Elvanse: Toleranz oder unterdosiert?

Hallo zusammen,

mir wurde Ende letzten Jahres mit Anfang 30 ADHS diagnostiziert, wobei Hyperaktivität bei mir nicht so extrem ausgeprägt ist wie bei vielen anderen ADHSlern, sondern andere Symptome im Vordergrund stehen. Zu diesem Termin wurde ich damals überredet, weil die Symptome mich zwar belastet haben, ich sie aber nicht als Symptome, sondern als „Normal“ aufgefasst habe und ich einfach ein anderes Bild von ADHSlern hatte, in das ich, meiner Meinung nach, nicht reingepasst habe („Zappelphillip“ usw.). Zudem hatte ich Angst vor einer Persönlichkeitsveränderung durch eine Behandlung, weil ich kein anderer Mensch sein wollte.

Mir wurde daraufhin Elvanse 30mg verschrieben und direkt am ersten Tag der Einnahme war mein Leben und mein Tagesablauf einfach völlig anders und so, wie in meinen Augen sein soll. Meine Persönlichkeit hat sich dabei nach Außen hin nicht verändert, zumindest nicht zum Negativen.

Allerdings habe ich festgestellt, dass die Wirkung bereits nach 4-5 Tagen ganz anders war.
In diesen ersten Tagen hatte ich eine extreme innere Ruhe, habe aber gleichzeitig gemerkt, dass sowohl Blutdruck, als auch Herzfrequenz gestiegen sind. Ich konnte erstmals Autofahren, ohne Rennfahrer sein zu müssen, der den Zwang hat, andere „erziehen“ zu müssen. Ich konnte Leuten beim Reden zuhören, ohne den Drang zu haben, ständig unterbrechen zu müssen. Ich habe den Alltag aktiv in der Gegenwart erlebt und war nicht zu 80% in der Gedankenwelt unterwegs. Und noch einiges mehr.
Nach diesen ersten Tagen war all das merkbar stark reduziert. Schon fast weg.

Über die Wochen und Monate danach merke ich zwar eine Wirkung…
Also ich habe erstmals in meinem Leben einen Rhythmus im Alltag. Mein Schlafrythmus ist normal geworden, ich kann mich deutlich leichter motivieren, Aufgaben zu erledigen. Ich beseitige jetzt Chaos, anstatt zu versuchen damit klar zu kommen (Gerade auf dem Schreibtisch. Und zuvor habe ich eher von Papptellern gegessen, anstatt einfach den An-Knopf auf der Spülmaschine zu drücken). Ich habe keinen Bedarf mehr nach Alkohol und anderen Drogen und ich lebe nicht mehr in den Tag hinein, schlafe nicht mehr ständig Tagsüber und habe Abends auch keinen Stress, weil ich zuvor nichts von dem geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe, weil ich es jetzt eben einfach mache. Allerdings fällt es mir jetzt wieder etwas schwerer bei der Sache zu bleiben. Während ich beispielsweise diesen Text schreibe, bin ich mehrfach aufgestanden und ziellos durch die Wohnung gelaufen.

Also eine Wirkung ist definitiv da, aber eben deutlich schwächer, als in den ersten Tagen, insbesondere, was diese innere Unruhe angeht, die ich sogar vermisse. Puls oder Blutdruck sind aktuell identisch zu den Werten bei Nichteinnahme und sonstige Nebenwirkungen habe ich auch keine, höchstens ab und zu mal einen trockenen Mund, aber sehr selten.

Zusammengefasst ist die Medikation nicht wirkungslos, aber eben reduziert zu dem, was ich anfangs gespürt habe, und zwar war das von einem Tag auf dem anderen und ist nicht über einen Zeitraum schwächer geworden.
Tatsächlich würde ich mir wünschen, dass die Wirkung wieder stärker ist, bin mir aber nicht sicher, ob diese Abnahme der Wirkung eben durch Toleranzaufbau, oder durch Unterdosierung herwirkt.
Sollte ich also eher eine höhere Dosis probieren, oder eine andere Behandlung wählen, oder ist es gar genau richtig so, wie es ist?

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Hallo Snickepie und herzlich willkommen,

ob eine Steigerung gut wäre oder nicht, kannst du erst merken wenn du es tust. Nebenbei, was sagt denn dein Arzt, der hat dir doch sicher vorher gesagt, wann du auf welche Stufe steigern sollst und welche Verbesserungen zu erwarten sind?

Du bist ja noch in der Dosisfindungsphase, da spricht man noch nicht von Toleranzentwicklung. Erst wenn du deine Dosis gefunden hast und eine Weile dort bist und dann lässt es nach, bestünde Grund sich Sorgen zu machen. Aber doch nicht jetzt, und auch ohnehin nicht in den ersten drei oder vier Monaten.

Dass es diese Wahrnehmung gibt, oha, das wirkt ja klasse, und dann nach ein paar Tagen ist dieses umwerfende neue Gefühl nicht mehr da, ist schon normal. Auch die ADHS ist ja nicht jeden Tag gleich, und eine Medikation muss sich nicht nur an idealen Tagen, sondern auch in Belastungssituationen bewähren.

Die Stufen bei Elvanse, zumal wenn man nur von den „Erwachsenen“-Kapseln ausgeht, sind natürlich viel zu groß. Also da würde ich nicht in 20-er Abstufungen hochgehen und noch nicht mal in 10-ern. Aber was da zu empfehlen ist und wie man das macht, müssen dir die Elvanse-Experten/innen dieses Forums erklären, ich habe zwar viel Erfahrung mit ADHS-Medikamenten, aber nicht mit Elvanse.

Hi, mir geht’s ähnlich, finde noch rein mit Elvanse. Hab mit ner halben Kapsel, also 15 mg, begonnen, dann schrittweise rauf bis auf nun 30 mg. Diese innere Ruhe der ersten Tage habe ich auch nicht mehr wirklich. Und die war wirklich was feines. Es geht letztlich um ein inneres, ganz persönliches, Abwägen und darum, dass wir eben noch weiter die richtige Dosis finden, schätz ich. Das braucht seine Zeit. Noch nicht wechseln, jedenfalls.
Mir hilft es gut, immer wieder im Forum in den Elvanse-threads zu lesen - da findet viel hilfreicher Austausch statt.

Wie lange nimmst du nun schon die 30 mg, mehrere Monate, richtig? Wie waren die Kontrolltermine in der Zwischenzeit, hast du mit dem Psychiater darüber reden können die Dosis weiter anzupassen?