Leben mit Depressionen und ADHS in Zeiten der Corona-Krise

Ich komm mir in ADHS-Internetforen immer vor wie Sarah Wagenknecht bei der Linkspartei, wenn Du verstehst, was ich meine @ Hibelanna :wink:

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Dieser Vergleich hinkt gewaltig!
Denn im Unterschied zu dir kritisiert Sarah Wagenknecht Großfinanz- und Industrie nicht aus einem biographieimmanenten Komplex heraus, sondern aufgrund konkreter Anlässe sowie objektiv belegbarer Ungerechtigkeiten und sozialer Schieflagen heraus. :wink:

Der Vergleich bezog sich darauf, dass Sarah Wagenknecht in der Linkspartei ständig von mindestens der Hälfte der der Linkspartei stark angefeindet (und am Ende zermürbt wurde) wurde. Wieso nur wurde Wagenknecht denn so angefeindet innerhalb der Linkspartei… come on, es ist offensichtlich, was ich damit meine…

Ähnlicher Fall wie Wagenknecht in der Linkspartei ist Sigmar Gabriel in der SPD, der wurde auch ständig angefeindet in der SPD, die ehemalige SPD-Chefin in Ba-Wü, Leni Breymaier hat über Sigmar Gabriel mal in ner Talk Show gesagt: „…die Rolle des Klugscheißers ist bei uns bereits besetzt (also besetzt mit Sigmar Gabriel)…“… Klugscheißer machen sich halt generell nicht sonderlich beliebt, auch in ADHS-Internetforen nicht btw.

Was haben denn die letzten Äußerungen mit dem eigentlichen Thema zu tun?

Und zurück zum Thema, wenn durch den Reset durch Corona Werte wieder eine größere Rolle in der Gesellschaft spielen sollten, dann ist das ein positiver Aspekt, so war es gemeint.


Äh - nein.
Muss ich glaub ich auch nicht.

Oh mann, wieso wohl war Sarah Wagenknecht innerhalb der Linkspartei (mit Anhängern, aber mit noch mehr Gegnern innerhalb der Linkspartei) so unbeliebt… weil sie keinen Hehl daraus gemacht hat, dass sie es…

Ja, aber Dietmar Gabriel ist ein brillianter Redner, allzu viele davon hat die SPD nicht. Er mag nervig sein, hat sich an der Spitze der SPD aber viel länger gehalten als seine Vorgänger und Nachfolger.

Jedenfalls einer, der Verantwortung übernimmt, das finde ich gut an ihm. Ich hoffe allerdings auch, dass er sich jetzt wirklich mehr um seine Kinder kümmert, wie er verkündet hat das zu wollen.

Wagenknecht war Klugscheisserin. Jau.
Gegen klug hätte ich auch echt nichts…

Ich glaube nicht, dass Wagenknecht jemals vorgehalten werden musste, dass sie pauschalisiert, Meinungsmedien als vermeintliche Quellen für Fachaussagen zitiert oder rhetorisch platten Populismus produziert (ihrer war very sophisticated…)

Falls Du Wagenknechts Rolle hier einnehmen möchtest, bist Du herzlich eingeladen.
Gerne mit ihrer Intelligenz, ihrer Akribie und ihrem Fleiss.
Von ihrer Energie hast Du ja schon einiges.

(Nochmal: wenn Du dein Potential fruchtbar machen würdest. @Overthesky - das wär schon der Hammer…)


???

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Fomo, fear of missing out.

Ich hab zwar aus Griechenland immer schöne Bilder in meine WhatsApp-Gruppe gepostet, bin quasi Teil des Problems, aber eben, durch diese teils existentielle (für viele Lebensentwürfe existentielle) Krise in Deutschland und anderswo gerade, die tollsten Selfies mit dem tollsten Panorama, Party-Bilder, etc. etc., das wird gerade weniger wichtig. Ich hab mehrere private Psychiatrie-Patienten in Freundeskreis oder persönlichem Umfeld (also Freunde, die mich als Therapeut und Psychologe einspannen), ständig suchen alle möglichen Leute bei mir nach Hilfe (wie so oft bei spontan hilfsbereiten ADHSlern) (da hab ich schon Cut machen müssen und lernen müssen, Nein zu sagen, ich hatte phasenweise ständig Probleme von anderen Leuten nur noch im Kopf), Showing off mach ich damit nicht (vielleicht gerade hier im Forum, aber sonst nicht)… mindestens eine Person hab ich wahrscheinlich schon vor dem Suizid bewahrt, in Freiburg weiß das keiner über mich, aber auch das gibt mir Sinn und Inhalt im Leben… Kim Kardashian, der Prototyp der hedonistischen, kapitalistischen Influencerin (Kim Kardashian ist Role Model für Leute, die davon träumen, mit reich sein reich zu werden), die hat dann was weiß ich wie viele Millionen Follower auf Instagram… jede hart arbeitende Krankenschwester ist 10 mal mehr wert als Kim Kardashian… und das Bewusstsein für Werte, Engagement für andere, das kommt durch diesen Reset durch Corona stärker zurück ins Bewusstsein, gerade auch in Deutschland…

