Nicht alle ADHS-Kinder sind hyperaktiv

Wie ich schon Addy geantwortet habe:
Es hat nichts mit fehlender Aufmerksamkeit zu tun, wenn man nicht aus den Puschen kommt.
Ich gebe dir recht, dass das Ergebnis dasselbe ist. Man kann Dinge nicht geregelt bekommen, weil man sich als Hypie verzettelt oder eben als Hypo erst gar nicht anfängt. Aber die Ursache ist eben eine andere.
Und davon zu unterscheiden ist dann noch der extrem unaufmerksame ADSler, der über die Klamotten, die im Weg sind stolpert, da er sie geistesabwesend übersieht. Ist er zusätzlich noch ein Hypo, lässt er die auch gerne noch eine Woche oder länger dort liegen…vielleicht räumt er sie dann weg, wenn er nochmal drüber gestolpert ist…aber auch nur dann, wenn er sich dabei nicht das Genick dabei gebrochen hat. :wink:

Aha, jetzt verstehe ich, warum ich dich nicht verstehe: :lol:

Du machst offenbar einen Unterschied zwischen dem vorwiegend unaufmerksamen Subtypen und dem, was du als Hypo bezeichnest, oder?

Aber wie kommst auf diese Unterscheidung, die man sonst vielleicht noch bei Barkley mit seinem SCT findet, dann aber als von ADHS verschiedene Störung?

Ansonsten wird Hypo ja umgangssprachlich für den vorwiegen unaufmerksamen Subtypen verwendet, ohne da weiter zu differenzieren.

@Addy_Haller

Warum und wie ich darauf komme, habe ich ja bereits erklärt.
Und es ist ja auch logisch. Für mich zumindest! :wink:

Was Hypo ist, das ergibt sich bereits aus der Tatsache, dass es das Gegenteil von Hyper ist!
Und ich habe, so hoffe ich zumindest, in meinen Antworten zuvor eindringlich erklärt, warum Hypoaktivität nichts mit Unaufmerrksamkeit zu tun hat, beides aber sehr wohl gemeinsam als Symptome auftreten können.

Ich wurde vor 20 Jahren als ADSler mit Hypoaktivität diagnostiziert, und zwar von einem Arzt,
der sich bereits seit den 70iger Jahren mit ADS beschäftigt. Ich habe vor 4 Jahren an einer Studie der Uni Tübingen teilgenommen, die diese Diagnose bestätigt hat. Ich habe kritisiert, dass die Fragebögen nur auf die Hyperaktivität ausgerichtet sei. Und das wurde mir bestätigt. Also wird man sich dieser Einseitigkeit wohl langsam auch in der Wissenschaft bewusst.

Allein die Tatsache, dass die ADHS- Forscher der Uni Tübingen inzwischen sogar zwischen aktiver und passiver Prokastination unterscheiden, macht deutlich, dass man wohl noch feiner differenzieren muss.

Also ist an dem Hypo-Thema ja wohl was dran. Ich bin mir relativ sicher, dass dies in der Zukunft ein Thema wird. Der ursprünglich verlinkte Artikel gibt Hoffnung, zeugt aber auch von der Vermengung von Themen, die eigentlich nicht direkt zusammenhängen. Eigentlich ein Armutszeugnis.

Hallo,

also ich zweifle das stark an! Viele AD(H)S-ler haben ein starkes Motivationsproblem und kriegen deswegen wichtige Dinge nicht geregelt.

Wieso das bei Leuten ohne H anders oder stärker sein sollte als bei Leuten mit H, sehe ich jetzt nicht!

Ich kann mir schon vorstellen, bei Leuten mit H sieht es anders aus. Sie machen nicht gar nichts, sie machen tausend andere Sachen (weil sie nicht nichts machen können) und verzetteln sich. Die Leute mit H träumen sich weg. Aber das Motivationsproblem und das Ergebnis (was die Routineaufgaben betrifft) sind gleich.

Ich glaube, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen ist Hyperaktivität ein sehr auffälliges und auch lästiges Symptom. Gerade bei Kindern kann man manchmal sagen: Gut dass es hyperaktiv ist, es hätte sonst keine Diagnose gekriegt. :wink:

Aber die Hyperaktivität ist eben auch stark überschätzt. Man könnte fast sagen- ist jemand nur hyperaktiv (was bei ADHS quasi nie der Fall ist) oder bliebe durch erfolgreiche Behandlung als Einziges die Hyperaktivität (was auch nicht passiert, aber mal angenommen), man könnte damit leben. Ohne Unaufmerksamkeit und ohne Impulsivität könnte man sie ja kanalisieren, und man würde niemand mehr stören.

Und Hypoaktivität (ohne Unaufmerksamkeit und Impulsivität) würde auch niemand stören. Der eine ist mehr und der andere weniger ruhig. Na und?

