Mit 46 diagnostiziert

Heute war mein großer Tag, ich bin seit heute diagnostiziert mit einem ADHS Mischtyp.
Ich wurde getestet und habe einen Cutt Off Wert von 52 erreicht.
Ich glaube das ist dann schon recht ausgeprägt und eher erstaunlich, daß ich 46 Jahre ohne ersichtliche Probleme, klar kam.
Ich muß mich noch irgendwie mit den vielen Zahlen beschäftigen, die mir dieses Testergebniss da abliefert, es geht dabei ja auch nicht ausschließlich um ADHS, sondern, gibt wohl auch Aufschluss für mögliche Nebendiagnosen.
Als eine davon, steht bei mir noch die leichte Depression und als drittes ein Verdacht auf eine Persönlichkeitsstörung, die nicht näher beleuchtet wurde und bald psychotherapeutisch angegangen werden soll.
Empfohlen wurde mir eine Neurofeedback Therapie, Psychotherapie im Bezug auf den Verdacht einer Persönlichkeitsstörung und ggf Medikamente. Da nannte er mir auch ein Präparat, was unter das BTM fallen würde, welches gleichzeitig auch gut bei leichten Depressionen wirken würde. Namen, hab ich natürlich vergessen ich glaube ein Wirkstoff mit B? Falls es jemand kennt, bitte nennt mir doch kurz den Namen.

Ich muß ganz ehrlich sagen, nach allem, was ich von Leuten hier oder sonst wo, über ADHS im Erwachsenen Alter gelesen habe, welche Odyssee sie durchlaufen mussten, um diagnostiziert zu werden, kann ich mich so glücklich schätzen, daß mein Weg, in 3,5 Monaten heute zum Abschluss kam. Keine jahrelange Fehltherapie mit Antidepressiva, die wohl nie so richtig wirken oder eben das ursprüngliche Leid nicht lindern. 3.5 Monate vom Erstgespräch bei einer tollen Psychotherapeutin, bis hin zum Test bei einem kassenarztlich praktizierenden Neuro Psychiater.

Vor allem bin ich dieser Psychotheutin dankbar, zu der ich wegen einem sogenannten Burn out, vorstellig wurde. Ein Erstgespräch, ohne Aussicht auf weiterführende Therapie und ein Erstgespräch ohne je eine psychiatrische Diagnose bekommen zu haben. Diese Frau, bat mich aufgrund meiner Erzählungen zu allem Möglichem, um eine zweite Vorstellung bei ihr, sie würde da einen Verdacht haben, sei sich aber nicht sicher und hätte gern noch ein zweites Gespräch mit mir. Ich war sehr dankbar, daß sie sich Zeit nahm, mehr als vorgesehen und nach diesem Gespräch, fragte sie mich, ob ich schonmal was von ADHS gehört hätte.
Sie habe den Verdacht darauf und kennt einen studienkollegen, der sich mit der Diagnostik von ADHS sehr gut auskennt und den wolle sie fragen, ob er eine Ausnahme machen kann und mich ohne längere Wartezeit untersuchen würde, weil sie es dringlich fand.
1 Monat später hatte ich die Termine für die Tests und drei Wochen danach, also heute das Ergebnis.

Ich bin wirklich unendlich dankbar und werde mich auch noch einmal melden, bei der Psychotheutin und mich herzlich bedanken. Ich hab zwar 46 Jahre irgendwie auch ohne das Wissen überlebt, aber es wäre nicht mehr lange gut gegangen.
Wie wichtig doch ein guter aufmerksamer Therapeut ist und umso schlimmer, daß es da draußen, viel zu wenig Hilfe gibt.
Ich habe sogar eine ADHS Ambulanz in meiner Nähe gefunden, die mich medikamentös behandeln könnte, was jedoch die größte Schwierigkeit ist, einen Psychotherapie Platz auf Dauer zu bekommen.

Ich wollte jetzt mit der Diagnose nochmal die Krankenkasse fragen, was sie anbieten können, eine Reha fänd ich am sinnvollsten, aber da sind die Hürden sicher auch hoch.
Eine Selbsthilfe Gruppe wollte ich mir auch suchen und Bücher kaufen, im Bezug auf die berufliche Wiedereingliederung mit ADHS.
Falls jemand von Euch noch tolle Erfahrungen teilen möchte, was euch so geholfen hat, nach der Spätdiagnose, ich bin sehr dankbar, für jeden Input.
Auch dieses Forum ist wirklich sehr hilfreich, danke euch.

