Ablenkung durch die eigenen Gedanken - Assoziatonen

Heute habe ich bei der Arbeit folgendes bemerkt: ich habe etwas bearbeitet und auf einmal dachte ich an eine bestimmte Angelegehenheit und fühlte mich traurig. Mein Gehirn wollte aus Gewohnheit dieser Sache „nachgehen“ - also es hat sofort angefangen, darüber nachzudenken, wollte es durch-denken, etwas herausfinden, eine Lösung finden…

Am Wochenende habe ich mir eine Karte mit einem „Stop“-Symbol angefertigt und das hat scheinbar heute gleich nachgewirkt, denn ich habe mir dann gesagt: Stop! Was tust du gerade? Du wolltest fokussiert diese Sache abarbeiten und dich nicht ablenken lassen, also zurück zum Thema!

Das Gefühl war aber noch da und deshalb hielt ich es für nötig, herauszufinden, wie es überhaupt entstanden ist bzw. wie ich gedanklich überhaupt zu diesem bestimmten Thema gelangt bin.

Ich habe also die Gedanken zurück verfolgt und konnte genau nachvollziehen, wie eine bestimmte Information, die ich während der Bearbeitung der Aufgabe gelesen habe (die nichts mit mir zu tun hatte und erstmal gar keine Emotion bei mir ausgelöst hätte) - wie diese Information also einen bestimmten Gedanken in mir ausgelöst hat, dieser Gedanke ergab einen anderen Gedanken und jener den nächsten - bis ich bei dem Thema landete, was mich traurig machte.

Als ich das nachvollzogen hatte, wusste ich, dass es jetzt gar keinen Grund gibt, mich mit der Sache, die mich traurig machte, zu beschäftigen, sie war rein willkürlich durch eine Assoziationskette in meinem Bewusstsein aufgetaucht. Es handelte sich auch um nichts, wo ich irgendetwas tun oder ein Problem lösen könnte, um nichts, was in diesem Moment wichtig gewesen wäre, um weiter darüber nachzudenken (ich versuche oft, Probleme durch Nachdenken zu lösen und grüble dann vor mich hin, was natürlich überhaupt nichts bringt, außer, dass ich mich schlecht fühle).

Erlebt ihr das mit den Assoziationsketten auch so? Und habt ihr Strategien, wenn ihr merkt, dass euer Geist auf Wanderschaft geht, während ihr euch auf etwas konzentrieren wollt, wie ihr ihn zurückholt, ohne dass ihr das Gefühl habt, etwas sei unerledigt? Bei mir war heute halt die Strategie, den Gedanken zurück zu verfolgen. Ich hoffe, dass ich, wenn ich das öfters erlebe, merke, dass es immer der gleiche Ablauf ist und ich also gar nicht jedes Mal dieses Rückverfolgen durchführen muss, sondern einfach sagen kann: okay, dein Geist ging wandern, deshalb fühlst du dich jetzt so und so, aber nun zurück zum Thema bitte.

@Dreamy
Ich finde richtig gut und hilfreich was du geschrieben hast! Danke dafür :grinning_face_with_smiling_eyes:. Ich kenne das nur zu gut, besonders stark assoziere bzw. verliere ich mich in Gedanken wenn ich alleine bin. Achtsamkeit ist da auch ein gutes Thema.

Am produktivsten bin ich wenn eine Person ruhig neben mir arbeitet. Dann ist meine Konzentration weniger nach innen gerichtet.

<LINK_TEXT text=„https://www.tagesspiegel.de/wissen/psyc … 20226.html“>Psychologie: Wir Tagträumer - Wissen - Tagesspiegel</LINK_TEXT>

mind wandering eben… nebenbei stellt sich die Frage, ob das, was neurobiologisch für Kreativität steht, nichts anderes ist als mind wandering und somit nichts anderes ist als ADHS…

…ich selber bekomme dieses mind wandering und aber dabei auch Einfälle und Lösungswege für bestimmte Dinge recht gut beim Autofahren auf einer Autobahn, die nicht zu sehr befahren und die gerade ist… die A5 von Karlsruhe nach Freiburg nachts oder abends auf der rechten Spur fahren, wenn nicht zu viel los ist dort… das ist eine Art meditativer Zustand für mich…

mind wandering hat Vorteile und Nachteile , dazu <LINK_TEXT text=„http://www.noz.de/deutschland-welt/kult … -jahre-alt“>http://www.noz.de/deutschland-welt/kultur/artikel/803168/medicus-autor-noah-gordon-wird-90-jahre-alt</LINK_TEXT> “Nur wenige Fans der ab 1986 erschienenen „Medicus“-Triloge, die die Medizinerdynastie der Familie Cole im Mittelalter beschreibt, werden von der Tortur wissen, der Gordon sich beim Schreiben unterziehen musste. Wegen einer erst im Alter von 70 Jahren diagnostizierten Aufmerksamkeitsdefizit-Störung (ADHS) quälte Gordon sich oft über Stunden, um klare Gedanken zu fassen und zu Papier zu bringen. „Eine Fülle, ein Überangebot schneller Gedanken“ sei ihm dabei durch den Kopf gerauscht, sodass er sich übermäßig stark konzentrieren musste, um gedanklich überhaupt bei einem Thema zu bleiben. “

