Medikamentenpause im Urlaub und Umgang mit Alkohol

Hallo Zusammen,

mit Begeisterung lese ich Eure Beiträge und jetzt brauche ich bitte mal Euren Rat.

Kurz zu mir:
Ich bin Mitte 50, seit 9 Monaten diagnostiziert. Die Eindosierung mit Medikinet habe ich nun nach 6 Wochen abgeschlossen. Morgens nehme ich 25mg und 15 mg am frühen Nachmittag. Die Nebenwirkungen haben sich gelegt und ich genieße die ruhige Gelassenheit, die mir Medikinet gibt, sehr.
Gefühlt ist es ein anderes Leben! Ich bin so dankbar dafür, dass ich nicht mehr ständig gestresst bin, weil blinder Aktionismus und hektische Betriebsamkeit mein Leben bestimmen. Nicht jeder Tag ist perfekt. In der Regel gelingt es mir nun jedoch, mir realistische Ziele/Aufgaben zu setzen und gut durch den Tag zu kommen.
Bisher habe ich konsequent auf Kaffee und Alkohol verzichtet. Meine Kaffeemomente haben mir gefehlt; Kompensation mit einem guten entkoffeiinierten Kaffee klappt super. Auf Alkohol zu verzichten, ist mir nicht schwergefallen. Ich habe so gut wie kein Verlangen danach und ich bleibe auf jeden Fall dabei, wenn ich Medis nehme.

Kommende Woche trete ich einen lang geplanten Urlaub an. Eine sechstägige Weinreise mit Freunden, die ich bereits vor der Entscheidung für Medikinet geplant und gebucht habe. In dieser Zeit möchte ich mal wieder Wein trinken. Meine Idee ist, mit den Medikamenten eine Woche zu pausieren und dann wieder anzufangen.

Habt Ihr hiermit Erfahrung? Ist es ok, von der Dosierung direkt auf Null zu gehen und dann nach einer Woche wieder auf die volle Dosis oder braucht es wieder eine langsame Eindosierung?

Auf Eure Antworten freue ich mich und sag schon mal Danke vorab.
Herzliche Grüße
Gedankensprinter

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Hallo Gedankensprinter,

ich glaube, es wird keine Probleme geben. Du kannst von voller Dosis auf Null gehen und danach wieder auf die volle Dosis.

Aber pass auf beim über die Straße laufen. Oder wenn im Hotel plötzlich eine Schwelle kommt. Ohne Medikament bin ich so tollpatschig, da braucht gar kein Alkohol dazu kommen.

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Hallo Falschparker,
danke Dir für Deine Einschätzung. Auf die Straßen und Schwellen werde ich achten :wink: Ich bin gespannt, wie es mal wieder ohne Medis sein wird. Ich glaube schon jetzt, ich werde sie vermissen…

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Ich habe vor kurzem wegen eines Gruppentripps auf Medis verzichtet. Ich wollte wissen wie Ich mittlerweile auf solche Reize reagiere und ob sich mein Stressystem vom BurnOut noch weiter erholt hat. Ich wollte täglich entscheiden , aber da es ganz gut ging und ich mich über eine weitere Verbesserung gefreut habe, entschied ich mich dann auch Abends ein geselliges Bier zu trinken.

Rückblickend weiß ich zwar nun , dass sich wieder was verbessert hat, aber der Rattenschwanz war die Woche danach . Mir sitzen die Tage jetzt noch in den Knochen. Die letzten Jahre unter Medikation war ich immer verwundert dass ich auch wenig „Nachwehen“ hatte .

Das gab Lehrgeld. Lieber auf Bier verzichten und keine Nachwehen. Eine durchgehende Medikation wäre einfach besser gewesen .

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Das finde ich interessant. Wie sahen diese Nachwehen genau aus? Und führst du sie zurück auf den mehrtägigen Verzicht auf das Medikament oder auf den Alkohol?

Das führe ich auf die Nichteinnahme der Medis zurück und to much Information in my Brain und Schlafmangel. Waren fast 5Tage in einer Großstadt mit vielen Veranstaltungen und dann mit 14 Personen in einem Raum gepennt inc geschnarche und zu Hell und Geimschaftsduschen und WC etc…

Unter Medikation habe ich sonst auch Mal drauf geachtet mich zurückzuziehen . Nun habe ich einfach alles mitgemacht.
Die ganzen Reize hatten mich nicht so direkt genervt weil war wegen Spaß an der Freude abgelenkt.
Was ja eigentlich positiv ist , weil es lange Jahre nach meinem BurnOut umgekehrt war und dann von Jahr zu Jahr besser wurde. Quasi auch ein nachholbedürfniss

Nun weiß ich das auch zu viele Reize , die mich nicht direkt nerven dann im Gesamtpaket hinterher überfordern .

Hab nicht gesoffen nur Abends ein oder zwei Absackerbierchen. Wobei ich nicht ausschließen will das die auch noch Kontraproduktiv waren.

Die Nachwehen waren Müdigkeit, etwas gereizter , Verspannungen, leichtes Kopfweh , kam schlecht aus den Federn , leicht schlapp , etwas schlechter gepennt, weniger nach der Arbeit hinbekommen, mehr Appetiet. Sodbrennen. Bischen wie ein leichter Kater

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250km Autofahrt, viele Menschen im Büro und Meeting Raum, viel Gequassel und Händchen schütteln, Licht durchflutete Räumlichkeiten, 3 Leute im Brummi, bissl Stau auf der Rückfahrt…

Der Tag war, anders als erwartet, echt angenehm und fühlte mich bis kurz nach der Ankunft zu Hause echt supi..