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Hi, ich hatte meine Diagnose ebenfalls mit 46 bekommen, vor 3 Jahren. Für mich hat sich damit vieles geklärt. Manche Fehler oder Schwächen kann ich mir besser verzeihen, seitdem ich weiß, dass die ADHS geschuldet sind und ich damit für bestimmte Verhaltensmuster „nichts dafür kann“. Ich habe keine Psychotherapie begonnen, kann mir dies jedoch vorstellen. Die Gabe von Medikamenten hat meinen Alltag soweit stabilisiert, dass ich krankheitsbedingte Probleme, die sich auf meine beruflliche Tätigkeit auswirken, gut in den Griff bekomme. Zudem habe ich von unangebrachter Selbstmedikamentierung mit unterschiedlichen Substanzen Abstand genommen. Allerdings habe ich die Medikamente inzwischen in Verdacht, unangenehme Nebenwirkungen zu produzieren, was mir Angst vor möglichen Langzeitnebenwirkungen macht. Unterm Strich bin ich aber sehr dankbar für die Diagnose. Insofern: Glückwunsch!

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Hey danke für deine Antwort. Ja besser spät diagnostiziert als nie, sagte mir der Psychiater.
Damit ist einem schon echt geholfen, denn meist haben wir ja ein recht bewegten Lebenslauf und vieles wird einem dadurch klar.
Medikamente machen sicher nur Sinn, sofern ein Leidensdruck vorherrscht, der das Leben unerträglich macht. Bei mir sind es immer wieder kehrende impulskontrollstörungen auf der Arbeit.
Das ist halt extrem schwierig, da Verständniss von außen zu erwarten. Dazu kommt mein hochspezieller Beruf, mit Burnout Faktor 1000, bin Intensiv Krankenschwester.
Ich hoffe evtl durch Medikamente, wieder zurück in den Beruf zu kommen, wenigstens in reduzierter Form, aber derzeit war das auch nicht mehr möglich. Ich bin in keiner Weise Patientengefährdent gewesen, aber ich habe Probleme mit Hierarchien besonders Arzt Schwester, ist manchmal ein Problem. Mein Gerechtigkeitssinn für den Patienten, ist auch sehr ausgeprägt und das verteidige ich auch nach außen und kann mich unter Streß gern mal im Ton vergreifen. In letzter Zeit war es so heftig, daß ich die Kraft nicht mehr zu ausrasten hatte und einfach gegangen bin. Tschüss gesagt mitten im Dienst und gegangen :see_no_evil:Seither bin ich krank geschrieben.
Dann wie zuvor bereits geschrieben, war ich dann beim Erstgespräch bei einer Psychotheutin und diese hat mir geholfen erstmal ADHS zu untersuchen. Bis hierhin, hatte ich keine Diagnose, keine Psychotherapie Platz, aber von der Krankenkasse zwei Interviews zu meiner Arbeitsunfähigkeit, einmal mit dem MDK und einmal mit einem KK Mitarbeiter. Eine Wiedereingliederung wurde mir zwei mal angeboten, aber daß ich weder eine Diagnose hatte, noch eine Therapie /Therapeuten, das hat irgendwie niemanden interessiert. Nach dem Motto, so, jetzt sind sie aber langsam lang genug krank geschrieben, jetzt wird es doch wieder gehen oder? Ich habe zwei drei mal sogar heulend die Kasse angerufen, sie mögen mir bitte helfen, ich brauche dringend einen Psychotheuten, da war die Antwort nur, es tut uns leid, das ist leider schwer.
Ich hoffe so sehr, daß ich jetzt irgendwie eine Reha oder so erhalte, jetzt wo ich ja eine Diagnose habe.
Bin gespannt, wie es weitergeht, ich wollte auch gern dieses Neurofeedback machen, was man mir empfohlen hat, falls das aber extra kostet, bin ich mit meinem Krankengeld da am Limit.
Eigentlich schlimm, wie kaputt das Gesundheitssystem wirklich ist und es wird tatsächlich noch schlimmer. Bald hat man 1 Jahr Wartezeit beim Zahnarzt. Mein Mann findet keinen Hausarzt, nach unserem Umzug und muß, falls er krank ist 80km zum alten Hausarzt fahren.
So, jetzt wieder mal völlig vom Thema abgedriftet, tut mir leid.
Ich hoffe du findest deinen Weg mit ADHS in deinem Leben, ich mein ist ja auch irgendwie spannend und das ist ja ein Motivatior bei uns, heißt, ich glaube fest dran, daß wir ADHSler, was draus machen werden :smile:

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:adxs_ai: für einen Moment fühlte ich mich total erkannt @Tagonis1 und dann mußte ich nachgucken :adxs_tuete: OK, andere Branche…

Leider bin ich nicht auf so hilfreiche Geister gestoßen wie du und anschließend bei der Wiedereingliederung böse abgerauscht.

