Non-Responder oder zu hohe Erwartungen?

Seit etwa 10 Wochen bin ich in der Eindosierung der Medikation. Versucht habe ich Medikinet Adult, Ritalin adult und Elvanse Adult.

Nun frage ich mich zunehmend, ob ich wirklich ein Non-Responder für alle Wirkstoffe bin oder einfach nur zu hohe Erwartungen hatte?

Medikinet und Ritalin habe ich bis 40mg als Einzeldosis versucht und Elvanse bisher mit 30mg. Ich finde, dass ich weder eine Wirkung noch einen Rebound merke.

Allerdings glaube ich, dass ich mir selbst irgendwie einbilde, dass alle meine Probleme mit dem richtigen Medikament und der richtigen Dosierung verschwinde und ich sozusagen dann endlich „perfekt“ bin. Natürlich weiß ich, dass das so nicht sein kann, aber mein Unterbewusstsein kommt mir da echt in die Quere.

Mein größtes Problem ist meine Antriebslosigkeit und eine extreme Prokastination. Gestern und vorgestern habe ich kein Elvanse genommen und mehr oder minder den Tag auf dem Sofa in Schlafkleidung verbracht. Heute habe ich wieder Elvanse genommen (vor 1,5 Stunden). Nun habe ich zumindest das innere Gefühl, dass ich es heute schaffen könnte, zumindest ein paar Sachen zu erledigen. Der Antrieb es zu wollen, ist zumindest schon mal da.

Auch überlege ich, einfach mal 2 Kapseln Elvanse aufzulösen und einfach die Dosis selbst zu erhöhen. Einen Termin habe ich wieder in 1,5 Wochen. Da ich kaum mit Nebenwirkungen zu kämpfen habe, sehe ich für mich keine große Gefahr.

Sie seht ihr meine Situation. Was denkt ihr dazu?

Liebe Grüße

Sry aber so wie du durch die Medikamente gerannt bist, kannst du doch unmöglich irgendeine Form von realistischer Einschätzung haben…

10 Wochen und 3 Medikamente…

Hast du komplett auf Koffein verzichtet?
Ausreichend gegessen, getrunken, geschlafen?

Wie war es im Detail bei jedem einzelnen Medikament?

Was hast du gefühlt und wann?

Wie lange hielten diese Gefühle an?

Ohne auch nur ansatzweise Infos in diese Richtung ist es unmöglich was genaueres zu sagen.

Und nochmals…
3 verschiedene Medikamente in der kurzen Zeit…

Danke für die Rückmeldung. Kaffee bzw. Cola lasse ich seit Einnahmebeginn komplett weg.

Mein erstes Rezept hatte ich per Post vom diagnostizierenden Arzt für Medikinet bekommen. Das war für jeweils 10mg und 20mg Medikinet Retard. Eine Beratung oder Rückmeldung o.ä. gab es gar nicht. Ich sollte quasi immer morgens erst eine Packung und dann die andere Packung leer nehmen. Da ich für mich keine wahrnehmbare Wirkung hatte, habe ich einfach selbst langsam aufdosiert bis 40mg.

Anschließend habe ich endlich einen Ärztin hier in der Nähe gefunden. Auf Grund meiner Berichte, meinem Frühstücksproblem und meinem eigenen Wunsch verschrieb sie mir Ritalin 10 mg und bat mich eigenständig nach Gefühl aufzudosieren. Anfangen sollte ich bei 30 mg, da ich bei Medikinet ja auch schon so hoch dosiert hatte. Nach zwei Wochen hatte ich einen weiteren Termin und berichtete von fehlender bzw. nicht merkbarer Wirkung. Mehr als 40 mg morgens habe ich nie genommen.

Auf mein eigenes Drängen hin (!) gab sie mir dann ein Rezept für Elvanse 30 mg. Ich hatte so viel Positives gelesen, dass ich lieber ein Amphetamin ausprobieren wollte. Die Ärztin wollte Ritalin gerne noch höher dosieren.

