Hab ich einen sozialphobischen Anteil

Hi @awol,

ist das verwandt mit Tend and befriend?

So, jetzt aber mal:

Vllt keine Sozialphobie (das würde ich mir wünschen), aber evtl meine Grundhaltung, dass ich von Menschen erstmal negatives Verhalten mir gegenüber erwarte (ich glaube, dass das der Preis für das jahrelange Mobbing ist, welches ich erfahren habe)

Mein Antrieb ist tatsächlich in Ordnung. Ich hatte es auch zu meiner Psychiaterin gesagt, dass mein Problem nicht ist mit etwas anzufangen sondern dabei zu bleiben (bei langen kognitiven Arbeiten), ich steh halt oft auf und lauf rum etc…meist in Verbindung mit Hürden, also wenn es schwierig wird und ich nicht die Geduld habe darüber nachzudenken, weil das auch gleichzeitig meine Versagensangst triggert.

Konzentration und Organisation brauche ich in meinem Alltag nicht so sehr, tatsächlich habe ich mit der Emotionsregulation einen Schwerpunkt. Ich bin meistens ruhig, aber es brodelt in mir.

Gerne! Deinen letzten Satz kann ich auch unterschrieben, ich bin sehr unterschiedlich je nach Personenkonstellation.

Ja!

JA!

Ich frag mich manchmal, ob ich auch einfach ein gewisses Warnsystem für gewisse Charaktere entwickeln habe, die eher zum Mobben und Lästern neigen. Wenn ich mitkriege, dass in meiner Gegenwart über andere gelästert wird, dann ist mein Alarmsystem aktiviert.
Ich finde o.g. Menschen strahlen irgendwie eine Langeweile und Unzufriedenheit aus. Sind sie dann noch neugierig, dann ist mir meistens klar was die Person macht, wenn ich nicht da bin.

Danke! Man ist dann zwar wieder der Sonderling, aber das kennen wir ja nicht anders. An die Rolle hab ich mich gewöhnt und ich komme damit besser klar als mich zu verbiegen und was zu spielen.

Teilweise teilen Leute ja auch den Trauerstatus, wenn ein Elternteil gestorben ist. Evtl bin ich da altbacken, aber ich finde das unangenehm. Ich finde, dass so etwas Intimes nicht in „diese“ Öffentlichkeit gehört.

Ja, das wird mir auch immer mehr bewusst :smiley:

Mein Ziel nicht, war aber mal eine extreme Angewohnheit von mir. Das hat zum Glück nachgelassen, denn das hat mich krank gemacht.
Zum Psychiater muss ich wegen MPH :wink:
Vielen Dank Abrissbirne für deinen aufbauenden Text :slight_smile:

Ich würde das furchtbar gerne lernen. Man braucht es dann doch zu oft. Aufgefallen ist mir auch, dass andere Personen, die vorher evtl das gleiche Problem durchlebt haben und nichts gesagt haben die Person dann anfeinden, die etwas gesagt hat. Nach dem Motto: ich bin da durch ohne einen Mucks, also hab du es jetzt gefälligst auch so schlecht. :roll_eyes:

Das stimmt.

Das ist ein sehr schmaler Grat. Genauso ging es mir jahrelang. Man hat sich an diesen halbwegs ertragbaren Zustand (man hat es im Griff) gewöhnt und denkt, dass es normal ist. Dass das unglaublich viel Kraft schluckt, das merkt man erst, wenn man erlebt, dass es auch anders sein kann.

Jepp. Wir können sehr gut schauspielern.

Ich kann es auch noch nicht, aber wenn es mir wieder passiert, dann versuche ich meine Gedanken darüber zu stoppen bzw mich einfach abzulenken. Denn ich habe inzwischen verstanden, dass dieses ganze Rumgedenke (Rumination) an der Situation nichts ändert.
Analysiere ich es zu Tode, dann passiert trotzdem „A“. Ich bin danach aber platt. Analysiere ich es nicht zu Tode, dann passiert auch „A“. Ich bin danach aber fit. Es ist ja nicht so, dass ich durch die Gedankenspirale anders handele, das Denken hat keinen Output. Im Gegenteil: manchmal gerate ich damit so in einen Film, dass ich es teilweise noch schlimmer mache und …tadaaa…impulsiv handele.

Auf jeden Fall.

Ich glaube, dass es gut ist, wenn man diesen Mechanismus in sich erstmal verstanden hat. Da kann man ansetzen.

Es ist doch wie so oft: Menschen, die sich selbst für die Tollsten halten gehen ohne irgendwelche Bedenken raus in die Weltund sind laut. Und die, die selbstkritisch sind, teilweise Dinge vllt sogar besser können halten die Klappe und haben einen Hass auf die, die das Maul aufreißen :rofl: :rofl:
Diese Welt ist für laute Menschen gemacht.

kann ich total nachvollziehen. Ich würde da evtl was anderes sagen, irgend ein k.o. Argument. Dann ist Ruhe. Zum Selbstschutz.

Dein Text hat es genau auf den Punkt getroffen.

Ich denke, dass du weiblich bist, oder?
Kam Dir auch schonmal der Gedanke, dass wir mit unserer „wilden“ Art als Männer evtl weniger Probleme hätten? Ich will jetzt hier keine Emanzipations-Diskussion anstoßen, aber ich habe öfter den Eindruck, dass das bei Jungs eher toleriert wird.
Ich will nicht lieb und artig sein, ich hab halt ein gewisses Temperament. Solange wie ich damit niemanden verletzte. Warum wird das nicht akzeptiert. Aber bei einem Jungen schon oder eher?

Wie ist da eure Erfahrung. Ich überlege gerade wie viele Mädchen/Frauen ich kenne, die auch so sind? Da fällt mir spontan meine beste Freundin an (haha, Zufall). Aber Mädchen sind doch meist eher bemüht sich artig und angepasst zu geben. Die Mädchen sind doch eher selten die „Klassenclowns“.

2 „Gefällt mir“

Ich hoffe, dass es Dir (uns) evtl trotzdem gelingt das noch ein wenig zu korrigieren.

Darin sehe ich mich schon eher. Aber nicht so sehr, dass ich anderen Menschen unbedingt gefallen will. Ich stehe eigentlich zu meinem Charakter/meinem Typ, aber aufgrund der Angst zu sehr aufzufallen und dann wieder Angriffsfläche zu bieten verstecke ich mich. Ich habe ja teilweise sogar Angst, dass ich mich zu schick anziehe und das dann wieder auffällt. Angst vor Mobbing.
Sachen toll finden, weil alle sie toll finden? Das mache ich gar nicht. Und das hatte ich in deiner fawn-Beschreibung auch rausgelesen. Aber du hast ja geschrieben, dass es nicht immer alles zutrifft und es teilweise „Mischungen“ sind.

:face_with_hand_over_mouth: So sollte man denken und fühlen!

Ich nehme das Ritalin (mittlerweile Ritalin adult) mal so, mal so. Nach Bedarf eben und ich probiere mich auch noch sehr damit aus. Ich weiß, dass das hier nicht immer Anklang findet, aber so fahre ich damit einfach sehr gut. Meine Ärztin hat mir das so erlaubt und damit ist das auch legitim. Jeder ADHSler ist auch anders.
Was ich meine unter Medikation wahrzunehmen ist, dass mein Zündschnur einfach länger ist. Ich kann Leute zu Ende reden lassen, ertrage Stumpfsinn. Ich denke mir zwar immernoch: über was für einen banalen Sch*** reden wir eigentlich gerade? Aber ich werde nicht mehr aggressiv dabei.
An Tagen, wo ich das Ritalin intus hatte versuche ich mir dieses Gefühl einzuprägen und das auf ritalinfreie Tage zu übertragen. Bzw einfach die Diskrepanz wahrzunehmen: so ist mein Empfinden jetzt nicht normal. Das hilft schon enorm.

2 „Gefällt mir“

Liebe @Irrlicht wie, wenn, wo, warum, weshalb, wieso, Du das Dir von Deiner Ärztin verschriebene Ritalin einnimmst ist einzig und allein Deine Sache, Du schreibst sogar extra noch das dass eine „legitime“ Sache sei, mit Deiner Ärztin abgesprochen, dass ist doch okay und Du musst Dich deshalb hier vor niemand rechtfertigen oder verteidigen, die Hauptsache ist doch das es Dir gut geht mit Deiner Medikation, und wenn Du zufrieden bist, es Dir gut geht, ist das dass einzige was zählt.
:+1::heart::hugs:
Übrigens würde ich mich wirklich sehr darüber freuen wenn Du Deine Erfahrungen mit uns teilst, ich interressiere mich sehr dafür.

Hi,
bam, da hast du nun einiges aufgeholt an Nachrichten. ^^
Ich versuch (:poop:) mich gleich einigermaßen kurz zu halten - was schwierig ist, weil es dennoch verständlich sein soll. Ich werd im Folgenden wieder „fawn“ nutzen, weil es das (Schutz-)Verhalten, dass sich hier im thread wie ein dicker roter Faden durchzieht (inception! :grin:), gut zusammenfasst und ich nicht einzelne Handlungen aufzählen möchte, wo manche zutreffen und manche gar nicht. Ich hoff ihr verzeiht.

