16 jähriger Sohn mit ADS diagnostiziert, wie hilft man ihm am Besten?

Hallo zusammen!
Mich beschäftigt schon länger ein Thema, bei dem ihr mir, vielleicht helfen könnt.
Ich bin im Mai diesen Jahr mit ADHS diagnostiziert worden und weil ich das bei meinem Sohn auch vermutet habe, allerdings ADS, bin ich hartnäckig geblieben und so hat er also die Diagnose bekommen.
Jetzt ist er 16 und hört natürlich nicht auf mich, wenn es um Ratschläge geht.
Auch ist das Problem bei mir, ich verbeiße mich manchmal in Sachen, merke das auch, sehe aber keinen Ausweg und die Familie ist höchst genervt von mir, was normal ist
So habe ich es dann ab Mai bis Ende August wieder übertrieben mit meinem Hyperfokus auf meine Diagnose und alles, was damit zusammenhängt. ES war ein Befreiungsschlag für mich nach 47 Jahren zu wissen, was Sache ist, nach außen hat es wohl so ausgesehen, das ich alles aufs ADHS schiebe, um eine Ausrede zu haben. Tatsächlich ist mir nur immer klarer geworden, was alles mit dem Thema zusammenhängt und hab das dann kommuniziert.
Ich habe meinen Sohn wohl durch meine Art und auch mein Bestreben, das es ihm mal besser ergehen soll, als mir, eher in die Ecke gedrängt und ihm ist ADS jetzt scheissegal. Überforderung nehme ich an.
So jetzt endlich meine Frage:
Wie kann man einem schwerst pubertierendem Jugendlichen mit dieser Problematik dabei unterstützen, seinen Weg zu finden?
Soll man ihn ganz in Ruhe lassen mit dem Thema und warten, bis er von sich aus kommt, er weiß ja, was Sache ist, und hat auch schon gemerkt, das Medikamente ihn unterstützen können?
Jeder ist seines Glückes Schmied?
Oder soll man eher hartnäckig bleiben und sanft auf ihn einwirken?
Ihn an die Einnahme der Medikamente erinnern, weil er es vergisst?
Ich bin da echt ratlos.
Auch ein Thema von mir: Ihm zu seinem Glück zwingen wollen, auch wenn er es nicht will, weil ich möchte, das es ihm besser geht, als mir. Aber ich weiß ja gar nicht, wie sein Leben verläuft, vielleicht strauchelt er ja gar nicht so, vielleicht habe ich es trotz meiner Geschichte geschafft, Resilienzen zu schaffen.
Fragen über Fragen.
ich bin über jede Anregung dankbar :grinning:
Anika

1 „Gefällt mir“

Liebe @dienika76
Ich wurde mit knapp 50 diagnostiziert, inzwischen bin ich 56, ich wurde vor meinen Kindern diagnostiziert, heisst eins meiner Kinder wollte keine Diagnose, sagte „das brauche ich nicht, ich brauche keine Adhs Diagnose, ich weiss wo meine Baustellen sind, ich komme gut zurecht“, mein anderes Kind hat eine Adhs/ASS Diagnose, hatte mal Concerta probiert, brach die Einnahme aber ab und wollte keine Medikamente mehr nehmen, fühlte sich nicht gut damit, ich habe mein Kind nicht dazu gezwungen die Medikamente weiterhin zu nehmen weil ich meine Kinder zu nichts zwinge.

Beide Kinder sind sehr intelligent, beide sind sehr belesen und haben sich schon sehr früh über alles mögliche was sie interessierte im Internet schlau gemacht, haben sich auch selbstständig Bücher bestellt, Videos geschaut, Podcast gehört oder mit anderen Jugendlichen über alles mögliche ausgetauscht.
Die Jugend von heute ist viel informierter als wir älteren Generationen das jemals waren.
Jedenfalls nützen meine Kinder das Internet keinesfalls nur „um zu Gamen“, sondern auch um sich über alles mögliche zu informieren, und das sehr gut und überwiegend auf englisch.

