2. Diagnostik über gesetzliches Verfahren?

Hallo ihr Lieben,

ich (w/35 Jahre) habe vor ca. einem Jahr die Diagnose ADHS erhalten. Diese Diagnostik habe ich selber gezahlt, da ich über 1 Jahr lang Wartezeit bei einer gesetzlichen Diagnostik hatte.

In meinem Diagnoseschreiben steht, dass man es zuerst mit Verhaltenstherapie versuchen soll. Je nach Leidensdruck sollen Medikamente her.

Mein Leidensdruck ist hoch, deswegen war ich diese Woche, nachdem ich es ein Jahr so durch eigen-Management versucht habe, wieder bei meinem Psychiater und habe um medikamentöse Behandlung gebeten.

Ich habe Medikinet bekommen. Gestern erstes mal genommen, es half mir so sehr! Endlich war einfach mal Ruhe in meinem Kopf.

Nun zur Frage bzgl. der Diagnostik, darum soll es hier eigentlich gehen.

Ich habe am 23.10.2024 ein Erstgespräch für eine ADHS Diagnose (wird von der Krankenkasse übernommen). Ich habe da ca. 1.5 Jahre auf der Warteliste gestanden.

Ich bin mit der derzeitigen Einschätzung, dass es sich um eine noch etwas leichtere Form handelt, nicht ganz zu frieden, da ich weiß wie dieser Eindruck entstanden ist.

Der Eindruck kam, weil ich keine finanziellen Struggles etc. habe.
Aber warum ist das so?
Weil ich verheiratet bin und damit GAR NICHTS zu tun habe. Ich muss weder Steuererklärungen machen, noch Pakete zurücksenden, noch Rechnungen bei unserer Tierkrankenversicherung einreichen, gar nichts. Deswegen geht das hier auch. Ich habe hier eine super organisierte und strukturierte Person an meiner Seite.

Als ich damals alleine war, und Paypal noch nicht so gängig war, hatte ich ständig Inkassobriefe, weil ich vergessen habe Rechnungen und Mahnungen zu bezahlen xD

Sollte ich diese gesetzliche Diagnose nochmal machen lassen?

Damit ggf. da nicht steht, das ich nur evtl. Medikamente benötige? Ich überlebe wirklich SO schlecht ohne Medikamente… wirklich so schlecht… Ich habe so viel gegeben um das ohne hinzubekommen, aber ich komme nicht mal 1 % so nah ran, an das Gefühl, was ich gestern hatte als ich Medikinet nehmen durfte.

Würdet ihr eine zweite Diagnose machen lassen?
Besteht die Gefahr, dass man da KEIN ADHS feststellt? (Ich hab immer sorge das man mir das wieder abspricht xD)
Reicht mein Diagnoseschreiben jetzt?
Übersehe ich irgendein Risiko?

Ich bekomme im Januar einen anderen Psychiater, dieser ist etwas mehr auf ADHS spezialisiert. Was ist wenn der wieder mit „machen Sie erstmal Verhaltenstherapie“ kommt?

Ich muss dazu sagen, ich stehe seit 9 Monate auf einer Warteliste für einen Therapieplatz und man denkt es wird so ca. Januar dann auch soweit sein. Ich habe mich da also durchaus schon drum gekümmert.

Liebe Grüße an euch alle

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Hallo liebe Jessy,

ich verstehe eines noch nicht so ganz: du hast ja bereits eine offizielle Diagnose (selbst bezahlt). Warum möchtest du nochmal eine machen? Medikamente hast du ja scheinbar, auf Nachfrage, bekommen?! Da kann man dir doch auch einen offiziellen Medikamentenplan ausstellen und im Diagnoseschreiben das entsprechend vermerken?

Hi,

ich hab einfach Sorge davor, dass diese Medikamente mir wieder vom neuen Arzt entzogen werden, wenn er im Schreiben sieht, dass man es erstmal mit Therapie testen soll.

Die beiden sind in der selben Praxis, daher wird es wahrscheinlich keinen Medikamentenplan geben für den Wechsel.

Du meinst also, sei nicht nötig?

Wer hat dir denn die Medikamente verschrieben? Der Psychiater, welcher dich diagnostiziert und empfohlen hatte, erstmal mit Therapie zu starten?
Wenn ja, dann hast du das ja versucht, hat nicht so geklappt, jetzt wird eben der medikamentöse Weg eingeschlagen. Das sollte er in deinen Unterlagen vermerken, dass der erstgewählte Ansatz nicht erfolgreich war.

