Hallo zusammen,
ich (29 Jahre) ware heute bei einer Neurologin/Psychiaterin und habe einen ADHS-Test durchführen lassen. Das Vorgehen hat mich etwas stutzig werden lassen, wie ihr im weiteren Verlauf lesen könnt.
Zu meiner Geschichte kurz vorab:
Ich bin recht tollpatschig, verlege Dinge, bin verträumt. Dies schon seit der Kindheit. Es gibt ja 4 Subtypen bei AD(H)S. Beim inattentive subtype fühlte ich mich sehr stark repräsentiert.
Ich habe das Glück, überdurchschnittlich intelligent zu sein und ein Elternhaus zu haben, in dem ich stark gefördert wurde. Zudem bin ich ein recht angepasster „gut erzogener“ Typ und bin gut durch das Abitur und mein erstes Studium gekommen. Ich denke aufgrund dessen hat nie jemand AD(H)S in Betracht gezogen weil ADHS ja früher eher mit dem typischen „Zappelphilipp“ assoziiert wurde.
Da ich das Gefühl habe, mein verträumtes Verhalten beeinträchtigt mich im Leben (Arbeit & Zweitstudium), habe ich eine weitere Diagnostik vornehmen lassen.
Zuvor war ich bei der besagten Neurologin/Psychiaterin zwei Mal. Beim ersten Mal schilderte ich ihr grob meine Verhaltensprobleme und sie sagte, ich sollte mal schauen, inwiefern mich mein Verhalten im Alltag beeinflusst. Daraufhin wartete ich einige Wochen, beobachtete Probleme auf der Arbeit bei mir und ging nochmals zu ihr. Sie gab mir dann beim zweiten Termin einen Testtermin. Sie sagte dann auch, dass es schon sinnig wäre Ritalin zu testen wenn das Testergebnis positiv sein sollte. Der AD(H)S-Test fand heute statt.
Das Vorgehen der Diagnostik / des Tests fand ich schon etwas zweifelhaft:
-Der Test ging ca.45 min (recht kurz oder?)
-Der Test bestand aus einer kurzen Selbsteinschätzung (ca. 15 Fragen), wie ich mich selbst im Alter von 0-12 Jahren wahrgenommen habe.
-Danach stellte mir eine Frau viele Fragen zur Selbsteinschätzung bezüglich meines aktuellen Verhaltens. Die Anzahl der Fragen habe ich nicht mitgezählt, es müssen aber mehr als 30 Fragen gewesen sein.
-Die Frau, die mir all diese Fragen stellte, verneinte meine Frage, ob sie Neuropsychologin sei, sie hätte aber im Ausland eine psychologische Zusatzausbildung gemacht. Als ich sie etwas verdutzt anguckte, sagte sie: „Ja, aber war auch alles auf Diplom.“
-sie erfasst auch einige Daten zum Substanzkonsum und zu bereits vorliegenden Erkrankungen
-Nun das Eigenartigste: Die Ärztin, die eine Nachbesprechung der Testergebnisse mit mir durchführte, schaute sich die Selbsteinschätzung (Alter 0-12 Jahre an) und sagte: „Da ist ihnen ja wenig eingefallen zur Kindheit.“ Mit anderen Worten, in der Kindheit hatte ich nur wenig Anzeichen von AD(H)S angegeben.
Dann sagte sie, dass eine AD(H)S nur diagnostiziert werden kann, wenn bereits Symptome in der Kindheit vorliegen.
Beim zweiten Testteil hätte ich auf der Hypaktivitätsskala keine auffälligen Testwert gezeigt und beim Aufmerksamkeitsteil einen Testwert, der gerade in das Krankheitsspektrum hineinfällt.
Sie schaute sich dann nochmal den ersten Fragebogen zum Thema Verhalten 0-12 Jahre an und sagte: „Sie haben ja auch angegeben, dass sie Probleme mit Verträumtheit in der Kindheit hatten, was gelegentlich zu Problemen in der Schule und geführt hatte - ja gut diese Screening Fragen sind aber auch teilweise echt Schwachsinn, wenn sie wie berichtet Probleme mit Verträumtheit haben, würde ich dann mal sag F90.“**
(Anmerkung: F90–>ICD-Code für ADHS)
Sie stellte mir dann noch die Frage ob ich Ritalin oder ein anderes Medikament testen möchte. Den Namen des anderen Medikaments habe ich nicht mehr parat. Es kam aber nicht für mich in Frage, weil man dieses Medikament immer mit einem Frühstück kombinieren sollte. Da ich häufiger nicht frühstücke, stellte sie mir ein Ritalin-Rezept aus.
Was denkt ihr: sollte ich das Ritalin mal testen und schauen ob es mir dann besser damit geht
oder
sollte ich mir eine ärztliche Zweitmeinung einholen?
Vielen Dank schonmal für Eure Antworten und viele Grüße
cgncgn93