AD(H)S und die Mid-Life-Crisis

Hallo Alle,

auch wenn das ein unscharf definierter Begriff ist, kommt man im Leben ggf. in eine solche Phase. Zumindest würde ich meinen Zustand gerade als Mid-Life-Crisis bezeichnen. Im Prinzip läuft’s eigentlich gut im Leben, aber irgendwie fühlt sich das nicht so an. Soweit, so häufig (ich kürze hier mal ab). Die brauchbaren Ansätze zur Bewältigung der Situation basieren meist auf einer Neu-Orientierung im Leben. Ein Cabrio kaufen oder mit der Yoga-Lehrerin nach Bali durchbrennen gehören wohl eher zu den nicht-brauchbaren Ansätzen.

Eine Neuorientierung erfordert Selbstbeobachtung bzw. -erkenntnis, das Finden neuer Ziele und das Verfolgen dieser. An der Stelle, habe ich das Gefühl, dass einem AD(H)S dabei ziemlich zwischen die Beine grätscht. Vielleicht ist das für Neurotypische ebenso schwer, aber so genau konnte ich das nicht heraus finden. Da habe ich vielleicht die falschen Leute gefragt.

Warum ich vermute, das AD(H)S das ganze schwieriger macht:

Erstmal der Leidensdruck. Um mich rum ist eigentlich alles gut. Sicherer Job, gutes Klima auf der Arbeit, sichere zwischenmenschliche Beziehungen um mich herum und der Luxus, dass ich mich von schädlichen Menschen einfach fern halten kann. Die Abkürzung wäre jetzt, dass mein Kopf damit zufrieden ist und ich glücklich bis zum Ende lebe. Mein Kopf: „Boah ist das langweilig und reizlos.“ „Weißt Du noch damals, wie spannend das
war…“ „Warum hast Du damals eigentlich nicht das gemacht…?“

Selbstbeobachtung ist auch nicht so einfach. Sollte ich auf die Frage „Was ist mir wichtig?“ antworten, würde ich darauf zu sehr viel oder sehr wenig antworten. Sollte ich das priorisieren wäre ich überfragt. Wenn ich das dann „einfach“ aus dem Bauch raus machen sollte, dann hätte man vier Sortierungen, obwohl man mich nur drei mal gefragt hat.

Finden neuer Ziele… Meine alte Methode war „Das interessiert mich, das mach’ ich.“ 'ist bisher gut gegangen, auch wenn ich öfter fest gestellt habe, dass ich keine Ahnung hatte, auf was ich mich dabei eingelassen habe. Diese Strategie wird mit zunehmendem Alter eher unpassend. Die Gelengeheiten auf einen neuen Zug aufzuspringen werden seltener, bzw. man muss sie selber herbei führen. Außerdem bekomme ich mit der Zeit doch eher den Anspruch etwas planvollere Entscheidungen zu treffen.

Verfolgen von Zielen… das ist ein Klassiker. Wie bleibt man an was dran? Das brauche ich vermutlich nicht näher ausführen.

Und jetzt meine Frage:

Wo in der ADHS-Welt wurde darüber geschrieben?
…oder, was sind Eure Erfahrungen?

Einen passenden Thread habe ich hier nicht gefunden. Bücher im Netz auch nicht, bei Erfahrungsberichten (in Netz) nur solche, die mit extremen Lebenswandel zu tun haben (aus toxischer Beziehung gelöst, Sucht in den Griff bekommen, … ).

Grüße

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