Die Clowns ähm… Autoren des Diagnosebriefs meinem wohl auch, dass Therapien einem hinterher geworfen werden.:rofl:

Welcher Wortlaut steht da denn konkret? Gerne den ganzen Absatz (anonymisiert) reinstellen.

Dein Termin steht am 23.10 an. Ich würde ihn in Anspruch nehmen und nicht maskieren oder beschwichtigen. Ich würde da auch keine Medis einnehmen.

Mach dir Notizen und nimm sie mit.

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hi,

der Wortlaut ist:

Aus neuropsychologischer Sicht ist eine psychotherapeutische Behandlung zu empfehlen. Eine medikamentöse Behandlung sollte abhängig vom Leidensdruck und der persönlichen Relevanz im Hinblick auf die aktuelle Lebenssituation in Betracht gezogen werden

Dieser Satz steht ganz unten im Schreiben. @BrainBuzz würdest du sagen, dass du schon ne Diagnose hast?

@Apfelblüte Ich habe die Medis von meinem Neurologen /Psychiater, er hat die Diagnose nicht gestellt, ich war da eig immer nur wegen Migräne vorstellig, hatte ihn natürlich immer informiert über das ADHS Thema.

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Ich bin hier wirklich kein Experte, deswegen tu ich mir schwer, hier etwas zu sagen. Aber der Laie in mir würde den Abschnitt nicht so interpretieren, dass du kein Anrecht auf Medikamente hast?! Die Empfehlung, zuerst mit Psychotherapie zu beginnen, kann man glaub durchaus kritisch sehen, hab ich doch gelernt (von meiner Psychiaterin und hier), dass bei Erwachsenen das erste Mittel der Wahl Medikamente sind.
Hast du mit dem Psychiater, welcher die Diagnose gestellt hatte, darüber gesprochen? Also, über das Scheitern des psychotherapeutischen Ansatzes und deiner sehr guten Erfahrung mit Medikinet?

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Bedeutet: Es spricht nichts gegen eine medikamentöse Behandlung so lang der Patient sie will. Ansonsten wäre das deutlich kürzer. Die Erwähnung der aktuellen Lebenssituationen entspricht einer klaren Empfehlung für die Medikation.

Genau deswegen wollte ich den Absatz.:wink:

Wenn Medikation nicht angebracht wäre, würde es da explizit stehen.

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Hallo liebe @Jessy
Ich glaube du brauchst dir keine Gedanken zu machen.

Es wird tatsächlich in den Leitfäden so empfohlen, dass man idealerweise mit einer Therapie oder Therapie plus Medikamenten in Kombination startet, um Adhs- Symptome langfristig in den Griff zu bekommen. Hier kommt es sicherlich auf den Schweregrad an.

Aber bei Erwachsenen zeigen Studien das Medikamente sehr wirksam sind!
Hier ist es ganz gut erklärt, schau mal…

https://www.adhs.info/fuer-erwachsene/therapie-und-andere-hilfen/

Zitat: „…Die Leitlinien zur Behandlung einer ADHS bei erwachsenen Betroffenen verlangen eine multimodale Therapie, das bedeutet dass sich eine psychotherapeutische und medikamentöse Behandlung ergänzen sollten…“

Es liegt ganz einfach daran dass ein erwachsener Mensch vieles im Leben erlebt hat was prägend war und das sollte natürlich bearbeitet werden wenn der Leidensdruck sehr hoch ist. Deshalb empfiehlt man eine Kombination von Therapie und Medikamenten (wobei Medikamente bei Erwachsenen an 1. Stelle stehen)

Wenn du eine Diagnose hast und ein Facharzt/ Neurologe dir bereits Medikamente verschreibt, dann ist diese Diagnose auch gesichert sonst würde er das nicht tun. Deshalb glaube ich dass du dir keine Gedanken zu machen brauchst.

Es ist sehr schade dass wir Adhsler oft solche Zweifel haben. Das liegt daran dass uns ja häufig nicht geglaubt wird und in der Aussenwahrnehmung gehts uns ja gut. Ich kann dich daher gut verstehen dass du das geklärt haben willst und dich sorgst.

