Spontane Hilfsbereitschaft bei ADHS

Was sind eure Erlebnisse, Erfahrungen und Meinungen dazu?

Ist für mich eine ähnlich „Huhn oder Ei - Was war zuerst?“ - Frage wie die Kreativität, zu der Ihr gerade in dem anderen Pfad diskutiert.

An den besseren Tagen denke ich, die HIlfsbereitschaft ist größer - sei es auch nur so gewachsen aufgrund des dauernden eigenen Erlebens von Anders-Sein, Ausgegrenzt-Sein, etc.

Oder auch „mangels normal funktionierender Verdrängungsmechanismen“, wie es in dem einen Beitrag heißt, den Du in dem Gerechtigkeits-Thread verlinkt hast. Das hieße dann wohl, jeder spürt solche Impulse der Hilfsbereitschaft, aber neurotypische Zeitgenossen können sie ggf. besser wegdrücken, um störungsfrei durch den Alltag und ihren „Tagesplan“ (so etwas haben die wohl, habe ich mal gehört…) zu kommen.

An den dunkleren/selbstkritischen Tagen denke ich aber, es ist einfach Hunger und Jagd nach Dopamin. Anderen zu helfen und dafür vielleicht gelobt zu werden o.ä., bringt einfach mehr Dopamin als sein Programm abzuarbeiten. Und mangels Exekutivfunktionen steht auch keine Disziplin im Weg, die bei neurotypischeren Gesellen vielleicht zur Zurückhaltung führt durch Gedanken wie „Ich würde ja gern helfen, aber dann vernachlässige ich die Aufgaben ABC, zu denen ich mich auch verpflichtet habe… habe meiner Frau versprochen, jeden Dienstag den Rasen zu mähen, also mache ich das jetzt auch statt hier jemandem die Kohlen aus dem Feuer zu holen…“ Und weil wir diese eigentlich überhaupt nicht altruistische „Dopaminjagd über alles“-Disziplinlosigkeit nicht aushalten, verbrämen wir den ganzen Mist dann mit der „Edler, hilfreicher und besser“-Gute Nacht-Geschichte.

Ähnlich mit der Kreativität, wie von Dir/Euch ja auch schon angesprochen… Ist es einfach mehr undiszipliniertes „Mind Wandering“, das jedem blinden Huhn ein paar Körner links und rechts des eigentlichen Weges bringen würde,… das Leute mit besseren Exekutivfunktionen sich aber so nicht erlauben, aus reiner Disziplin? Oder könnten die gar nicht (so) divergent denken, selbst, wenn sie wollten?

Winkler hat zur Empathie heute auch einen Beitrag geschrieben. Lohnt sich (natürlich), aber beantwortet „Huhn oder Ei“ m.E. auch abhängig von der Lesart und Stimmung… Große Empathie aus gutem Herzen und ab und an knallt dann wg. der Reizüberflutung und fehlenden Grenzziehung mal die Sicherung durch und man wird schnippisch?

Oder fängt alles mit Schnippigkeit an und zur Kompensation folgt dann manchmal überbordende und unverhältnismäßige Hilfsbereitschaft bis zum „letzten Hemd“, beides aber nicht aus Gutherzigkeit, sondern aus kaputter Sensorik heraus?

Huhn oder Ei - wie auch immer: Schön (und 1000 Dank an @UlBre dafür), dass die Hühnerleiter auf der neuen Arche schon wieder so gut gefüllt ist, bis hin zu dem manchmal im Ton schon wieder etwas syndromtypischen Gegacker. :slight_smile: Fast, als wäre unser alter Stall nicht abgebrannt.