Also bei mir tut sich da nichts Kreatives, es sind hauptsächlich lineare Assoziationsketten. Es ist bei mir auch alles andere als ein meditativer Zustand. Es kommt nichts „herbeigeflogen“ oder so, sondern ein Gedanke ergibt den nächsten Gedanken, in zusammenhängender Reihenfolge. Daher kann ich ja den Gedanken-Gang auch so gut zurück verfolgen.

Ich kann auch gut phantasieren, aber auch da spinne ich eher etwas, was schon ist, weiter.

@Dreamy
Wirklich ohne Kreativität und Lineal? Das finde ich ungewöhnlich. Es ist bestimmt auch eine große Stärke wenn du deine Gedanken klar zurück verfolgen kannst.

Für mich wäre das nicht möglich, ich springe von einem zum anderen. Ich denke an den Urknall und lande bei einem Böller der in fast unendlich langsamer Zeitlupe explodiert und spinne mir ein Universum in dieser Explosion zusammen. Dann denke ich mir vielleicht feiert Gott einfach nur Silvester und unser Universum ist der Böller :joy:. Mir gefällt die Vorstellung :grin:

@Nordi Also phantasieren tu ich schon auch. Ich spinne aber wie gesagt eher Gedanken weiter. Wenn mir z.B. gerade irgendetwas fehlt und ich überlege, wie ich es bekommen könnte, dann kann ich mir quasi eine Geschichte ausdenken, was sich jetzt abspielen könnte, damit ich diese Sache bekomme. Ich bin dann so in dieser Geschichte, dass ich mich richtig freue, als wäre das, was ich mir ausgedacht habe, Realität geworden. Das kann man dann wohl doch kreativ nennen :slight_smile:

Kennst du so etwas auch?

Aber diese heftigen Gedankensprünge habe ich, glaube ich, nicht (ich kenne das von zwei Menschen, wo ich regelmäßig denke: wie kommt der/die denn jetzt DARAUF? - bzw. frage ich das auch direkt nach). Ich schweife auch gern mal ab, aber dann deshalb, weil etwas Zusätzliches für mich in dem Moment auch wichtig ist, zu erzählen, oder weil es meiner Meinung nach zusammenhängt, und dann komme ich aber fast immer wieder zum eigentlichen Thema zurück. Manchmal verliere ich dabei auch den Faden, aber wie gesagt, meistens finde ich ihn wieder.

@Dreamy
Jetzt verstehe ich was du meinst. Ja ich spiele die Dinge in meinem Kopf auch ziemlich durch. Wie würde die Person reagieren, was würde sie sagen usw. So If than Elese mäßig. Quasie wie ein Film. Mir macht es auch Spaß und freue mich wenn ich mein Kopfkino dann so umsetzen kann. Oft ist das Kopfkino dann schon 60% der eigentlichen Freunde :joy:

@Nordi Ich bezog mich aber nicht auf fiktive Gespräche, sondern eher Situationen. Beispiel: ich hab Lust auf ein Eis, sitze aber irgendwo in der Einöde, wo es weit und breit kein Eis gibt. Dann höre ich vielleicht eine Fahrradklingel in der Nähe und PLOPP springt mein Gehirn darauf an und ich sage: Aaaah, das ist wohl ein Eiswagen! - Die Person, mit der ich zusammen bin, sagt dann evtl: Hier kommt doch kein Eiswagen vorbei! Schon gar nicht im Januar! - Daraufhin spinne ich weiter: Doch, natürlich! Ich bin ja nicht die Einzige, die jetzt gern Eis hätte, und das weiß der. Ich glaube, er hat sogar Erdnussbutter-Butter-Toffee-Eis, oh wie toll, ich freu mich so drauf, ich werd gleich zwei Kugeln nehmen :slight_smile: Mann, ist das toll, dass hier jetzt tatsächlich ein Eiswagen vorbeikommt, ich kann es kaum glauben :slight_smile:

Also sowas z.B. :smiley:

Und das mach ich wohl nur, wenn ich in Gesellschaft bin. Ich tue dann vor der anderen Person so, als würd ich wirklich dran glauben, und wie gesagt fühlt es sich während des Phantasierens auch so real an - ich habe keinen Schimmer, warum ich das tue :slight_smile:

@Dreamy
Ich habe es mir gerade vorgestellt wie du da sitzt
:joy::joy::joy:.

@Dreamy Na toll, jetzt hab ich auch Lust auf ein Eis… :lol:

:wink: