Eindosierung MPH - viele offene Fragen

Liebe Forumsmitglieder, ich erlaube mir als Schweizer hier mitzumachen (was sind schon Nationen…) zumal es soviel ich weiss kein Pendant in der Schweiz gibt. Ich bin ein sehr verkopfter Mensch und habe seit kurzem eine ADHS Diagnose. Diese habe ich im einem spezialisierten Zentrum gemacht, die sich sehr sicher waren. Es sollte also (hoffentlich) stimmen. Nun will ich so ziemlich alles über ADHS Wissen (habe mich fleissig eingelesen) und wäre wirklich mega dankbar um eure Antworten. Zur Vorgeschichte: Vor einem Jahr bin ich ziemlich aus dem nichts an einer heftigen Angsterkrankung erkrankt mit Klinik usw. Erst nach 7 Monaten wurde das langsam besser. Seit 4 Monaten bin ich nun aber recht stabil. Die ADHS Verdachtsdiagnose erhielt ich schon länger, ich musste aber ausrechend stabil sein für die Abklärung. Ich nehme bis heute 60mg Parroxetin (Wechselwirkungen??).

Ich habe jetzt vor fünf Tagen angefangen mit 18mg Methylphenidat Mepha retard. Am ersten Tag war die Wirkung sehr interessant. Es fühlte sich an, als würde sich gerade mein Leben verändern. Zwar spürte ich nicht wahnsinnig viel, aber mein Kopf wurde ruhiger, ich war etwas entspannter und ich konnte mir Kleinigkeiten viel besser merken. Auch fühlte ich mich emotional stabiler und fokussierter. Es gelang mir viel leichter einfach im hier und jetzt zu sein. Nun, nachdem das doch sehr hoffnungsvoll los ging, waren die darauf folgenden Tage komplett anders. Und zwar war ich an allen Tagen im Kopf sehr müde, etwas dumpf, eher antriebslos und genauso vergesslich, beziehungsweise „verwirrt“ wie sonst. Auch im Kopf „tanzen gegühlt wieder die Affen“. Abends nach Ende der Medikation fühlte ich mich wieder mehr bei mir, aber auch wieder emotional sensibler.

Das hat mich natürlich sehr irritiert und es fühlt sich schon eher gerade nach etwas nach einem durchhalten an, mit den Medikamenten, anstatt nach einer Erleichterung. Zusatzinfo: Ich habe mit der Medikamente start den Koffeinkonsum gestoppt (zuvor 2 Kaffees täglich, die mich ruhiger und klarer machten), rein theoretisch könnten da noch Entzugssymptome reinspielen. Nun zu meinen Fragen:

Kann man diese Symptome irgendwie deuten? Ist das eine Überdosierung oder eine Unterdosierung, ist es einfach nicht das richtige Medikament für mich, oder braucht das einfach mehr Zeit, bis es sich einpendelt?

Wie lange ist es üblich, da einfach zu warten? Mein Psychiater möchte eigentlich, dass ich das jetzt einen Monat so verweile und wir danach allenfalls die Dosis anpassen, ich habe aber in der Internetrecherche gelesen, dass eigentlich nach ein bis zwei Wochen bereits eine Anpassung erfolgen kann, weil danach nicht mehr allzu viel passiert.

Ist es möglich, dass das Paroxetin mit dem Medikament interagiert und ungewollte Nebenwirkungen auslöst?

Dann noch ein Gedanke bezüglich, was zu mir passen könnte: Ich habe ja häufig starke Schwankungen zwischen sehr angetriebenen positiven kreativen Phasen und den antriebslosen, ängstlichen, orientierungslosen Phasen. Nachdem ich mich etwas ein gelesen habe, könnte das ja darauf zurückzuführen sein, dass da teils mein Dopamin Spiegel sehr fest im Keller ist. Gibt es die Möglichkeit den Dopaminspiegel zu untersuchen um das zu prüfen und wäre dann nicht die andere Medikamente Gruppe schlauer, weil die ja nicht den Abbau verlangsamt sondern die Ausschüttung allgemein erhöht?

Nun ihr sehr, da stellen sich ganz schön viele Fragen in meinem Kopf und Geduld ist nun mal nicht meine Stärke, weshalb ich mir erlaube euch diese Fragen zu stellen. Um Rückmeldungen würde ich mich natürlich sehr freuen.

Herzliche Grüsse

Hallo @schweizerli und herzlich Willkommen!

Schön, dass Du hergefunden hast. :adxs_wink:

Ja, das ist möglich. Bei Bericht über Wechselwirkungen: Methylphenidat, Paroxetin (drugs.com) habe ich gefunden, dass Methylphenidat den Blutspiegel und die Wirkung von Paroxetin verstärken kann.

Üblich ist eher 1-2 Wochen mit der selben Dosis, damit der Körper sich ans Medikament gewöhnen und man die Wirkung realistisch einschätzen kann. Einen Monat ist schon lang, aber möglicherweise hat Dein Arzt auch Gründe dafür, bei Dir besonders langsam vorzugehen.

Mit Lisdexamphetamin (z.B. Elvanse) gibt es auch Wechselwirkungen. Paroxetin kann die Wirkung von Lisdexamfetamin verstärken. Die Kombination sollte wohl vermieden werden.

Bericht über Wechselwirkungen: Lisdexamfetamin, Paroxetin (drugs.com)

So wie ich das sehe, könnten Deine Symptome von einer „Überdosis“ Paroxetin kommen, weil Methylphenidat die Wirkung verstärkt. Aber ich bin kein Arzt, sondern nur ADHS-lerin mit Hyperfocus auf medizinischen Kram. :wink: Das solltest Du dringend mit Deinem Arzt besprechen, zumal Du schon die Tageshöchstdosis Paroxetin nimmst.

Ich wünsche Dir eine gute Lösung mit der Du Dich besser fühlst und schicke Dir bis dahin ein Päckchen Geduld!
Liebe Grüße!

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Vielen Dank @Schusselflummi . Interessante Idee mit dem Parroxetin. Ich schaue mir das mal so an. So wies jetzt ist, ists zumindest nicht gut. Liebe Grüsse und dir alles Gute.

@Schusselflummi Heute kommt noch hinzu: Zwar müde, aber sehr agressiv/ geladen und nicht „bei mir“. Vielleicht gibts daraus neue Erkenntnisse…

@schweizerli
Neue Erkenntnisse nicht wirklich. Es zeigt meiner Meinung nach, dass bei der Medikation etwas „nicht passt“.
Ich würde erst Mal Methylphenidat aussetzen und schauen, wie es sich entwickelt. Und nächste Woche auf jeden Fall erst mit dem Arzt sprechen, bevor ich einen Neustart wagen würde.

Okai, danke!

Hoi Landsmann :wave:
Ah, da gibt’s ein Generikum von Mepha?! Ich nehm Medikinet MR und überleg mir grad, ob das Mepha-Zeugs wohl günstiger ist…
Was Konstruktives kann ich hier leider nicht beitragen - bei mir hat das Medi von Anfang an gut funktioniert - einig Nebenwirkungen gabs schon, aber alles im grünen Bereich.
Es gibt natürlich auch mit den Medis Schwankungen - also auch mal Tage, an welchen man müde und unkonzentriert ist. Aber dass es bei dir dann immer so ist, ist schon sehr komisch…
Ich find aber auch die Anfangsdosis von 18mg recht hoch. Bei mir hat der Psychiater gesagt ich soll mit 5mg anfangen und dann alle 4 Tage 5mg hoch gehen. Wobei ich halt weiblich und 60kg bin, aber ich glaub nicht, dass das so eine Rolle spielt.

Viel Glück weiterhin!

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Hallo @schweizerli und herzlich willkommen! :adxs_knuddel:

Du bist nicht der oder die erste und sicher auch nicht der oder die letzte aus dem Nachbarland, das leider kein ß verwendet. Dafür sind die Züge pünktlicher.