Ich möchte dich aber gleichzeitig beruhigen , hab Vertrauen, denn wenn dein Arzt dir Medikamente verschreibt ist bereits alles save für dich.

Falls du Unsicherheiten und Fragen hast schreib hier gerne, wir antworten dir.
Liebe Grüße von Lea

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Du hast die Diagnose ja erhalten.

Du hast einen Arzt der dir daraufhin Medikamente verschreibt. Du wechselst innerhalb einer Praxis , warum sollte der andere Arzt dann das Medikament wieder absetzten. ?

Du hast dich um Psychotherapeutische Behandlung gekümmert und stehst auf einer Warteliste mehr kannst du nicht tun.

Deine Lebensituation ist so, dass du Medikation benötigst , so wie oben empfohlen.

Ob leichtes ADHS oder schwer das ändert doch nichts daran ob du Medikamente benötigst.

Ich habe auch ein paar Punkte , die bei mir funktionieren wo mein Diagnostiker das als ungewöhnlich bei ADHS empfand.
Ich verursache zwar mit Geld etwas Chaos weil ich keinen Plan habe, aber nie was wirklich kritisches, also für jemanden im ADHS-Klischee gedacht sogar soweit meine Finanzen ganz alleine gut im Griff.

Es geht nicht darum ob man alle ADHS Klischees bedient sondern um das Gesamtbild und den kompensatorischen Aufwand den man betreibt.

Kann dich aber auch verstehen das du richtig gesehen werden möchtest.
Leider gehört es zum ADHS auch dazu dass man an seiner Diagnose zweifelt und diese hinterfragt .

Was steht denn sonst noch im Brief der Diagnose? Steht darin anhand welcher Kriterien und wie die Diagnose gemacht wurde. ?

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Du stellst für mich die falsche Frage. Du sollst und mußt ja nichts. Dir gefällt das Gutachten nicht und du hast einen Termin, den du später wahrnehmen kannst/ darfst.

Du kannst/ darfst den Termin wahrnehmen und eine andere Einschätzung in dem Gutachten bekommen und mußt dafür nichts bezahlen.

Da die Gutachten weder irgendwo zentral hinterlegt werden noch registriert werden kannst du hingehen und brauchst nicht einmal die alte Testung erwähnen.

Du setzt einfach einige Wochen vorher die Medikamente ab und gehst dann zur Testung dann sind die Symptome wieder da und du kannst dich einfach wie beim ersten mal testen lassen.

Du könntest einen zweiten Gesetzlich versicherten Termin vereinbaren (Wartefrist) und bei dem Termin der aussteht auch alles erzählen - wie sie reagieren etc. weiß ich nicht, deshalb würde ich einen weiteren Termin als Backup vereinbaren, man kann den ja ein paar Tage vorher absagen wenn trotz Erwähnung des ersten Testes das Gutachten für dich so positiv ausgefallen ist, wie du das dir vorstellst.

Es ist immer schwer einzuschätzen wer denn mit Ehrlichkeit umgehen kann und will und wer nicht.

Ich denke das wirst du für dich abwägen und entscheiden müssen, denn du mußt entweder mit dem Ergebis oder dem NICHTS SAGEN umgehen müssen.

Du hast halt die Wahl und ich finde das ist schon einmal ein angenehmes Gefühl

Das interpretierst Du falsch:

Da steht, dass eine Therapie empfohlen wird - aber nicht, dass die zuerst gemacht werden soll, bevor Du Medis bekommen kannst.

Die Abwägung Leidensdruck/persönliche Relevanz und Lebenssituation muss immer erfolgen, bevor die Medis verschrieben werden.

Bei mir steht nicht mal drin, ob leicht/mittel/schwer. Nur die Diagnose ADHS Mischtyp.

Du hast die Diagnose und bekommst Medis.
Ich sehe da keinen Grund für eine zweite Diagnostik und würde auch keine machen lassen.

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Würde mich den anderen anschließen weil ich auch glaube das Du Dir aufgrund der Formulierung keine Sorgen machen mußt.

Kathy aber mit dem Thema Registrierung bin ich jetzt nachdenklich.
Bin ja diejenige mit den vermurksten Entlassungsberichten .Deswegen habe ich die unabhängige Patientenberatung angerufen.Dort habe ich den Hinweis bekommen daß ich wenn die Diagnosen im Entlassbericht korrigiert wurden mich bei meiner Krankenkasse melden soll damit die Diagnosen in der Patientenakte auch korrigiert werden können.
Wäre ja schon mal interessant welche Informationen die Krankenkasse hat. Muss sagen bisher habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht.

