Man liest ja sehr oft, dass Psychotherapie bei AD(H)S hilft, bzw. dass Medikation nur in Kombination mit Therapie etwas bringt. Das ist sicherlich bei jedem individuell, weil jeder anders reagiert.
Nun habe ich einige Bücher von der bekannten Ärztin, Buchautorin und selbst Betroffenen Dr. Astrid Neuy-Lobkowicz gelesen. Sie hat eine Praxis und ein ADHS-Zentrum mitbegründet. Und sie behauptet Folgendes:
AD(H)S ist das einzige Krankheitsbild in der Psychiatrie, bei dem Medikation immer empfohlen wird. Die Medikation hat in vielen Studien die höchste Wirksamkeit und die geringste Nebenwirkungsrate gezeigt. (Z.B. Studie von Prof. Alexandra Philipsen aus dem Jahr 2015). Diese Studie macht deutlich dass die angewandte Psychotherapie die Medikation nicht ersetzen und nicht einmal verbessern kann.
Das ist schon eine Aussage, die mir so zum ersten Mal unterkam.
Hat jemand das schonmal gelesen bzw. was ist davon zu halten?
Ja, ich stimme dem zu und es war im Forum schon oft Thema.
Zudem muss man einen Therapeuten finden der weiß was ADHS ist und was es mit sich bringt. Das ist eine Ausnahme.
Falsche Psychotherapie kann kontraproduktiv sein.
Mir hat die Psychoedukation (Bücher, Podcasts etc) noch vor der medik. Einstellung sehr gut geholfen. Aus meiner Sicht ist eine Psychoedukation sehr wichtig. Nur muss man es wollen. Viele wollen es nicht, geben die Verantwortung ab oder haben hundert Vorwände wieso sie es nicht machen können, obwohl wir im Informationszeitalter sehr viele Möglichkeiten haben wo wirklich für jeden etwas dabei ist.
Dabei dient die Psychoedukation auch dem Kennenlernen des Selbst und wie man mit sich umgehen soll. Viele erwarten irgendwie ein persönliches Coaching oder Frontalunterricht.
BrainBuzz
Über diese Aussage von Dr. Neuy-Lobkowicz habe ich hier noch nichts gelesen.
Dieses Forum hat auch sehr viele Beiträge. Wahrscheinlich wirst du in den 4 Tagen seit deiner Anmeldung hier alles gelesen haben.
Ich fand hier zwar auch Beiträge über sie, aber nicht über genau diese Aussage bzw. dieses Thema.
Auch wenn ich noch nicht lange hier bin…
Meine Realisation dazu:
Psyschotherapie:
erzählen von unzähligen, immer sich wiederholdenen erlebenissen und gedanken.
namen ändern sich, daten ändern sich, alter ändert sich, wetter ändert sich,
Geschichten bleiben immer gleich.
Weil das Problem immer das gleiche bleibt. ADHS.
Mit Medikation:
Addhs verändert sich, erlebnisse verändern sich, Wahrnehmung verändert sich.
Fazit:
Medikation ist das o und o. für mich.
Rededrang bei psyschotherapie ist der versuch, eigene emotionen und erlebnisse zu verarbeiten.
mit ritalin geht das bei mir mit der zeit weg. ich brauche jetzt nur noch mich.
Ja, danke für deine persönliche Einstellung.
Mittlerweile denke ich auch so, frage mich aber, warum so viele Ärzte behaupten, dass nur Psychotherapie hilft oder in Kombination mit Medikamenten. Aber nicht Medikamente alleine.
Naja, die Medis helfen schon sehr.
Aber sie verändern dich nicht generell. Sie übernehmen nicht deine Verantwortung für dein Leben.
Sie lindern Symptome aber wenn du was an deinem Verhalten und/oder Leben verändern möchtest, musst du das selbst tun.
Und da kann Verhaltenstherapie, Coaching, Selbsthilfegruppe viel beitragen.
Ich komm aktuell ohne Therapie zurecht.
Aber ich bin hier, ich habe eine reale SHG, um mich austauschen zu können und ich beschäftige mich sehr viel mit meinen Themen um mir selbst zu helfen.
Ich bin noch in einer anderen SHG wegen einer völlig anderen Sache und dort habe ich am meisten für mich gelernt. Am wichtigsten: Tun muss man tun!
Hier gibts die S3 Leitlinie als Kurz- und Langfassung zum Download:
Mich verändern die medis sehr sehr deutlich. ich bekomme einen anderen charakter. zb ist mir klar geworden, daß mein freundeskreis nicht wirklich meine freunde sind.
gab da so lustige sachen wie ich soll wieder anfangen zu saufen anstatt ritalin, weil ich mich zum negativen verändere.
ich habe sehr sehr sehr lange überlegt, und dann ist mir aufgefallen, daß alle negativen dinge, die angebracht wurden, so zusagen fälle waren, wo ich NEIN gesagt habe.
also, dir wird gesagt, daß du egoistisch wirst, in wirklichkeit können dich deine fruende nicht mehr manipulieren.
also ja, ritalin verändert meine persönlichkeit. es redet sogar mit mir und erklärt mir dinge (nicht wirklich, aber ich finde das als erklärung ganz gut)
Die Aussage der Ärztin habe ich so noch nicht direkt gelesen, allerdings bin ich schon oft auf den Rat gestoßen, als ADHSler/in sich vor Medikation nicht zu scheuen.
In meiner bisher begrenzten Erfahrung (Diagnose seit Juli, parallel dazu Therapie) kann ich sagen, dass ich dem enthusiastisch zustimme. Die Medikamente bewirken eine direkte Veränderung, die ich so niemals mit dergleichen Leichtigkeit selber hinkriege. Die ersten paar Male musste ich ein paar Tränchen wegdrücken, weil alles plötzlich so leicht war. Klar geht es besser mit Struktur und Disziplin (auch ohne Medikamente). Für mich entsteht dann aber ein immenser Druck, den ich nicht auf Dauer aushalten kann und ich werde „rückfällig“.
Therapie finde ich aber trotzdem total wichtig! Denn viele ADHSler/innen haben Komorbiditäten. Ich z.B. habe eine soziale Angststörung entwickelt, die ich in der Therapie aufarbeite und behandle. Außerdem ist es sehr hilfreich, Symptome und Krankheitsbilder voneinander abzugrenzen, wo mir meine Therapeutin eine große Hilfe ist. So kann ich besser erkennen, was mein ADHS ist und was meine Angststörung. Auch Dinge wie Selbstbild etc. kann man aufarbeiten.
Für mich ist Medikation das Wichtigste, um den Alltag zu meistern. Therapie ist ein Hilfsmittel, um entstandene Schäden durch ADHS (oder Kindheit/ Jugend allgemein) anzugehen und aufzuarbeiten.
Mhh.
Also ja doch, ich hab mich auch verändert.
Aber nicht in meiner Persönlichkeit.
Einiges davon fällt mir selbst nicht mal auf.
Mein Freund sagte letztens, ich hätte mich zu 170° geändert. Aber eben nicht im Charakter.
ZB tatsächlich, wie du sagst, dass ich mich weniger manipulieren lasse.
Und ich bin nicht mehr so lethargisch.
Er meint, ich wär aktiver, etwas selbstbewusster.
Aber trotzdem wäre meine Persönlichkeit nicht verändert.
Und dass ich mich „so“ verändere, daran arbeite ich ja mit Unterstützung des Medikaments.
Das was da jetzt an die Oberfläche kommt, dass bin doch immer noch ICH.
Das ist der Teil von mir, der vergraben war und wie ich sein möchte.
Aber wenn ich selbst nichts dafür tue, dann verändere ich mich doch per se nicht. Ich kann ja trotzdem weiter das Schaf sein und zu allem ja und Amen sagen, um meinen Frieden zu haben oder weiter maskieren und meine bewährten Strategien anwenden. Aber genau das will ich ja eben nicht mehr!
Es ist toll, dass du dich nicht mehr manipulieren lassen willst und das erkennst. Das hab ich jahrelang auch nie gesehen.
Und das nun Freunde meinen, du hättest dich verändert, ist aus deren Sicht klar, weil du kein Ja-Sager mehr bist und es ihnen nicht gefällt, wenn man keinen Mittrinker mehr hat, denn dann müsste man sich ja auch selbst mal hinterfragen.
Ich würde es nicht als grundsätzliche Persönlichkeitsveränderung sehen, sondern als aufwachen und sich über sich selbst klar werden. Was man vom Leben erwartet, wie man zukünftig sein möchte usw.
Also ja, wir verändern uns, aber ich für meinen Teil jedenfalls nicht im Charakter.
Und ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder im Wandel befunden.
Man möchte doch immer irgendwie etwas optimieren.
Einige treten aber immer auf der Stelle, weil sie sonst raus aus ihrer Komfortzone müssten.
Ich denke, ich hab die schon so oft verlassen und bin neuen Wege gegangen und trotzdem bin ich immer ICH geblieben.
Meine Werte, meine Charakterzüge, meine Lebenseinstellung, daran hat sich nichts geändert.
Außer, dass ich jetzt besser auf genau das, also MICH, achte.
BTW finde ich es grade toll, mich wieder so hier auszutauschen zu können und somit diese Reflexion und auch im privaten Umfeld das Feedback zu bekommen.
Wo ihr grad von euren „Veränderungen“ sprecht, mir geht es da genauso! Ich bin zwar immer noch „people pleaser“, aber das wird dankenswerterweise viel weniger. Ich lass mir den Bullshit aus meinem Umfeld weniger gefallen. Und das seitdem ich die Medikamente nehme, nicht wegen der Therapie (die begleitet das quasi nur).
Früher habe ich mich vor Konfrontationen sehr sehr gescheut, weil ich schnell überemotional werde (meistens fange ich an zu heulen) und hab lieber alles eingesteckt und Konflikte ignoriert. Langsam lerne ich, dass Konfrontationen manchmal sehr sinnvoll und konstruktiv sein können. Seit der Medikation schaffe ich es, Konflikte als solche zu sehen und anzusprechen, und dann auch trotz der stressigen Situation cool zu bleiben. Das gibt mir wiederum das Selbstvertrauen, mich auch in Zukunft zu behaupten.
Ein positiver Teufelskreis quasi ^^
Ist glaub ne philosophische Frage, Ich bin der meinung, wenn ich selbstbewußtsein habe, und vorher hatte ich das nicht, ist meine Persönlichkeit superkrass verändert. und vor allem hab ich ja diese Veränderung, auch , wenn ich gerade kein Ritalin nehme.
meine Sache ist die, das ist neu:
Ich muss das negative denken, was die Leute über mich haben, oder ich vermeine, daß sie das haben, also, ich muss das nicht mehr verändern. Es ist mir nicht mehr wichtig, ich bin mir selber sicherer darüber, daßß ich in ordnung, bin, ich brauche nicht mehr die positive meinung der anderen menschen um mich herum.
Es ist mir nicht mehr wichtig, ich bin mir selber sicherer darüber, daßß ich in ordnung, bin, ich brauche nicht mehr die positive meinung der anderen menschen um mich herum.
Das meine ich mit „people pleaser“. Ich bin so sehr damit beschäftigt, es allen anderen Leuten recht zu machen, dass ich kaum darüber nachdenke, wie es mir dabei geht.
Das ist eine große Baustelle bei mir und nur weil ich daran seit einigen Jahren arbeite, habe ich überhaupt gemerkt, dass ich ADHS habe. Weil ich irgendwann gemerkt habe, dass ich es nicht mehr schaffe, nach den Idealen und Vorstellungen anderer Leute zu leben. Das mündete in der Realisierung, dass ich tatsächlich anders bin als Andere, dass ich nicht die gleichen Möglichkeiten habe.
Jetzt fällt es mir immer leichter, mich selber in den Mittelpunkt zu rücken. Ich kann meine Möglichkeiten dank der Diagnose besser erkennen und dank Medikamenten sogar erweitern. Und ich kann meine Grenzen wahrnehmen und im Idealfall sogar einhalten.
Recherschiere mal „fragiles Ich“
ist verdammt blöd. aber hilft einem.
Deswegen bin ich ja in Therapie
ging mir auch so - es ist keine schwäche, sondern eine stärke, vergiss das nie!
also, zu erkennen, was falsch mit einem ist. meine ich
Das sind alles eure persönliche Erfahrungen.
Aber Dr. med. Neuy-L. belegt ihre Aussage doch ganz klar mit eindeutigen Studien. Und das sollte allen Psychiatern bekannt sein. Stattdessen bekommt man Aussagen wie: Das ist kein ADHS, sondern ihre Angststörung; machen sie erstmal eine Therapie etc. Wenn es doch erwiesen ist, dass die angewandte Psychotherapie die Medikation nicht ersetzen und nicht mal verbessern kann.
Hallo,
nein, gerade bei ADHS ist es umgekehrt - Medikation kann auch ohne Psychotherapie helfen, Psychotherapie hilft ohne Medikation meist nicht viel.
Frau Neuy hat recht, und nicht nur sie sagt das.