Zunächst mal weiß ich, dass hier keiner von euch eine Diagnose stellen kann oder nicht, aber ich würde gern euren Rat zu meiner Situation hören:
Ich habe die Dagnose AD(H)S seit 2019. Vorher hatte ich viele andere Diagnosen, u.a. Borderline und Depression. In die Borderline-Schiene habe ich aber nie so ganz reingepasst und mich nie so ganz wohl gefühlt. Dann habe ich den Tipp bekommen, mich auf AD(H)S testen zu lassen und die Diagnose wurde 2019 gestellt. Die Diagnostik war aber nicht sonderlich umfassend. Ein Termin über 2 Stunden mit Beantworten von Fragen und einem Konzentrationstest. Ich wurde dann auf Medikamente eingestellt, zunächst Medikinet, was mich z.T. depressiv gemacht hat, dann Strattera; das war noch schlimmer, anschließend Buripron, half auch nicht, dann Elvanse, was eine Zeitlang ganz gut ging, ich habe es aber auch nicht täglich genommen, sondern nur ein paar mal die Woche mit einer Dosis von 15 mg. Schließlich bin ich dann bei Ritalin Adult und nachmittags Ritalin unretardiert mit der Dosierung 20-10-10.
Ich muss aber feststellen, dass mir die Medikamente nie so richtig gut geholfen haben. Dieses berühmte „endlich habe ich Ruhe im Kopf und kann Dinge erledigen“ hatte ich gar nicht. Dagegen habe ich nach der Medikamenteneinnahme oft eine Verstärkung der Unruhe, sodass ich mich bewegen muss und es fällt mir noch schwerer mich an den Schreibtisch zu setzen. Auch eine Änderung der Dosierung führte zu keinem anderen Erleben. Ich handele mit Medikation auch oft impulsiver als ohne, also ich kaufe Dinge, ohne zu überlegen oder schreibe E-Mails, ohne mir den Konsequenzen meines Handelns bewusst zu sein.
Andererseits hilft mir das unretardierte Ritalin manchmal, mich dann doch mal an den Schreibtisch zu setzen. Ich sollte dazu sagen, dass ich in Teilzeit arbeite und nebenbei studiere und da jetzt meine Abschlussarbeit schreibe, deren Bearbeitung sich aber u.a. auch durch die Probleme mit der Medikation schon ziemlich lange hinzieht.
Oft nehme ich die Medikamente, google dann auch viel rum oder lese hier im Forum. Das Thema nimmt doch sehr viel Zeit in Anspruch und ich frage mich manchmal, ob ich nicht einfach wieder viel Kaffee trinken sollte, wie früher und damit vielleicht besser fahre. Zumal ich auch das Gefühl habe, dass ich, gerade, wenn ich schreiben soll, was ja ein kreativer Prozess ist, mir mit Ritalin oft die Wörter fehlen, ich irgendwie weniger kreativ bin als ohne.
Nichtsdestotrotz nehme ich die Medikamente, weil ich vielleicht auch irgendwie an der Diagnose hänge. Ich weiß ja nicht, wie ihr die Wirkung der Medikamente auf mich einordnen würdet, aber es klingt so, als hätte ich kein AD(H)S. Andererseits wirken die Medikamente bei Leuten ohne AD(H)S ja so, dass sie sich stundenlang an den Schreibtisch setzen und total konzentriert lernen können. So ist es bei mir leider gar nicht, aber diese Wirkung erhoffe ich mir manchmal, um ehrlich zu sein.
Habt ihr vielleicht irgendwelche Tipps oder Ratschläge? Mein ärztliche Begleitung ist leider nicht sonderlich hilfreich. Ich habe da alle 6 Monate einen 10 minütigen Termin. Die Medikamente wurden ja oft gewechselt, an der Dosierung auch etwas geschraubt, aber letztendlich bekomm ich dann immer die Medikamente, mit denen es zuletzt halbwegs funktioniert hat.