Deine Krankenkasse hat alle Daten/Diagnosen von allen Ärzten, Therapeuten, Krankenhäusern…, die mit der Krankenkasse abgerechnet haben. Die Diagnosen müssen angegeben werden, damit die Kasse zahlt.

Als Patient hast Du ein Recht darauf, dass die Krankenkasse Dir alle über Dich gespeicherten Daten offenlegt. Kostenlos.

Mail/Schreiben an die KK:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
gemäß Art. 15 Abs. 1 DSGVO möchte ich Sie bitten, mir Auskunft zu geben über die Daten, die Sie über mich gespeichert haben. Name, Versicherungsnummer.
MfG Windflower"

Wahrscheinlich verlangen sie dann einen Identitätsnachweis, Kopie vom Perso hinschicken.
Und dann abwarten. Kann 6-8 Wochen dauern, danach würde ich nachfragen.

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Ah ja ist ja mal interessant zu wissen.Danke.

Mich betrifft das zwar nicht aber weißt Du wie es sich verhält wenn man die Diagnose privat zahlt?
Könnte man dann das Diagnoseschreiben der Krankenkasse vorlegen?
Wobei ich das gerade nicht umreiße ob es günstig/ ungünstig für einem sein kann wenn die Krankenkasse davon weiß.

Möglicherweise ist die Reha ein Extrafall. Hat ja meine Rentenversicherung bezahlt.Hab mit dem Entlassbrief die Info bekommen ihn an die Krankenkasse weiterzuleiten weil das von der Reha aus wohl nicht gemacht wird

Das ist ja nicht so wichtig, was die Krankenkasse hat. a) diese darf diese nicht weitergeben, außer du hast explzit gegenüber einem Dritten dies freigegeben
b) Es gibt immer Fehldiagnosen oder Diagnoseunterschiede, trotzdem darfst du ja andere Ärzte aufsuchen und die machen andere Diagnose oft
c) Datenschutz → der Schutz deiner Daten ist in Deutschland das höchste Gut
d) der Arzt der diagnostiziert und Medikamente verschreibt muß dafür gerade stehen und haften
e) Elektronische Patientenakte könnte das erst aushebeln, deshalb habe ich ihr widersprochen, zumal du nicht weißt wer wann was wirklich sieht und du das nicht wie bei Papierberichten was schreibt und wem du das dann übergibst.

Du die elektronische Patientenakte soll ja alken Ärzten Diagnosen und Medikamentation zur Verfügung gestellt werden. Kann ein Segen sein aber auch schnell zum Fluch mit Bumerang-> zumal viele Modalitäten, Speicherdauern etc nicht bekannt sind und auch nicht bekannt ist was zu welcher Zeit man zeigt bzw. einsehen läßr, wenn man die Karte abgibt und ob der Arzt dann sieht das es Informationen gibt, die für ihn gesperrt sind und er beginnt nachgehacken oder gar sagt, so lange er dies nicht wisse, gewisse Verschreibungen nicht mache

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Könnte man sicher. Ich wüsste jetzt nicht, welchen Sinn das haben sollte - außer man will was von der Kasse bezahlt haben, wofür sie die Diagnose brauchen und nicht auf anderem Weg bekommen.

Wenns um Medis geht, schreibt der Arzt die Diagnose eh in seine Akte und als Begründung für die Verordnung der ADHS-Medis bekommts die KK. Bei Therapie schreibts der Therapeut in den Antrag.

Wenn die Reha von der Rentenkasse bezahlt wurde, bekommts die Krankenkasse nicht mit. Der Entlassbrief geht die KK trotzdem nichts an, vor Allem nicht die medizinischen Details. Die KK muss nur wissen, wann Du warum in Reha warst und ob die „erfolgreich“ abgeschlossen wurde. Könnte ja sein, dass du nochmal Reha machen willst, die dann evl. die KK bezahlen soll und dann wollen die das wissen wegen der Wartezeiten.

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Hätte nicht gedacht was man alles aufgrund einer Adhs Diagnose über das Gesundheitswesen lernt.:smile::smile::smile:
Vielen Dank für die Infos.
Gut zu wissen mit dem Widerruf bzgl elektronischer Patientenakte

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