Mini-Zusammenfassung von fawn: Eine Stresssituation kommt auf, man reagiert sozial zuvorkommend statt mit Kampf, Flucht oder Erstarren. Es ist ne aktive Reaktion, die eine Situation enschärfen kann, Konflikte vermeidet (auf kurze Sicht, denn man selbst rumort ja weiter) und (meist unbewusst) passiert, weil sie das ist, was einem in der Vergangenheit mehr Sicherheitsgefühl brachte (also genau @Irrlicht, ums Gefallen geht’s hier nicht, sondern um Selbstschutz und weniger Angriffsfläche). Vllt waren andere, nehmen wir jetzt mal die Mobber, eher angreifend, kämpfend und nur indem man alles im Auge hatte und analysierte (vigilant blieb), sich n stückweit anpasste (lächelte trotz brodelnder Wut, cool und diplomatisch war - „schauspielerte“ fiel hier glaub ich mal), aushalf (denn wenn man gute Arbeit leistet, kann man ja nicht fertig gemacht werden, oder?!), die verursachte Unordnung beseitigte etc… nur dann konnte man die aufbrausenden Wellen des Gegenübers wieder glätten.
Kampf sowie Fawn kann man sich als gegenüberliegende Enden eines Spektrums vorstellen. Beide reagieren aktiv im Stress, die einen laut und raumnehmend, die anderen machen Platz und sind gefällig (wie du weiter oben ungefähr so auch geschrieben hast).
Das Blöde: Man gewöhnt sich vllt daran, dass man sich ganz leicht in Andere hineinversetzen kann und dabei die eigenen Bedürfnisse mit der Zeit vergisst oder zumindest nicht so auslebt wie man will. Daraus können Ängst und/oder Depressionen wachsen, denn man unterdrückt eigene Bedürfnisse und Gefühle, ruminiert und lebt vor allem die gefühlte Wut, Frust, Verachtung etc pp nicht aus. Denn das machen die Mobber auf dem anderen Ende des Spektrums.
So, soviel zum Überblick. Sorry, war doch nicht mini.

Ganz bestimmt entwickeln viele von uns Warnsysteme zu Menschen, die ähnliche Eigenschaften von Menschen die einen früher gemobbt oder missbraucht haben. Sei es als Trigger oder einfach als merkwürdiges Gefühl. Sei es auch, dass wir einen Raum (bzw deren Leute drin) automatisch und manchmal unbewusst scannen; wie ist die Stimmung im Raum, ist da jemand angespannt, droht ein Konflikt, ist ein Lauf auf Eierschalenlauf empfohlen? Und ja, wenn wir merken, dass alles ok ist, können auch wir entspannt und wir selbst sein. ^^

Jap, das sieht man schon bei manchen Eltern, die ihre Kinder schlagen, weil sie früher auch geschlagen wurden. Oder Menschen die mobben, weil sie selbst anderswo herabgewürdigt wurden. Gewalt, sei sie körperlich oder mental, erzeugt Gewalt. Nicht immer, natürlich, aber wenn keine Verarbeitung stattfindet und manche vllt lernen, dass unter Stress nur Angriff was bewirkte, dann greift man an.
Oder, wenn man wie in deinem oberen Beispiel selbst ertragen hat statt aufzumucken, im weitesten Sinne vllt sogar enabled hat, dann erwartet man das auch von anderen. Das ganze Ertragen geschieht nicht ohne gefühlte innere Widersprüche und unterdrückte Ängste und diese blinken in grellem alarmrot auf, wenn sich auf einmal jemand erlaubt, anders zu handeln und den Status Quo zu beanstanden, egal wie schlecht der Status Quo war.
(Am Status Quo zu rütteln kann generell auf Widerstand stoßen, denn nichts ist wohliger als das Gewohnte und eine Änderung dessen kann Angst machen und dann wird evtl auf einmal der Angreifer auch noch verteidigt und man selbst zum Bösen…)

Meine Erfahrung als Frau: Ja, wir sind nicht dazu sozialisiert, wild zu sein (yay, hab mich kurzgefasst :dizzy_face:). Unter anderem deshalb fällt AD(H)S bei Mädchen weniger auf - und darum sind wir nachher eher depressiv oder ängstlich (=still und sozial akzeptierter), weil wir nicht wild sein sollten und da in dem Punkt vllt nochmal mehr ermahnt wurden als Jungen (die es auf eine andere Art schwer hatten). Das alles ist sehr treffend im zuletzt mal von Elementary empfohlenem Buch beschrieben worden.

