Psychiaterin behandelt nur ADHS

Hallo alle zusammen,

ich bin jetzt seit einem Jahr in psychiatrischer Behandlung und habe es ursprünglich für meine Depression angefangen. Ich wurde mit Antidepressiva behandelt. In dieser Zeit habe ich auch mein Masterstudium begonnen und hatte mit sehr starken Konzentrationsprobleme zu kämpfen. Ich hatte schon immer irgendwie einen Verdacht gehabt, dass ich ADHS habe, weswegen ich mit diesem Problem wieder zur Psychiaterin bin. Die hat bei mir ADS diagnostiziert. Sie hatte schon vor der Diagnose angedeutet, dass das „kompliziert“ wird, ADS mit der Depression zu behandeln.

Am Tag der Besprechung der Ergebnisse meinte sie, dass sie nur eins davon behandeln kann und nicht beides gleichzeitig. Den Grund hat sie mir sehr unverständlich und etwas untransparent erklärt. Sie meinte, dass die Krankenkassen die PsychiaterInnen anklagen, wenn sie beides behandeln würden. Mein Hausarzt solle die Behandlung für die Depressionen übernehmen, wozu er auch dann zugestimmt hat.

Das Problem war aber dann, dass ich kurz nach der ADS Diagnose und dieser Abmachung eine Magenentzündung hatte und ich die Antidepressiva absetzen musste. Es bestand der Verdacht, dass die Antidepressiva eines der Faktoren war, die die Entzündung ausgelöst hat. Ich hab also erst mal nichts mehr genommen.

Da es mir nach dem Absetzen wochenlang noch gut ging (bezogen auf Depressionen) und die Entzündung sich geheilt hat, bin ich wieder auf meine Psychiaterin zu gekommen und habe sie um die ADS Behandlung gebeten. Ich habe mit Elvanse 30mg angefangen (das war jetzt Anfang April).

Seit einigen Wochen geht es mir aber wieder schlechter, also die klassischen depressiven Symptome sind wieder da: Niedergeschlagenheit, Ängste, Hoffnungslosigkeit, Nervosität usw. Ich will deswegen auch für meine Depressionen wieder behandelt werden. Mein Hausarzt hatte freundlicherweise versucht was neues zu finden. Wir haben mit Bupropion angefangen, was mich aber stark irritiert hat (Gefühl von Reizüberflutung, Ängstlichkeit, Aggression). Er meinte, dass er den Anfang einleiten kann, aber sowas sollte eigentlich langfristig einE PsychiaterIn übernehmen. Ich habe Bupropion wieder abgesetzt und nehme nur noch Elvanse.

Ich bekomme langsam das Gefühl, dass ich von jedem Arzt oder jeder Ärztin hin- und her geschoben werde, so „Mach du das mal. Übernimm du das mal“.

Ich habe jetzt folgende Fragen:

  1. Ich hab schon in einigen Foreneinträge gelesen, dass ForenmitgliederInnen mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden. Wie ist das möglich bzw. hat meine Psychiaterin einfach „keinen Bock“ auf mich?
  2. Ich will meine Psychiaterin nicht „verlieren“. Ich meine damit, dass für mich erst mal ein Wechsel nicht in Frage kommt, weil alle ÄrztInnen voll ausgebucht und rar in meiner Gegend sind, die ADHS behandeln. Wäre es möglich eineN zweiteN PsychiaterIn für die Behandlung von Depressionen zu haben? Ich wurde jetzt aus dem Internet und Gesprächen mit meiner Psychotherapeutin nicht schlauer :confused:

Vielen Dank für Eure Antworten!
Liebe Grüße
Olives

Hallo!
Ich bin bei einem Psychiater in Behandlung gewesen, der beides behandelt hat. Weil er altersbedingt die Praxis aufgegeben hat, bin ich jetzt bei einer Dr. med, FÄ für Neurologie und FÄ für Psychiatrie. Sie kann auch beides behandeln. Ich habe vor ca 1 Jahr mein Antidepressivum abgesetzt und sie meinte nur, ich solle mich rechtzeitig melden, wenn ich nicht klarkomme und wir besprechen dann, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, welches Antidepressivum wir dann nehmen. Ich bin bei ihr wegen ADHS in Behandlung, bekomme Medikinet verschrieben, aber sie hat Depressionen bei mir auch in der Akte stehen. Der alte Psychiater hat mich definitiv auf beides behandelt. Und die neue hätte mich sicherlich darauf hingewiesen, wenn es da ein Problem gäbe.
Ich würde daher noch einmal nachhaken! Das klingt schon ziemlich nebulös…

Hey Kralovna :slight_smile:

Danke, dass du deine Erfahrung hier teilst. Genau so wurde das von anderen auch wahrgenommen: Eine Freundin, die ebenso mit ADS und Depression zu tun hat, meinte auch, dass sie für beides behandelt wird. Sie fand die Situation mit meiner Psychiaterin ebenso verwirrend.

