(Vermutetes) ADHS Ehemann - ich kann nicht mehr

Hallo, liebes Forum! Ich, w, 48, bin seit über 20 Jahren mit meinem Mann zusammen. Wir haben zwei wunderbare Töchter, bei unserer älteren wurde vor ein paar Jahren ADHS diagnostiziert. Dadurch habe ich mich viel mit dem Thema befasst und finde in sehr vielen Punkten meinen Mann wieder. Die Unorganisiertheit, das Chaotische, ständiges Trommeln mit den Fingern und Füßen,… Mit vielem habe ich mich arrangiert und erkenne auch durchaus an, was er leistet. Leisten kann. Was ich ihm auch immer wieder sage und zeige.

Aber inzwischen bin ich an einem Punkt, an dem ich nicht mehr kann.
Ich hatte mich wegen immer wieder auftretenden depressiven Episoden um eine Therapie bemüht. Neben Verhaltensweisen, die aus meiner Kindheit/Erziehung resultieren (und die ich inzwischen immer besser ablegen kann), stellten sowohl mein Therapeut vor Ort als auch die Psychologin während meiner Kur wiederkehrende Überlastungsdepressionen fest. Verursacht durch das ADHS-Verhalten meines Mannes. Ich kenne diese Diagnosen seit ungefähr drei Monaten und darüber kann ich mit meinem Mann nicht sprechen. Er will „sowas“ nicht wahrhaben bzw. will dann alles hinschmeißen, weil ich so ungerecht bin und ihm die alleinige Schuld an allem gebe (was ich nicht tue; ich bin ja auch für mein Verhalten verantwortlich).

Mein Alltag mit meinem Mann gleicht einem Minenfeld. Alles kann für ihn kränkend, verletzend, bösartig gemeint sein. Mein Mann hat sich auch mit dem Thema ADHS befasst und tatsächlich angenommen, dass vieles auf ihn zutrifft. Vor einer richtigen Diagnostik, die auch den Weg zu einer Verhaltenstherapie o.ä. öffnen und IHM helfen würde, sträubt er sich allerdings. Aber wir hatten immerhin GEMEINSAM einige Regeln aufgestellt, die uns das Verständnis füreinander ermöglichen sollen. U.a. hatten wir vereinbart, dass wir freundlich nachfragen, wenn wir Verhaltensweisen oder Sätze nicht verstehen und der gefragte Part auch eine freundliche, sachliche Erklärung gibt. Allerdings hält er sich selbst oft nicht an diese Regeln. Neulich hatte ich ihn in einer Mischung aus akuten, heftigen Schmerzen in der Hüfte und Überlastung durch meinen Mental Load im Alltag tatsächlich ungerecht angemeckert. Bin aber in mich gegangen und habe ihm abends sachlich erklärt, warum ich so reagiert hatte. Habe mich auch ehrlich entschuldigt, mir war klar, dass ich ungerecht war.

Als er am nächsten Tag nach Hause kam, forderte er erst aktiv eine Umarmung zur Begrüßung ein (ich war nicht sofort aufgesprungen, wollte ihn erst einmal ankommen lassen) und wich mir dann den kompletten Abend aus, wenn ich ihm im Vorbeilaufen o.ä. räumlich nahegekommen bin. Am nächsten Abend bat ich freundlich um eine Erklärung für dieses ambivalente Verhalten. Er sagte, er brauche Abstand, weil ich ihm soviel „an den Kopf geknallt“ hatte (meine „Beschwerde“ darüber, dass ich aktuell mit der ganzen Terminorganisation etc. überfordert bin). Ich sagte ihm immer noch sehr freundlich, dass ich DAS verstehen kann, aber nicht das einerseits aktive Einfordern einer Umarmung und das sofort folgende körperliche Ausweichen. Ich kann ein Bedürfnis nach Abstand und Ruhe gut verstehen und auch absolut gewähren, diese Ambivalenz allerdings kann ich nicht einordnen. Seine Antwort war: „Na und? Dein Problem, damit kann ich leben!“ Das geht nun seit einer Woche so.

