Hohoho, ... Zeitgleichung zum Anfassen

Keine Zeit könnte besser sein als die aktuelle (~ 10. Dezember - ~ 4. Januar), um mal die faszinierenden Effekte durch die Zeitgleichung quasi hautnah zu beobachten. Denn die Zeitgleichung zeigt auf, was für Lügenbolde unsere künstlichen Zeitmesser, alias Uhren doch sind. Gemäß derer hat jeder Tag im Jahr nämlich exakt 24 Stunden und keine Sekunde länger oder kürzer. In Wahrheit jedoch hat ein Erdentag (Bezugspunkt dafür ist die Sonne) sage und schreibe ganze 4 Male im Jahr 24 Stunden: am 16. April, 15. Juni, 1. September und 25. Dezember. In der gesamten übrigen Zeit weichen unsere Uhren, und das zum Teil sogar ganz erheblich, von der Sonnenuhr ab. Über 15 Minuten(!), um genauer zu sein, und zwar sowohl in die eine als auch in die andere Richtung, was bedeutet, dass ein Tag bis zu einer satten Viertelstunde kürzer oder länger als 24 Stunden ist.

Die Gründe ist einerseits die Neigung der Erdachse und andererseits die unterschiedlichen Bahngeschwindigkeiten unseres Planeten. Aktuell nähern wir uns, wie jeden Winter auf der Nordhalbkugel (auf der Südhalbkugel ist alles umgekehrt), dem Perihel (Kurzform für Perihelium), also dem sonnennächsten Punkt (etwa 2. Januar) uns mit maximaler Bogengeschwindigkeit (= 30,3 km/s) um unseren Stern schleudert. Und genau das hat maximale Auswirkung auf die leichte Beobachtbarkeit der Zeitgleichung, da sie sich zu dieser Jahreszeit am raschesten ändert.

Die Zeitgleichung selbst ist im Prinzip nur eine rechnerische Angelegenheit, damit nicht etwa Bus und Bahn jeden Tag zu einer anderen Uhr- bzw. Sonnenzeit abfahren. Wobei es auch Verkehrswege gibt, die man sich nicht irgendwie zurechtrechnen kann, um einen stets gleichen Fahrplan zu erstellen, … etwa für den tidenabhängigen Fährverkehr bspw. auf die Insel Spiekeroog. Da nützt selbst die superdupergenaue Atomuhr nix, … wenn nicht ausreichend Wasser da ist, … weil dafür nicht der Sonnenhöchststand in der tatsächlichen Mitte des Tages, also nicht ein, im Grunde unerheblicher, einzelner „gedachter“ Punkt am Südhimmel, sondern die zwingend erforderliche, und zwar leibhaftige Zugkraft des Mondes maßgeblich ist.

Die örtlichen Verschiebungen des jeweiligen tatsächlichen Mittagspunktes (jeden Breitengrad weiter ist es bereits 4 Minuten später oder früher) durch die Zeitzonen lassen wir jetzt mal außen vor, da es sonst zu komplex wird. Der Grund, warum wir von der Zeitgleichung im Allgemeinen wenig bis nichts bemerken, sind die Uhrzeiten, zu denen für uns Erdlinge die Sonne auf- bzw. untergeht, vor Allem im Sommer. Zu dieser Jahreszeit allerdings, wenn ein Großteil der berufstätigen „Nine-to-five-Jobber“ (ich gehöre nicht zu diesem Personenkreis) zur Arbeit geht bzw. von der Arbeit kommt, lassen sich durchaus bemerkenswerte Beobachtungen machen…

Ich hörte mal im Winter jemanden sagen, dass mit unseren Uhren etwas nicht stimme, … womit er ja, siehe oben, absolut recht hat(te). Uhren lügen, … die Sonne lügt niemals. Und ist es nicht tatsächlich so, dass die Tage, je näher wir Weihnachten kommen, also in der Nähe des sogenannten kürzesten Tages, schon wieder merklich länger geworden sind, …

… während die Tagesdämmerung bis zum 4./5. Januar aber immer noch länger auf sich warten lässt? Erwartet man das nicht eher am „auch rechnerisch“ kürzesten Tag?

Faktisch ist es am 21. Dezember von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang am kürzesten. Doch durch die oben angedeuteten astronomischen Gegebenheiten liegen der früheste Sonnenuntergang (etwa 10. Dezember) und der späteste Sonnenaufgang (etwa 4. Januar) recht weit auseinander. Nun kann man das wohl weniger von einem zum anderen Tag, wohl aber im genannten Zeitraum, immerhin gut dreieinhalb Wochen, insgesamt leicht feststellen.

Wen das interessiert, einfach mal bei Gelegenheit drauf achten. Genau dieses Auseinanderliegen der Dämmerungen nämlich ist Zeitgleichung zum Anfassen.

Wie ein Pendel schwankt der wahre Mittagspunkt der Sonne - verglichen mit unseren Uhren - zwischen +17 Minuten am 4. November und -14 Minuten am 12. Februar um den Uhrenmittag herum. Am besten nachvollziehen lässt sich das, wenn man in einen entsprechenden Online Kalender die Zeit UTC 0 für den Nullmeridian in Greenwich eingibt.

Hohoho…