Nein, verstehe ich nicht, finde ich auch nicht logisch. ADS-ler haben weitgehend dieselben Probleme (und sie schieben auch dieselben Dinge auf), ob hyper oder hypo. Sie sehen nur von außen ganz verschieden aus.

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Hallo Falschparker,

Danke. Ich sehe das ganz genauso. :slight_smile:

Im übrigen ist für mich nicht logisch, warum es zur Hyperaktivität unbedingt ein Pendant namens Hypoaktivität geben muss. Und ich habe auch noch von keiner Diagnose gehört, in der dieser Begriff verwendet worden wäre.

Hallo Falschparker und Addy Haller,

ich sehe es genauso wie ihr.

Jeder ADHSler hat Motivationsprobleme.

Ich habe an keiner Stelle etwas anderes behauptet.
Aber ich wage mal die These, dass diese bei Hypos sehr ausgeprägt sind.
Ich kenne nämlich beide Seiten. Ich war als Kind hyperaktiv und wurde in der Pubertät von einen auf den anderen Tag vollkommen lethargisch, also hypoaktiv. Ich weiß also wie es sich anfühlt.


Glaube ich dir aufs Wort! Nur bezeichnet @Addy_Haller das, was du ‚hypoaktiv‘ nennst… als ‚vorwiegend unaufmerksam‘. Für mich ist das Wortklauberei… :wink: Ich denke ihr wisst beide sehr genau, wie der oder die jeweils andere es meint… :smiley:


Ich habe verstanden, dass @Andromache verschiedene Dinge mit beiden Begriffen meint…

Letztendlich sollten wir hoffen das die Kinder (wir Erwachsenen) bei denen Sich AD(H)S nicht in Hyperaktivität zeigt ebenso schnell erfasst und behandelt werden können.

Bei dem Erkennen des nach „innen gerichteten“, für die Außenwelt der eher ruhig wirkende AD(H)Sler hat die Fachwelt und die Erwachsenen für Kinder einfach noch ein großes Aufmerksamkeitsdefizit. :wink:

Die Rettungssanitäter können sowas sinngemäß, …das Unfallopfer was nichts mehr sagt dem gilt es meist als erstes zu behandeln.

Hi,

SCT ist von ADHS wie von ADS zu trennen. SCT ist, sofern es das überhaupt gibt, ein eigenes Störungsbild, das bei AD(H)S zu etwa 50 % komorbid besteht, aber spannenderweise bei ADS nicht häufiger ist als bei ADHS, obwohl die Symptome so sehr an ADS erinnern…

Wen es interessiert, einfach mal bei ADxS.org suchen.

Viele Grüße

UlBre

Wenn es Hypoaktivität gibt und diese unabhängig sein soll von Aufmerksamkeitsproblemen, dann muss es logischerweise etwas anderes sein als AD(HS) - es sei denn, irgendjemand kennt wirklich einen AD(H)Sler, der mit der Aufmerksamkeit keine Probleme hat.

Ich gehe nach wie vor davon aus, dass bei AD(H)S mindestens Aufmerksamkeitsprobleme und Impulsivität nachweisbar sein müssen, wobei Hyperaktivität in geringem Maße auch beim unaufmerksamen Subtypen nachweisbar sein soll.

Barkley forscht ja nun auch nicht erst seit gestern in die Richtung, so dass ich davon ausgehe, dass an SCT als eigenständige Störung was dran ist.

Ich habe hier langsam das Gefühl, ich schreibe gegen Wände an!!!
Drücke ich mich wirklich so unverständlich aus???

Nochmal zum Mitschreiben: WAS BITTE HABEN AUFMERKSAMKEITSPROBLEME DAMIT ZU TUN, MIT SACHEN, DIE MAN EIGENTLICH ERLEDIGEN MÜSSTE, GAR NICHT ERST ANZUFANGEN,WEIL MAN SICH EINFACH DAZU NICHT AUFRAFFEN KANN???

Es wäre nett, wenn einer von euch mir das endlich mal erklären könnte!!!
Wir reden bzw. schreiben scheinbar vollkommen aneinander vorbei, weil ihr überhaupt nicht versteht, welches Symptom ich eigentlich beschreibe, weil ihr eine andere Symptomatik habt.

Und ja, ich habe ADS (vom Arzt diagnostiziert und vom Psychologischen Institut der Universität Tübingen im Rahmen einer Studie bestätigt).

Ich denke, ich weiß, warum ihr mich gar nicht versteht und heute ist mir ein Licht aufgegangen, warum das wohl so ist. Daher werde ich in den kommenden Tagen einen neuen Thread zum Thema Hypoaktivität eröffnen und mal erklären, was dies eigentlich genau bedeutet. Denn es wird endlich Zeit, dass man sich nicht mehr so extrem am Thema Hyperaktivität festbeißt, nur weil diese am häufigsten vorkommt.