Letzte Worte meinerseits zu fawn:
Fawn-Verhalten kann auch Vorteile bringen, wenn man da einiges aufarbeitet, übt Dinge anzusprechen, Konflikte auszuhalten (Bin ganz bei dir, @Sarinchen ^^) und etwa zu medikamentieren (wünsch dir viel, viel Erfolg mit Ritalin, @Irrlicht). Es ist möglich da wieder Selbstvertrauen zu gewinnen, sich in gesundem Dissens und Verteidigung zu üben - dazu muss man sich dem erstmal stellen und da steckt dann doch einiges an Arbeit (also Verarbeitung) und Übung dahinter. Fawnen ist also auch ne mögliche Fähigkeit, da man weiß wie man Stresssituationen durch soziales Engagement gut bewältigen kann, vermitteln kann, moderieren kann - ohne über sich selbst drüber zu gehen.

@UlBre Bzgl tend and befriend; ja, das ist sicher verwandt, beides sind relationale Stressreaktionen, nur zeigen die sich je nach Kontext anders. So wie ich das verstehe, geht es bei tend und befriend eher darum, bei Gefahr die Leute der Umgebung zu schützen/anzufreunden. Die Beziehungsskills werden hier eher lateral angewandt, auf peers oder Schützlinge. In nem anderen Kontext (wo keiner zu umsorgen ist und man selbst bedroht wird) werden solche Umsorger diese Beziehungsskills eher hierarchisch nach oben hin anbringen, bei dem als höher empfundenen Angreifer. Also beides aktives soziales Schutzverhalten, aber mit unterschiedlichen Zielgruppen, quasi. Kann dazu diesen englischen Artikel sehr empfehlen. (Auch für andere, die noch nicht genug gelesen haben :joy:)

So, schönes Wochenende euch allen,
tschö
:adxs_tuete:

4 „Gefällt mir“

Hi,

ich hatte tend and befriend bisher so verstanden dass man sich mehr der sozialen Gruppe annähert - Annäherung als Mittel zur Sicherung der Zugehörigkeit.
Lateral? Ich verstehe das so, dass Du damit meinst, dass Dritte eingebunden werden, um diese zu schützen? Aber das wäre doch keine eigene Stressreaktion, eher ein Behütungsverhalten? Oder versteh ich was ganz falsch?
Hab dazu auch wenig Quellen. Hast Du was weiterführendes ?

1000 Dank :slight_smile:

Ja, ne, dann verstehen wir es eh ähnlich!
Nicht per se als Stressreaktion vllt bei tend and befriend, aber als Reaktion bei Gefahr.
Drum, ja, verwandt mit Fawning, aber anderer Kontext.

Das Tend ist dabei schon eine Art Behütungsverhalten, und das befriend ist der Aspekt den du mehr meinst, mit der Annäherung an soziale Gruppen.
Bei Fawn geht’s halt nicht um die peers, sondern vorrangig Selbstschutz und damit gehört es eben zu den Stressreaktionen (oder sogar trauma responses).

Im Grunde wirds im verlinkten Artikel ganz gut beschrieben, auch die Beziehung beider Reaktionen zueinander.
Falls du was anderes willst, gib Bescheid, dann such ich nochmal.

Ok, dann versteh ich fawning jetzt als moderate Form des Stockholm Syndroms, und tend and befriend, zu dem der Artikel ja eine Studie verlinkt, in der dies ausdrücklich als Stresssymptom bezeichnet wird, als parallele Form, die nur eben nicht auf den Stressor ausgerichtet ist.
Oder?

Oh weh, jetzt schmeißen wir noch Stockholm Syndrom mit rein. :joy:
Das Stockholm Syndrom ist ja ne punktuelle Traumareaktion eher (und recht kontrovers).
Die vier f-Stressreaktionen oder trauma responses sind eher etwas chronifiziertes fast, können immer wieder reaktiviert werden. Würds also nicht als unbedingt moderat beschreiben, denn es kann ja Ausprägungen haben (genauso wie fight, flight und co), die sehr krass sein können.
Anders gesagt: während Stockholm etwa eher PTBS hervorbringt und sich konkret auf eine:n Täter:in bezieht, könnte man die f-Trauma respones eher cPTBS zuweisen und da würde ich ungern eines davon als moderater ansehen.

Edit: ja, tend and befriend dann als Parallele Form zum Fawn, eben je nach Kontext.

1 „Gefällt mir“

Schon mal zitiert im Thread „Immer von schlechtem Gewissen geplagt“, aber evtl. auch hier interessant wg. der Polyvagal- und Selbstregulationsbezüge:

Podcast-Folge zu Fawn Response, mit einigen Übungen zur Selbstregulation als Alternativ-Reaktion

1 „Gefällt mir“

Haha, die Folge wollte ich auch bei meinem ersten comment hier verlinken (und dabei an dich gedacht), doch dann vergessen :melting_face:.
#awolskürzestercomment