Fakt ist, dass ich seit Beginn der Medikamenteneinnahme beruflich enorm viel Stress hatte. Es war eben das Schuljahresende. Ich arbeite als Lehrerin und war gefühlt vormittags mit Medikament noch wacher, aktiver und präsenter. Zu Hause ging dann aber gar nichts mehr. Ich hatte keinerlei Antrieb mehr für schulische Aufgaben, die ich zu Hause erledigen muss.

Am letzten Schultag habe ich morgens Elvanse genommen. Ich habe in den Tagen zuvor einen großen Fehler durch meine Antriebslosigkeit und Prokrastination gemacht, der mich an diesem Tag eingeholt hat. In der Schule bekam ich dann plötzlich eine Panikattacke. Das hatte ich noch nie. Zum Glück hat mich eine tolle Kollegin „gerettet“.

Manchmal hatte ich bei Medikinet und Ritalin das Gefühl, dass ich im Lehrerzimmer nicht mehr zu allem meinen Senf dazuquatschen muss bzw. konnte den Drang danach steuern. Im Unterricht habe ich zumindest weniger unterrichtsfremde Tätigkeiten im Internet gemacht (arbeite mit Tablet und Beamer). Auch im Auto ist mir aufgefallen, dass ich weniger am Handy bin und mir nicht mehr so oft an der Haut kratze/spiele. Da sich aber eben an meiner Antriebslosigkeit nichts änderte und ich nicht plötzlich ungeliebten Aufgaben erfolgreich nachgehen konnte (z.B. Berichte schreiben, Noten eintragen, etc.), „fühlte“ ich keine Wirkung. Zudem habe ich bisher weder den Beginn noch das Wirkende bewusst spüren können, bei keinem Medikament.

Das mein Vorgehen mehr als suboptimal war/ist, überlege ich jetzt natürlich, wie ich SINNVOLL noch einmal von vorne mit der Einstellung beginnen sollte. Meine Ärztin ist toll, aber mit ADHS-Medikamenten noch nicht so erfahren. Sie ist jung und neu in dieser Praxis. Die anderen Ärzte haben Erfahrung mit ADHS, aber derzeit leider keine freien Kapazitäten.

Ach so, wie hat mir noch erzählt, dass sie einen ähnlichen Fall wir mich hat, den sie sehr erfolgreich mit Sertralin behandelt. Ich glaube auch, sie hätte mir lieber Sertralin als Elvanse verschrieben.

Was würdet ihr denn nun machen? Mein Vorgehen war ja jetzt nun eher (weitgehend von mir) ungut gelaufen. Also würde ich gerne alles auf Null setzen.

Okay…

Das klingt ja echt sehr katastrophal.

Ohne übertreiben oder etwas beschönigen zu wollen:
Gut dass du hier bist.

Ich selbst nehme Elvanse, kann dir dazu also am meisten sagen (hatte mit Medikinet angefangen, das aber absolut gar nicht vertragen).

Grundlegend: Medikinet ist so ziemlich das einzige ADHS Medikament was mir spontan einfällt wo du bei essen musst.

Was ich von der „traumhaften Betreuung“ deines ersten Psychiaters halte, brauche ich vermutlich nicht groß zu sagen :wink:

Direkt mit Ritalin 30mg einzusteigen „weil das andere ja auch so hoch war“ zeugt entweder von Unerfahrenheit oder von überhaupt keine Ahnung was sie da tut. Was es ist, vermag ich nicht zu beurteilen, da ich diese Dame nicht kenne.

Aber für dich zum Verständnis:
Wechsel Medikinet auf Ritalin bedeutet, mit der Eindosierung komplett bei 0 anzufangen.

Ja, gleicher Wirkstoff, wirkt aber völlig anders (Aufbau und so, Ritalin kannst du theoretisch nüchtern nehmen).

Elvanse: sehr gut dass du darauf bestanden hast.

Gilt mit als am vertraglichsten.
Solltest aber ausreichend (wie eigentlich generell) bei trinken.

Der Vorteil (für mich) ist, dass es sehr subtil im Hintergrund wirkt.