Wir hatten ebenfalls die Vereinbarung, dass ich Dinge, die mein Mann und meine Kinder irgendwo rum liegen lassen, nicht mehr wegräume, sondern die Besitzer der Dinge darauf hinweise, dass es noch etwas wegzuräumen gibt. Dazu sagte ich, dass ich eine Ausnahme davon machen würde: Socken, die morgens auf dem Sofa liegen, räume ich weg. Ich stehe morgens als Erste auf und will schließlich nicht jemanden wegen herumliegender Socken wecken. Finde es allerdings ekelig, morgens meinen Kaffee neben alten Socken zu trinken, also räume ich sie kurz weg. Reaktion meines Mannes: „Du findest MEINE Socken also ekelig? Das ist so unfair, damit komme ich nicht klar!“ Meine Erklärung, dass es nicht nur um SEINE Socken geht, sondern allgemein um herumliegende getragene Socken, wurde nicht akzeptiert. Wieder war ich wieder gemein und ungerecht zu IHM.
Selbst ein völlig neutral gesagtes „Okay“ auf seinen Hinweis, dass er etwas erst am nächsten Tag erledigen wird, fasst er als Angriff auf.

Ich kann langsam nicht mehr. Bei allem Verständnis für seine Besonderheiten, bei aller Rücksicht darauf, dass er viele Dinge ADHS-bedingt einfach nicht kann, ich habe inzwischen gelernt, dass ich gut für mich sorgen muss. Alleine schon für unsere Kinder. Inzwischen hat sich meine chronische Gastritis wieder massiv verschlimmert, ich kann z.B. mittags trotz Hungers nichts mehr essen.

Mit meinen beiden besten Freundinnen spreche ich oft über unsere Beziehung, aber auch sie können ihn nicht darauf ansprechen, weil ich in seinen Augen ihn nur wieder bloßstellen will.

Und nun hoffe ich auf Tipps von ADHSlern, wie ich als Ehefrau mit dem Kopf-Chaos meines Mannes umgehen soll, ohne selbst dabei kaputt zu gehen.
Danke für´s Lesen, es tut mir auch herzlich leid, dass mein Beitrag gleich so lang geworden ist. :o(

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Falls möglich, gib deinem Mann deinen Text zu lesen. Vielleicht versteht er dann deine Nöte und lässt sich testen.

Danke für deine eigentlich gute Idee. Das wird leider nicht funktionieren bzw. auch wieder völlig nach hinten los gehen, da ich mit diesem Beitrag hier meinen Mann in seinen Augen sogar öffentlich bloßgestellt habe und er ja damit den „Beweis“ dafür hat, dass ich alles dramatisiere und ihm schaden will.

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Hat dein Mann wirklich realisiert, dass dieses Überreagieren und damit verbundene Rejection Sensitive Dysphoria ein klassisches ADHS-Ding im Rahmen der Impulsivität ist und dass sein Verhalten den ganzen Situationen nicht angemessen ist? Das es einfach zu viel ist?

So lange er das nicht versteht, wird es schwierig. Mit Selbsteinsicht wird es bei einem ADHSler eigentlich besser, da klar wird, wieso dieses Verhalten aufkommt. Wahrscheinlich fühlt er sich nach seiner Überreaktion wiederum mies und versinkt in einem emotionalen Tief. Also ein Teufelskreis. Und ständige Samthandschuhe sind für einen ADHS-Angehörigen auch keine Lösung und oft auch kontraproduktiv, weil sich ein ADHSler wieder nicht ernstgenommen fühlen kann…

Eine ärztliche Diagnose kann hilfreich sein, muss aber nicht zwingend notwendig sein wenn die Dinge ziemlich klar sind und andere Sachen gut auszuschließen sind. Medikamente sind hilfreich, braucht aber nicht jeder, für mich bspw. sind die Medikamente eine gute Erleichterung des Alltags auf vielen Ebenen. Mir hat aber das Informieren über ADHS am meisten geholfen wie was funktioniert, wie Probleme entstehen, was dahinter steckt und wie ich die Sachen auf ADHS-Manier anzugehen habe.

Es gibt aber alte Gockel, die es einfach nicht einsehen wollen, dass sie ADHS haben, ist so ein Ding von geschwächter Männlichkeit. Liest er? Falls ja, könnte ich Literatur empfehlen.

Sicher ein unpopulärer Ratschlag: Falls es nicht besser wird, ist es besser die Reißleine zu ziehen und sich selbst zu retten, bevor sich Schäden richtig einbrennen.

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Ja, irgendwie schon. Zumindest weiß er, dass er oft überzogen reagiert und auch so halbwegs, warum. Allerdings sieht er wiederum die Schuld dafür bei mir, weil ich ihn provoziere. Er wird quasi zu einem wütenden Terrier und betreibt gerne auch noch Schuldumkehr.