du bist gut, aber zu blöd es zu nutzen…

Leben mit Depressionen und ADHS…

Letztlich ist das Problem momentan ja zum einen das Wegfallen derjenigen Aktivitäten, die man sich selbst quasi therapeutisch aufgebaut hat. Sei es der Sportverein, die Arbeit, soziales Miteinander.
Abgelöst wird das oftmals von mehr Internetkonsum. Und das empfinde ich gerade in der Kombination mit ADHS und Depression als sehr gefährlich, vor allem wenn man zu viele Nachrichten konsumiert und sich damit dem Leid der Welt mehr oder weniger ungeschützt aussetzt. Wahlweise sich auch zielgerichtet an der Schlechtigkeit oder Banalität von Internetphänomenen hochzieht, was auch alles andere als zielführend ist.
Sicherlich kann man sich eine Zeit lang über lustige Videos amüsieren, auch die vielen Geschichten über selbstloses Handeln mögen ersteinmal erfreulich sein - aber irgendwann sitzt man dann halt doch alleine da mit seinen Ängsten und Unsicherheiten.
Mit ADHS gerät man gerne in einen Tunnel, ist nur noch auf die Nachrichten fixiert - Corona-Ticker… das hat mich mindestens 2 Wochen gekostet in denen ich mit dem Kopf woanders war und ständig ausschließlich mit diesem Thema bzw. beschäftig war, oder zumindest durch dieses Thema ständig abgelenkt war und damit noch unkonzentrierter war als sonst.

Es gibt dieses wohlklingende Wort: „Ruminieren“.
<LINK_TEXT text=„https://de.in-mind.org/article/ich-denk … -gruebelns“>Rumination „Ich denke, also bin ich traurig“: Über die Folgen des Grübelns | In-Mind</LINK_TEXT>
wie gesagt - ein schönes Wort, aber die „Tätigkeit“, die ja eine vollkommen passive und unkonstruktive ist, kann verheerende Auswirkungen haben.

Bevor es soweit kommt, denke ich, kann es sinnvoll sein sich konkret und gezielt zu überlegen, mit was man den Abend (oder sogar den ganzen Tag) füllt.
(ich weiß, das ist jetzt nicht soooo vordergründig für Eltern oder für Menschen im Bereich der Krankenpflege, aber eben für die anderen…)
Vielleicht auch: wie man sich in Gemeinschaft bringt oder sogar gemeinsam tätig sein kann - auch über räumliche Distanz hinweg.
Ich finde da Initiativen wie das gemeinsame Nähen von Atemschutzmasken, Organisieren von Einkäufen für Ältere etc. gut, aber auch kreative Tätigkeiten.

Alles, was dazu beiträgt, dass man sich als Teil einer Gemeinschaft wahrnimmt - wie auch immer die geartet sein mag,
oder dass man sich als wirksam wahrnimmt, zB. über kreative Tätigkeit, dass man sieht, dass etwas durch eigenes Zutun entsteht, ist wichtig.
Auch wenn es nur das Anwachsen des französischen Wortschatzes ist, die geputzte Wohnung, die umgetopften Pflanzen…

Ich für mein Teil werde jetzt meinen Garten therapeutisch (also für mich, nicht für den Garten…) bearbeiten.
Für den Abend habe noch ein paar alte Bettbezüge im Keller, die jetzt zu Masken umgearbeitet werden.
Dann mache ich mir eine Liste von Sachen, die ich längst mal erledigen wollte. Fotos sortieren etc.

Ich habe gestern mit Taichi Übenden zu 40 Leuten via Zoom zusammen eine Viertelstunde zusammen geübt. Die Initiaroren sind in New York und Lindon und die Teilnehmer waren rund um den Globus verteilt. Alle haben die den gleichen Taichi-"(Ur-) Großvater"-Lehrer. Da habe ich Leute aus den Niederlanden wieder gesehen, mit denen ich vor 30 Jahren schon zusammen auf Workshops war… irgendwie so cool…

Und ich weiß, dass bestimmt so einige von ihnen etwas intellektuell-grüblerisch veranlagt sind, was ich auch wäre, wenn ich alleine leben würde… so ist es wie eine Selbsthilfe, zusammen drei mal in der Woche mit Zoom zu üben…

Ich bin von meinen Symptomen im Moment noch genervter als im normalen Alltag.

Zum Beispiel gilt das für diese „Nächstenliebe-Impulse“, also diese „für andere geht alles, für einen selbst nichts“-Nummer.

Am liebsten würde ich spenden, der Supermarkt-Kassiererin einen Kuchen backen (habe ich, ist aber in der Form hängengeblieben…), für die ganze ältere Nachbarschaft einkaufen und allen Krankenschwestern den Weg nach Haus freifegen. Das alles ist - nüchtern betrachtet - vielleicht weniger edel als einfach eine billige Dopaminquelle.

Hingegen: Langweilige administrative Sachen oder Tagesgeschäft zu erledigen, auf das andere auch in diesen Zeiten warten, oder das sogar dringend der eigenen Existenzsicherung dienen würde: All das läuft nicht besser als im normalen Alltag, eher im Gegenteil.

Und es scheint ja in Teilen eine Krise zu sein, in der bislang an vielen Fronten Fähigkeiten im verlässlichen und pünktlichen Ausfüllen langweiliger Formulare gefragter sind als kreativ Feuer zu löschen. Nicht unbedingt eine ADxS-Kernkompetenz …

Ich schäme mich auch fast dafür, dass ich manche „Vorteile der Krise“ genieße oder als temporäre Rettung empfinde, zB die geringere Reizüberflutung oder die Abschottungsmöglichkeiten im Home Office (, die andere sicher gar nicht mal so haben). Und selbst in Sachen Reizüberflutung versuche ich, mich gar nicht erst an so einen Home Office-Schonraum zu gewöhnen, weil ich sonst fürchte, dass der Weg zurück zusätzliche Herausforderungen bringt.

Ich würde die Frage, ob ich ADxS gern tauschen oder abgeben würde, im Alltag nicht immer bejahen. Im Moment aber eher schon…

Nochmal zurück zum Reset. Wie bereits erwähnt, gerät der gesellschaftliche Liberalismus durch Corona weiter in die Defensive, dazu das noch für Interessierte <LINK_TEXT text=„https://m.faz.net/aktuell/wirtschaft/re … 7.amp.html“>Retter in Corona-Krise: Wird China die Weltmacht Nummer eins?</LINK_TEXT> , der gesellschaftliche Liberalismus (trotz all seiner negativen Facetten) ist der natürliche Verbündete von ADHS, somit ist in dieser Hinsicht dieser Reset überhaupt nicht positiv für die Belange von Menschen mit ADHS weltweit…

…die mittlerweile absolutistische Machtfülle von Xi Jinping in China, das ist nichts anderes als der „Leviathan“ von Thomas Hobbes. Zur Info: Mit „Der Leviathan“ lieferte Thomas Hobbes die staatsphilosophische Blaupause für das absolutistische Gesellschaftssystem im 17. und 18. Jahrhundert. Ich glaube nicht, dass der Absolutismus ein System war, in dem ADHSler besonders gut gedeihen konnten…

Ich beneide die Menschen, die diesem Impuls einfach nachgeben können!
Bis vor ein paar Jahren ging das noch … aber jetzt nicht mehr.


Ach, ich würde es schon gerne abgeben. Zumindest zum Großteil. Wenn ich weniger Sicherheitsbedürfnis hätte (ganz g*il wenn man selbstständig ist!!) und weniger sozialphobisch wäre (auch so ein Mega-Pluspunkt für Selbstständigkeit…) - dann wäre das was anderes. Aber so habe ich keinerlei Möglichkeit, das auszuleben und beneide Menschen, die einfach nur Dienst nach Vorschrift machen können, ohne sich ständig nen Kopp machen zu müssen…

Und China gewinnt den Systemvergleich
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-03/china-coronavirus-propaganda-epidemie-wirtschaft-usa

Da ja hier zuvor Wagenknecht thematisiert wurde, von heute:

, für Interessierte.

Eine Anmerkung noch: In einem anderen Thread hab ich ja den von OECD und Konsorten propagierten Akademisierungswahn thematisiert… Akademische, international wettbewerbsfähige Qualifizierung inklusive guter Englisch-Kenntnisse war die vermeintliche Lösung der OECD für die von ihr in Kauf genommenen sozialen Verwerfungen durch die Globalisierung… wer Akademiker ist, perfekt Englisch spricht, der hat, so die Theorie der OECD, durch Verlagerung von Industrie-Arbeitsplätzen von Deutschland nach Rumänien oder von Deutschland nach Istanbul oder von Deutschland nach China nichts zu befürchten (mal ganz abgesehen davon, dass Akademisierung weder den Neigungen, Interessen, Qualitäten und Lebensentwürfen großer Teile der Bevölkerung entspricht, auch meinem nicht übrigens und an der Stelle Gruß an Neuhaus ) … eine immer weiter gehende Globalisierung als endloser Prozess wurde von der OECD als selbstverständlich angesehen… die Wirklichkeit ist ganz anders: spätestens seit der Wahl von Donald Trump wird die Globalisierung nicht mehr als unendlicher Prozess angesehen und der Ruf nach Stopp, nach Grenzen, nach Kontrolle, nach weniger freien Märkten (auch geographisch weniger freien Märkten), der wird immer lauter. Auch Sigmar Gabriel hat das neulich bei Markus Lanz so beschrieben. No countries, no borders, no welfare, dieser scheinbar den Naturgesetzen entsprechenden Entwicklung, so zumindest die Ideologie von Seiten der OECD, der wollen immer mehr Menschen merkantile Schranken entgegen gesetzt sehen… die Corona-Krise wird diese Entwicklung wohl beschleunigen…