Hyperfokus auf (Autoritäts)personen

Hallo zusammen,

dies ist mein erster Beitrag hier im Forum. Ich hoffe mit dem Thema bin ich hier richtig.

Ich habe ganz frisch die Diagnose ADHS und kann nun auch endlich etwas benennen, was mich schon seit vielen vielen Jahren begleitet

Seit meiner frühen Jugend (etwa 12/13 Jahre) kam es bei mir immer wieder vor, dass ich einen extremen Fokus auf eine meiner Lehrerinnen hatte. Ich selbst bin weiblich und stehe eigentlich nicht auf Frauen. Es waren meistens Lehrerinnen die Fächer unterrichtet haben in denen ich gute Noten hatte. Bei einer Lehrerin war es begleitet mit romantischen Fantasien, bei den anderen eher nicht.

Dieser extreme Fokus hat sich gelegt als ich meinen jetzigen Mann kennengelernt habe. Wir sind nun seit 13 Jahren zusammen und haben zwei Kinder. Vor etwa 2 Jahren kam dann wieder der erste Hyperfokus auf eine Erzieherin meiner Kinder. Weitestgehend ohne romantische Fantasien, da es sich um eine ältere Erzieherin handelte. Diese arbeitet schon seit 1,5 Jahren nicht mehr im Kindergarten und der Hyperfokus ging sehr schnell wieder weg.

Nun habe ich seit über 4 Monaten wieder einen Hyperfokus auf eine Erzieherin meiner Kinder, der mich nun allerdings sehr belastet - das volle Programm. Romantische Fantasien, ich möchte alles über sie herausfinden, habe einen extra Account auf Socialmedia, um ihr zu folgen, passe die Zeiten wann ich meine Kinder im Kindergarten abgebe daran an wann sie da ist usw. Teilweise ist es ein wunderschönes Gefühl, weil mein Gehirn ordentlich mit Dopamin versorgt wird wenn ich sie sehe, fantasiere. Teilweise belastet es mich sehr, weil ich in ein tiefes Loch falle wenn ich sie nicht sehe. Ich denke nahezu ununterbrochen an sie und wünsche mir ihr nah zu sein.

Kennt das jemand in dieser Form? Ich würde mich sehr über einen Austausch freuen!

Warum muß das denn unbedingt mit Adhs zu tun haben?

Den Bogen bekomme ich nicht hin, höchstens das du dich ab einen gewissen Punkt noch mehr da hineinsteigerst.

Bist du in Psychotherapie?

Sonst müsstest/ solltest du vielleicht selbst herausfinden/ schauen was dich anzieht an Eigenschaften, was du so besonders findest das du es „scheinbar“ meinst selbst nicht zu haben? ? ?

Bewältigst duöfters Probleme, Träume, Wünsche, Sehnsüchte über die Libido???

Hast du dir mit dem oben genannten „Storytelling“ zu dir selbst Gefühle, einen sicheren Raum, eine Wohlfühl Umgebung oder Atmosphäre geschaffen?

Hast du genug Liebe und Zuneigung aus dem Elternhaus oder den Großeltern bekommen?

Ich habe mich von 15 bis 22 so in Beziehungen hineingesteigert, habe sogar den Typen immer diese Tagträumereien erzählt, die sind dann ab einen Öunkt schreiend weggelaufen :rofl::rofl::rofl::rofl::rofl:
Ich verstand es nicht, fand es eh nie schlimm, denn die waren nur für die Phantasie gut/ hilfreich- hatten sie ausgelöst, aber wirklich anziehend fand ich sie nie, realisiren wollte ich mit ihnen auch nie was…

So wie wie ich noch ganz andere Dinge und Spiele…

Ich hatte es lange nicht verstanden, fand es eigenartig aber total ok.

In einer Therapie im der Frauenberatungsstelle sprach ich das an, genauso das ich mich real bewußt in Phantasie ging und dolle andere Macken hatte für die ich mich geschämt hatte, mich für abartig gehalten hatte, bis dann in dieser Therapie der jahzehntelange Missbrauch, sexueller Missbrauch und auch viel Gewalt und absolute Einsamkeit kompensiert hatte.

Eigentlich gibt es für solche Phänomene ja nicht so viele Möglichkeiten, denn es stimmt was in der Vergangenheit, was dann quasi unkonzentriert hoch kommt, ich möchte vor etwas fliehen oder entfliehen oder ich erzeuge mir so eine wohligwarme schöne Umgebung/ Umfeld, ich schaffe mir einen sicheren Ort/ eine schützende Person wo ich mich sicher, wohl und gesehen fühle oder andere vergleichbare Szene oder Situationen…

Für mich klingt es schlicht nach Verliebtheit. Passiert auch Menschen, die vergeben sind, soweit mir bekannt. :wink:

Wir sind hier ja alle erwachsen… also können wir auch erwachsene Themen besprechen…?

Ist völlig OT...

