Diagnose ADS, Medikinet (edit: der Arzt meinte doch retardiert)

Hallo liebe Forenmitglieder,

ich lese schon eine Zeit lang still mit, da ich schon länger den Verdacht hege, dass mein 8-jähriger Sohn an ADS leidet.

Nun haben wir die Diagnose: LRS, DYSKALKULIE und ADS. Der Psychiater empfiehlt, es mit Medikinet zu versuchen.

Er schlägt vor, unretardierte Tabletten zu versuchen, da sich die Probleme meines Sohnes lediglich auf die Konzentration in der Schule und den Hausaufgaben beziehen.

Er meinte, die Tabletten würden bis ca. 13 Uhr wirken und dann langsam an Wirkung verlieren.

Im Internet steht, dass die unretardierten Tabletten eine Wirkdauer von 1 bis 4 Stunden hätten.

Wenn ich also um 7:30 die Tablette gebe, ist spätestens um 11:30 Schluss. Dann haben wir ja keine Verbesserung für die Hausaufgaben. Oder kann man davon ausgehen, dass die Wirkung erst langsam nachlässt und über die Hausaufgaben noch wirkt?

Ich möchte ihm natürlich so wenig wie möglich geben, aber es soll uns ja auch eine Hilfe sein.

Vielleicht kann uns jemand schon einmal die erste Frage beantworten. Wir stehen ja noch ganz am Anfang, aber ich möchte natürlich nichts falsch machen.

L. G.

Hi @NEUGIERIG

Ich bin zwar selbst noch ein relativer Neuling was die Medikation angeht. Und bin auch kein Kind mehr und kenne und habe selbst keine Kinder mit ADHS.

Ich bekomme Mediknet adult,also retardiert. Angeblich sollen die bis zu 8 Stunden wirken. Bei mir ist es aber so, dass selbst die retardierten Kapseln nach exakt 4 Stunden beinahe schlagartig die Wirkung verlieren, auch mit genug Essen. Und der Unterschied ist krass. Es ist wirklich wie Schalter an. Schalter aus.

Es scheint aber immer auf den individuellen Körper und dessen Verstoffwechselung anzukommen. Ich denke die einzige Möglichkeit ist ausprobieren, am besten vielleicht erstmal am Wochenende, wenn du dein Kind beobachten kannst? Ich fange Dosiserhöhungen usw. auch grundsätzlich am Wochenende an, damit ich nicht auf Überraschungen oder ungewollte Effekte während der Arbeit treffe.

Nicht-retardiertes MPH wirkt unter normalen Bedingungen im Körper nur 3h. Bei 4h dürfte die Wirkstoffkonzentration im Blut schon unter der Schwelle sein, wo man noch eine ausreichende Wirkung merken würde.

Schnell rauf, schnell runter. Siehe grüne Kurve.

Bei nicht-retardiertem MPH würde man mehrmals über Tag alle 3h eine Folgedosis einnehmen, um einen konstanten Wirkspiegel aufrechtzuerhalten.

Das wird u.a. hier in dem Dokument „ADHS-Neurobiologie-erfordert-genaue-Medikamentendosisbestimmung“ auf Seite 5 gut erklärt.

https://kinderarzt-giessen.de/neuropaediatrie/dokumente/

https://kinderarzt-giessen.de/wp-content/uploads/2020/06/ADHS-Neurobiologie-erfordert-genaue-Medikamentendosisbestimmung.pdf

Hat er keine retardierte Form verschrieben?
Selbst die liegt bei 5 std plus minus

Entweder habt ihr einen patientenfeintlichen Arzt oder die größte Dumpfbacke erwischt

unretardiertes MPH bis du alle ca. 2,5 std am nachlegen. Retardierte Formen beinhalten zwei solcher Phasen quasi

Hallo Neugierig,

nein, das unretardierte Methylphenidat wird nicht über für die Hausaufgaben reichen, und auch nicht über den Schultag.

Wenn ich unretardiertes MPH nehme, muss ich nach zwei bis zweieinviertel Stunden nachnehmen. Das habe ich tatsächlich gemacht, als es für Erwachsene die Retardkapseln noch nicht gab, also bis 2011. Ich habe fünf Tabletten am Tag genommen und habe den Wecker in meinem (damals noch) Tasten-Händi gestellt um daran zu denken.

Ein 8-jähriger wäre damit aber überfordert. Um Wirkung über den ganzen Schultag zu haben, braucht er eine Retardkapsel, und für die Hausaufgaben entweder eine weitere Kapsel oder eine unretardierte Tablette.

So wenig wie möglich - mach nicht den Fehler, an der Wirkdauer zu sparen! Bei der ADHS-Behandlung kommt es auf die richtige Dosis und den richtigen Einnahmeabstand an. Ein Augenarzt sollte auch keine zu schwache Brille verordnen, sondern die genau richtige Stärke.

Herzlich willkommen im ADXS-Forum, liebe/r Neugierig!

Danke für Eure Antworten!

Wir hatten nur den Termin, in der uns die Diagnose mitgeteilt wurde. Da hat der Arzt über das Medikament gesprochen und gesagt, es wäre für unseren Sohn wohl ausreichend, man nehme das unretadierte nur über den Vormittag.

Die Wirkdauer hat mich nun stutzig gemacht.

Nun ist die Frage: Probieren wir es erst einmal so, wie der Arzt vorgeschlagen hat? Möglicherweise reicht es ja, wenn mein Sohn ein paar Std. Unterstützung durch die Medikamente hat und danach nicht ganz so erschöpft nach der Schule ist, wie es zur Zeit ist.

Oder sollte ich den Arzt gleich um die retardierte Form bitten?

Wie gesagt, mein Sohn zeigt keine Auffälligkeiten im Verhalten. Er hat Schwierigkeiten in der Schule am Ball zu bleiben, kommt dann oft sehr ermüdet von der Schule heim und kämpft manchmal ewig an seinen Hausaufgaben.

L. G.

Hallo,

also ich kann dich ermutigen, es mit dem unretardierten Medikinet zu probieren!

Meine Tochter, 7, hat die gleichen Diagnosen wie dein Sohn und kommt mit 10 mg Medikinet unretardiert aus. Anscheinend verstoffwechselt sie es langsam und durch die Entlastung während der Wirkzeit ist sie den ganzen Tag entspannter. Man kann bis ca. 17 Uhr, manchmal auch länger, gut mit ihr lernen…

Bei Kindern wird zum Eindosieren oft unretardiert genommen, um die notwendige Einzeldosis herauszufinden, auf ein Retard könnt ihr immer noch umsteigen, wenn die Wirkung nicht ausreicht.

LG
Carina

Hallo Carina,

danke, Deine Antwort macht mir Mut. Mal sehen, wie der Plan des Arztes dann letztendlich aussieht. Irgendwie müssen wir ja starten.

Carina, darf ich fragen, wie lange Ihr über die Schwächen Eurer Tochter Bescheid wisst? Wie lange hat die Eindosierung gedauert? Musstet Ihr da viel herumdosieren oder hattet Ihr gleich die richtige Dosierung? Wie arg war der Unterschied für Deine Tochter, nachdem sie mit Medikamenten den Schulalltag bewältigt? Vielleicht magst Du mir ein bisschen davon berichten?

Ich würde mir schon sehr wünschen, dass mein Sohn es zumindest ein wenig leichter hat in Zukunft.

L. G.

Einfach mit dem unretradierten Medikament starten und dann beobachten und sehen was geschieht.
Darauf baut sich die Eindosierung und das weitere Vorgehen dann auf.
Kann sein das er regelmäßig was braucht und dann ist es ok , oder aber eine Einnahme am Morgen reicht wirklich .
Man kann sich da leider im Vorfeld nicht die „ideale“ Einnahme wünschen .
Mit zu viel oder auch zu wenig kann man es falsch oder richtig machen. Aber mit zu wenig nur aus „Idealismus“ kann man sich das Leben sogar schwerer machen .
Ich würde auch gerne lieber weniger nehmen und gehöre zu den Menschen , die sogar bis zu dreimal am Tag ein retardiertes Medikament nehmen.

Hallo Neugierig,

die Diagnostik lief letztes Jahr im September/Oktober und dann haben wir im November ganz langsam eindosiert, erst 5 Tage 2,5 mg, dann eine Woche 5 mg und anschließend 7,5 mg. Das hat bis zu den Weihnachtsferien gut gewirkt, nach den Ferien haben wir aber gemerkt, dass es nicht mehr gereicht hat. Daher sind wir vor 3 Wochen auf 10 mg hoch, das passt wieder. Nebenwirkungen waren zum Glück gering und nur von kurzer Dauer (Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen) :+1:

Man merkt in der Schule und zuhause einen deutlichen Unterschied! Vorher hat meine Tochter in einer Deutsch-Stunde fünf Wörter geschrieben und in 45 Minuten HA-Zeit zwei Aufgaben gerechnet. Jetzt schreibt sie einen ganzen Text ab und schafft alle HA in der Schule.
Zuhause müssen wir aufgrund der LRS, Dyskalkulie und Wahrnehmungsstörung auch noch einiges üben, das klappt gut. Vorher hatten wir nur Schreien und Weinen nachmittags :see_no_evil:

Ich bin wirklich froh, dass das Medikament meine Tochter so entlastet und es ihr besser geht :pray:

Was macht ihr bezüglich LRS und Dyskalkulie?

Liebe Grüße

Hallo,

nein, probieren kann man alles Mögliche. Und die unretardierten Tabletten haben den Vorteil, variabel zu sein, man kann immer ein Viertelchen mehr oder weniger nehmen, das ist bei den Kapseln etwas schwieriger. Also, zum Probieren sind die Tabletten gut.

Ihr seht dann ja, wie lange die unretardierte Tablette wirkt - also ihr seht es am Wochenende, wenn er in der Schule ist natürlich nicht.

Übrigens ist das eine ganz wichtige Regel: Jedes neue Medikament, jede Dosiserhöhung zuerst am Wochenende ausprobieren! Ihr habt dann schon mal zwei Tage gesehen, wie gut und wie lange etwas wirkt, bevor ihr das Kind damit in die Schule gehen lasst.

Und wenn ihr bei einer Dosis mit guter Wirkung angelangt seid, wisst ihr selbst wie lange es andauert und ob das für den Schulvormittag reicht (euer Arzt sagt ja, ich sage eher nein, aber besser als was er oder ich sagt ist was ihr seht).

Hallo zusammen,

heute hatte ich den Termin bei unserem behandelndem Arzt.

Doch ein wenig anders, als ich gedacht hatte: Es ist doch das retardierte Medikinet, was er verschrieben hat. Er meinte, das unretardierte würde nicht lange genug die Wirkung aufrecht erhalten. Da habe ich ihn beim letzten Gespräch wohl falsch verstanden.

Damit habe ich nun auch kein Problem.

Allerdings hat er 10 mg verschrieben, die ich gleich so geben soll. In den Ferien werden wir damit beginnen. Nun bin ich nur nicht sicher, ob 10 mg für den Anfang nicht zu hoch dosiert ist.

Carina:
Mein Sohn erhält wegen der LRS in Zukunft Notenausgleich und Zeitzugabe bei Lesetexten. In Mathe gibt es leider keinen Nachteilsausgleich.

Gegenüber Therapien bin ich etwas skeptisch. Da ich selbst Lehrerin bin, kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass Ergotherapie und was es da alles so gibt, keine signifikante Besserung bringt. Daher möchte ich unseren Sohn nicht zusätzlich mit Therapien „bestrafen“.

Natürlich lesen wir trotzdem jeden Tag 10 Minuten und üben spielerisch das Kopfrechnen. Mehr möchte ich ihm im Moment nicht zumuten. Ich bin froh, dass er gerade noch Freude an der Schule hat und das soll so bleiben.

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Auch wenn es 5mg Medikinet Retard Kapseln gäbe, 10mg ist als Einstiegsdosis nicht ungewöhnlich.

Es sind letztlich auch bloß 5mg schnell freigesetzt und nochmal 5mg verzögert, etwa ~3h später.

Würde man es in nicht-retardiert (da gibts nur 10mg Tabletten mit Bruchkerbe) umrechnen, wäre es 1/2 Tablette morgens und 1/2 Tablette ~3h später eingenommen.

So klingt es gar nicht mehr so viel, hm? :slight_smile:

Es gibt Medikinet unretardiert 5 mg mit Bruchkerbe… Bei uns war die Eindosierung in 2,5 mg Schritten sehr gut :woman_shrugging:t3:

Oh, gibts tatsächlich :face_with_peeking_eye:

Hallo Neugierig,

ich dachte, ich hätte dir eine private Nachricht geschrieben, aber das hat nicht geklappt, oder?

Ich bin lustigerweise auch Lehrerin und sehe ebenfalls, dass das Einzige, was wirklich hilft, Medikamente sind :woman_shrugging:t3:

Für Mathe kann ich Kumon empfehlen, damit haben wir schon gute Fortschritte gemacht…

LG
Carina

Es gibt auch 5 mg Medikinet retard. :adxs_zwinker:

Die kannte ich, aber war so an die 10er Tabletten Ritalin und MPH 1A Pharma gewöhnt :see_no_evil:

Schönen guten Tag,

danke für Eure weiteren Antworten. (Carina, ich habe Dir privat geantwortet).

Wir werden jetzt mal so starten, wie vom Arzt empfohlen. Mit 10 mg retardiert. Nach zwei Wochen habe ich dann einen Telefontermin mit unserem Arzt.

Könnte sein, dass ich mich während der Eindosierung hier im Forum nochmal melde :wink: Es ist immer sehr angenehm, wenn man nicht so ganz allein mit solchen Dingen ist. Ich danke Euch schon mal.

Ein schönes Wochenende Euch!

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Guten Tag,

hier kommt schon die nächste Frage :slight_smile:

Ich habe gelesen, dass Milchprodukte sich nicht so gut mit Medikinet vertragen. Könnt ihr das bestätigen?

Mein Sohn isst zum Frühstück nämlich ausschließlich Müsli (Haferflocken mit Milch).

Ich möchte natürlich nicht gleich schon zu Anfang etwas falsch machen. Sollten wir das Frühstück umstellen? Oder die Kapsel zeitversetzt einnehmen?

Danke schon einmal für eure Einschätzung.

L. G.