8jähriges Kind, ADHS, HB, HS, ASS und Erfahrungen mit Ritalin

Hallo,

wer hat Erfahrungen gemacht mit folgenden Themen: Kind 8jährig. Folgende Besonderheiten treffen auf ihn zu. ADHS, Hochbegabung, Hochsensitiv, und wahrscheinlich noch Autismus (Asperger).

Das Kind wurde abgeklärt, weil es für ihn in der Schule sehr schwierig wurde, das Kind fühlte sich nicht mehr gut. Wir haben dann im September den Entschluss gefasst, dem Rat der Psychologin und Ärztin zu folgen und mit Ritalin zu starten.

Vorab haben wir mit Risperdal angefangen, in der Hoffnung, dass er einen Reizschutz erhält und seine vielen Ängste weniger werden. Risperdal (extrem tiefe Dosierung 0.125ml) hat ihm geholfen, weniger Ängste zu haben, was ihm mehr Selbstsicherheit gegeben hat.

Mit Ritalin haben wir ganz langsam angefangen zu dosieren und in der Schule ist der Effekt da, dass er körperlich jetzt nicht mehr aktiv ist, sondern sehr ruhig. Allerdings ist er nach wie vor sehr stark abgelenkt und sieht und hört alles was im Klassenzimmer geht und verpasst die Auftragsverteilung, Informationen der Lehrer. Ich habe mir erhofft, dass das Ritalin auch mehr in dieser Richtung helfen könnte.

Für uns zu Hause wäre eine Medikation nicht nötig. Er ist ein aktives Kind, er ist nicht aggressiv gegen andere, er zieht sich eher zurück wenn er merkt dass was unrechtes geschieht und will schlichten. Wenn er in Bedrängnis kommt, so wehrt er sich verbal, aber nicht körperlich.

Mich würde es interessieren, ob jemand auch diese Erfahrung gemacht hat, dass das Kind zwar körperlich ruhig wurde, aber die Aufmerksamkeit noch nicht „eingelenkt“ hat.

Da er kognitiv gut dabei ist, kommt er noch gut mit in der Schule. Ihm selber geht es besser, seit er die Medikamente erhält. Früher war er nach 4 Std. Schule fertig mit der Welt und brauchte 4 Std. Ruhe. Heute verbraucht er in der Schule viel weniger Energie und hat Ressourcen um noch mit anderen Kindern draussen zu spielen.

Hat jemand einen ähnlichen Weg?

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Hallo und herzlich Willkommen, SiFi,

Also das alte Hibbelkind kann aus eigener Erfahrung nur sagen, dass die Medikation Lernprozesse ermöglicht, die ohne nicht möglich war.
Ich kann mir vorstellen, dass es dem beschriebenen Kind ähnlich geht wie mir: Es muss lernen, dass nicht jeder soziale Reiz relevant ist.
Und dass das besonders vor dem Hintergrund von ASS und in Anbetracht der Zurückhaltung der Fall ist. Dass er jetzt mehr Kraft hat, ist ein gutes Zeichen, aber er hat das jetzt eben immer so praktiziert, das ist jetzt so verinnerlicht. Das Beobachten / Kontrolle des sozialen Umfelds erscheint eben gerade bei einer leicht autistischen Auslenkung „überlebenswichtig“. Da die Aufmerksamkeit bewusst lenken zu lernen, das könnte eine therapeutische Aufgabe sein.

Als Erwachsene arbeite ich mit Achtsamkeitsmeditation und merke, dass die Medikation tatächlich nur mit Achtsamkeit o.ä. (im Sinne eines Lernprozesses) funktioniert.
Was nicht funktioniert ist, an der Dosierung rumzuschrauben. Bei Euch klingt die schon recht gut, oder wie fühlt sich das für Dich an?

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Hallo Sifi,

ja, wir haben teilweise ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich habe übrigens Abschnitte eingebaut, damit es übersichtlicher wird.

Unser Sohn ist 9. Er hat eine ADS (meist) ohne H und vermutlich auch Anteile von ASS.

Er bekam mit viereinhalb zum ersten Mal Methylphenidat (Wirkstoff von Ritalin). Und da hatten wir den gleichen Eindruck wie du, er wurde sehr ruhig und passiv, zu sehr für unseren Geschmack. Genauer: Die Einzeldosis 5 mg (halbe Tablette) war schon zu viel, eine Vierteltablette (2,5 mg) zu wenig, der Kompromiss war eine Dritteltablette (also 3,33 mg).

Wir wollten schon früher umsteigen auf Attentin (Wirkstoff Amfetamin), die Ärztin wollte das aber nicht geben vor dem 6. Geburtstag. Der Umstieg war gut, er wird mit Attentin aufmerksamer und strukturierter, aber nicht zu ruhig. Seine Dosis morgens ist 3,75 mg, mittags 2,5 mg (also eine Dreivierteltablette und später eine halbe Tablette von der 5-mg-Dosis). Damit der Abend harmonisch abläuft, bekommt er dann manchmal noch eine Vierteltablette (2,5 mg) Methylphenidat.

Merci Dir für Dein Feedback und Einblick in Dein Sein. Finde Deinen Input sehr wertvoll, „lernen dass nicht jeder soziale Reiz relevant ist“. Und dass eben diese Aktivität überlebenswichtig sich anfühlt bei möglichen autistischen Zügen. Das ist für mich ein ganz toller Input. Eben die Kontrolle zu haben, alles im Überblick zu haben. Das könnte ziemlich gut nach meinem Kind kommen.
Achtsamkeit zu trainieren mit ihm finde ich recht schwierig. Wir haben da den Zugang irgendwie noch nicht ganz. Wir haben schon einiges ausprobiert „stillsitzen wie ein Frosch“. Aber ich könnte mal versuchen in ein Umfeld zu gehen das ihm nicht so behagt und versuchen da herauszufinden, ob er eine Strategie anwenden könnte, damit ihn diese Reize nicht überreizen. Wie z.B. Augen nach unten richten und 10 mal tief ein und aus atmen…
Oder wie würdest Du Achtsamkeit in einem Schulzimmer anwenden? Kopfhörer ist nur teilweise möglich, wenn keine INfos der Lehrer kommen oder keine Guppenarbeit ansteht.
Merci für Deine Worte

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Merci auch Dir für Dein Feedback und Einblick wie es bei euch ist. Ja unser Sohn reagiert auch unglaublich auf kleine Dosierungen. Wir haben zum Glück eine Psychologin die die Hochsensibelität sehr ernst nimmt. Wir gehen jetzt mal mit 2mg runter für die Schule und schauen, welche Auswirkung das hat. Wir haben jetzt erst vor 4 Wochen angefangen mit Ritalin.
Wie äussert sich bei euch die Anteile von ASS? Ich finde es unglaublich schwer, dass man nicht einfach einen Tropfen Blut nehmen kann und daraus sieht: ihr Kind hat…
Merci für Deine Zeit, ich werde man nach dem Produkt Attentin kucken und zu einem späteren Zeitpunkt mit der Ärztin besprechen. Wir haben jetzt eine sehr strenge Zeit hinter uns seit August (Schule etc.) und jetzt kommt die Adventszeit. In dieser Zeit braucht unser Sohn immer viel Ressourcen… in der Schule gibt es ständig Überraschungen und Stundenplanänderungen, das mag er gar nicht und meist steigt er dann in der 3. Dezemberwoche aus. Ist das bei euch auch so?

Da müsste die Lehrperson aktiv werden… vielleicht gibt es eine Reiz-Reaktionskette, z.B. ähnlich wie ein Klickertraining, aber natürlich unaufällig? … hat jemand Ideen oder Erfahrungen?
Abgesehen davon: Wenn sich jetzt bereits eine Verbesserung gezeigt hat, dann kann man auch schauen was von selber kommt.

Achtsamkeit kann man auch daheim erlernen - auf Spaziergängen, beim Sport, Zeichnen, Musik machen. Und Stück für Stück wird es besser werden: in kleinen und später in großen Gruppen.
Eine ganze Schulklasse ist auch für nicht-betroffene Kinder Stress…
Arbeit wird es immer bleiben.

Hallo Sifi,

ich würde auch sehr vorsichtig mit Risperidon sein. Okay, die Dosis ist gering, aber es ist ein Antipsychotikum und weit weniger harmlos als Stimulanzien.

Das was ihr euch davon erhofft, sollten eigentlich die Stimulanzien bringen, wenn ihr das richtige gefunden habt und die Dosis stimmt.

Und denk nochmal über den Satz nach Für uns zu Hause wäre eine Medikation nicht nötig.

Es geht dabei ja um ihn und nicht um euch, und ADS hat er nicht nur in der Schule. Die bessere Wahrnehmung, die ein Stimulans ermöglicht, wäre auch zu Hause ein Vorteil, und er könnte sich besser entwickeln und hätte vielleicht ein besseres Selbstwertgefühl.

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Ja das ist auch ein guter Iput wegen zu Hause und der Entwicklung. Ich werde das auf dem Radar behalten. Erfolgserlebnisse sind so wichtig. Er geht übrigens deshalb auch noch in ein Mentorat, 2 Lektionen alle 2 Wochen, indem er eine 1:1 Lernsituation hat, sich Strategien erarbeiten kann und wo er sehr viel Bestätigung ausserhalb des Elternhauses erhält, dass sein schnelles, aktives Denken toll ist. Merci für Deine Zeit.

Ich werde mich tiefer in das Thema Achtsamkeit einlesen und vielleicht finde ich auch noch etwas für die Lehrperson. Ich sehe an Deinem Hinweis „aber natürlich unauffällig“ :-), dass Dir diese Situationen bekannt sind. Und in der Tat, die Schulklasse ist eine herausfordernde Situation. Merci auch Dir für Deine Zeit und Hilfe :-).

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Hallo, das klingt aber sehr herausfordernd, ich kann mir gut vorstellen, wie anstrengend das sein muss.

Mein ADHS diagnostizierter Sohn hat auch Asperger, der andere ist HB und hochsensibel…

Und ich habe zwar „bloß“ neuerdings die Diagnose ADS, aber seit dem Eltern-Autismustraining erkenne ich an mir gewisse autistische Züge, bin auch sehr sensibel und schätzungsweise in Teilbereichen recht hoch begabt.

Also zumindest hab ich das alles mindestens unterhalb der Diagnostikschwelle und bin tatsächlich jemand, die unbedingt ein, zwei, dreimal am Tag eine kleine Achtsamkeitsmeditation bräuchte. Ich nehme ADHS Medikamente und brauche egal wovon sehr viel weniger als die Norm, dafür aber etwas schneller nacheinander bzw. überlappend, weil ich offenbar auch sehr sensibel auf die Schwankungen des Pegels reagiere.

Ich kann die App Insight Timer wärmstes empfehlen, schau mal in der Suchfunktion danach, je älter die Einträge, desto mehr habe ich beschrieben. Das ist auch für die Eltern sehr gut zum Kraft schöpfen. Die App hat sehr schöne Sachen auf Deutsch und für Kinder! Schau mal nach der Regenbogenmeditation… Patrick Lynen hat gute Sachen, Emina, … auch gegen Ängste oder zum Einschlafen…

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Herzlichen Dank für Deinen Einblick. Gerne suche ich nach Infos zu Insight Timer.
Ja es ist eine Herausforderung. Da bei unserem Sohn (wir sind Adoptiveltern) noch ein frühkindliches Trauma vorliegt/vorlag, habe ich schon relativ früh ein ausführliches Traumapädagogik Seminar besucht und und habe diesen „Erziehungsstil“ uns angeeignet. Durch die aktuelle Zusammenarbeit mit der Psychologin mussten wir feststellen, dass genau diese umprogrammieren von uns Eltern uns enormst geholfen hat, dass unser Sohn jetzt viele Strategien sich antrainiert hat und er tolle Fortschritte machte. Die Psychologin (ehemals arbeitete sie in einer Klinik mit autistischen Kindern) meinte, das wäre auch genau der Weg, den man mit einem autistischen Kind gehen müsste. Somit haben wir vieles richtig gemacht, das gibt mir Sicherheit. Schwierig ist es einfach, wenn unser Sohn im „Aussenbereicht“ ist und ich wie nicht die Möglichkeit habe genügend mitzuarbeiten um die richtige Strategie mit ihm auszuarbeiten und zu trainieren. Leider sind häufige Schulbesuche nicht möglich und die Lehrer sind mit den Themen überfordert. So muss ich kucken, wieviel gebe ich ihnen weiter, damit sie nicht konfus werden… kennt ihr bestimmt auch.

Darf ich fragen wie euer ADHS/ASS Kind in der Schule funktioniert? Habt ihr medikamentöse Unterstützung?

Und darf ich fragen wie euer HB/HS Kind lernt mit dem HS im Schulumfeld umzugehen? Hat er auch Strategien?

Erahnen Deine Kinder auch, dass z.b. ein Overload Tag/Zeit ansteht und suchen sich Auswege?

Merci für Deine Zeit.

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