Wie verhaltet ihr euch, wenn euch jemand fremdes entgegen läuft?

Hallo,

mir ist insbesondere vor den Stimulanzien aufgefallen, dass ich bei fremden Personen die mir entgegen kommen auf einem Feldweg, Bürgersteig, Innenstadt, Flur, Fahrstuhl immer sehr nervös geworden bin. Es war eine sehr unangenehme Situation.
Am liebsten war mir die 80 Jährige Oma/Opa weil das war kein Problem. Nicht das ich Angst hätte, aber es ist halt unangenehm gewesen.

Inzwischen mit steigender Dosierung und nun Maximaldosierung (70mg Elvanse) merke ich, dass diese Anspannung nur noch 5% von dem ist, was ich mal hatte. Ich kann da nun entspannt entgegenlaufen, grüßen, lächeln…

Hat wer sowas auch (gehabt)?

Ja, aber nicht so heftig, eher unterschwellig. Schlimmer wurde es nur, wenn noch ein Hund dabei war…

Ich schaue da auch gern weg oder tarne es quasi mit Blick aufs Handy oder Taschentuch-Schneuzen.

Das ist zur Zeit ja sehr berechtigt, wir sollen schließlich genügend Abstand halten um uns und Andere zu schützen. Also besser Fahrstuhl vermeiden.

Das habe ich auch. Meistens weiß ich nicht, ob grüßen angebracht ist oder nicht. Ich finde es inzwischen irgendwie unhöflich den Blick abzuwenden und habe mir vorgenommen immer zu grüßen. Resultat: wenn jemand dann nicht zurückgrüßt oder selbst den Blick abwendet, nehme ich es natürlich persönlich und die Grübelei fängt an.

Mal ne ganz andere Frage:

Wie verhaltet ihr euch, wenn euch jemand Bekanntes entgegen läuft? :sunglasses:

Kommt drauf an:
Wenn ich sie/ihn mag, dann versuche ich freundlich (aber) künstlich zu grinsen.
Wenn ich ihn/sie nicht mag und er/sie mich noch nicht gesehen hat, versuche ich den Kontakt auszuweichen. Wenn es nicht geht, dann tue ich immer so, dass ich es super schnell habe und keine Zeit zum Labbern.

Bei mir spielt es keine Rolle, ob ich jemanden mag oder nicht:

Ich möchte eigentlich nie jemand Bekanntes zufällig auf der Straße treffen.

Oft habe ich das Glück, dass meine „Weitwinkelsichtigkeit“ frühzeitig Alarm schlägt und ich dann in der Regel dem Kontakt unerkannt ausweichen kann. Aber dann frage ich mich immer, ob die bekannte Person das vielleicht gemerkt hat, schäme mich dann dafür usw.

Ich habe mich immer gefragt, woran das liegen mag. Meine Hypothese war immer, dass ich darauf innerlich nicht eingestellt bin und ein Taskwechsel (sozusagen von In-Gedanken-sein hin zu Kontakt/Gespräch) aversiv ist und ich das deshalb vermeide. Aber sicher bin ich mir natürlich nicht.

Liegt es vielleicht doch eher an der Smalltalk-Aversion?

Wenn ich mich dann doch einmal mit jemandem unterhalten muss, weil Ausweichen nicht möglich war, ist es immer ein Krampf - und der andere könnte auch mein bester Freund sein, es wäre kein Unterschied. Das Gespräch ist dann von meiner Seite aus immer sehr einsilbig und kurz angebunden, ich bilde mir auch ein, das Gegenüber würde mich abweisend oder unfreundlich finden. Auch das ist natürlich wieder mit Scham verbunden und ich würde es auch gern anders machen, aber es funktioniert nicht. Ich bemühe mich wirklich, so entspannt und natürlich wie möglich damit umzugehen, aber es ist - wie gesagt - ein Krampf für mich und ich denke, das merkt man auch.

Kennt das jemand von euch?

Mich würde vor allem interessieren, ob das zur ADHS gehören kann oder ob das eher ein Zeichen in Richtung Asperger ist.

Mein Therapeut hat da kürzlich so etwas angedeutet, nachdem wir gemeinsam im Aufzug waren und kein Wort gewechselt hatten. :wink:

Hm. Also diese Situation ist doch eigentlich für alle Leute doof. Daher wird sie für uns noch doofer, weil wir verzweifelt versuchen, die vielen Doofheits- und Unsicherheitssignale einzuordnen und sie im Zweifelsfall zu unseren Ungunsten interpretieren…
Dafür gibt es keine Regeln, die man abschauen könnte - man kann ja schlecht auf einem langen, einsamen Gehweg jemanden 250 Meter lang angrinsen.

Ich finde es immer hilfreich zu schauen, ob das Gegenüber genauso verunsichert ist - was meistens zutrifft.


Ja


denke schon, bei mir auch, zusätzlich muss ich mich zwingen eine äußere Freundlichkeit auszudrücken. Ich bin da selten locker.


Weiß es nicht.

Ich muss sagen, dass ich da mittlerweile knallhart bin: Alles was mir entgegenkommt wird gegrüßt (Jedenfalls auf dem Dorf) :smiley:

Früher war ich dabei auch immer verunsichert und bin möglichst ausgewichen um bloß nicht das enttäuschende Gefühl haben zu müssen, wenn jemand nicht zurück grüßt. Heute kehre ich das immer ins Gegenteil um, wer nicht zurück grüßt scheint selbst ein Problem mit sich zu haben und tut mir leid.
Man muss halt immer die Situation analysieren, wieso ist einem das unangenehm? Und für mich habe ich halt festgestellt, dass ich nur eine unangenehme Situation vermeiden möchte. Also entweder jemand grüßt mich und ich schäme mich, weil ich nicht gegrüßt habe oder ich grüße und bekomme keine Antwort, war beides unangenehm für mich damals.
Heute weiß ich, dass das, was sich für mich „unangenehm“ angefühlt hat, gar keine Ablehnung gegen mich bedeutet und auch gar nichts mit mir als Person zutun hat und kann damit prima umgehen! Nur bei Bekannten die ich irgendwo zufällig treffe vermeide ich teilweise den Kontakt, das hat aber damit zutun, dass ich oft einfach keine Lust auf ein Gespräch habe und das ganze dann mit nem gekonnten „Du Mensch, bin total in Eile, sorry!“ abwürge.
Aber das ich soweit bin habe ich auch nur jahrelanger Psychotherapie und Bewusstsein über gewisse Verhaltensmuster und Denkweisen als „ADHS-Kopf“ zu verdanken.


Klar, es gibt dafür keine Regeln, aber ich gehe doch davon aus, dass sich viele Leute ganz intuitiv in solchen Situationen zurechtfinden, ohne ihr eigenes Verhalten groß zu reflektieren. Ich glaube, für die meisten stellt sich die Frage gar nicht, wie man sich verhalten soll, es passiert einfach.

Genauso, wie die meisten Leute mMn intuitiv smalltalken, ohne sich ständig panisch zu fragen, was man da denn jetzt weiter reden soll.