AD(H)S-Diagnose und Medikamenten Alternativen

Hallo Liebe Alle,

ich (m, 28 Jahre) bin neu hier und habe vor kurzem die Diagnose ADS ohne H bekommen, was mich ziemlich überrascht hat.
Ich war die letzten Jahre eigentlich relativ glücklich mit meinem Leben…,nur seit 6-7 Monaten habe ich eine depressive Verstimmung quasi aus dem nichts entwickelt, aus der ich bisher leider noch nicht rausgekommen bin. Appetit ging runter. Interessen sanken. Begeisterung ging zurück…jetzt ist das Leben irgendwie langweilig, ich kann schwer bist garnicht mehr genießen, es fühlt sich an als käme man aus dieser Situation nie wieder raus…das ist echt unangenehm. Ich war eigentlich immer ein Lebensbejahender Mensch.

Nun wurde mir Medikinet Adult verschrieben, zuerst 1x täglich 10Mg…zuletzt 40Mg…bis auf Müdigkeit ca. 1 Stunde nach Einnahme und Appetitverlust verspüre ich keine positiven Veränderungen. Ich esse eigentlich gut vor der Einnahme. Daran kanns also nicht liegen…

Ich kann mich auch trotz Medikinet leider immernoch nicht so richtig konzentrieren und mir schwer Dinge merken, egal wie interessant ich mein aktuelles Buch auch finde…

Meine Frage: Kennt ihr alternativen, die die Medis ersetzen können?

Oder gibt es hier vielleicht Leute, die trotz Diagnose keine Medis nehmen und damit gut zurechtkommen?

Achja und gibt es einen Zusammenhang zwischen Medikinet Adult und einem Libido-Rückgang?

Vielen Dank schonmal fürs lesen und fürs eventuelle antworten :slight_smile: !

Hallo & Willkommen hier

Ich machs mal ganz grundsätzlich:

Ja, es gibt durchaus Alternativen zu Medikinet. Allerdings gehört auch zu einer Alternative natürlich eine gewisse Einstellungszeit dazu. Ebenso wie beim Medikinet. Ich denke mal Du bist auch in (Fach)Ärztlicher Behandlung? Dann sprich das alles doch mal konkret beim Doc an. In der Tat ist es so, dass die (Handvolle) Medikamente jeweils unterschiedlich bei ADSler wirken (oder eben auch nicht) und das nicht selten ein bisschen „Rumprobiererei“ ist am Anfang (Ich selbst komme mit Medikinet super klar).

Zu der „Depression“: Da ist natürlich eine gänzlich andere „Baustelle“ und wird sich aller Voraussicht auch nicht (nur) mit Medikinet lösen lassen. Zwar habe ich persönlich durchaus einen gewissen „positiven Aufschwung“ in der Grundstimmung bemerkt seit ich Medikinet nehme, liegt aber wohl eher daran, dass ich eben die Baustellen beim ADS damit besser angehen kann. Wenn Du jetzt allerdings schon länger in so einem „Loch“ festhängst, sollte man -parallel zum ADS- natürlich auch daran arbeiten.

Und ja… Es mag sicherlich auch ADSler geben, die völlig auf eine medikamentöse Behandlung verzichten, ich persönlich könnte es mir aber nicht vorstellen. Bin jetzt 40, seit nicht ganz einem Jahr mit ADS diagnostiziert/in Behandlung mit Medikinet und möchte die „Vorteilen“ nicht mehr missen. Da war das „Leben“ vor der EInahme vom Medikinet viel zu „chaotisch“. :wink:

Viele „infos“ findest Du übrigens auch auf der „Mutterseite“ des Forums: adxs.org

Hallo,

Darf ich fragen, warum du eine ADS-Diagnose bekommen hast, obwohl es doch auf den ersten Blick nach einer Depression aussieht? Konzentrationsprobleme und andere Symptome, die man mit ADHS in Verbindung bringt, kommen ja auch bei anderen Störungen vor, z.B. eben bei einer Depression.

Und selbst wenn du ADS hast, würde man nicht dennoch erst die Depression behandeln? Hinter dir hast du sie ja offenbar noch nicht…

Was die Libido angeht: Sie kann zurückgehen, aber auch zunehmen bei Stimulanzien. Im Gegensatz zu den klassischen Antidepressiva, bei denen fast immer die Libido zurückgeht oder andere sexuelle Probleme auftreten.

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Erstmal vielen Dank für die Antwort :slight_smile:

Kannst Du vielleicht einmal etwas genauer schildern inwiefern Medikinet Dir hilft? Bzw. was sich genau bei Dir verbessert hat? Oder kann man das so pauschal nicht sagen?

Also zuerst wurde bei mir eine mittlere depressive Episode diagnostiziert und im Laufe der Gesprächstherapie ergab sich wohl die Erkenntnis, dass da ein ADS hintersteckt. (Fragen zur Kindheit, häufig abgebrochene Ausbildungen, impulsives Verhalten, dieses „Freunde vor den Kopf stoßen“ Phänomen, sich anders als die meisten hier auf dieser Welt zu fühlen…) Das hatte ich schon immer und deutet wohl alles irgendwie daraufhin, dass an der ADS Diagnose was dran ist.

Da ich sehr großen Respekt vor Antidepressiva habe, kommt eine Behandlung damit für mich eigentlich nicht infrage.
Ich weiß allerdings auch noch nicht, wie ich aus diesem Loch auf Dauer wieder rauskomme.
Für Anregungen oder Tipps bin ich aber sehr offen!
Ich will so schnell wie möglich einfach wieder das Leben genießen und Spaß haben können…

Woraus ergibt sich dieser „Respekt“? Hast Du schon Erfahrung mit Antidepressiva gemacht?

  • Wenn nein, ist Deine Ablehnung unbegründet. Du wirst nur wissen, ob Dir Antidepressiva helfen, indem Du einer Behandlung zustimmst. Viel zu verlieren hast Du ja nicht, es handelt sich nicht um eine Amputation. :sunglasses:

  • Wenn ja, mit welchen? Es gibt schon recht unterschiedlich wirkende (oder auch unterschiedlich nicht wirkende) Präparate.

Letztendlich kannst Du nur zusammen mit dem behandelnden Arzt eine Entscheidung treffen. Niemand wird Dich zur Einnahme irgendwelcher Medikamente zwingen. Wenn die Alternative dein tiefes Loch ist und du die (potenziell mögliche) medikamentöse Abhilfe von vornherein ablehnst, könnte jemand auf die unfeine Idee kommen, dass der Leidensdruck noch nicht hoch genug ist.

Es kann natürlich sein, dass Deine Depression auf Antidepressiva nicht reagiert. Das soll auch vorkommen, und zwar nicht allzu selten. Doch auch hier gilt: Versuch macht kluch.

Hallöchen,

also bei mir will man ADS gerade nicht diagnostizieren weil eben die Depression noch im Raum steht. Vergesslichkeit, mangelnde Aufmerksamkeit, Antriebslosigkeit, Appetitmangel, Libidoverlust, freudlose Stimmung usw. sind eben auch alles Symptome einer Depression.

Meinen Ärzten ist das wohl bisher zu heikel, die Krankheitsbilder voneinander abzugrenzen. Erst soll die Depression behandelt werden und dann soll ich mich nochmal auf ADS testen lassen.

Dass du Bedenken wegen Antidepressiva hast, kann ich nachempfinden. Geht mir genauso. Ich hatte meine Hausärztin mal darauf angesprochen und sie riet mir davon ab. Ich soll nur dann darauf zurückgreifen, wenn ich das Gefühl habe, dass ich es anders nicht mehr aus der Depression herausschaffe. Angehen muss ich meine Probleme so oder so. Ob mit oder ohne Medikamente.

Für mich ist es aber sehr beruhigend, zu wissen, dass es die Möglichkeit auf Medikamente noch gäbe, falls es mal richtig schlimm werden sollte. Und dann würde ich sie auch nehmen.