Ich habe vor paar Wochen meiner Psychiaterin auch ne E-Mail geschrieben und ihr erklärt, dass es mir nicht gut geht und ich gerne wieder für die Depressionen mitbehandelt werden würde. Sie meinte dann (ganz grob wiedergegeben): „Ok, dann lassen wir das mit der ADHS Behandlung und switchen zur Antidepressiva. Ich kann beides nicht behandeln“.

Ich verstehe es einfach nicht :frowning:

Mein Ansatz wäre in der Situation die Recherche. Wenn du mutig genug bist, frage die Ärztin, wo das steht, frag darüber hinaus bei deiner Krankenkasse nach, lass dir das von der Krankenkasse schriftlich geben…
Ich bin in eine andere Stadt umgezogen und der erste Arzt, der einen Termin frei hatte, hat gleich erst mal meine ADHS Diagnose in Frage gestellt, weil ich die ersten 4 Schuljahre laut Zeugnistexten unauffällig war. Daraufhin habe ich ihm dann Links zu Studien geschickt, die zeigen, dass ADHS auch erst ab 10-11 Jahren auftreten kann, und ihm als Lehrerin erklärt, wie Zeugnisbeurteilungen geschrieben werden und diese bitte keinesfalls entscheiden sollten, ob jemand Adhs hat oder nicht. Aber den Arzt habe ich dann nicht „behalten“, weil mir das zu dumm war. Und er fand es auch nicht geil. Ich habe dann einen anderen gefunden.
Vielleicht musst du dir auch eine andere suchen. Schreib bei einer Anfrage wegen eines Wechsels in die E-Mail, warum du wechselst, dass deine sich weigert beides zu behandeln und du das in Frage stellst. Denn viele Praxen weigern sich, Patienten aufzunehmen, wenn sie schon woanders in Behandlung sind.

+1

Dass ADHS und Depressionsbehandlung sich ausschließen sollen halte ich für ein ziemlich unsinniges Gerücht.
Zumal die Ärztin nichts dagegen hat, dass beides behandelt wird - nur eben durch verschieden Ärzte. Sie scheint also keine medizinischen sondern abrechungstechnische Gründe zu sehen,

Frag mal die Kassenärztliche Vereinigung und deine Krankenkasse.
Ich halte es für unterlassene Hilfeleistung, eine von mehreren bestehenden Störungen nicht zu behandeln - die Ärztin sieht ja beide als bestehend an!

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Hi @olivesdistract und herzlich willkommen! :adxs_wink:

Deine Psychiaterin erzählt Quark. Hier gibt es etliche ADHSler, die gleichzeitig wegen Depressionen behandelt werden - vom selben Psychiater. Fällt ja schließlich auch beides in sein Fachgebiet. Sind beides F-Diagnosen.

Mein Psychiater verschreibt mir auch Elvanse, MPH und ein Antidepressivum. Es ist sogar viel besser, wenn da nicht noch ein anderer Arzt „reinfunkt“, weil es zwischen den ADHS-Medis und Antidepressiva eigentlich immer Wechselwirkungen gibt. Das kann der Arzt direkt bei der Dosierung berücksichtigen, wenn er weiß, was er Dir sonst noch verschrieben hat.

Und mal ehrlich: Wenn Du wegen Schnupfen zum Hausarzt gehst und ein paar Tage später bekommst Du dazu noch Durchfall, dann sagt der doch auch nicht „Sorry, wegen dem Durchfall müssen sie woanders hin gehen, ich kann sie nur wegen Schnupfen oder Durchfall behandeln“.

Und Depressionen sind bei ADHSlern wie Durchfall zu Schnupfen - keineswegs selten. Wäre ja schön blöd, wenn alle ADHSler mit Depressionen immer zwei Ärzte bräuchten, weil ein Arzt das nicht zusammen behandeln dürfte.