So ganz spontan denke ich an so etwas wie Devotion. Und das hat weniger was mit ADHS oder Hyperfokus zu tun, sondern vielmehr mit emotionaler Präferenz. Es geht dabei um die Kraft, die man aus einer (bewussten) Unterwerfung zieht. Die Person, der man sich hingeben würde, wird als führungsstark wahrgenommen. Im erotischen Kontext beschreibt es eine Machtdynamik, bei der eine Person Dominanz ausübt und die andere Hingabe zeigt.

Edit

Wieso OT? Hyperfokus auf Personen gibt es. Ich habe mich viel mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Genauso wie es den Hyperfokus auf irgendwelche Projekte, Serien, Schauspieler gibt, gibt es ihn eben auch auf Personen mit denen man im realen Leben zu tun hat.

Verliebtheit würde ich es nicht nennen. Dazu ist doch zumindest irgendeine Art von Beziehung notwendig? Ich bin ja keine 12 mehr wo man für irgendwelche Jungs geschwärmt hat. Mein Gefühl geht weit über Schwärmerei hinaus. Es ist sehr intensiv und alles einnehmend. Meiner Meinung nach ins es schon mit meiner Diagnose in Verbindung zu setzen. Es ist eben dieses „ich denke an fast nichts anderes mehr, bekomme diese Person/die Gedanken an sie nicht aus meinem Kopf. Richtige alles mögliche nach ihr aus um sie möglichst oft sehen zu können.

Mich würde einfach mal interessieren wie sich bei euch ein Hyperfokus auf eine Person äußert?

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Gut. Dann denke ich, dass das eine Art “Faszination” wohl eher ist. Verliebtheit würdest du ja wohl erkennen. Wobei ich da jetzt auch nichts schlimmes dran fände.

Ich kann dazu leider aus eigener Erfahrung nichts sagen. Denn so eine Art von Faszination kenne ich echt nicht - nicht mal im Sinne von Fan von jemand sein, oder so. Sowas liegt mir nicht.

Ich hatte das ja wie gesagt auch als 13 jährige gegenüber einer 50 jährigen Lehrerin. Stehe und stand nie auf Frauen. Konnte mir nie erklären was das war/ist. Kann nicht mal sagen was mich an diesen Frauen „fasziniert“. Oft sind es Personen von denen ich gesehen/„bewundert“ werden möchte. Sei es für meine guten Leistungen in den Fächern oder eben jetzt für den Umgang mit meinen Kindern vielleicht? Nur dass bei meinem aktuellen Fokus eben die romantische und auch sexuelle Komponente dazu kommt und eine große Rolle in meiner Fantasie spielt. Trotzdem kann und will ich mir mit dieser Person keine realistische Zukunft vorstellen. Das ist für mich völlig abwegig und ausgeschlossen. Nicht nur, weil wir absolut gar nichts miteinander zu tun haben, außer dass mein Sohn eben von ihr betreut wird und sie sicherlich nicht im Traum auf den Gedanken kommen würde dass ich derartige Gefühle für sie habe, sondern auch einfach weil ich es gar nicht wollen würde. Nähe ja, Beziehung nein. Hat man so beim Verliebtsein ja auch eigentlich nicht.

Naja, ganz ehrlich. War schon öfters verliebt und wollte mit der Person aus diversen Gründen keine Beziehung. Ist natürlich eine rationale Entscheidung.

Heißt jetzt nicht, dass du verliebt sein musst. Das kannst ja nur du fühlen und wenn es das nicht ist, dann eben was anderes.

Nachtrag: verliebt sein und jemanden lieben sind ja zwei Paar Schuhe…

Ich finde “verliebt sein” ist eine Art von (vermutlich vor allem körperlicher) Anziehung, der man aber nicht nachgeben muss. Sprich die ratio sagt dir, dass du das nicht möchtest.

weiß nicht, ob das zum Thema passt.

Aber romantische und sexuelle Anziehung kenne ich halt nur so oder kann es mir nur so vorstellen.

@Kunterbuntimkopf

Ich hatte noch nie einen Hyperfokus auf Personen, deshalb kann ich nicht viel zu deiner Frage beitragen, aber ein Gedanke ist mir gleich gekommen: Hattest du vielleicht ein schlechtes Verhältnis zu deiner Mutter?

Könnte auch was mit Gegenübertragung / Projektion zu tun haben. So wie es im therapeutischen Setting passieren kann.
Goggle mal nach dieser Thematik, vielleicht findest du dich darin wieder?

Ich habe dir eine mögliche Erklärung gegeben.
Du könntest das in deine Überlegungen einbeziehen.

Aber um auf deine eigentliche Frage zu antworten: Ja, ich kenne das, dass es einen Menschen gibt, der irgendwie immer in meinen Gedanken ist, den ich nach vielen Jahren versucht habe, online wiederzufinden, auch gefunden habe, auch geschrieben habe, ohne eine Antwort zu bekommen; ich weiß nicht, was gewesen wäre, wenn… von dem ich heute - nach vierzig Jahren - nichts wollen würde, außer zu wissen, ob es ihm gut geht. Und vielleicht eine Art Freundschaft. Keine Ahnung. Bei mir ist das also nicht beendet, die Gedanken an diesen einen Menschen werden mich bis an mein Ende begleiten.