Sie zu, daß du eine Reha genehmigt bekommst, auch solange du in Lohn & Brot stehst, denn dann gilt es ja noch, deine Arbeitskraft wieder herzustellen bzw aufrecht zu erhalten.

Das wird später nicht unwesentlich schwieriger, bist ja nicht mehr wirklich nützlich und dann wird gerne gespart.

Sorry, eigene schlechte Erfahrungen…

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Ich kenne nur das medikament bupropion, das bei depression und adhs hilft, da es ein dopamin-und noradrenalin-wiederaufnahmehemmer ist. Allerdings fällt es nicht unter das btm. Es hat mir trotzdem sehr geholfen, wieder arbeitsfähig zu werden.

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@Silberlocke vielen Dank für deine Antwort.
Guter Tipp, das Ganze frühzeitig anzugehen, da sich später, wenn man als nicht mehr arbeitsfähig gilt, die Ausgaben für einen nicht mehr lohnen.
Ich kenne die Ämter und Versicherungen zu gut und niemand kümmert sich, weil man dir helfen will, sondern, alle sind nur auf so wenig Kosten aus wie möglich.
Dann sollten sich die Kassen doch wirklich mal drum kümmern, daß die Leute nicht erst mit Mitte 50 diagnostiziert werden. Ahh nicht aufregen :see_no_evil:
Ich habe halt noch den Vorteil, daß ich mich auskenne im Gesundheitswesen und weiß, wie ich mit denen kommunizieren muß, um im Prinzip zu bekommen was ich möchte, bzw nicht genervt zu werden.
Diese Gespräche bezüglich der Wiedereingliederung, waren auch sehr schnell beendet, da ich ohne Diagnose und Therapie meines Problems, nicht arbeiten gehe. Dann dazu noch mein riskanter Bereich, daß ich quasi verantwortlich bin, für Menschen und ich mich derzeit auch so einschätze, als sei ich zu labil diese Verantwortung zu übernehmen. Das sind meine sicheren Argumente, gegen eine zu frühe Wiedereingliederung und niemand fragt mehr, ich solle mich melden.
Da nützt einem vielleicht auch sein adhs ein wenig, denn, wenn man sich was in den Kopf gesetzt hat, lässt man ja so schnell nicht locker, vor allem wenn ich es als Gerechtigkeit empfinde, daß man mir Hilfe anbietet, denn ich habe selbst 23 Jahre anderen geholfen und verlange jetzt mal was zurück.
Ich habe ja zum Glück eine Chance auf einen Platz in der ADHS Ambulanz einer LVR in meiner Nähe und da höre ich mir mal an, was die mir empfehlen können. Hausärztin wird heute mit dem Ergebnis konfrontiert, die ist glaube ich auch sehr froh, wenn sie zur Dauer Krankschreibung, auch ne Diagnose hinschreiben kann.
Ich berichte gern noch einmal, wie mein Weg jetzt weiter geht.
Bist du denn schon über die Renten Kasse finanziert, sprich berentet oder läuft da noch irgendwas in Richtung zurück in den Beruf?

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Ja richtig ich bin fast sicher er meinte Bupropion. Als ich jedoch fragte, ob es BTM pflichtig sei, hat er ja gesagt, denke er hat sich selbst vertan, denn er weiß ja dass ich als Krankenschwester, das rausfinden werde. Mir war das Medikament jedenfalls überhaupt nicht geläufig und hörte sich für mich auch nicht an wie ein Amphetaminderivat, eher wie ein Neuroleptika.
Aber ich habe es inzwischen auch gefunden und weiß, daß es da wohl ganz gut ist, in Kombi mit leichten Depressionen, ansonsten müsste es gegen potentere Depressionen, wohl viel höher dosiert werden und dann gibt’s wieder Nebenwirkungen.
Naja begebe mich bald auf die Reise der Behandlungsmethoden, auch das Neurofeedback scheint mir da eine ziemlich interessante Therapie zu sein. Bin gespannt was davon für mich in Frage kommt. Danke für deine Antwort und dir alles Gute auf deinem Weg.