Es ist, im Gegensatz zu MPH, eher unauffällig und nicht so präsent.

Wie hast du das Elvanse denn genommen und was merkst du? Hast du eine deutlichere / intensivere Wahrnehmung usw?

Bei mir war es am Anfang so, als ob sich ein Schleier gelüftet hatte (Beginn der honeymoom Phase).

Ich schätze meine neue Ärztin, weil sie sehr bemüht ist und mir vor allem zuhört. Das Problem ist eher, dass sie zu sehr auf meine Wünsche/Vorstellungen eingeht. Das klingt jetzt blöd, aber ohne mein Beharren bei zwei Termin hätten wir es länger mit Ritalin probiert und nicht schon wieder das Medikament gewechselt. Vielleicht liegt es auch daran, dass es eine Privatpraxis ist und man da eher versucht, es den Patienten recht zu machen, damit sie die Praxis nicht wechseln. Und da sie dort nur angestellt ist, könnte ich mir so eine Anweisung recht gut vorstellen…

Ich hatte bisher bei keinem Medikament das Gefühl, dass sich meine Wahrnehmung verändert oder dass sich ein Schleier lüftet. Auch spüre ich aktiv keinen Rebound. Wenn ich einen Rebound habe, dann würde sich dieser nur in meiner absoluten Antriebslosigkeit bzw. Lethargie am Nachmittag/Abend äußern. Ich habe auch sonst keine Nebenwirkungen (Kopfschmerzen, kein Hungergefühl).

Seit Ende Juli habe ich ausschließlich morgens eine Kapsel 30 mg Elvanse genommen. Wie gesagt, eigentlich würde ich gerne einfach mal versuchsweise mehr nehmen und eventuelle Nebenwirkungen dafür kurzzeitig in Kauf nehmen. Denn so weiß ich wieder nicht, was ich beim nächsten Termin meiner Ärztin zur Frage der Wirkung sagen soll. Mein Gefühl sagt keine Wirkung, mein Kopf sagt, dass das eigentlich nicht sein kann.

:thinking:

Gibt es bspw ein zwei Stunden nach Einnahme einen Unterschied zu abends?

Wie sieht es bei dir mit Schlaf aus?

Schlafhygiene ist ein essentielles Thema.

Es kann natürlich sein, dass 30mg etwas wenig bei dir ist. Da ist jeder Stoffwechsel unterschiedlich.

Nur als Beispiel um es dir zu verdeutlichen:
Ich bin bei 3 x 20mg pro Tag weil ich mit allem anderen nicht klar komme bzw nicht über den Tag komme

Danke für deine Geduld!

Ich konnte im Beruf in der Schule schon immer vormittags 150% geben. Nachmittags waren dann die Akkus komplett leer. Aber ich kann mich vormittags nicht zurücknehmen. Das ist wie ein Hyperfokus. Die fehlende Konzentration merkt man dann nur daran, dass ich mich nebenbei mit allem möglichen beschäftige. Das wurde subjektiv tatsächlich weniger (z.B. Facebook, Google, etc.). Auch das Skinpicking wurde subjektiv weniger bzw. verschwand.

Heute habe ich ja wieder Elvanse genommen. Wie immer habe ich einen höheren Ruhepuls (bei Medikinet/Ritalin hatte ich noch keine Smartwatch). Zeitweise spüre ich ein Herzklopfen, dann ist der Puls über knapp über 100. Dann verschwindet dieses Gefühl wieder und mein Puls sinkt auf 85-95. An meiner Haut war ich heute tatsächlich noch nicht unbewusst. Meine Aufgaben habe ich klar im Kopf für heute, aber ich konnte noch nichts davon umsetzen. Immerhin sitze ich auf dem Sofa und liege nicht wie gestern (hatte nichts genommen) unter der Decke auf dem Sofa. Allerdings fühle ich eine Art leichten inneren Drang, meine Aufgaben anzugehen. Gestern hatte ich einfach nur ein schlechtes Gewissen und zeitweise war es mir auch egal bzw. hat mich der Fernseher gut davon abgelenkt. Heute bleiben zumindest die Aufgaben trotz Fernseher präsent im Kopf :woman_shrugging:.

