Kind 8 Jahre verletzte und beschimpft sich selbst

Hallo liebe Community,

Ich brauche ein wenig Beistand und Rat.

Meine Tochter hatte seit heute Nachmittag ca 16 Uhr als die Familienhilfe da war schlechte Laune, weil sie kein Tablet schauen durfte neben der Erstellung eines Routineplans zusammen mit der Familienhilfe. Auch als diese Weg war, hatte sie noch schlechte Laune und schimpfte mit ihrer kleinen Schwester und verhielt sich abfällig auch uns gegenüber und hat beim Essen auch nur Quatsch gemacht. Wir haben immer mal wieder geschimpft oder sie einfach ermahnt und dann hat der Vater ihr auch gesagt, sie solle sich jetzt erstmal beruhigen bevor sie weiter isst. Sie stapfte in ihr Zimmer und fing an ihren Kopf an die Wand zu hauen. Ihr Vater ging zu ihr, wollte sie beruhigen und davon abhalten sich zu verletzen. Sie hat es aber weiter versucht. Er meinte schon ich solle einen Krankenwagen rufen, sie rastet komplett aus.

Sie wollte das nicht und hat zumindest kurz aufgehört sich zu hauen. Nach einer kurzen Zeut löste ich meinen Mann ab und legte mich zu ihr und redete ruhig mit ihr, ich wollte sie wissen lassen dass wir sie lieben und habe versucht mit ihr zu ergründen, warum sie so außer sicj ist.

Aber sie sagte nur dauernd, dass sie uns nicht verdient und ihr Zimmer nicht verdient und scheiße ist und immer wieder das gleiche. Ich habe weiter widersprochen und blieb ruhig, dann wurde es wieder immer schlimmer und sie fing wieder an sich zu schlagen und ihren Kopf ans Bett zu hauen. Ich hielt sie davon ab aber sie machte bei den Beinen weiter und ich hab sie das eine kurze Weile machen lassen, weil ich hoffte, dass sie sich dann wieder beruhigt. Klappte natürlich nicht. Sie wollte dann dass ich rausgehe, ich habe ihr gesagt, dass ich bei ihr bleiben möchte, weil ich sie lieb habe.

Sie rannte dann kurz darauf aus ihrem Zimmer und wollte zur Wohnungstür raus, diese konnte ich rechtzeitig wieder zuschlagen, als sie erst einen Spalt geöffnet war und habe sie dann im Klammergriff gehabt und wir saßen auf dem Boden, damit sie sich nicht weiter wehtun kann. Sie hat getobt, geschrien, geweint und versucht sich zu befreien. Ich sagte ihr aber, dass ich sie nicht loslassen kann, solang sie sich verletzen möchte. Es war ein Richter Kampf. Mein Mann hat in der Zeit den Rettungsdienst gerufen und wurden wohl ein paar mal weiter verwiesen, aber ich weiß es nicht genau.

Sie musste dann aufs Klo, ich bin mit ihr hin und war bei ihr. Sie wollte mich rausschicken, aber ich sagte, dass ich bleibe, weil ich sie lieb habe und mir Sorgen mache. Danach ist sie wieder in ihr Zimmer gegangen und ich bin, auch wenn sie es nicjt wollte. Ich hatte den Eindruck, sie sucht nach einer Möglichkeit sich wehzutun bzw ging ihr Blick zum Fenster. Sie hatte dann Durst und ich bin mit ihr ins Wohnzimmer, sie trank dann auch was und ich sagte ihr dass gleich ein paar Leute kommen und dann mal schauen, was wir machen können. Sie war noch immer sehr außer sich aber ruhiger und wollte sich nicht mehr verletzen oder fliehen.

Letztendlich sind mein Mann und sie jetzt mit dem Rettungswagen in die nächste Klinik gefahren, die Kleine wollte, dass ich da bleibe.

Nun sitze ich hier und ich habe keine Ahnung wie es weitergeht und ich mache mir unglaublich Vorwürfe, dass ich nicht immer so ruhig bleiben kann wie heute und so viel schimpfe und selber so oft am Limit bin und ihr damit keine Hilfe bin. Ich habe Angst, dass es meine schuld ist, dass es ihr so geht.

Sie hat eine ADHS Diagnose und sonst nichts bisher, unser Psychiater hatte das Thema Autismus ohne weitere Infos und Diagnostik abgewunken. Dass da aber mehr als ADHS ist, da bin ich mir sicher, aber Hilfe bekommen wir sonst keine bisher, außer Ergo, Medis und Familienhilfe…

Wie kann ich das alles besser händeln und wie begleite ich solche langen und starken Ausbrüche, meine Worte sind kaum zu ihr durchgedrungen .

5 „Gefällt mir“

Puh, heftig.

Das nimmt einen total mit, wenn das Kind so leidet und man nur hilflos zuschauen kann. :adxs_streichel:

Unsere Tochter hat sich am besten beruhigt, wenn sie sich allein „austoben“ konnte und wir nicht auf sie eingeredet haben. Jedes Wort von uns hat alles noch schlimmer gemacht oder wieder „angefacht“. Da kam auch nichts an bei ihr. Und anfassen durften wir sie in solchen Situationen gar nicht. Allerdings neigte sie nicht zu Selbstverletzungen, sondern ging „nur“ auf andere oder Gegenstände los.

Wir haben alles Gefährliche aus ihrem Zimmer entfernt - z.B. ihre Kinderstühle, mit denen sie ihre Zimmertür eingeschlagen hat und mit denen sie auch das Fenster einschlagen wollte. :open_mouth:

Ihr Fenster wurde abgeschlossen und in akuten Situationen haben wir Hauseingangstür und Wohnzimmer (wegen Terassentür) abgeschlossen und die Schlüssel in unsere Hosentasche gesteckt, damit sie nicht auf die Straße rennen kann.

Mit der Tochter haben wir vereinbart, dass sie in solchen Situationen in ihr Zimmer geht und dass wir sie dort in Ruhe lassen. Sie darf dort schreien, trampeln, Beleidigungen brüllen, auf Kissen, Plüschtiere usw. einschlagen und eintreten, bis es ihr wieder besser geht. Einer von uns bleibt immer vor ihrer Tür. Die Tür wird aber nicht abgeschlossen. Sie ist nicht eingesperrt oder weggesperrt, weil wir sie „weg“ haben wollen, sondern das ist ihr SafePlace, in dem sie ihre Wut rauslassen so rauslassen kann, wie sie es braucht - ohne sich oder andere zu verletzen. Wir sind für sie da (vor der Tür) und wenn sie wieder reden kann und möchte, darf sie jederzeit rauskommen oder uns reinlassen.

Wenn sie wieder ausgerastet ist, haben wir nur noch „Gehe bitte in Dein Zimmer.“ ganz ruhig und in Dauerschleife zu ihr gesagt. Nichts anderes. Anfangs wurde sie auch dann noch wütender, ist aber schlussendlich doch in ihr Zimmer gegangen. Mit der Zeit wurde es besser und sie ist dann schon alleine in ihr Zimmer gegangen, wenn sie gemerkt hat, dass sie wütend wird.

Wenn sie sich beruhigt hat, haben wir immer nochmal drüber gesprochen, was das Problem war und was wir evl. ändern können.
Keine Ahnung, ob das evl. ein Ansatz für Euch wäre, den ihr nach Euren Bedürfnissen ausbauen könnt.

Ich wünsche Euch auf jeden Fall, dass ihr für Euch und Eure Tochter eine gute Lösung findet. :people_hugging:

3 „Gefällt mir“

Es ist nicht deine Schuld!! :adxs_trost:

4 „Gefällt mir“

Das bei euch klingt ja auch furchtbar, aber gut, dass ihr es gut händeln konntet mit ihrem Zimmer.

Ich frage mich immer, kann das wirklich nur ADHS sein, oder ist da noch mehr?
Hat deine Tochter noch weitere Diagnosen oder Verdachtsdiagnosen?

Ich habe die ganze Nacht von meiner Tochter geträumt. War nicht besonders erholsam.

2 „Gefällt mir“

Seit wann bekommt sie Medikamente? Wurde vor kurzem was verändert?
Bei meinem Sohn haben manche Medikamente die Symptome verstärkt.

1 „Gefällt mir“

Die Medis generell hat sie seit März. Vor 4 Wochen sind wir von 30 auf 36mg Methylphenidat hoch und sie merkt auch eine Verbesserung. Die Probleme gab es vorher schon, gestern ist es stark eskaliert.

Konnten sie denn weiterhelfen?

Bei ihr bin ich mir ziemlich sicher, dass es „nur“ ADHS ist. Ihre größten Probleme waren die quasi nicht vorhandene Impulskontrolle und Selbstregulation. Außerdem ist sie sehr schnell reizüberflutet. Bei Reizüberflutung tickt sie entweder aus oder dissoziiert („beamt sich mental raus“, wenn sie dem Reiz nicht entfliehen kann).

Wir konnten damals recht schnell die Situationen herausfiltern, die bei ihr potenziell „gefährlich“ sind und frühzeitig gegensteuern.

Und wir haben immer wieder mit ihr darüber geredet, wie es sich für sie anfühlt, wenn die Wut kommt und was sie dann machen kann. Ihr immer wieder gesagt, dass es in Ordnung ist, wütend zu sein, aber nicht in Ordnung ist, andere zu verletzen oder zu beleidigen oder Gegenstände zu zerstören. Dass sie sich selbst „rausnehmen“ darf, wenn sie merkt, dass wie wütend wird, damit das nicht passiert - Das Signal: „Jetzt nicht. Pause!“ galt für beide Seiten. Je älter sie wurde, desto besser konnte sie sich dann selbst regulieren.

Seit der Pubertät müssen wir in der PMS-Zeit die Samthandschuhe anziehen. :wink:
Sie ist (jetzt mit knapp 18) immer noch impulsiv und schnell auf 180, aber sie weiß es selbst und reagiert da inzwischen gut, wenn man sie kurz drauf hinweist, dass sie gerade „drüber“ ist.

Ich hoffe, ihr findet etwas, was Euch und Eurer Tochter hilft, vielleicht ja auch mit Hilfe der Klinik. Ist sie eigentlich noch da oder wieder zu Hause?

1 „Gefällt mir“

Ich denke auch an euch, was für eine schwierige Situation.

Zum Thema selber bestrafen, das kenne ich von meiner jüngeren Tochter. Die Kinder wissen ja zumeist, was eigentlich von ihnen verlangt wird, schaffen es aber aus diversen Gründen nicht immer. Meine Tochter findet unser „ich hab dich trotzdem lieb“ dann teils schwierig zu verstehen, weil sie sich offensichtlich „falsch verhalten“ hat, was wertvolles kaputt gemacht hat, etc. Dann fühlt es sich für das Kind logischer an, für das Fehlverhalten bestraft zu werden. Und wenn Mama das nicht macht, macht sie das selber, um ihr Gewissen zu beruhigen.

Als sie zuletzt die teure Teekanne zerdeppert hat, konnte sie damit viel besser umgehen, als ich sie an der neuen mit Beteiligung vom Taschengeld habe mit bezahlen lassen. Mit „ist doof, aber kann passieren“, war sie nicht glücklich. Mit Taschengeld abgeben dann schon.

1 „Gefällt mir“