Was ich sagen möchte, meine Kinder sind mir in gewissen Dingen nasenlängen voraus, zum Beispiel hatte sich eines meiner Kinder im Internet bereits schon mal über ASS informiert, lange bevor ich zum ersten mal seit meiner Adhs Diagnose etwas darüber hörte, und dort ging mein Kind ja noch in die Oberstufe.
Aber ich schweife ab, dass wichtigste zwischen mir und meinen Kindern war immer die Liebe und bedingsloses Vertrauen, ich habe meinen Kindern immer bei allem was sie machten vertraut, habe sie zu nichts überredet und nie zu etwas gezwungen.

Und ganz wichtig, wir haben immer über alles ganz ehrlich und offen gesprochen, aber nur über das was sie von sich aus auch wirklich sagen wollten, oder eben über das was sie wirklich von sich aus mit mir besprechen wollten.
Wenn ihnen etwas unangenehm war, oder irgendwie peinlich war, dann hätte ich sie niemals bedrängt trotzdem mit mir darüber sprechen zu müssen.
Ich wurde auch niemals gewalttätig gegenüber meinen Kindern, weder körperlich noch psychisch, ich habe meine Kinder liebevoll gefördert, aber eben, nie zu etwas gezwungen.

Wie Du jetzt in Deinem Fall mit Deinem Sohn umgehen möchtest, da kannst Du letztendlich nur Deinem eigenen Herzen folgen, aber „Zwang“ ist meiner persönlichen Meinung nach eigentlich nie der richtige Weg, egal um was es geht.

wow, erstmal möchte ich dir danken, das du dir soviel Zeit für eine Antwort genommen hast und danke, das du deine Geschichte teilst.

Und der Blick von außen, hilft mir zu verstehen und meinen Tunnelblick aufzugeben. Der geht nämlich ohne große Umwege in meine Vergangenheit und da ich höchst traumatisiert bin und ja immer noch damit zu kämpfen habe, geht bei mir eine rote Lampe an und ich bin im Löwenmamamodus, auch wenn der Kerl 2Meter groß ist :laughing:
Du hast recht und hast mir damit ein wenig den Druck genommen, nicht alles mögliche möglich zu machen.
Erstmal sind mein Mann und ich nicht meine Eltern und du hast recht, die Zeit ist eine ganz andere als damals.
Mit meiner Sucht und meinem ADHS, was da noch nicht offiziell war, habe ich die Kinder sehr verunsichert, weil ich durch die Einflüsse in meinen Reaktionen oft nicht einzuschätzen war.
Als Kind denkt man, seine Eltern sind Superhelden, unbesiegbar, stark und einfach toll.
ich war aber krank und passte so nicht ins Bild, meine Kinder haben mich auch betrunken gesehen, natürlich und meine oft nicht angemessene Reaktion auf eine Situation verwirrte umso mehr. Wenn Eltern streng sind, aber dafür einschätzbar, ist es besser, als jemand wie ich, der mit Zuckerbrot und Peitsche agiert und total inkonsequent ist.
Jetzt sind sie 16 und 17, finden mein Verhalten immer noch nicht prall, wissen aber zumindest, das es einen Grund dafür gibt und ich ja auch an mir arbeite. Auch da quält mich das schlechte Gewissen, denn was können meine Kinder für meine Krankheiten.
Liebe, Geborgenheit und Vertrauen waren mir auch sehr wichtig. Ich würde z.B. nie in eines der Zimmer gehen, da da etwas ungefragt rausholen, geschweige denn in Schränke, Tagebücher oder sonstiges gucken. Sie wissen, sie können mit mir über alles reden, ich bin ja selber von der Denke noch halb Kind. :smile:, kann mich gut in sie hineinversetzen und habe Verständnis für Sachen, die mein Mann überhaupt nicht versteht.
Meine Kinder erzählen mir beide sehr viel und da bin ich auch stolz drauf, das sie mir da so vertrauen. Sie erzählen das, was sie möchten, ich würde sie nie dazu zwingen, mir was zu erzählen, was sie eigentlich nicht wollen.
Danke für deinen Hinweis, das heutzutage die Voraussetzungen andere sind und ich mich bisschen entspannen muss bei dem Thema und mal merken muss, es läuft auch ohne mich. Ich lasse mal den ersten Schultag auf mich zukommen und dann seh ich weiter. Letztendlich ist es sein Leben und seine Entscheidung, und der rockt das :star_struck:

1 „Gefällt mir“

Nimmt er Medikamente?

Ja, wenn wir sie nicht vergessen :face_with_open_eyes_and_hand_over_mouth:
Medikinet 30mg retard und er sagt, er spürt eine Veränderung. Prokrastination wäre weniger, Aufmerksamkeitsspanne verlängert, RS vermindert

Das klingt super Anika! Was denkst Du, was Dein Sohn darauf antworten würde, wenn ich - angenommen ich wäre eine Sozialarbeiterin - ihn fragen würde, was er sich von seiner Mutter wünschen würde? Was denkst Du was er einer „unabhängigen Person mit Schweigepflicht“ sagen würde oder würde er mir überhaupt antworten?^^. So, muss jetzt in die Küche, die abhängigen Personen in meinem Haus haben Hunger! Lese gerne später Deine Antwort:)

1 „Gefällt mir“

Hi und danke für deinen Denkanstoß!
Ich denke, er würde schon mit dir reden, warum auch nicht. Als er jünger war, war das problematisch, aber jetzt ist es besser.
Ich denke, er würde dir sagen, das er das Thema ADS schon ernst nimmt, aber er alleine entscheiden möchte, wann, wo und wie.
Mats ist meiner Meinung nach auch Hochsensibel und hat zu kämpfen mit intrinsischer und extrinsischer Motivation :sweat_smile:
Wäre ja auch kein Problem, wenn er es dann nicht vergessen würde. :woozy_face:
ich schreibe morgen weiter, ich bin total erschöpft und kann nicht mehr denken.
Ich danke dir für deine Zeit :slightly_smiling_face:

1 „Gefällt mir“

Das ist natürlich nicht einfach, in dem Alter wollen Kinder ja selbst bestimmen.

Immerhin scheint er sich gegen das Medikament ja nicht zu wehren. Vermutlich weil er auch bemerkt dass es etwas bringt.

Eine Kapsel reicht allerdings nie und nimmer über den Tag. Das heißt er erlebt sich einen halben Tag behandelt und den anderen halben Tag unbehandelt. Ist die Dosis denn optimiert, habt ihr sie in kleinen Schritten herausgefunden? Ist er ein guter Frühstücker, was ja bei Medikinet Retard Voraussetzung ist?

Kann er selbst verbalisieren, was die ADHS bei ihm macht und wie das durch das Medikament verbessert wird?

Wir sind noch längst nicht am Ziel der passenden Dosierung angekommen
Am Anfang Medikinet 10mg
Jetzt M 30mg retard. Ich denke auch, dass er höchstens über den halben Tag kommt zumindest die Schulzeit wäre abgedeckt wichtig, denn es geht um was.
Ja, er bemerkt Unterschiede und kann sie benennen, was auch nicht selbstverständlich ist hab ich mir sagen lassen
Prokastination wird besser
Aufmerksamkeitsspanne wird verlängert und es nicht mehr so anstrengend
RS wird vermindert und damit einhergehend das überdenken
Ja, er frühstückt zuhause und auch noch etwas in der Schule.
Wie ist die Wirkdauer denn besser für ihn, halben Tag, er hatte keine Probleme mit dem Rebound, oder über den Tag?
Danke für deine Zeit und dein Interesse. :smiley:

Natürlich über den Tag. Man hat doch auch am Nachmittag ADS. Und übrigens auch am Wochenende und in den Ferien. Gerade in dem Alter passieren doch die wichtigsten sozialen Vorgänge außerhalb des Schulvormittags.

Schon klar, aber es ist ja nicht so, daß er nicht gesellschaftsfähig ist ohne Medikamente, soll ihm nur die Dinge erleichtern die ihm schwer fallen.
Ich lass mich gerne eines besseren belehren.

1 „Gefällt mir“

Mein Ziel war auch zuerst bei der ADHS-Diagnostik und Medikation, für die Arbeit Übersicht zu bekommen. Dass meine ADHS-bedingte Unausgeglichenheit und Impulsivität überhaupt ein Problem war (und zwar auch und vor Allem im privaten Bereich), nahm ich erst wahr, als ich den Unterschied durch das Medikament sah.

1 „Gefällt mir“

Ja so hatte ich mir das fast gedacht. Nach meiner Aussage kann mein Sohn ja nichts vermissen, was er nicht kennt. Er weiss nur eben auch nicht, das es vielleicht besser sein könnte.
Vielen Dank für dein Feedback, hat mir echt weiter geholfen in meiner Findungsphase :smiling_face:

Vertraust Du ihm, dass er das hinbekommt?:slight_smile: Was denkst Du würde Dein „schwerst pubertierender Jugendlicher“ (dienika76) :sweat_smile: antworten, wenn Du ihn fragen würdest, was ihm helfen könnte morgens an seine Medis zu denken? Dass sie ihm helfen hat er ja gesagt, oder? Wenn er nachmittags nix „abliefern“ muss, keinen Rebound hat und sie nicht nehmen will/vergisst, denk´dran:

Noch was wichtiges:):

Denkst Du das wirklich? Ich denke, dass Dein Sohn großes Glück hat eine Mutter zu haben, die ihn versteht - weil sie selbst bissle anders ist und bereits viel reflektiert hat - mit all ihren „Inkonsequenzen“, eine „Löwenmama“, die sich den Kopf zerbricht, in einem Forum nach Anregungen sucht, um ihren „kleinen 2-Meter-Mann“ bestmöglich zu unterstützen! Das spürt er, erst Recht wenn er hochsensibel ist, wie Du schreibst! Sobald er regelmäßig morgens „den Unterschied durch das Medikament“ (@Falschparker) sieht wird er von sich aus sein „Privatleben optimieren“ wollen! Mit Therapie oder nur Medis wird sich zeigen…GlG

1 „Gefällt mir“

Ich habe meinen Kindern immer vertraut, dass sie es hinbekommen, nur mir traue ich eben nicht :sweat_smile: Kontrolle abgeben geht da gar nicht für mich, ich muss es lernen.
Ich würde meine Kinder nie Einschränken in ihrer Entfaltung, da muss ich durch wie alle.

Wecker im Handy stellen mit entsprechenden Text
Oder ein kleines Ritual

Wird schon, letztendlich muss der Ablauf nur einmal schaffe, vom Arbeitsgedächnis ins Langzeitgedächnis zu hüpfen. Da brauchen wir ein paar Wiederholungen

Ja, eigentlich denk ich das wirklich, aber ich weiß natürlich auch, das meine Kinder von meiner Andersartigkeit profitieren. Nur was wiegt schwerer?
Das hast du schon geschrieben, das war immer meine oberste Priorität, daß die Kinder eine schöne Kindheit hatten mit allem drum und dran und gerne zurückdenken

Du müsstest uns mal sehen, ich 178cm, er 2 Meter und dann kommt der Hüne und umarmt mich und sagt: na Mamsi? :blue_heart: ja, wir sind uns sehr ähnlich.

Das hoffe ich auch und der macht daß schon, so oder so
Er hatte es immer schon schwierig, gerade auch durch die Größe, wo er lange mitgehadert hat. Ich habe dann versucht, ihm das positive daran aufzuzeigen hat geklappt, jetzt ist er voll stolz auf seine Größe :smiling_face:

Das andere wird sich finden. Ich denke immer alles bis in letzte Detail aus.

Vielen Dank für deine positiven Worte :smiley:

1 „Gefällt mir“

:joy:

1 „Gefällt mir“

Absolut !!!

Verlässlichkeit ist wichtig. Hin und her bringt weniger als gar nicht.
Wenn man etwas löschen möchte, dabei aber inkonsequent vorgeht, kann das ungewünschte Verhalten dadurch sogar verstärkt werden.

Trotzdem sollte Strenge an sich kein anstrebendwerter Wert sein.

2 „Gefällt mir“

Das stimmt, das hin und her macht alles schlimmer.

Ich konnte leider oft auch nicht so konsequent sein. Hatte die Ausdauer auch einfach nicht.

Es wird ja auch selten darauf eingegangen, dass Eltern von ADHS Kindern auch ADHS haben.

1 „Gefällt mir“

Und wir sind, auch als Eltern, eben so wie wir sind, es bringt ja nichts sich selbst dafür zu verurteilen. Unsere Kinder können das schon einordnen, und da fällt mir ein was Jens Spahn zu einem frühen Zeitpunkt der Covid-Pandemie sagte, wir werden einander viel verzeihen müssen.

1 „Gefällt mir“

Da hast du Recht, wir sind zwar Eltern, aber eben auch nur Menschen.
Ich mache mir wahrscheinlich wieder viel zu viel Sorgen, neige zur Katastrophisierung.
Danke schön dir! :blush: