7jährige verweigert Ritalin/Medikinet/MPH-Ratiopharm

Liebe @Tüdelmama ich verstehe ja Deine Sorgen, leider tue ich mich oft schwer mich schriftlich gut artikulieren zu können, zum eigentlichen Punkt zu kommen, oder schlicht meine Gedanken gut in Worte fassen zu können.
Deshalb versuche ich es noch mal, denn Du sollst wissen das ich Verständnis für Deine Probleme mit der Tochter habe und Dich nicht angreifen wollte oder Deine Fähigkeiten als Mutter in Frage stellen oder irgend etwas garstiges.
Also erstens bin ich nicht gegen den Einsatz von Adhs Medikamenten, denn die Medikamente können wirklich helfen, und es wäre ein Fehler wenn man den Einsatz von Medikamenten nicht ausprobieren würde, besonders wenn das eigene Kind zu leiden scheint.
Von daher, alles gut, dass verstehe ich das Du das bei Deiner Tochter probieren möchtest.
Das blöde bei den Adhs Medikamenten ist halt oft, wie man hier im Forum sehr viel nachlesen kann, dass sie über einen bestimmten Zeitraum des Tages wirken, und dann nach Wirkende oft diverse Probleme auftauchen, die eventuell körperlicher Natur sein können, also in Form von sich unwohl fühlen, oder psychischer Natur, eventuell in Form von depressiven Verstimmungen, oder einfach schlechter Stimmung.
Für Kinder im Alter Deiner Tochter ist es natürlich nicht einfach formulieren zu können was die Medikamente bei ihnen bewirken, warum eine Medikamentöse Einstellung unter Umständen länger dauern kann als bei einem Erwachsenen.
Jedenfalls ist das sicher alles nicht einfach für euch, weder für Deine kleine Tochter, noch für Dich, und deshalb glaube ich, dass Du Dir Hilfe von Experten suchen solltest die Dich und Deine Tochter bei der Medikation so gut als möglich unterstützen.
Aber nicht nur das, sondern auch psychologisch unterstützen, vielleicht in Form von Therapie, oder Kursen, wo sowohl Deine Tochter, als auch Du, oder besser ihr beide, lernt wie man mit Adhs auch ausserhalb der Wirkzeit von Adhs klar kommen kann.
Bei uns in der Schweiz gibt es diverse Angebote für Eltern die zuhause mit ihren Kindern überfordert sind, und es ist keine Schande wenn man solche Angebote in Anspruch nimmt, ganz im Gegenteil, es spricht sogar nur für die Eltern, wenn sie dazu stehen können, dass Elternschaft keineswegs etwas „einfaches“ ist.
Wie gesagt, eigentlich wollte ich das zum Ausdruck bringen, dass es wichtig ist sich so viel wie möglich Unterstützung zu holen wie man im Prinzip kriegen kann, statt vielleicht nur auf die Wirkung der Medikamente zu hoffen, wenn Du verstehst wie ich das meine, jedenfalls ist alles nicht böse gemeint. :heart:

Interessante Ansicht… Wie genau stellst du dir das denn vor mit dem an der Wurzel packen? Grade bei einem Kind, das in einem Haushalt aufwächst in dem - das setze ich mal voraus - alles menschenmögliche getan wird, um die neurodivergenten Kinder zu unterstützen und in einer Gesellschaft die - und das wissen wir doch alle hier - eine ganze Menge tut, um neurodivergente Menschen auszuschließen und ihnen Steine in den Weg zu legen?

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Liebe @Hruna bitte nicht falsch verstehen, obwohl mir jetzt nachträglich natürlich gerade klar wird das ich mich da echt unglücklich formuliert habe, eigentlich wollte ich darauf hinweisen, dass man sich Hilfe von ausserhalb, von Experten holen sollte, woher man sie kriegen kann, denn Medikamente helfen schon, aber halt leider auch nur begrenzt, und irgendwie muss man als betroffener lernen, wie man auch ausserhalb der Wirkzeit von seinem Medikament mit Adhs klar kommt.
Und deshalb sich vielleicht auch therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt, oder Kurse besucht. :heart:

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Ich habe mal quer gelesen.
Ich hatte in der Schule ähnliche Probleme wie deine Tochter .
Allerdings bin ich schon 56 und habe meine ADHS Diagnose erst seit 3 Jahren.

Ich hatte immer grosse Probleme in der Schule dem Unterricht zu folgen besonders in Fächern die mich nicht interessiert haben.

