Geschockt von anderem Forum

Ich lese gerade in einem anderen Forum mit. Da geht es um Kinder mit Beeinträchtigungen und Behinderungen im Allgemeinen. Allerdings gibt es auch ein Unterforum zu ADS/ADHS.

Eine Mutter dort berichtete von der ADS-Diagnose ihrer Tochter und hat aber weiterhin das Gefühl mit dem Kind stimmt was nicht. Alles was sie dazu schrieb, waren schlicht ADS-Symtome. Ich frage mich, was für eine Aufklärung hat sie denn erhalten? Gar keine? Offenbar auch keine Therapieangebote. Bin entsetzt, dass es so etwas noch zu geben scheint, dass man Eltern nach der Diagnose einfach im Regen stehen lässt. Oder sie will es nicht wahr haben. Keine Ahnung.

Eine andere Mutter hat ihren 13-Jährigen in eine Klinik verfrachtet. An den WE, wenn er zu hause ist, wünscht sie sich, dass alles immerzu ganz harmonisch verläuft. Gemeinsames Frühstück, dann mit dem Hund Gassi gehen (sie ist enttäuscht, wenn er keinen Bock darauf hat), evtl. noch einen Spaziergang, zusammen Kekse backen mit Muttern, gemeinsames Aufräumen und Putzen, gemeinsames TV-Gucken, Lesen, Gesellschaftsspiele spielen. Sohn soll sich nicht mehr ärgern, wenn er verliert. Sorry, da stellen sich mir die Nackenhaare auf, denn sie will nichts anders als dass sich ihr Sohn ständig anpasst und ihren Vorstellungen entspricht. Sorry, aber 13-Jährige haben doch wohl Besseres zu tun als mit Mutti Gesellschaftsspiele zu spielen und Kekse zu backen, oder? Sohn hat sich auch immer gefreut, in die Klinik zurückkehren zu dürfen. Kann ich total nachvollziehen. Ach „lustig“ war noch das Belohnungssystem: Wenn Sohn sich gut verhält, erhält er mehr Medienzeit. Pädagogisch natürlich extrem sinnvoll :roll: . Bei der Mutter habe ich das Gefühl, die hat schlicht ein übergroßes Harmonie- und Kontrollbedürfnis. Würde mich da nicht wundern, wenn sich das ADHS bei dem Sohn, wenn er auszieht, ganz plötzlich „auswächst“… Ich wünsche es ihm jedenfalls.

Sorry, muss mein Entsetzen hier mal kurz raus lassen.

Vollzitat gelöscht

Völlig unabhängig von ADHS: wie ätzend und langweilig ist das denn? Da werde ich ja hier auf dem Sofa wütend und zappelig.
Also manche Menschen sollten echt die Finger von Kinderkriegen lassen.
Der arme Junge.
Gesellschaftsspiele spielen und Kekse backen geht schon mal, aber dann freiwillig. Das kommt aber nur, wenn Respekt gegenüber der Erziehungsperson da ist. Das zweifle ich hier stark an.
Und dann eher: wir machen jetzt das und das und das Kind fragt dann: oh, darf ich bitte mitmachen?

So kann ich mich zumindest dran erinnern. Aber ich hatte auch genügend Freiraum für meine Aktivitäten.

Es ist traurig für den armen Jungen wirklich, obwohl wir die Umstände auch nicht kennen. Aber wenn die Mutter wirklich so eine perfektionistische „Mutter“ ist, die ihr Kind unter Druck zu einem Musterknaben umerziehen will, dann bin ich zumindest froh, dass der Jung in der Klinik ist und nicht in so einem toxischen Umfeld aufwachsen muss.

Na ja, an der Stelle des Vaters hätte ich mein Kind nach Hause geholt, es sei denn es liegt einen triftigen Grund in der Klinik zu bleiben und die Mutter in der Klinik oder sonst wohin verfrachtet.

Ich bin zwar immer noch erzürnt über die Ignoranz und vor allem auch den Unwillen von Seiten der offiziell dafür zuständigen Therapeuten, sich um das Thema ADHS und die entsprechenden Patienten zu kümmern, allerdings nach 20 Jahren nicht mehr überrascht…

…was mich genauso ärgert, das ist der Unwille und die psychologische Blockade-Haltung von Eltern, bei deren Kindern ADHS im Raum steht, dieser Sache auf den Grund zu gehen… letztes Jahr, die damals 20-jährige Ex-„Freundin“ (das erste Mal, als ich dieses fragile, zerbrechliche Mädel gesehen hab, der erste Impuls, ihr sofort zu sagen, dass ihr „Freund“ psychisch krank ist, ständig hinter ihrem Rücken durch die Gegend fickt und sofort die Sache zu einem Ende bringen, bevor weitere psychische Schädigungen durch ihn verursacht werden, im Verlauf ist es dann leider exakt dazu gekommen) von einem mich ständig ausnutzenden Psycho-„Freund“, während Corona und mutmaßlich auch durch die eher traumatischen Erfahrungen mit diesem Psycho-„Freund“ (das war für sie die erste „Beziehung“ mit damals 19) in die Magersucht zurück gefallen… ich war bei ihr daheim mal mit dabei, die hibbelige Mutter, sofort aber intuitiv Sympathie empfunden, die Tochter (also besagte damals 19-Jährige) entwicklungsverzögert, leistet sich wiederholt soziale Fauxpas, mutmaßlich impulsiv (die Magersucht als dissoziative Störung, als Anpassungsversuch an die Umwelt?), aber in jedem Fall sehr nett und gutherzig… ich hab letztes Jahr im Sommer ca. 1 Jahr später, nachdem ich erfahren habe, dass die Magersucht wieder voll zurück war, die Mutter kontaktiert, 1 zu 1-Gespräch, noch ihr das Martin Winkler-Video zu ADHS und Essstörungen geschickt und weitere Infos über ADHS und Magersucht der Mutter geschickt… Reaktion: Null!

…null Reaktion, komplett zu gemacht offensichtlich (und ich bin bei der Person wesentlich vorsichtiger und eigentlich besser vorgegangen als einst bei einer gewissen Selina)… dass bei der Mutter so einiges in ihrem Leben auch nicht rund läuft bzw. aus den Fugen zu sein scheint, ja, das ist eine Erklärung… aber es ist keine Entschuldigung, der Sache nicht auf den Grund zu gehen!..

…aber was will man machen?.. wenn die Ärzte in der Klinik nie ADHS als Faktor für die Magersucht in Erwägung ziehen, im Normalfall vertraut der Patient bzw. dessen Angehörige dem „professionellen“ Urteil des Arztes bzw. der behandelnden Ärzte in der Klinik und wenn diese hinsichtlich ADHS der Sache nicht nachgehen bzw. auf den Grund gehen wollen, null Chance, dagegen anzukommen…

Ich hab es der Mutter ausführlich gesagt alles, somit bin ich raus aus der Sache… erzürnen tut es mich trotzdem (sowohl die Mutter als auch die behandelnden Ärzte).

„Verfrachten“ ist auch eher ein Wort, das den Schock von gestern spiegelt, oder? Klingt für mich jedenfalls eher nach Ausnahmezustand als nach Deiner immer so umsichtigen Wortwahl.

Ich verstehe von Jugendlichen gar nichts, nicht mal als Jugendliche. Meine Familie hatte aber auch schon Mitglieder in Kliniken und Einrichtungen. Nicht immer war da Hilfe zu finden, aber die Schwellen, zumindest Hilfe zu suchen, sinken sicher, wenn das nicht mit noch mehr Scham behaftet ist.

Ja, genau so empfand ich das auch. Mir kräuselten sich die Fußnägel quasi hoch und in mir zog sich alles zusammen. Und irgendwie empfand ich das alles so unglaublich leer.

Die Mutter schrieb auch noch selbst ständig, dass alles harmonisch sein soll, wenn der Junge am WE da ist.

Irgendwie durfte der Junge auch nichts alleine machen außer in seinem Zimmer zu lesen.

An Outdooraktivitäten gab es nur gemeinsames (!) Gassi gehen oder gemeinsame (!) Spaziergänge. Warum z.B. nicht mal einen Ausflug irgendwo hin? Z.B. in den Wald, an den See o.ä.

Hat der Junge kein Fahrrad, keinen Fußball, kein Skateboard o.ä.???

Ach ja, Muttern (!) spielte ab und an Sportspiele auf der WI mit ihm. Auch dabei durfte er sich nicht ärgern…

Wie gesagt völlig harmoniesüchtig und kontrollierend… Mit Sicherheit sehr ungesund für den Jungen.