Wahrscheinlich hätte ich die Medikamente testweise besser nachmittags eingenommen :see_no_evil:.

Meine Schlafhygiene ist ein Thema für sich… Durch die totale Antriebslosigkeit komme ich meist erst nachts mit genügend Druck ansatzweise in die Puschen und schlafe dann dementsprechend wenig (4-6 Stunden).

30 mg Elvanse ist ja die kleinste Dosis eigentlich. Wenn du keine Nebenwirkungen hast solltest du nach einer Woche auf 50 mg steigern. So steht es auch in der Fachinformation.

Spricht ja auch nix dagegen.

Wenn du mit dem Medikament eine kleine Verbesserung hast wirkt es ja.

Ein Wundermittel ist es nicht. So große Unterschiede wie hier manche wahrnehmen hatte ich auch nie - bin da manchmal neidisch.

Das ist falsch wenn du es so formulierst - ohne dir in den Rücken fallen zu wollen.

30 mg ist die empfohlene Initialdosis. Davon abzuweichen macht nur Sinn wenn es jemand nicht verträgt oder wenn man besonders vorsichtig ist.

Hab Elvanse statt Ritalin gelesen, sorry.

Aber Medikinet adult kann man tatsächlich auf Ritalin umsetzen ohne die Dosis groß anzupassen. Vor allem wenn es keine Nebenwirkungen gibt.

Gut, war mir nicht so bekannt.

Danke für die Info.

Ist einfach jeden Tag ein lernen :wink:

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Könnte sein, dass Du durch Tor 1 gegangen und jetzt vor Tor 2 stehst: Gegen HB helfen die Medikamente nicht. Vielleicht eher im Gegenteil.

Dass man

plötzlich ungeliebten Aufgaben erfolgreich nachgehen (z.B. Berichte schreiben, Noten eintragen, etc.),

kann, ist m.E. leider ein ganz fieser Mythos, der durch Filme wie „Ohne Limit“, sensationslustige Dokus und euphorische Honeymoon-Berichte - auch im Forum - genährt wird.

Ich bin bis zur Tageshöchstdosis hochgegangen mit Elvanse und Medikinet. Mit solchen Aufgaben hadere ich weiterhin. Heftig. Die meide ich ja schon seit über 10 Jahren. Jede Zelle in mir hat abgespeichert, dass man vielleicht an Langeweile stirbt, wenn man diesen Aufgaben nachgeht.

Da mag man viel nachlernen können und vor allem schlechte Angewohnheiten verlernen. Z.B. auch sowas hier:

und v.a Erwartungen wie diese:

Also vielleicht zu hohe Erwartungen, vielleicht auch nur etwas zu schnelle. Vielleicht aber auch eine Lösung für die Läuse gefunden oder in Reichweite, aber die Flöhe sind immer noch da? Und machen sich vielleicht breiter als vorher.

Ist der Grund, dass ich für mich selbst wie eine kaputte Schallplatte auf Eckerle/Eckerle und Niehues und Overexcitability rumreite. Wenn der Perfektionismus nochmal extra auftankt, dann ist man schnell so paralysiert wie vorher. Und enttäuscht noch dazu.

Kann sein, dass Höherdosieren bei Dir besser hilft. Falls nicht, ist man evtl. zumindest besser beschulbar und kann seiner Prokrastination individuell auf den Grund gehen und mit viel Selbstliebe annehmen, dass bestimmte Aufgaben geisttötend langweilig bleiben und/oder anfangen, seine Prokrastination zu hacken: https://www.youtube.com/watch?v=9MkCFelSTf4

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Vielen Dank. Das hast du unheimlich toll und wertschätzend geschrieben!

Ich fühle mich dir sehr ähnlich. Auch ich dosiere höher und höher, da ich ja zu, Glück keine/kaum Nebenwirkungen habe. Und immer warte ich auf den magischen Moment, der aber nie kommt.

Meine Probleme ziehe ich schon seit meiner Pubertät und in extremerer Form seit meinem Auszug und dem Studium mit mir herum. Und immer wieder frage ich mich, warum ich die komplexesten Dinge mit Leichtigkeit bearbeiten/lösen kann, gleichzeitig unglaublich empathisch bin, aber die einfachsten Alltagsdinge nicht hinbekomme und mich so immer tiefer in große Probleme manövriere.

Ich kann komplexe Präsentationen / Ausarbeitungen in wenigen Stunden mit hervorragender Qualität erstellen, wofür meine Kollegen mehrere Wochen brauchen. Aber ich kann meine Noten und Berichte nicht pünktlich abgeben oder meine Rechnungen bezahlen obwohl ich wahrlich genug Geld habe. Wäsche waschen und Haushalt funktionieren nur bei Ankündigung von Besuch oder Urlaub. Dem gegenüber kann ich erfolgreich ein komplexes Smart Home System zu Hause einbauen. Doch wenn der Hyperfokus vorbei ist, bleibt es wieder monatelang halbfertige liegen.

Und dann kommt diese Verheißung. Vielleicht hast du ADHS. Deine Symptome passen ja wie die Faust aufs Auge. Und dann bekommst du Medikamente und alles wird gut. Endlich kannst du deine Hochbegabung nutzen und allen zeigen, was du wirklich kannst. Endlich machst du keine Fehler mehr und niemand ist mehr genervt von dir. Endlich hält dich niemand mehr für faul und unfähig.

Der Tag der Diagnose ist da und ich halte nun die Rezepte in der Hand. Endlich wird alles gut. Und plötzlich wirkt kein Medikament so wie es das doch tun müssten.

Je mehr ich meinen ADHS-Weg reflektiere, desto mehr denke ich, dass ich eben doch mehr als ein paar Tabletten brauche. Seit 25 Jahren laviere ich mich durch mein Leben. Ich bin meister im „lügen“ und Ausreden erfinden. Elvanse wird mir wahrscheinlich langfristig helfen. Aber vielleicht gehöre ich wirklich zu den Personen, die zu lange nicht gesunde Coping-Strategien entwickelt haben und dies mit Hilfe einer Verhaltenstherapie/Coaching erst mal richtig lernen müssen. Schließlich konnte ich es noch nie.

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Danke auch für den Videolink.

Ja ich habe ADHS und bin wie mein Sohn hochbegabt. Und wie ich es bei ihm erlebe, macht die Kombination von HB mit ADHS es nur noch komplizierter…

Im Grunde ist es tröstlich logisch: HB kann auch ohne ADHS Probleme machen, ziemlich ähnliche sogar. Also warum sollen die alle weg sein, nur weil ADHS als Einflussfaktor rausgekürzt oder gemildert wird?

Dieser Wunsch nach „endlich übermenschlicher Perfektion“ kann vermutlich am besten durch den erheblichen Leidensdruck der letzten Jahre verstanden werden… und der Leidensdruck wiederum ein bisschen auch durch Rejection Sensitivity.

Mal abgesehen davon, dass Perfektion für Menschen nicht erreichbar ist: Sie hätte vermutlich andere Folgeschäden. Wie erträgt man lustlose und unausgeschlafene Schüler, Warten im Supermarkt, Vorfahrträuber, wenn man selbst so wahnsinnig perfekt ist? Das geht doch immer am leichtesten mit Atmung und Erinnerung an die eigenen Macken… Die Andersartigkeit gegenüber dem „unperfekten“ Umfeld wäre doch noch viel unerträglicher als ohnehin schon?

Vielleicht ist die Quasi-Panikattacke tatsächlich eher ein seltenes Ereignis durch die turbulenten neuen Erfahrungen, großen Hoffnungen und große Ent-Täuschung in großer Stress-Situation. Muss sich so ja nicht wiederholen.