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Das war zugegebenermassen ja auch einfach ein kleiner Akt der Höflichkeit ;).

Kleines Update meinerseits (für diejenigen die es Interessiert) ;). Habe jetzt am Wochenende auf die Medis verzichtet. Depressiv fühlte ich mich trotzdem und auch sehr müde. Aber immerhin mehr bei mir. Die Symptome könnten also auch einfach der Überlastung geschuldet sein und sind für mich nichts neues. Weiterhin habe ich einfach den sehr starken Eindruck, dass mir Kaffee massiv hilft um klarer zu werden im Kopf. Das löst dass häufig meine depressive Stimmung und bringt mich in die Aktivität. Kennt ihr das auch so? Für mich bleibt letzten Endes eben immer noch die Unsicherheit, was von meinem Burnout (mit Angststörung) ist und was auf das ADHS zurückzuführen ist.

Grüezi :adxs_wink:

Und das mit dem anderen Medikament natürlich auch im Hinterkopf behalten.

Bei Angststörung / Depression könnte der Wirkstoff MPH zwar vielleicht dezent weniger effektiv sein, als D-AMP (ist aber eh individuell für sich selbst herauszufinden), aber beide Wirkstoffe können auch bei solchen Beschwerden positiv beeinflussen.

Oben im grünen Kasten unterm ersten Beitrag führen Links zu relevanten Themen auf adxs.org.

Den ersten Link zur Medikamentenwahl bei ADHS mit Komorbiditäten, und auch den „MPH Teil 1-4“ kann ich wärmstens empfehlen.

Die Diagnosen Angststörung und Depression hatte ich auch, aber vor dem Beginn mit ADHS Stimulanzien intuitiv alles abgesetzt, um einen sauberen Start zu haben.

Die Übergangszeit bis zur Diagnose und dem ersten Rezept war zwar nicht schön und die habe ich dann mit Lorazepam als Beruhigungsmittelchen überbrückt, aber ich hatte Glück und brauchte bisher neben dem ADHS Medikament keine Antidepressiva & Co. mehr. Weder mit dem einen, noch mit dem anderen Wirkstoff.

Ob das in deiner Situation eine Option wäre, weiss ich natürlich nicht.

… danke @SneedleDeeDoo , zugegebenermassen erhoffe ich mir genau das von den ADHS Medikamente. Darf ich fragen, ab welcher Dosis Ihnen das MPH geholfen hat?

Huch, sehr höflich, aber kannst ruhig Du sagen :adxs_friends:

Es wird dir letztlich nicht wirklich viel bringen, da die passende Dosierung immer individuell zu finden gilt.

Aber ich bin mit Ritalin Adult bei 40-20 ausgekommen. Bei meinem Tagesablauf komme ich so von 8-19 Uhr gut hin.

Dann nehme ich nach Bedarf ab 19:00 noch Ritalin (unretardiert). Die 10mg Tablette ist teilbar.

Manchmal nehme ich die ganze Tablette.
Meistens aber nur eine Halbe.

Egal wie, die streckt die Wirkung dann nochmal für 3h. Dann bin ich also bis 22Uhr gut abgedeckt.

Manchmal auch um 19:00 5mg und um 22:00 die restlichen 5mg. Die stören mich auch nicht beim Schlafen. Im Gegenteil. Macht gerade so entspannt und treibt nicht mehr an :slight_smile:

Wenn du hier bisschen im Forum herumschaust, werden dir aber alle möglichen Tagesdosierungen über den Bildschirm laufen.

Da ist alles dabei :grimacing:

@SneedleDeeDoo Spannend, danke. Bin gespannt, wie es bei mir weitergeht. Würde auch gerne mal Ritalin o.ä. probieren. Bei mir habe ich einfach oft das Gefühl, dass ich dann Ängste habe, wenn ich zu lange inaktiv bin oder unstrukturiert.

Ja, das gibt es! Möglicherweise (nach meinen Recherchen) könnte aber die Wirkung bei Concherta etwas länger hinhalten…

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