bestimmter IQ erforderlich .
Wie bei ADHS hängt es nicht vom IQ ab.
Vermutlich tauchen Autisten mit Hochbegabung in Foren/Medien häufiger auf, weil sie bewusst diese Platformen nutzen oder da auftauchen wo auch du nach Infos suchst.
Und selbst wenn Hochbegabung mit Autismus häufiger auftauchen würde, gibt es ja immer noch den anderen Prozentsatz.
Manchmal wird aus Unwissenheit auch wegen einem hohen IQ ADHS oder Autismus ausgeschlossen.
Danke für deine Antwort, ja genau das hab ich auch vor der ADHS Diagnose durchgemacht. Da lag es aber auch mit daran, dass ich vorher immer nur Pech mit den so genannten „Fachleuten“ hatte.
Auf Reels und reißerische Thumbnail-Videos springe ich nicht an. Die sind schließlich absichtlich so formuliert, dass sich möglichst jeder angesprochen fühlt und drauf klickt.
Ach okay, das ist interessant. Und erleichternd, weil ich in manchen Nischen viel (oftmals unnützes) Wissen angehäuft habe, dann Dinge weiß, wo ich gefragt werde, woher ich das wissen kann. Zeitgleich gehen manchmal vollkommen normale Sachen an mir vorbei. Das könnte natürlich auch am ADHS bedingten auf Durchzug schalten liegen. Das ist gerade ein riesiger Aha-Moment für mich!
Das Intelligenzprofil ist bei autistischen Menschen häufig unausgeglichen, was das Gesamtbild manchmal verzerren kann. Daher sollten Testergebnisse immer im Kontext weiterer diagnostischer Informationen gesehen werden, da Intelligenztests nur bestimmte kognitive Bereiche abbilden.
nach ICD 10 ist für eine Asperger Syndrom Diagnose ( f.84.5), eine mindestens durchschnittliche Kognitive Begabung und sprachliche Entwicklung Voraussetzung, bei den anderen Formen des Autismus nicht.
Auch euch, @Nelumba_Nucifera und @schlingelprinz vielen Dank für die Antworten! Da habe ich wohl ein verzerrtes Bild von der Diagnostik gehabt, oder wieder nur das für mich Schlimmste sehen können.
Das gibt mir etwas Ruhe, zumindest jetzt. Ein späteres Reinsteigern in die Angst ist durchaus im Bereich des Möglichen.
wer weiß, vielleicht schlummert auch in dir irgendwo überdurchschnittliches potential von dem du bisher nichts weißt bzw. selbst nicht erkannt hast. Üben und fördern muss man es trotzdem. Ängste sind da recht hinderlich leider.
Jau, im September! Letzte Woche ausgemacht. Und auf Umwegen. Ich habe in Bonn angerufen, weil da was von Autismuszentrum stand und das wäre mit etwas Planung von meinen Eltern aus ganz gut machbar. Die Dame am Telefon hat mir aber erklärt, dass sie nur für Kinder zuständig sind. Anscheinend habe ich ihr leid getan, denn sie hat angeboten, mir eine Liste mit Kontaktdaten zuzuschicken. Das hat sie auch umgehend gemacht, es waren drei Möglichkeiten in vertretbarer Nähe meines Wohnortes drauf, bei zweien hatte ich schon vorher durch Sucherei im Internet die Telefonnummern gefunden und angerufen, die waren so überfüllt, dass es nicht einmal mehr eine Warteliste gab. Die dritte Nummer war im Internet nicht zu finden, selbst mit den konkreten Angaben auf der Liste konnte ich sie nicht bei Google finden. Frag mich nicht, warum ich das nachgucken musste, war einfach so.
Dann hab ich da angerufen und schon mit einem der Standsprüche zur Absage gerechnet, aber nein, ich kann Anfang/Mitte September hin. Ist über die Kasse gedeckt, kanns noch gar nicht fassen. Das ist super kurzfristig, wenn man bedenkt, dass das hoffnungsvollste davor war, dass ich in einem halben Jahr nochmal anrufen solle, um zu fragen, ob dann ein Wartelistenplatz für in drei Jahren frei sei. Und dann ging sofort das Kopfkarussell los.
Dankeschön, ja, das habe ich in meinem Umfeld und auch hier auch so mitbekommen und hatte das daher sogar eigentlich erstmal ad acta gelegt, um mich nicht selbst damit so zu stressen.
Tatsächlich sind überdurchschnittlich intelligente Autisten eher selten. Das Gerücht hält sich aber trotzdem.
Autisten, wie auch ADHSler lernen besser in ihren Interessengebieten, es gibt ebenso Autisten, die sich eher für Literatur oder Sprachen statt für Physik und Mathematik interessieren.
Das sind typische Vorurteile.
Eine Testung macht immer Sinn, auch ein negatives Ergebnis, ist ein Ergebnis und hilft dir, dich besser kennen- und einschätzen zu lernen.
Schließlich gehst du bei einem Verdacht auf einen Bruch auch zum Arzt und bist schlauer, auch wenn das Ergebnis negativ ist.