Ich bin übrigens sicher, die Kollegin hat Dir sehr gern geholfen und war froh, auch mal ihren „moment to shine“ zu haben. Vermutlich wird sie sich sogar leichter an Dich wenden, wenn sie mal Hilfe braucht. Da fragt man Mitmenschen um Rat, nicht perfekte Übermenschen. Die könnten ja auf einen herabsehen aus ihrem Olymp.

Hat also alles Vor- und Nachteile. Und Du bist schlau genug, sie alle zu sehen und zu sortieren und Muster zu erkennen. Nach und nach. Vielleicht soll das alles so.

Growth Mindset vs. FIxed Mindset von Carol Dweck kann m.E. sehr beim Ertragen helfen. Wenn Du wächst und aus Fehlern lernst, brauchst Du keine Perfektion. Im Gegenteil. Es gibt neue Erkenntnisse der Neurobiologie, dass wir gerade aus Fehlern lernen, weil die dabei ausgeschütteten Botenstoffe die Neuroplastizität anregen: Using Failures, Movement & Balance to Learn Faster | Huberman Lab Podcast #7 - YouTube.

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Nuja, das ist die Vormittagswirkung einer Einzeldosis Medikinet oder Ritalin adult. Völlig normal und ein schönes Beispiel dafür, dass man auch Kinder nicht „nur“ für die Schulzeit medikamentieren sollte, sondern eben Ganztags.

Eindosierungshilfetabelle verwendet ? Findest du im Downloadbereich.
Ich würde die Eindosierung nochmal von vorne angehen, in den Ferien, und dann langsamer.
Geduld musst du dir so lange borgen :wink:

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Ich persönlich glaube schon das viele von Adhs Medikamenten zuuu hohe Erwartungen haben, denken das seien so eine Art Wunderpillen die einen von einem Tag zum anderen verändern, dass dann plötzlich alles wie von Geisterhand, oder wie von selbst läuft, dass sie nur diese Pillen schlucken müssen und dann ist alles Super, dass sie dann dadurch plötzlich zu diesem perfekten Menschen werden von dem sie glauben das sie so sein müssten.

So einfach ist das aber nicht, Tatsache ist das, wie man z.B. hier im Forum immer wieder nachlesen kann, dass eben genau das nicht so ohne weiteres der Fall ist, sondern im Gegenteil, dass viele darüber schreiben das sie ein bestimmtes Medikament anfänglich nicht gut vertrugen, dass die gewünschte Wirkung nicht eintrat, oder sogar unangenehm wurde, ausserdem die Dosierung zu niedrig oder zu hoch, und sehr oft auch das viele unsicher sind auf was sie sich da eigentlich einlassen, weil sie zu wenig Informationen von ihrem Arzt bekamen, oder sich auch nie den Beipackzettel durchlasen oder selbst informierten.

Wie gesagt, ja ich persönlich glaube schon das viele Adhs Medikamente für eine Art Superpillen halten, und das ist natürlich Blödsinn, dass stimmt so einfach nicht, besser wäre solche Medikamente als eine Art Krücke oder Gehhilfe zu sehen, dass trifft es meiner Meinung nach ,wenn schon, besser.

Mit Adhs wird man immer beeinträchtigt bleiben, auch wenn man Medikamente nimmt, im Grunde muss man sich darüber im Klaren sein, heisst die Medikamente können dem einen Betroffen bis zu einem gewissen Grad helfen, und für diesen seine bestwirksame Hilfe in seinem Leben sein, für einen anderen Betroffenen kann es aber ganz anders sein, vielleicht eben so das ihm* die Medikamente nicht so wie erhofft helfen.

Deshalb ist es meiner persönlichen Meinung nach extrem wichtig das man sich wirklich gründlich mit Adhs beschäftigt und nach seiner eigenen Lösung sucht statt sich nur auf die Wirkung von den Medikamenten verlassen zu wollen, heisst: ob einem das gefällt oder nicht, man wird immer an sich selbst arbeiten müssen, und das wird einem auch kein anderer Mensch jemals abnehmen können.