Oh man. Ganz klar, dein Mann hat kein Recht dich so zu behandeln. Hier gäbe es eine ganz klare Ansage. Entweder wird Hilfe gesucht, gerne auch mit Unterstützung oder Beziehung hat wenig Zukunft.

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Kenne ich zu gut irgendwie. :joy:

Naja, so gesehen wird Literatur zu dem Thema ihm wenig bringen. Da muss er schon selbst darauf kommen, was er da vollumfänglich macht und selbst Lösungen und Hilfe suchen. Die gibt’s, man muss es wollen.

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@Pedro obwohl „wollen“ und „können“ auch wieder zwei Paar Schuhe sind. :wink: :joy:
Aber ja, Erkenntnis und der Wille etwas ändern zu „wollen“, ist auf jeden Fall ein guter Anfang. :heart::smiley_cat:

Oh Mann…ich würde durchdrehen, schlimm sowas!

Liebe @Uhu herzlich willkommen erstmal. Du hast mein Mitgefühl.
Auf der anderen Seite sehe ich es wie @Frau_Meier

Hier muss eine klare Linie her. Dein Mann kann sich nicht wie im Kindergarten dir gegenüber verhalten.
Das klare Signal ist dein eigener Körper, der dir die Grenzen mehr als deutlich zeigt.

Lass dich bitte nicht so behandeln liebe @Uhu das hast du nicht verdient!

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Hallo und :heart: Willkommen @Uhu
Dein Username gefällt mir übrigens sehr, (ich mag Tiere aller Art), vieles was Du aus Deinem Eheleben beschrieben hast habe ich sehr ähnlich erlebt.
Leider bin ich im Moment dadurch etwas getriggert, keine Angst, dass liegt nicht an Dir, manche Dir deshalb bitte keine Sorgen, sondern daran was Du über Deine Familiensituation beschrieben hast.
Ich muss wirklich sehr vorsichtig sein, weil ich Hypersensibel bin und mir solche Geschichten wie Deine sehr schnell an die Nieren gehen.
In meinem Fall, war mein Exmann auch immer sofort extrem schnell beleidigt wenn es nicht genau nach seinem Kopf ging, und wenn ich ihm nicht permanent anhimmelte und um den Hals fiel.
Wenn ich nicht so reagiert habe wie er es von mir erwartete, dann war er oft tagelang beleidigt und schmollte, warf mir gekränkte und böse Blicke zu und wich mir körperlich und verbal aus, er strafte mich dann durch ignoranz, redete tagelang kein Wort mit mir, wollte mich dazu bringen das ich mich entschuldige und er mir dann wieder „Gnade“ gewähren liess.
Heute weiss ich, dass dieses Verhalten anscheinend typisch für Narzissten ist, zumindest war das die Meinung meiner Psychologin.
Jedenfalls, tut mir leid wenn ich mich jetzt lieber wieder aus diesem Thema hier zurück ziehen muss.
P.s. Du trägst keine Schuld!, lasse Dir bitte nichts einreden, wenn überhaupt, dann haben BEIDE „Schuld“, aber nur extem selten nur „einer*“, wie zum Beispiel wenn einer* der Partner* narzisstisch, psychophatisch oder soziophatisch veranlagte ist, mehr möchte ich dazu nicht mehr schreiben.

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Wir haben in unserer SHG sowohl „wirre“ Männer, als auch „wirre“ Frauen.
Narzissmus ist auch nicht selten bei „hochfunktionalen“ ADHS-lern. Wobei es vielen von uns bewusst ist, dass wir bisweilen „etwas toxisch“ für unserer Angehörigen sind und auch daran arbeiten, das bewusst zu erfassen und zu vermeiden.
Das ein Partner aus einer ADHS + x Ehe flüchtet, ist in unserer SHG ebenfalls nicht selten.
Die Frauen unserer SHG meinen, dass ihr „Ehemaliger“ zu Beginn der Beziehung mit seiner Energie und Dominanz sehr faszinierend war, doch im „Alltagsbetrieb“ ging das so weiter, was dann meist zu viel war.
Richtig problematisch sind vor allen die, die nicht wissen, dass im Hirn ein paar Schrauben zu fest oder zu locker sind, bzw. die das zwar ahnen aber nicht wahr haben wollen, selbst „volle Kanne ADHS“ sind aber permanent die abgedroschenen Sprüche der „ADHS-Zweifler“ klopfen.
Die sind nur ein bis zwei mal bei einem Treffen dabei, weil sie bei uns keine Gehör finden. Wir befassen uns mit den Problemen, die uns im Alltag beschäftigen. Den Erfolg beklatschen, das machen schon die NT-s, die nicht ahnen, dass zum überproportionalen Erfolg immer auch eine gehörige Portion Wahnsinn gehört.

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Hallo Uhu hört sich an als wenn Du mit meinem Mann zusammen wohnen würdest
Dabei habe ich (55) seit 2 Jahren die Adhs Diagnose

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@Uhu nur noch drei Fragen, erstens: liebst Du Deinen Mann trotz allem immer noch?, zweitens hast Du das Gefühl das Du von Deinem Mann abhängig bist?, und drittens: wie alt sind Deine Töchter jetzt?.

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Hallo Uhu, auch ich kann mich nicht in deiner Situation wiederfinden, aber in der Deines Mannes. Und mittlerweile kann ich deine Position verstehen. Du musst verstehen, dass dein Mann oft nicht anders reagieren KANN. So stark ist der Impuls, er kann ihn nicht abstellen. Wenn er eine Erwartung, z.B. die einer Begrüßungsumarmung oder eines Gutenachtkusses hat, kann er dieses Bedürfnis nicht aufschieben bzw. hinterfragen. Auch das Chaos in der Wohnung sieht er vielleicht, aber er KANN es wegen der ständigen Dauerüberforderung des Gehirnes nicht beseitigen. Und: alles ist für ihn gleich schwer. Eine Doktorarbeit genauso wie das Socken aufräumen, ein riesiges Geschäft eröffnen genauso anstrengend wie eine neue Ordnung der Tassen und Teller in der Küche. Es sei denn, es ist mit irgendeinem positiven Gefühl verbunden.

Ich beschreibe eigentlich nicht deinen Mann, sondern mich, wie ich ohne Therapie und Medikamente war und denke, dass es bei deinem Mann ähnlich ist. Ich sehe, dass auf jeden Fall etwas getan werden muss, sonst gehst Du zugrunde. Und deinem Mann geht es sicher auch nicht immer gut mit seinem Verhalten. Er weiß nur keinen Ausweg, weil er eben nicht normal ist und sicher schon alles ihm Mögliche ohne Therapie und Medikamente getan hat. Vielleicht kann er sich ja mal hier im Forum einlesen? Die Neuvorstellungen sind immer sehr aufschlussreich. Wenn er sich irgendwo wiederfindet, Gratulation! Der erste Schritt ist getan. Vielleicht musst Du auch Bedingungen setzen für eine Fortführung der Beziehung. Du kannst argumentieren, dass es sehr wohl Partner wie ihn gibt, die genau das gleiche Verhalten haben und sich Hilfe geholt haben. Tolle Menschen, erfolgreiche Männer und Frauen, die nicht eine Schwäche haben, sondern einfach erkannt haben, dass das Zusammenleben mit anderen Menschen schöner ist, wenn man als ADHSler etwas an sich arbeitet. Ich würde ihm so wünschen, dass er einmal durch eine Medikation merken würde, was Du alles fühlst und siehst und was er im Alltag alles schaffen könnte!

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Ich glaube wir können hier alle mitfühlen. Leider erkenne ich mich selber in Deinem Mann wieder, wie ich bis vor kurzem war.

Das Problem wird sein:
als Kind wurde bei mir sogar schon ADHS diagnostiziert ( mit Autismus ) aber nie behandelt. Im Laufe des Lebens hat man sich damit abgefunden, dass man halt ein ( wie drücke ich das jetzt nett aus ?) " Miststück " ist das die Emotionen nicht im Griff hat.

Natürlich vergaß man auch die eigentliche Ursache und driftete immer mehr in die Schiene " mir ist eh nicht mehr zu helfen ". Hätte mir damals mein Partner gesagt " Schatz, lass Dich mal untersuchen ", wäre ich ihm wohlmöglich an die Gurgel gegangen.

Irgendwie verliert man sich in sich selber und jede Hilfe von Außen wird missverstanden, erst Recht wenn sie vom Partner kommt. Dieser Partner, der einen doch genommen hat wie man ist und plötzlich kommt er,- sie mit Behandlung?

Wirklich Tipps kann ich leider gar nicht geben, außer evtl. mal mit dem besten Freund des Mannes reden. Manchmal nehmen Betroffene eher die Hilfe von Außenstehenden an, als die der engsten Partner. Auch kann man durchaus ADHS als positives " Stigma " darstellen. Heute ( oder gestern ) ist in der Wirtschaftwoche ein Artikel von dem Bruder meiner Freundin erschienen, der als Geschäftsmann der Überflieger ist und allgemein ADHS als positives Einstellungsmerkmal betrachtet. Dieser Artikel könnte so manchen Mann überzeugen gerne ADHS zu haben und damit etwas ganz Besonderes zu sein.

Notfalls kann ich den Artikel auch privat zur Verfügung stellen.

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Ich hoffe man darf das?

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Hallo Uhu,
ich war auch so ein seltsamer und anstrengender Ehemann!
Erst durch meine eigene ADHS Diagnose und durch Medis (die ich vorab von meinem Sohn probiert habe) hat sich alles gebessert.
Cool wäre es, wenn dein Mann mal eine Medikenet etc. (von deiner Tochter?) nehmen würde. Er wäre wahrscheinlich von der Wirkung begeistert und könnte ein erstesmal eine andere Art der Wahrnehmung kennenlernen. Mich hatte es total geflasht, wie gelassener, ruhiger und entspannter der Alltag sein kann.
Meine Frau hatte auch viel leiden und ertragen müssen. Bin dankbar, dass ich sie habe. Kopf hoch und mach ihm Mut die Medis mal zu testen.
Gruß Icke

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Hallo Uhu,
wahrscheinlich können wir als AD(H)S Familie dir hier auch schwerlich einen Rat geben, weil es alles sehr individuell ist – aber wir können dich an unserer Erfahrung teilhaben lassen. Wir sind bei weitem nicht so lange zusammen mit unseren Mitte 30 haben wir gerade 6 gemeinsame Jahre (als Paar), davon 4 mit Kind und 2 verheiratet.

Wir sind alle drei nicht diagnostiziert, aufgrund der Verhaltensauffälligkeiten unseres Kindes und einiger unserer Familienmitglieder bin ich in meinem Hyperfokus aber voll in das Thema eingestiegen. Ich bin ADS-betroffen, daher fehlt definitiv der hyperaktive Anteil, den ich so gern manchmal hätte, dafür haben den meine beiden Lieben umso mehr. Mein Mann ist in guten Momenten dem Thema gegenüber aufgeschlossen, aber ich brauche da schon den richtigen Riecher, um so einen guten Moment ausfindig zu machen und zu nutzen, um beispielsweise Themen anzusprechen.

Manche haben hier schon so etwas formuliert wie „Bedingungen“ oder „Regeln“ und du selbst sagtest auch schon, dass du Vereinbarungen mit ihm getroffen hast, an die er es schwerlich schafft, sich zu halten. Und dazu ist er sehr schnell gekränkt. Was uns in solchen Fällen hilft, ist gewaltfreie Kommunikation. Am Anfang kommt einem alles, was man sagt, super dämlich vor. Aber! Es kann zur Gewohnheit werden und so sieht jeder, welche Bedürfnisse der andere gerade hat. Gerade mit mehreren Betroffenen ist es so wichtig, sensibel miteinander umzugehen. Gewaltfrei bedeutet dabei, das Verhalten des anderen wertungsfrei zu betrachten, deine Gefühle und Bedürfnisse dazu zu erläutern und konkrete Bitten zu äußern. Das könnte in deinem Beispiel sein: „Ich sehe hier den dritten Morgen infolge deine Socken auf der Couch liegen. Darüber ärgere ich mich sehr, weil ich mich an die Abmachung erinnere, die wir getroffen haben, dass du sie wegräumst. Mir ist Ordnung und Sauberkeit wichtig, wenn ich morgens aufstehe. Bist du bereit, es nochmal zu versuchen?“ Oder „Was brauchst du, um die Abmachung einhalten zu können?“ Dann kann dein Mann überlegen und vielleicht sagen „Ich glaube ich brauche eine Erinnerung, vielleicht schriftlich über dem Bett, dass ich es sehe, bevor ich ins Bett gehe.“ Nur als Beispiel… Und schon habt ihr einen Austausch auf Augenhöhe. Er fühlt sich gesehen und wertgeschätzt (nicht abgestempelt und verurteilt) und du bist mit deinem Bedürfnis sogar zu ihm vorgedrungen und so fühlst auch du dich gesehen. <3

Ich lade dich herzlich ein, dich mit eurer Kommunikation zu beschäftigen. Auch vermeintliche Vorwürfe deines Mannes lassen sich mit GfK „entkräften“ und du interpretierst weniger. Das gleiche gilt natürlich für deinen Mann. „Du sagst ich sei ungerecht und ich höre aus deinen Worten, dass du wütend bist und vielleicht auch traurig, weil du dich missverstanden fühlst, ist das richtig?“ „Ja!“ „Was ist denn bei dir angekommen von dem, was ich gesagt habe?“ „Dass du meine Socken eklig findest!“ „Aha, ja klar, dass du da traurig bist. Danke, dass du mir das sagst. Ich wollte mein Bedürfnis nach Ordnung und Sauberkeit ausdrücken, mir ist ganz egal von dem die Socken sind, ich mag nicht, wenn welche herumliegen“ „Oh… verstehe.“ „Bist du denn bereit…“ usw.

Sind natürlich alles nur Beispiele. Das Ganze funktioniert hervorragend auch mit Kindern, die sich soooo viel mehr verstanden fühlen. Mein Kind kommt z.B. in Konflikten mit dem Papa sofort zu mir, weil es weiß, dass ich darauf eingehe und reflektiere, wir aktiv gemeinsam Lösungen finden, während mein Mann von meiner gewaltfreien Kommunikation profitiert, sie selbst aber leider noch nicht schafft, anzuwenden. Ihm ist das Zwischenmenschliche sehr schwer, Ordnung dafür umso mehr. Aber psst, auch wenn Ordnung halten eine gute Tarnung für sein ADHS ist, er lässt Türen immer offen :smiley: Wir lösen das inzwischen mit Humor. Wenn er sich über Dinge bei mir beschwert (Kleinigkeiten), dann sage ich ihm, dass ich aufgehört habe, mitzuzählen, wie oft er Schranktüren und Schubläden offen lässt, die ich unkommentiert schließe. Also wir haben alle unsere Macken, aber es gibt wirklich nichts, was die Liebe und ein bisschen Humor nicht überwinden können.

Sorry, dass die Antwort jetzt so lang geworden ist :smiley:
Ich bewundere dich, dass du dich hierher gewendet hast, das zeigt wie wichtig dir deine Beziehung zu deinem Mann ist – und wünsche dir noch viele weitere Ideen. Würde mich freuen, wenn du vielleicht sogar berichtest, wie es bei euch weiter geht.

Liebe Grüße und alles Gute für deine Familie

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Herzlich willkommen im Forum, @SAStone und @Icke :adxs_jaaay: :adxs_knuddel:

Das meinst du selbstverständlich absolut theoretisch! :adxs_grins:

Kann natürlich nach hinten losgehen, denn es müsste ganz zufällig die genau richtige Dosis sein. Ansonsten denkt er hinterher leider, dass das auch nichts bringen würde, das wäre natürlich schade.

Das Problem ist: Der Betroffene braucht einen eigenen Leidensdruck! Ich habe meine ADHS-Diagnostik und Medikation angestrebt wegen der Ablenkbarkeit und dem Chaos bei meiner Arbeit, nicht weil ich mit meiner Frau herumstreite. Nein, ich bin doch die Ruhe selbst, die anderen nerven immer, und wenn ich mal Zoff mache, bin ich im Recht.

Dass das nicht so war, fiel mir erst auf als ich den Unterschied erlebt habe. Es ist wirklich so wie manche Betroffene es beschreiben, der Vorhang hebt sich und die Milchglasscheibe ist weg.

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Hallo uhu

Ich habe einmal ein interessantes Buch gelesen. Darin war beschrieben, dass ADHSler kein inneres Kind im Alter von 7Jahren haben, sondern das Alter eines Säuglings.

Das wiederspiegelt auch deine Inhalt wieder. Ein Säugling benötigt Liebe und sonst nichts. Mit einem Säugling kannst du nicht diskutieren.

In euren vier Wänden reagiert dein Mann auf dich als Säugling und völlig irrational. Weil er zu Hause so sein kann, wie er ist.

Ich will damit sagen, dass der Ball bei ihm liegt. Er muss an sich arbeiten - ansonsten ändert sich nie etwas an der jetzigen Situation. Da kannst du noch so viel machen.

Wenn er immer als gekränktes Kind reagiert und kommuniziert, könnt ihr nie auf Augenebene kommunizieren.

Wenn er im Reinen mit sich ist, er sich so liebt wie er ist, ist das sein Recht. Dann passt ihr aber nicht zusammen - nicht bös gemeint, einfach direkt und meine persönliche Meinung.
Du bist nicht seine Mutter!

In meiner 10 jährigen Beziehung funktioniert es nur, weil ich an mir arbeite und sie an ihr.

Ich wünsche euch alles Gute

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