@Anders
Ich betreibe hier keine Wortklauberei, mich scheint hier nur leider niemand zu verstehen, obwohl ich eigentlich mit einem Beispiel beschrieben habe, was ich meine.

Nein, du schreibst nicht gegen Wände an, du glaubst wir denken Dinge die wir gar nicht denken.

Das Aufschieben oder das Nicht-Anfangen (oder das Anfangen und nicht beenden) ist ein typisches Symptom von ADS mit und ohne H. Eines der paar Handvoll Symptome von AD(H)S. Nein, mit Unaufmerksamkeit hat es nicht zu tun, aber ich glaube das haben wir gar nicht gesagt.

Und das Festbeißen an Hyperaktivität gibt es woanders, aber eigentlich nicht hier in diesem Forum. Und ganz allgemein eher wenn es um Kinder-ADHS geht als um Erwachsenen-ADHS.

Btw, ich habe heute früh meiner Frau von diesem Thread erzählt und von meiner Meinung, dass die Hyperaktiven genau so wenig geschafft kriegen wie die Verträumten. Und meine Frau gab zu bedenken, dass das nicht so stimme. :oops:

Denn es sei ja manchmal erstaunlich, wie viel ich geschafft kriege- nicht immer das was eigentlich dran ist, und hinterher aufräumen könne ich auch nicht, :lol: aber ein ADS-ler ohne H würde wohl nicht so viel auf die Beine stellen im Leben.

Also, Andromache, offensichtlich hast du ein Stück weit doch recht.


Na ja, es wurde bestritten, dass es Hypoaktivität als Symptom von ADS überhaupt gibt und immer wieder darauf hingewiesen, dass die „Hypoaktiven“ dem Unaufmerksamen Typ zuzuordnen sind.


Damit sprichst du einen wichtigen Punkt an, denn:
Ja, das Ergebnis ist dasselbe!
Aber gerade für eine wirksame Therapie macht es meiner Meinung nach doch einen großen Unterschied, ob jemand hyperaktiv ist und nichts geschafft bekommt, weil er ständig andere Dinge beginnt und sich dann vollkommen verzettelt oder weil man erst gar nicht anfängt, da man sich nicht dazu aufraffen kann.
Das erfordert zwei unterschiedliche Therapieansätze.


Würde hier nicht vielleicht die ‚exekutive Dysfunktion‘ als Bezeichnung passen?

Klar, es erfasst, was ich meine.
Aber was spricht eigentlich gegen den Begriff Hypoaktivität als das gegenteilige Extrem zu Hyperaktivität?


Gar nichts… für mich ist es genau das! Wie ‚anerkannt‘ das ist, ist mir in dem Fall wurscht… :wink:

Ich finde es einfach schwierig, mit einem Begriff wie Hypoaktität umzugehen, wenn er a) in den offiziellen Kriterien gar nicht vorkommt und b) wenn er dennoch benutzt wird, obwohl offenbar gar nicht klar ist, was damit genau gemeint ist.

Wenn ich im Netz nachlese, dann wird Hypoaktivität überwiegend als Synonym für den „vorwiegend unaufmerksamen Subtypen“ verstanden, wogegen die Hyperaktivität den „Mischtypen“ und „vorwiegend hyperaktiv-impulsiven“ vorbehalten sei. Das hieße ganz einfach: Hypoaktivität = ADHS ohne Hyperaktivität. Das wäre einfach.

Dann lese ich hier, dass Hypoaktivität nicht einfach ADHS ohne Hyperaktivität, sondern deutlich weniger Aktivität im Sinne von wenig Antrieb bedeuten soll und mit dem vorwiegend unaufmerksamen Subtypen gar nicht zu tun habe.

Dann wiederum lese ich, dass die Trennung Hypo/Hypie sowieso nicht sinnvoll sei, da bei allen drei Typen alle drei Kernsymptome vorhanden wären. Selbst beim vorwiegend unaufmerskamen Subtypen seien leichte Anzeichen von Hyperaktivität zu erkennen. Es handle sich um ein Kontinuum, so dass eine Starre Trennung der Subtypen nicht möglich sei.

Dann wiederum lese ich, dass einige „vorwiegend Unaufmerksamen“ keine Anzeichen von Impulsivität und Unaufmerksamkeit aufwiesen, dafür stark verlangsamt bis verwirrt seien, so dass man eine von ADHS völlig unabhängige Störung mit Namen SCT vermutet.

???


Grundsätzlich ntaürlich nichts, wobei ich mich frage, ob es dann nicht auch eine Gruppe dazwischen von mehr oder weniger „normal“ Aktiven geben müsste.