Und dann ist es auch wichtig zu erkennen das wir ja alle garnicht in einer perfekten Welt mit perfekten Menschen leben, denn wäre das so, dann hätten wir ja nicht so viele Probleme auf dieser Welt, von daher sollte man solche Gedanken von einer perfekten Welt mit perfekten Menschen um einen herum getrost ganz einfach möglichst schnell wieder vergessen, ganz einfach weil solche Gedanken über eine perfekte Welt in der wir alle angeblich leben eigentlich totaler Bullshit sind.

Statt das wir uns über unseren mangelnden Perfektionismus zuviel den Kopf zerbrechen, sollten wir vielleicht lieber versuchen mit uns selbst ins Reine zu kommen, mit uns selbst Frieden zu schliessen, und zu lernen das es „normal“ ist NICHT perfekt zu sein, und das es gescheiter wäre wenn Menschen endlich lernen würden sich gegenseitig als „unperfekt“ akzeptieren und respektieren zu lernen, denn meiner Meinung nach ist „unperfekt“ eigentlich „normal“, und nicht umgekehrt.

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Ungewohnt weise Worte von dir.
Das macht sie jedoch nicht weniger wahr :wink:

Zudem müssen wir akzeptieren, dass die Medikamente nur ein Werkzeug sind, dass uns dabei helfen kann, in dieser Welt, in der wir gestrandet sind, solange zu funktionieren bis ins unser Mutterschiff abholt und uns endlich zu unserem Heimatplaneten bringt :innocent: :alien: :vulcan_salute:

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Nachdem mit der Honeymoon Wirkung von der ersten Medikationsphase , z.B die ersten Tätigkeiten plötzlich einfacher werden und man denkt es sei für immer so ,dann diese Phase abklingt …
Dann erst geht die Arbeit an sich selbst und der Akzeptanz bleibender Symptome richtig los.

Beispielhaft der Einkauf.
Die Medikation hilft gut bei der Reizüberflutung und du kommst entspannt nach dem Einkauf nach Hause.
Dann kommt plötzlich ein Anruf und du lässt alles kreuz und Quer liegen , wie immer.
Oder aber du hattest noch Chaos in der Küche und das blockiert dich und stellst den Einkauf ab und daddelst erstmal am Smartphone.
Oder Aber seit der Diagnose und der Medikation kommst du nach Hause , stellst die Tasche auf den freien Tisch räumst in Ruhe alles weg , bestenfalls wäscht du noch das Gemüse und das Obst und die Tasche hängst du auch noch weg.
Letzteres gab es vorher gar nicht , also konnte man nie diese Erfahrung sammeln.

Durch die Medikation und Psychoedukation gelingt dir sowas plötzlich und man kann es als neue Option zumindest abspeichern .

Wir müssen nur zugleich aushalten, dass es nicht immer so ist und mal mehr oder weniger.
Und wenn wir es dann „nur“ schaffen wenigsten die Milchprodukte in den Kühlschrank zu räumen und diese wegen Verpeiltheit nicht mehr schlecht werden, dann haben wir schon ne Menge geschafft .
Auch wenn wir uns immer so viel mehr wünschen.

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Danke :face_holding_back_tears:

Gern. Mir selbst hat es auch geholfen. Irgendwie schreibt man ja auch immer an sich selbst hier… Mich hat gerade jemand überrascht mit einem total hirnrissigen Plan, der Mitte September umgesetzt sein soll. Und meine Go-to-Reaktion wäre um ein Haar Ironie gewesen und ein „Das fällt Dir ja früh ein. Hättest Du nicht… Das hättest Du seit einem Jahr wissen können. Das hängt jetzt doch alles an mir …“, usw.

Nur dadurch, dass mir die Gedanken über unser So-sein und wechselseitige Verbindung im Notfall und das Bündnis mit Deiner Kollegin noch so nah und zugänglich waren, konnte ich rechtzeitig abbiegen. Und eine Haltung ansteuern von „So ist das Leben… So sind viele von uns. Hätte wirklich von mir sein können, diese Planung… Wenn es irgendwie machbar ist, machen wir es.“ (Vielleicht gerade mit ADHS…)

Also: auch von mir. Danke an Dich. :sob:

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