Abends habe ich dann mit meinem Vater die Hausaufgaben nachgeholt die ich nicht verstanden habe.
Das gab dann immer Kämpfe ,mit heulen und viel Streit .
Ich nehme seit 3 Jahren ADHS Medis und merke,das ich mich bedeutend besser konzentrieren und vor allem fokussieren kann.
Sport bringt mir den Ausgleich zum Alltag,dafür hatte ich als Jugendliche keine Zeit ,da ich ständig lernen musste.
Ich denke schon das eine medikamentöse Behandlung vielleicht kombiniert mit Ergotherapie oder sportlichem Ausgleich eine gute Idee ist.
Wenn ihr einen guten Psychiater habt findet man bestimmt die geeignete Behandlung.
Ich denke mit Medis wäre meine Schulzeit bedeutend entspannter verlaufen und ich hätte auch mehr erreichen können.
Seit ich Medis nehme bin ich ruhiger und habe kaum noch ein Gedankenkarussel im Kopf .
Ich wünsche Euch alles Gute

Das beschreibt meine Tochter (15) damals mit Methylphenidat gut (Medikinet und Kinecteen ausprobiert). Die Lösung war für sie Atomoxetin. Mit Methylphenidat war sie hochkonzentriert, aber sie hatte keinen Spaß mehr, etwas zu unternehmen, rauszugehen, ihr Zimmer zu verlassen. Sie hat zunächst zusätzlich Atomoxetin genommenen und Methylphenidat als Ergänzung beibehalten, jetzt nimmt sie nur noch Atomoxetin und sie und wir sind hochzufrieden!

Vorher absolut kraftlos am Tagesende, weinende Anrufe vom Schulklo, weil sie den Lärm in der Schule nicht aushält, sehr schlechte Konzentration bei Desinteresse. Jetzt: Keine Reizüberflutung mehr, super viel Energie, Schule läuft gut, sie ist mit sich selbt zufrieden.

Bei ihr und meinem Sohn (13) haben wir ausschließlich Medikamente probiert und haben nahezu vollständige Symptomfreiheit. Andere Therapien sind nicht nötig. Es hat aber Monate gedauert, die richtige Medikamentenkombi zu finden. Also mach bitte weiter mit der Suche.

Viele Grüße
Katha

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Liebe Abrissbirne,

vielen Dank für deine Mühe und Sorge! Ja, ich habe mich sehr intensiv damit beschäftigt, was ADHS grundsätzlich für Auswirkungen hat und wie ich meinen Kindern umfassend helfen kann.

Liebe Katha, liebe Ratte,

danke für euren Zuspruch!

Meine Kinder kommen zum Beispiel nach der Schule nach Hause, weil Ihnen die Schulkindbetreuung zu anstrengend ist, ich unterstütze sie in ihren Sporthobbys, ermögliche Ruhe Zuhause, lasse mich anschreien und schmusen, begleite Hausaufgaben, begrenze Bildschirmgeräte, tue nix für meine Rente und habe viel Verständnis.

Grundlage des Schweizer ADHS-Weges scheint zu sein die fehlende Fähigkeit zu Struktur/Orga/Überblick von außen zu geben. Ich merke nur bei mir selber, dass ich das nur begrenzt kann und es mich unfassbar anstrengt, da meine eigene Struktur/Alltagsmotivation/Erinnerungsfunktion auch ADHS hat. Diagnose dauert und ich zweifle daran, dass ich mit wunderbaren Grundschulzeugnissen und nem Dr-Titel eine Diagnose bekomme.

Zusätzlich merke ich, dass das Nachfüttern von Schulkram, damit die Kinder überhaupt mitkommen, am Nachmittag, wenn mit und ohne Medis keine Konzentration mehr da ist, unsere Mutter-Kind-Beziehung beeinträchtigt. Der Schulkram muss in der Schule funktionieren. Am Nachmittag muss Zeit und Raum für Freunde, Sport, Ruhe, Outdoor und Zocken sein.

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Ich kann das sehr gut nachvollziehen.
Einer unserer beiden Jungs jetzt 19 und 22 hat mich Sicherheit auch ADHS
Ich habe alles getan neben dem Arbeiten um meine Jungs entsprechend zu fördern was mich Unmengen an Kraft gekostet hat.
Der älteste hat sein Abitur gemacht und eine Ausbildung nun studiert er auf Lehramt.
Der jüngere macht dieses Jahr sein Abi schafft aber die praktische Führerschein Prüfung nicht .
Ich hoffe er Schaft das Abi.
Das ganze hat mir 2 Burnouts eingebracht und vielleicht kann ich auch nie wieder arbeiten was ich wirklich bedauern würde.
Ich nehme jetzt Concerta ,habe viel probiert und ich denke das ist das Beste für mich
Mit Medis hätte ich sowohl meine Schulzeit als auch die Erziehungszeit bestimmt besser gemeistert.
Ich wünsche Dir das Du die richtige Entscheidung fällts und alles Gute

Ich finde es toll, dass deine Tochter so gut reflektieren und dir mitteilen kann, wie es ihr mit den Medikamenten geht! Das ist eine unglaubliche Ressource und absolut wichtig.

Als mein Sohn, jetzt 17, in der Grundschulzeit mit ADS diagnostiziert wurde gab es für uns leider absolut keine Aufklärung. Die Ärztin hat die Diagnose gestellt und gesagt, er soll Medikinet nehmen. Keine Aufklärung wegen der Nebenwirkungen, nur dass man auf das Gewicht achten muss. Wichtig war ihr, wie es in der Schule läuft und danach wurde die Dosis angepasst. Wir dachten damals, mit den Nebenwirkungen müsse man einfach leben.

Ich kann euch nur ermutigen, weiterhin achtsam zu sein und über positive als auch negative Wirkungen zu sprechen und sie auch zu protokollieren.
Vielleicht könnt ihr dazu auch diese niedlichen Ausmalbilder zum tracken nehmen. Ich weiß gar nicht wie die heißen… es gibt Bilder, wo man zum Beispiel Blätter an einem Baum unterschiedlich farbig ausmalt, je nachdem wie man sich fühlt. Das könnte man in verschiedener Form für die unterschiedlichen Bereiche wie Konzentration, Kopfschmerzen, Freude etc machen.
So könnte deine Tochter vielleicht noch besser nachvollziehen, wie welches Medikament wirkt und sie hätte mehr das Gefühl von Mitspracherecht, Kontrolle und Kompetenz bei dem Thema. Ich könnte mir vorstellen, dass sie dann auch eher bereit ist Medikamente zu nehmen, weil sie involvierter ist. Sie kann dann mit dir und der Ärztin kompetenter über gewünschte Wirkungen sprechen und ihr habt auch mehr in der Hand, wenn ihr beim Arzttermin seid.

Ob das so funktionieren kann weiß ich nicht, ich würde es mir aber wünschen. Das klingt für mich zumindest eher nach dem Weg, den ich mir damals für meinen Sohn gewünscht hätte.
Und wenn die Medis dann erstmal gut wirken und Kanäle zum Lernen geöffnet haben, kann man dann auch schauen, dass strukturgebende Strategien besser verinnerlicht werden. Aber erstmal muss ja dafür ein Weg frei sein.

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Meine Tochter hatte auch erst MPT retard bekommen, dann ohne retard … und sie wollte sie auch nicht nehmen. Sie sagte, sie fühlt sich dann immer so zitterig und das mag sie nicht. Sie ist ein stilles Mädchen und sehr dünn. Ich habe sie dann gelassen, denn was bringen bessere Noten, wenn sie sich nicht wohl fühlt. Ich möchte solche Entscheidungen mit meiner Tochter treffen und sie nicht zwingen. Ich stecke ja nicht in Ihrem Körper.

Wir haben dann nach 2 Jahren noch mal einen Versuch gemacht, und sie hatte danach immer einen heftigen Rebound. Sie würde mittags total wütig, was sie sonst nicht ist. Als ich dann selber mit ADHS diagnostiziert wurde und Elvanse bekam, wurde mir erstmal bewusst, dass jedes Medikament anders wirkt. Sie hat Elvanse ausprobiert und nimmt es jetzt freiwillig an den Schultagen in der kleinsten Dosis mit 20mg. Man kann die Elvanse-Kapseln auch öffnen und das Pulver selber runterdosieren. Vorteil an Elvanse ist für mich, dass es softer kommt und geht … und sie keinen Rebound-Effekt hat.

Vielleicht ist sie auch einfach „alle“, wenn sie ihre Kapazitäten im Unterricht aufgebraucht hat, und hat dann keine mehr zum Spielen. Meine Tochter muss zwischendurch auch an die „Ladestation“ in Form von Ruhe und Pausen. Sonst geht gar nichts mehr. Und Schulkram „nachfüttern“ haben wir komplett aufgegeben. Da geht nichts mehr rein und wir versauen uns unnötig uns gutes Verhältnis miteinander. Sie wird nun auch keine Quali fürs Abitur bekommen. Aber dann geht sie eben aufs Berufskolleg und macht ihr Fachabitur in Gestaltung. Denn da liegt ihre große Stärke. Schule ist einfach nicht nicht neurodivergente Kids gemacht.

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Also wenn Kinder Letzteres denken, dann hat ein Erwachsener sie voreingenommen gemacht. Das denkt sich ein Kind doch nicht selbst aus.

In diesem Forum schrieb eine Jugendliche mal das sich Hobbies unter MPH wie Hausarbeit anfühlen… auch mein Kind lacht erst wieder wenn das Medikament „durch“ ist. Er hat keine Lust mehr auf gar nichts und ist schwer zu montieren mal vor die Türe zu gehen am Nachmittag. Elvanse haben wir gerade zum Testen. Das wirkt halt ewig und unterdrückt bei ihm dem Hunger und Durst extrem…
Vielleicht hilft es deine Tochter besser zu verstehen!?

Mein Sohn ist unter Medikamenten vom Verhalten her genau der Junge, der er immer ist. Der gerne mit seinem Banknachbarn ratscht und nie um einen Spruch verlegen ist. Aber er ist vom Kopf her viel wacher, fokussierter und kann so im Unterricht ganz normal mitarbeiten. Im Gegensatz zu früher trifft er sich mit Medikamenten auch wieder gerne mit Freunden und hängt nicht mehr nur daheim vor Handy oder TV. Und er liest Bücher, das war ihm früher viel zu anstrengend. Und er ist vom Sozialverhalten her „normal“, hat keinen Ärger mehr mit den anderen Kindern (früher gab es immer wieder Konflikte).
Vielleicht wäre bei euch ein anderes Medikament passender? Oder eine niedrigere Dosierung? Unser Arzt meinte, dass man eine zu hohe Dosierung daran merkt, dass die Kinder teilnahmslos werden (ob das stimmt, weiß ich nicht), das klingt ein bisschen so bei euch.
Für meinen Sohn bedeuten die Medikamente Lebensqualität, er möchte nicht mehr darauf verzichten.

Ich habe wenig Erfahrung mit der unterschiedlichen Wirkweise von ADHS-Medikamenten. Mein Sohn nimmt seit gut einem Jahr 15mg Medikinet ret, mittlerweile nur noch für die Schulzeit und nicht an Wochenenden oder in den Ferien. Wir haben anfangs ein wenig an der richtigen Dosierung schrauben müssen, aber im Moment scheint das gut zu passen.

Die Entscheidung für eine Medikation habe ich nicht alleine getroffen, mir war damals sehr wichtig, dass mein Sohn (damals 10 Jahre) genau versteht, wie ihm das Medikament helfen kann und welche Nebenwirkungen es haben kann. Er hat damals eingewilligt das zu versuchen, und auch wenn er manchmal darüber klagt, dass er in der Schule nicht mehr so toben kann wie er gerne möchte und auch tagsüber keinen Appetit hat, will er wochentags nicht auf das Medikament verzichten. Rumhotten kann er dann nachmittags und wochenends.

Mir ging es damals nicht um herausragende schulische Leistungen, sondern einfach darum, dass Schule und Lernen für ihn keine Qual ist. Er soll einfach die Möglichkeit haben, all das mitnehmen zu können, was ihm Rahmen seiner Möglichkeiten ist, eine Professur in Mathe oder Quantenphysik erwarte ich gar nicht. Er geht in die 5. Klasse einer Stadtteilschule („Gesamtschule“) und wir haben das Glück, dass er in einer Modellklasse („Anders Lernen in der digitalen Welt“) ist, die hervorragend zu ihm passt. Ein

Würden für ihn die Nebenwirkungen überwiegen und er an (Schul-)Lebensfreude verlieren, würde ich das auf jeden Fall ernst nehmen und mit dem KJP ins Gespräch gehen, um eine Alternative zu erwägen. Denn am Ende sind m.M.n. die Medikamente dazu da, den Kindern das Leben zu erleichtern und nicht es ihnen schwerer zu machen, insbesondere wenn kein hohes Aggressionspotential vorliegt.

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