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Ich werde dann mal bei meiner Krankenkasse nachfragen. Danke für den Tipp!

Ich erinnere mich wieder, dass sie meinte, dass „die Krankenkasse anscheinend nichts dagegen haben beides behandeln zu lassen, aber nicht dahinter stehen würden und es schon massenhafte Klagen gab“. Ich finde es sehr mysteriös, weil ich keinen einzigen Artikel im Internet zu Massenklagen gefunden habe.

Ich komme auch aus dem Bildungsbereich und finde es auch sehr problematisch die Zeugnisbeurteilungen von Lehrkräfte als Anhaltspunkt für die ADHS Diagnose zu nutzen.

Danke auch für den Tipp mit der Anfrage zum Wechseln, dass ich den Grund zum Wechseln mit erwähnen soll.

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Genau. Es sind zwei Erkrankungen, die sehr oft miteinander auftreten. Ich konnte sie garnicht nachvollziehen, habe es aber auch nicht gleich hinterfragt als people pleaser/harmoniebedürftige Person. Das was ich sehr komisch fand war, dass sie folgendes meinte (grob wiedergegeben):
„So, also ich würde dann der Krankenkasse schreiben, dass DU dich entschieden hast die Antidepressiva abzusetzen und wir in zwei Wochen anfangen würden mit der ADHS Behandlung. Ansonsten geht das nicht. Du gehst dann einfach zu deinem Hausarzt und der verschreibt dir einfach deine Antidepressiva weiter.“

Ich war völlig verwirrt, hab ihr einfach naiv zugestimmt und habe sie nochmal zwei Wochen später zu der Zeit wieder besucht, was sehr kurios war.

Beim Rezept ausdrucken und unterschreiben tat sie neben ihrem Arzthelfer dann so, als ob wir dieses Gespräch garnicht hatten. Sie fragte mich:

„So bevor wir das mit dem Rezept machen: Haben Sie die Antidepressiva abgesetzt?“

Ich war kurz verwirrt. Ich dachte mir so „Warum fragt die mich das jetzt. Die weiß es doch“. Ich meinte nur „Was?“

Sie meinte wieder:„Haben Sie die Antidepressiva abgesetzt? Sie wissen ja, dass ich Ihnen nur die ADHS Medikamente verschreiben darf, wenn Sie keine Antidepressiva mehr nehmen.“

Ich dachte mir so „Ah okay, ich soll mitspielen, weil ihr Arzthelfer wahrscheinlich davon nichts weiß?“ und sagte einfach nur, dass ich sie abgesetzt habe.

„Gut, weil das kann nämlich SEHR GEFÄHRLICH sein“, zu ihrem Arzthelfer „Schreiben Sie das auf. Antidepressiva abgesetzt.“

Ich bin mit so einem mulmigen Gefühl aus dieser Praxis rausgegangen und hab das als „Ja, alle Psychiater sind so komisch. Passt schon“ abgetan.

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(+) ich habe mich aus diesem Grund in den Foren und im Internet informiert, weil das mir schon echt Angst gemacht hat, dass das mich zerstören wird. Und ich bin dann beruhigt worden, weil es eben die Regel ist, dass beides behandelt werden kann, ohne sich große Sorgen zu machen.

Es werden ja von vielen Nebenwirkungschecks immer wiedergegeben, dass die Gefahr eines Serotoninsyndroms besteht, was den Ärzten auch bekannt ist. Aber das wird ja trotzdem in der Praxis so gemacht, dass beides behandelt wird, und engmaschig beobachtet wird. Ich kann also meine Psychiaterin garnicht nachvollziehen und fühle mich auch irgendwie im Stich gelassen. Das hat schon bei mir abandonment issues hoch getriggert.

Hahaha ich will sie jetzt garnicht mehr sehen :smiley:

Heey @Schusselflummi :slight_smile:

Danke für deine ausführliche Erklärung und deine Perspektive. Ich finde auch dein Beispiel mit dem Durchfall und Schnupfen macht das mir nochmal ganz klar, dass das was meine Psychiaterin macht gar keinen Sinn macht.

Weißt du wie das ist, wenn ich die Diagnose habe und einen neuen Psychiater mir suchen würde? Also meine Frage wäre, ob ich mir da jemanden suchen muss der speziell ADHS behandelt oder einfach ein „normaler“ Psychiater sein kann, von mir die Diagnosen meiner jetztigen Psychiaterin bekommt und der dann optimalerweise bereit wäre beides zu behandeln?

Vielleicht hat sie ja schon mal beides verschrieben und da ist was schiefgelaufen und sie ist deswegen vorsichtig. Also ich weiß das mein alter Psychiater auch mal kurz überlegt hat mir beides zu verschrieben , aber ich wollte nicht.

Kommt drauf an, was Du von Deinem Arzt erwartest. Wenn du erwartest, dass der in Sachen ADHS und der Medikation richtig fit ist, dann sollte man einen suchen, der das kann. Wenn Dir das relativ egal ist, weil Du selbst genug über ADHS und die Medis weißt, dann brauchst Du nur einen, der bereit ist, die ADHS-Medis nach Deinen „Wünschen“ zu verschreiben und dazu auch Antidepressiva.

Ich würde ja mal drauf tippen, dass schon mal ein Patient von ihr eine verschriebene Kombi nicht vertragen hat und im Krankenhaus gelandet ist. Und jetzt hat sie Schiss. Nicht vor der KK, sondern davor, dass sowas nochmal passiert. Aber Shit happens. Ärzte sind auch nur Menschen. Das Serotonin-Syndrom ist sehr selten. Das wurde nur unwahrscheinlich aufgebauscht.

Da gab es vor etlichen Jahren mal eine Häufung von Todesfällen, bei denen die Patienten bestimmte Medikamente genommen haben und es wurde angenommen, dass die Medikamente damit zu tun haben. Das Schreckgespenst Serotonin-Syndrom war geboren. Später stellte sich heraus, dass von diesen Patienten kein einziger tatsächlich am Serotonin-Syndrom gestorben ist. Bei allen gab es eine andere Todesursache. Nur das wurde nicht mehr so gehypt.

Mein Psychiater ist ein ganz vorsichtiger. Der checkt wirklich jede Wechselwirkung selbst, bevor er irgendwas neues verschreibt. Der hatte bei mir auch Sorge wegen des Serotonin-Syndroms - aber nicht wegen der Kombi Elvanse + 1 Antidepressivum, sondern weil ich noch 2-3 weitere Medikamente (als Bedarfsmedikation) nehme, bei denen das auch auf der Liste steht.

Im dümmsten Fall wären das dann 4-5 Medikamente, die alle das Serotonin-Syndrom auslösen können und da war ihm dann doch etwas mulmig. Ich musste ihm dann versprechen, dass ich nicht mehr als 3 davon an einem Tag nehme. Er meinte ganz klar, bei 2 Medis hat er überhaupt keine Bedenken. 3 ginge gerade noch so - vor allem, weil ich die anderen schon lange nehme (auch kombiniert) und nie Probleme hatte. Aber bei 4-5 kann das dann doch schon anders aussehen und er würde nicht mehr seine Hand dafür ins Feuer legen, dass das gut geht.

Ich muss auch bei jeder Medikamenten-Umstellung nach 4 Wochen zum Hausarzt - Blutwerte und EKG kontrollieren lassen. Wenn er die Befunde nicht bekommt, dann verschreibt er mir nichts mehr.

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Na ja, ganz vorsichtig ist der Psychiater nicht. Ich bin bei 2 Medikamenten schon vorsichtig. Wenn du 5 Medis mit Serotonin Wirkung nimmst, ist dein Psychiater nicht vorsichtig, sondern das klingt ja eher ziemlich krass. Was nimmst du denn da alles :grin:

Ich passe ja bei 2 Medis schon mit der Dosierung auf.

Danke für deine Einschätzung. Ich denke, dass ich auf jeden Fall nach einem ADHS Experten suchen werde. Ich war jetzt wieder bei meinem Hausarzt, der mich jetzt mit Sertralin für die Depression behandelt. Mir geht es dadurch schon ein bisschen besser. Elvanse habe ich seit paar Tagen auch nicht mehr eingenommen, weil es mich sehr „on edge“ gehalten hat und meine innere Unruhe verstärkt hat. Ich frage mich, ob ich vielleicht zu Ritalin wechseln sollte, wenn Elvanse zu aktivierend wirkt?

Das kannst du probieren, wobei Methylphenidat eigentlich noch heftiger aktiviert.

Vielleicht kinecteen oder so. Mich machte Methylphenidat noch unruhiger als Elvanse.

Allerdings machte mich auch der Dopamineffekt von Sertralin schon extrem unruhig. Das wirkt ja neben der SSRI Wirkung auch als Stimulanz