:lol:

Ach ja, einen Vater (und 2 Schwestern) gab es auch noch. Muttern berichtete, die Klinik habe gesagt, auch Vaddern solle sich mal mehr mit dem Jungen beschäftigen. :shock:
Ich frage mich eh, wie solche Elterngespräche da stattfinden. Wird keinerlei Kritik an den Eltern geübt?!

Ich denke mal, der Junge war so froh in der Klinik, weil er da wenigstens Gleichaltrige um sich hatte und vermutlich Therapeuten, die ihn nicht ständig vereinnahmten. Wahrscheinlich durfte er sich dort viel autonomer entfalten als zu Hause…

Der Junge ist inzwischen wieder zu Hause. Muttern fand den Klinikaufenthalt zu kurz! Leider hat sie dann nicht mehr weiter berichtet…

Ja. Ich gebe zu, mich hat das tatsächlich auch ein wenig getriggert. Ich hatte als Kind und Jugendliche zwar auch ganz viele Freiheiten, aber meine Mutter ist mir auch zu harmoniebedürftig.

Die Schwester meiner Mutter + ihr Mann sind richtige Helikoptereltern und nun Helikoptergroßeltern. Mein Cousin, Ende 30, ist bis heute daher mE nicht abgenabelt, weil meine Tante und mein Onkel ständig viel zu präsent sind. Die große Tochter meines Cousins war auch schon mit Magersucht stationär und zwar ziemlich lange. Die Ursache sehen sie in einem Wettbewerb um’s Abnehmen unter den Mädchen in der Klasse der Tochter. Sie fragten sich auch, ob ihre Tochter vielleicht (wenn dann natürlich von einem Ausländer!) vergewaltigt wurde. Auf nahelegende Ursachen wie z.B., dass die Tochter auch viel zu sehr kontrolliert wird und viel zu wenig Freiraum hat etc. kamen sie nicht…Habe mich auch gefragt, was da für Elterngesprüche in der Klinik stattgefunden haben. Wenn meine Tante mir erzählt, was sie an Wochenenden so gemacht haben, empfinde ich auch immer eine ganz große Leere. Die sind zwar sehr aktiv, aber das ist alles so wahnsinnig oberflächlich und eben auch mit Harmoniezwang. Über mehr als die Befriedigung von Grundbedürfnissen kommen sie irgendwie nicht hinaus. Probleme gibt es nicht und darf es auch nicht geben. Bin gespannt ob meinem Cousin + seiner Frau und den Helikoptergroßeltern die beiden Töchter noch um die Ohren fliegen werden. Bzw. ob die beiden es überhaupt schaffen werden , sich von den Eltern und Großeltern in einer gesunden Art und Weise abzunabeln. Aber ich befürchte leider, da sind Hopfen und Malz bereits verloren.

Für Helikopter Eltern sind wahrscheinlich schon Kinder die mal laut lachen oder schreien hyperaktiv.
Früher gab es die Anti-Autoritären Eltern die ihre Kinder einfach alles machen liessen und keine Grenzen setzten.
Heute gibt es dafür Helikopter-Eltern, sowohl als auch ist nicht gut für Kinder, weder Überbehütung noch grenzenlose Freiheit ist gut für eine gesunde Entwicklung.
Was ich persönlich aber auch furchtbar finde ist der Erziehungsstil „Tiger-mom“ Brrr da läuft es mir gerade kalt den Rücken runter, solche Kinder werden ja regelrecht „gedrillt“, stelle ich mir grausam vor.

Ja, mit so einer Tiger-Mom ist meine Ex aufgewachsen. Wollte als Migrantin für ihre Kinder allerdings tatsächlich nur das Beste. Ging bei meiner Ex aber auch irgendwann komplett nach hinten los (SVV).

… gibt es irgendwo noch „normale“ Familien?
Erziehung mit Verstand ?
Egal wo ich hinschaue, es ist wirklich besser, dann keine Kinder zu bekommen.
Entweder machen sie zu wenig oder zu viel

Ich habe mit diesen Aussagen immer größte Probleme. Bin froh, dass meine gut groß geworden sind - war hart genug.
Artgerechte Kinderhaltung ist heute schwerer denn je: einerseits überzogene Ansprüche an die Familien, andererseits kinderfeindliche Strukturen und kinderentwöhnte Kinderlose mit niedriger Reizschwelle…

Kinder waren und sind Kinder.
Heute nimmt man die Erziehungsunwilligkeit der Eltern mehr wahr, denn früher, in der Guten Alten Zeit „durfte“ man die „Plagen“ noch „auf Format bringen“ wenn man keine Lust auf konstruktive Erziehung hatte.
Oder - man hat sie weniger wahrgenommen, weil die Außenräume noch nicht mit fetten überteuerten Autos zugeparkt waren.


Mit dieser pauschal abwertenden Sicht (negativer Hyperfokus?) sicherlich.

Tiger-Mom?
Zu meiner Zeit hießen die „Eislauf-Mütter“.
Meist tragische Opfer der Hausfrauen-Ehe: suchen ein Ventil für ihren eigenen Anspruch ans Leben.
Damit m.E. ein gesellschaftliches und kein individuelles Phänomen.

Hallo @MelaMela , mach Dir da mal nicht zu viele Sorgen, es gibt schon noch „normale“ Familien. :wink:
Andererseits was ist per Definition „normal“ ?, das ist sowieso ein etwas verfehlter Begriff, wenn Du mich fragst, denn wir sind ja alle nur Menschen, haben alle irgendeinen „Tick“ oder eine „Macke“, die einen mehr, die anderen weniger, also völlig „normal“.
Ok und wenn wir das als normal bezeichnen wollen?, dann ist es normal. :lol:
Nein Quatsch, Spass beiseite, verstehst wahrscheinlich wie ich das meine.
Aber wenn wir schon von normal sprechen, dann würde ich behaupten, das die meisten Eltern einen Mittelweg zwischen einer gewissen „Strenge“, also Regeln einhalten und eventuell auch bei nicht Einhaltung der Regeln „Strafe“ einsetzen,
sowie liebevoller, unterstützender, fördernder Erziehung.
Sozusagen den „goldenen Mittelweg“ suchen.
Helikopter Eltern gibt es zwar leider nicht wenig, aber in der „Mehrzahl“ sind die meines Wissens nicht.
Und die alt 68’er Hippie Eltern, die sind in Rente, und viele von denen sind heute liebevolle Grosseltern.
Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, also gibt es es Grosseltern die nichts dazu gelernt haben.
Aber die meisten, behaupte ich mal, sind nette Menschen die ihre Enkelkinder lieben.
Und wie das mit der „next Generation“ weiter geht, das liegt in den Händen der jungen Generation.

Och jetzt hört bitte mal auf, auf diese Mutter einzuprügeln, die keine/r von uns wirklich kennt. Vielleicht hat sie sich einfach ungeschickt ausgedrückt?

Und dass Eltern eines ADHS-lers sich endlich mal ein harmonisch ablaufendes Wochenende wünschen, finde ich nur zu verständlich.

Wenn ihr Sohn in der stationären Psychiatrie ist, steht sie ohnehin unter Beobachtung. In den meisten Psychiatrien gilt das Motto: Eltern machen grundsätzlich alles falsch. Denn: Irgendwo muss die Auffälligkeit ja herkommen. Und wenn sie dann berichtet, dass das Wochenende zu Hause schlecht war, heißt es, siehste, bei und läuft alles. Also die Mutter ist schuld. :neiiin

Ich verstehe das „geschockt sein“ nicht.
Da draussen laufen Menschen rum, die von der Innensicht von Menschen mit Diagnose nichts wissen UND nichts wissen wollen, aber Macht haben.
Dabei ist es sekundär, ob es die Macht als Elter, Lehrer*in, medizinische Fachperson, Pflegefachkraft etc. ist.
Menschen mit Diagnose haben allzuoft die Arschkarte.
Aber das ist Alltag, wo kommt da der Schock her?

… geschockt hat mich das vom anderen Forum nicht, weil ich schlimmere Familienverhältnisse kenne.
Ich habe eine Bekannte, deren Sohn sich umgebracht hat und er wuchs in liebevollen, stabilen Verhältnissen auf.
Es spielen oft so viele Faktoren zusammen…wer pauschal an was Schuld hat, ist bei genauem Hinsehen nicht immer leicht zu beantworten.Die Mutter weiß es nicht besser, hat niemanden an der Hand, der ihr zeigen kann, was sie ändern soll usw.

Ja meine Aussage mit dem „normalen“… wie kann ich das erklären? Hm kurz gesagt, unkompliziert und liebevoll und stabil…