Dann *piuuuuuuu…

Mit Medikation ging es also echt tutti, aber was da unbemerkt reinhaut, kommt dann später.
Wie muss das dann erst in einer Medi-Pause sein, wo die Birne auch noch Schwankungen auszugleichen versucht.

Bin schon vom Lesen überlastet :laughing:

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Hi, danke Dir für die Klarstellung. Das war wichtig für mich zu wissen, ob Du die Nachwehen auf den Verzicht der Medis und/oder auf den Alkohol beziehst.

Das war ja ein geringer Konsum von Alkohol. Ich habe aber auch nicht den Vergleich wie es ohne die Bierchen gewesen wäre.
Ansonsten hatte ich auch schon den Tag drauf Probleme mit der Medikation, wenn ich Abends ein Bierchen getrunken hatte.

Ich trinke nicht (mehr) viel und tatsächlich mag ich es auch immer weniger. Ich trinke trotz Medikinet ab und zu mal abends ein Bier oder 1-2 Gläser Wein und hatte nie Probleme. Wenn ich mal geplant mehr trinke (Geburtstag oä.), setze ich Medikinet immer ein bisschen vorher und nachher ab. Danach starte ich wieder mit meiner normalen Dosis. An sich habe ich damit nicht wirklich Probleme, also keine Nebenwirkungen im klassischen Sinne. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass mich das ganze immer etwas „aus der Spur wirft“. Ich mag eher die Routine mit Medikinet, das macht mich ruhiger, gelassener, konzentrierter und klarer. Nach einem Party Abend brauche ich immer etwas um wieder dorthin zurück zu finden. Diese Übergangszeit mag ich gar nicht…

Danke Dir @Shrimp!
Dann weiß ich, dass Alkohol zumindest mal geht!
Vor Medikinet habe ich gerne mal ein Bier oder 1-2 Gläser Wein getrunken. Die Lust darauf ist mit Medikinet weg.
Ich schau mal, wie es läuft. Schon jetzt weiß ich, dass ich die Wirkung von Medikinet vermissen werde.
Wie Du bin ich ruhiger und klarer. Das fühlt sich so gut an. Ich wusste nicht, dass das Leben so einfach sein kann und möchte das nicht mehr missen.

Wenn ich m Urlaub unter Ruhe einen Auslassversuch mache, dann kommen zwar die Symptome zurück aber ich habe dann keine so klar spürbare „Nachwehen“

Hey @Gedankensprinter ich nehm jetzt seit etwas mehr als einem Jahr Medis und hab sie bis jetzt im Urlaub immer weggelassen. Nur schon, weil ich dann immer ins Ausland gehe und mir das zu kompliziert wäre mit der Medi-Mitnahme. Hatte keine Probleme damit. Auch am Wochenende lasse ich die Medis öfter weg und trinke etwas - kommt halt auf das Programm an.

Die Alk-Nachwehen nehmen halt leider auch mit dem Alter zu:-(

Noch ein guter Grund, sich davon zu verabschieden.

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Hi,
für Eure Rückmeldungen danke ich Euch, die haben mir sehr geholfen, mich überhaupt zu trauen, auf Medikinet zu verzichten.
Jetzt endlich mal ein kleiner Erfahrungsbericht, um das Thema abzuschließen. Vielleicht hilft es ja jemandem.
Das Weglassen war absolut unproblematisch und der „vernünftige“ Umgang mit Alkohol unkompliziert. Lediglich meine Lust auf Kaffee war schlagartig wieder da.
Wir haben in der Urlaubswoche viel unternommen; dabei jedoch immer auf ausreichend Pausen für mich geachtet und ich war nicht im Trubel/Partymässig unterwegs. Ich glaube, das hat auch geholfen.

Mit Medikinet wieder zu starten, ist mir jedoch schwergefallen und ich bin wieder in meinem Chaos hängen geblieben😂. Klassischer ADS Hänger, nicht in die Gänge zu kommen. Das Aufbauen von Routinen ist und bleibt meine größte Herausforderung.

Alles in allem hat es fünf Wochen gedauert, bis ich wieder Medikinet genommen habe. Toll war: Null Nebenwirkungen, identische Wirkung als hätte ich keine Pause eingelegt.
Das war eine wertvolle Erkenntnis für mich. Jetzt weiß ich, dass auch Auslandsreisen entspannt möglich sein werden; ohne dass ich mich um Papierkram kümmern muss. @ClumsyC, das mache ich zukünftig wie Du😉.
Sidekick nach dem Auslassversuch: Ich bin jetzt nicht mehr so dogmatisch, trinke auch mal wieder einen Kaffee und wenn ich weiß, dass ich mal ein Glas Wein trinken möchte, nehme ich nur eine Dosis am Tag, so dass ich bis 15.00 Uhr wirkungstechnisch auf der sicheren Seite bin.
Damit geht es mir richtig gut. Mein Leben hat sich durch die Diagnose und die richtige Medikamten-einstellung, so zum Positiven entwickelt, dass ich tiefe Dankbarkeit empfinde und die positiven Seiten von ADS viel mehr genießen kann.
Keine Frage, es bleibt herausfordernd, ist dafür aber auch nie langweilig🤩.
Liebe Grüße
Gedankensprinter

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Dass kenne ich auch :sweat_smile: