Hallo,
das ist inzwischen mein dritter Beitrag und ich komme mir so langsam einfach nur inkompetent vor…
Wir haben zu Beginn des Jahres die Diagnose ADHS in Kombination mit einer Hochbegabung bekommen: einziger Lösungsweg der SPZ-Stelle Medikamente… unser Sohn wird im Oktober 7 und kommt jetzt im September in die Schule.
Das ist die Ausgangslage…
Seitdem habe ich das Gefühl die Probleme werden nur mehr statt weniger… angefangen haben wir mit Medikinet 5mg das ging eine Woche gut (Retardkapseln, trotzdem nur 4 Std wirkung und rebound von etwa einer Stunde immer mittags für die Schule also ungünstig) dann sollten wir erhöhen auf 10mg, dass hat er gar nicht vertragen, war wie ein Zombie… dann wieder zurück auf 5mg besser… nach zwei Wochen das Gefühl das wirkt nicht mehr also nochmal 10mg versucht. Hat er inzwischen besser vertragen. Weiterhin die Problematik wirkt nur bis mittags und mit 10mg wurde er plötzlich schnell handgreiflich… hauen, kneifen sowas… aber das legte sich wieder. Nur die kurze Wirkungsdauer blieb. Wir fragten also nach einer zweiten Dosis bei der Ärztin: nein das ist eine Retardkapsel die wirkt 8h… hat sie aber einfach nicht… laut Kita und laut uns…
Vorschlag der Ärztin Wechsel des Medikaments… auf Elvanse, weil wird anders verstoffwechselt. 20mg 2 Wochen lang dann erhöhen auf 30 (ah er kriegt nicht die adults Variante falls das wichtig ist). Die zwei Wochen liefen gut, er wurde nur plötzlich ängstlicher. Die Erhöhung war eine Vollkatastrophe… kompletter Melt down am See weil er einen Sonnenhut aufsetzen sollte bei 33 Grad (nein sonst ist das kein Problem). Er hat eine Dreiviertelstunde lang alles zusammengebrüllt… es war schrecklich für ihn, für uns, für seine Geschwister… nichts half, er war wie im Tunnel. Am nächsten Tag nochmal… mittags rief die Kita auf meiner Arbeit an, er muss abgeholt werden weil er alles zusammenschreit (das erste Mal in den zwei Jahren die er dort war und in seiner letzten Kitawoche). In Absprache mit der Ärztin wieder runter auf 20mg. War wieder gut die restliche Woche… bis gestern. Er ist komplett ausgerastet, weil er was gucken wollte und nicht durfte… eine Stunde lang hat er gebrüllt und getobt wie ein (entschuldigt den Ausdruck) Irrer. Wir waren zu zweit damit beschäftigt ihn zu bändigen seine Geschwister waren komplett verstört, er saß am Ende völlig fertig in der Ecke und hat sich selbst gehasst und ich war ehrlich gesagt auch völlig fertig mit meinen Nerven… Das soll jetzt die großartige Hilfe sein die es leichter macht in der Schule? Das soll jetzt weniger impulsives Verhalten sein? Die Ärztin hatte gesagt wenn das bei 20mg auch noch auftritt dann sollen wir es absetzen… heute haben wir es bis 11 Uhr ohne versucht, aber er war wahnsinnig verhuscht, unkonzentriert und unruhig… das kann es ja auch nicht sein. Also hat mein Mann ihm die 20mg wieder gegeben und gemeint wir beobachten… Ich merke aber das ich so langsam nicht mehr kann. Vor der Medikamentengabe hatte ich ein fröhliches aufgewecktes ständig quaselndes aber charmantes Kind mit dem wir Zuhause gut zurecht gekommen sind… das aber in großen Gruppen Schwierigkeiten hatte und in Hinblick auf die Einschulung eine Lösung hermusste… wir haben also aufs SPZ vertraut als sie sagten Medikamente sind sinnvoll.
Jetzt kenn ich mein eigenes Kind nicht mehr, weiß nicht was richtig und was falsch ist. Habe richtig Angst vorm nächsten Wutausbruch… weiß nicht ob es nun unterdosiert, überdosiert, einfach nicht vertragen ist oder er seine Emotionen anders warnimmt… wir wollen Freitag in den Urlaub fliegen ich habe wahnsinnige Angst, dass ihm da auch wieder irgendwas nicht passt und er zwei Stunden das Flugzeug zusammenbrüllt und wir nicht aussteigen können. Ich habe Angst dass die Schule ihn gleich wieder runterschmeißt (Privatschule) und ihm dadurch noch mehr das Gefühl gibt falsch zu sein, ich habe Angst ihn am Dienstag mit zu meiner Arbeit zu nehmen (ich bin auch Erzieherin und er hatte sich das sehr gewünscht mal gucken zu dürfen, also haben wir entschieden (vor den Wutausbrüchen) dass er das mal darf vor der Einschulung für eine Stunde.
Vor der Medikamentengabe war er natürlich auch Mal wütend, aber es war immer möglich ihn zu beruhigen und an ihn heranzukommen.
Die Ärztin hat Urlaub und ich weiß nicht weiter… breche selber ständig in Tränen aus was sicher super hilfreich ist. Wir sind zum SPZ weil die Kita das erbeten hat um es leichter zu haben und wir wissen wollten was er braucht… aber seit wir mit den Medikamenten angefangen haben habe ich persönlich das Gefühl es geht allen nur schlechter uns als Eltern, ihm selber und seinen Geschwistern… wenn ich dann aber lese was mit Menschen passiert die bis ins Erwachsenenalter ohne Medikamente sind finde ich das auch nicht besser.
Ich fühle mich einfach so hilflos und will doch nur dass es allen gut geht… diese Ausbrüche sind aber einfach nichts was hingenommen werden kann als kollateralschaden für mehr Konzentration.
Mein Sohn selber kann auch überhaupt nicht benennen wie er sich fühlt, er sagt er fühlt sich einfach wie immer… er nimmt keine Unterschiede war. Er sagt auch er kann sich nicht erinnern ob er sich ohne Medikamente anders gefühlt hat. Ich weiß es einfach nicht… was würdet ihr aus eurer Erfahrung heraus tun? Weitergeben und hoffen das die Ausbrüche wegbleiben. Absetzen und den Urlaub erstmal ohne bleiben und dann nochmal mit der Ärztin sprechen? Zurück zu Medikinet, trotz rebound mittags und auch erhöhter Aggression (wenn auch deutlich weniger als mit Elvanse)?
Es ist so frustrierend etwas zu tun um es besser zu machen und am Ende geht es allen damit schlechter… das war ja nicht Sinn der Sache…