Aber ist mir das passiert, weil ich ADHS habe? Das bezweifle ich.

Das mit der Projektion ist ein sehr guter Punkt und kam mir tatsächlich auch schon in den Kopf. Das Verhältnis zu meiner Mama war immer schwierig. Sie war alleinerziehend und berufstätig, ich das anstrengende Kind das in Kindergarten und Schule nur Ärger hatte. Ich wurde nie richtig akzeptiert wie ich bin. War nie gut genug. Trotzdem haben wir ein passables Verhältnis zueinander. Aber das hier der Ursprung liegen könnte, habe ich auch schon überlegt.

@Seven ich glaube dass das nicht vergleichbar ist. Bei mir sind die Gefühle zeitlich begrenzt. Wenn ich diese Person dann nicht mehr sehe, dann ist sie raus aus meinem Kopf und interessiert mich nicht mehr.

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Projektion glaube ich kann das schon sein.

Das mit der Mutter finde ich jetzt schwierig. Also zumindest, wenn ich mir etwas romantisches/sexuelles vorstellen soll, fehlt mir da die Phantasie…

Ich denke das hat weniger mit meiner Mutter an sich als mit dem Bedürfnis gesehen werden zu wollen zu tun. Gesehen werden für das was man ist/tut. Das hat mir immer schon gefehlt bei meiner Mutter. Es war mir nur lange nicht bewusst.

Aber ja, das mit den romantischen/sexuellen Fantasien ist für mich auch sehr verwirrend. Es ist ja nicht nur alleine die Fantasie, sondern wirklich auch der Wunsch dass sie wahr wird. Das macht mir irgendwie auch Angst. Es hilft mir es als Hyperfokus zu sehen um mich etwas zu erden. Suche nur nach einer Strategie mit den Hochs und Tiefs besser umgehen zu können bzw. diesen Hyperfokus zu verlassen ohne dass erst der Kontakt verloren gehen muss. Denn mein Sohn ist noch drei Jahre in diesem Kindergarten…

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naja, als Mutter mit kleinem Kind läge mir da näher, ob dir nicht etwas anderes im Leben fehlt. Banalerweise genau das, worüber du fantasierst. :wink: Bisschen Romantik, Aufregung, Erotik im Leben. Das ist ja oftmals nicht so der wirkliche Alltag im Leben mit kleinem Kind…

Mir erscheint das viel naheliegender, als jetzt eine Mutterfigur, deren Anerkennung man will und die man gleichzeitig romantisiert und sexuell anziehend findet. Das wirkt für mich sehr freud’sch und ehrlich gesagt nicht so naheliegend… aber das heißt ja nix. Ist nur mein Eindruck.

Das kenne ich auch.

Auf Klinik Mitarbeiter .Arbeitskollegin,Ärzte usw.

Menschen die zuhören.

Ich kenne das auch, habe das seit meiner frühen Jugend - erst mit Lehrerinnen, später im Kolleginnenkreis und auch private Bekannte. Aber immer deutlich ältere Frauen mit einem gewissen Autoritäts- und Erfahrungsvorsprung… Also einfach bewundernswerte Frauen. Ich habe das früher auch damit in Verbindung gesetzt, dass ich auf Frauen stehe, aber auch, dass ich Frauen einfach interssanter, attraktiver und bewundernswerter finde als Männer. Eigentlich ist es anders als eine Verliebtheit, weil es sich in der Fantasie und im Rahmen unerfüllbarer Möglichkeiten abspielt, nicht in realistischen Handlungen. Das wäre glaube ich auch gar nicht möglich, da wäre ich vor Bewunderung und dem Gefälle, das sich daraus ergibt, viel zu blockiert. Hilfreich, um das für dich voneinander abzugrenzen, ist vielleicht auch die Überlegung, dass es sehr viele verschiedene Arten der Anziehung gibt (nicht nur romantische und sexuelle, auch intellektuelle, sentimentale usw.) und nicht nur die eine “Verliebtheit”.

Letztlich ist es wirklich eher eine Art Hyperfokus (wie du schon sagst), der irgendwann seinen Reiz verliert und abklingt. Meistens entzaubern sich die Personen dann selber, immerhin kann niemand an das Ideal heranreichen, das man da kreiert.

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Also Hyperfokus ist etwas anderes. Was du beschreibst, kenne ich eher als Projektion eigener Sehnsüchte in übersteigerter Form. Zum Beispiel mehr Sicherheits-, Geborgenheitsgefühl. Oder andere Eigenschaften, die man selbst vermisst und im Gegenüber findet. Es ist auch nicht selten, dass dieses Empfinden mit romantischen Gefühlen verwechselt wird. Hast du therapeutische Begleitung? Ich glaube, das wäre hilfreich für dich.

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