AD(H)S und Medikinet, Wirkung und Nebenwirkung; wie kommt man über den Tag

Liebe Community,

Da dies mein erster Post ist, möchte ich kurz etwas zu meiner Persönlichkeit erwähnen. Ich bin 29 Jahre alt, studiere derzeit Jus/Jura und habe meine Diagnose seit meinem 21. Lebensjahr. Leider nahm ich sie erst vor einem halben Jahr wahr. Naja, im Nachhinein betrachtet merkt man dann, wiesehr man sich eigentlich jahrelang gequält hat. Grundsätzlich habe ich mit Ritalin den gewünschten Effekt. Leider bin ich nicht ganz ich selbst. So kommt es mir hald vor. Oder denke ich nur so, weil sich diverse Hirnstoffwechsel umstellen. Ich also so handeln kann, wie es die Gesellschaft als „Normal“ erachtet. Vor dem Beginn meines Studium, habe ich eine Ausbildung und Abi gemacht. Naja Ausbildungen habe ich 4-5 angefangen, weiß das gerade selbst nicht genau. War dazwischen immer wieder mal arbeitslos, habe meine Leben in der Zeit versucht ins Gleichgewicht zu bringen. Einige Monate später, wollte ich immer wieder aufstehen und es aufs neue probieren. Leider habe ich dabei immer weniger Motivation gehabt, weil die einen oder anderen Sprüche, die man sich so von Arbeitgebern anhören musste - aus objektiver, unverständnisvoller Sicht vl berechtigt - den Glauben an mich selbst raubte. Naja, mit 21 kam dann das Cannabis. Habe Jahre durch gekifft. Mache es auch heute noch. War Stoned im Staatsexamen und habe eine 1 in Strafrecht geschrieben LOL. Aber sehr restriktiv, weil mein Studium anders nicht machbar wäre. Psychische Probleme habe ich dadurch keine, es wird eher alles besser. Habe auch die letzten zwei Jahre komplett darauf verzichtet. Ich hoffe ich sprenge nicht den Rahmen und ihr könnt mir chronologisch folgen, da meine Sätze nicht immer linear aufbauen sind.
Teilweise in Ferien aber schon jeden Abend. Auch während meiner Ausbildung, gelernt habe ich dafür so gut wie nie. Im Studium kommt man aber nicht drum rum. Deshalb ist mein Konsum auch sehr gering und beschränkt sich aufs Nötigste. Also bei schweren Schlafstörungen, suizidalen Gedanken, schweren depri Phasen etc.

Nun komme ich zu meiner ersten Frage an euch
-Habe auch schonmal Opiate probiert, will das Dreckszeug nicht nehmen. Diese wirken aber bei mir genau gleich, wie bei dem demenzkranken Opa meiner Freundin. Sie machen mich hochgradig aggressiv, lassen mich total die Fassung verlieren. Ich könnte alles kurz und klein schlagen, versetze meine Liebste in totale Verlustängste etc. Natürlich reden wir sehr viel, sie versteht, dass es nicht meine wahre Intention ist. Was gesagt ist ist aber gesagt, auch wenn es mir danach so leid tut. Naja, der Psychiater nimmt das nicht soooo wahr. Habe auch vor drei Jahren eine Fehldiagnose bekommen (F60.3; Borderline mit reflexiver Persönlichkeitsstörung). Da bekam ich Seroquel (habe das genommen, weil ich mit 26 endlich studieren wollte und klarkommen wollte, war zu der Zeit etwas abgerutscht; Partyexzesse mit Extacy, Speed, Coks etc) Habe auch dann Fitness betrieben (auf Wettkampfniveau; Men‘s Physique). Deshalb nahm ich mich zurück und schluckte brav die verordneten Medikamente. Auch Seroquel hat die komische Wirkung auf mich (Aggressionsschübe).
Die Frage zusammengefasst; warum wirken diese Stoffe bei mir anders? Ist das bei allen so?

  • Wie geht es euch mit dem Thema Schlaf? Liege oft bis 4-5 wach. Deshalb rauche ich oft medizinisches Cannabis. Das ist für mich ein Segen. Ich kann den Abend ohne Stress, Ängste und anderes WIRKLICH GENIEßEN. Jetzt, wo Corona um ist und die Präsenzlehre wieder Einklang gefunden hat, geht es wieder. Nehme 20 mg Medikinet (um 7 und 12-13 Uhr jeweils 10mg). Bei mehr bekomme ich Bluthochdruck und kann keinen Sport mehr betreiben. Auch habe ich fast keine Lust mehr auf Sport. Was mich total fertig macht, weil das immer mein absoluter Halt im Leben war (Fahre REnnrad, laufe, gehe ins Gym, auch auf den Klettersteig im Sommer). Naja - sorry, dass ich schonendere den Rahmen sprenge :stuck_out_tongue: , habe aber jetzt fast die gegenteilige Wirkung. Ist auch gut, weil ich ja den ganzen Tag lerne und unterwegs bin. Soll ja so sein, dass ich mich nicht wieder ins (gefühlt 47) Burnout stürze. Habt ihr Tipps zum Thema Schlaf? Wie ist es bei euch?

Naja, jetzt verstehe ich aber, weshalb ich früher oftmals immer so blöde Flüchtigkeitsfehler machte, trotzdem aber in der Schularbeit die Aufgabe, die keiner richtig hatte, vollständig - ohne weitere Probleme - lösen konnte. Oder auch die Fehler in meiner Arbeit…. Die Ängste vor den Vorlesungen, dass ich eine Frage nicht beantworten kann, nicht genug bin etc. Manchmal möcht ich einfach nichtmehr hingehen. Es passt aber eh alles….
Das frisst mich oft alles regelrecht auf, obwohl ich weiß, dass die alles nur neuronale Strukturen sind, die ihr Unwesen treiben. Evtl auch Altlaster aus der Kindheit sind, die ich in die Zukunft projiziere. Naja, alles nicht so leicht. Habe aber vor drei Jahren auch zum Meditieren begonnen. Gehe Eisbaden und habe auch schon viel mit Atemtechniken gemacht. Aber aus ADSler fühlt man einfach so stark. Beim Lernen kann ich mich manchmal garnicht konzentrieren. Brauche für alles viel länger als die Kollegen. Wenn ich es aber manchmal mit totalem Druck fabriziere, bin ich extrem schnell und verfolge eine gerade Linie (Hyperfokus), das geht aber nur in Extremsituationen.

Eine Sache habe ich noch. Ich habe mir mit der Persönlichkeitsentwicklung und Meditation sehr viel Einblick verschafft. Habe Glaubenssätze aus dem Weg geschafft und bin schon freier geworden. Aber das Ritalin hat mir das GEfühl von Wohl und Glückseligkeit etwas geraubt. Kommt aber wieder leicht zurück. Wahrscheinlich stellt sich der Körper erst darauf ein. Wohlgemerkt, kann ich diesen Zustand nur halten, wenn ich arbeitslos bin. Nichtmal in den Ferien geht es, weil im Hinterkopf ist, dass die Uni ja wieder beginnt. Ohne etwas rutsche ich dauernd ab. Habe dann immer abends gekifft, da das noch das geringste Übel ist. Naja, auf Dauer und immer möchte ich das auch nicht! WEil es einfach den Verstand doch, bei zu hohem Konsum, spröde macht. Nehme die Medikation jetzt jeden Tag seit ein paar Wochen (Medikinet).

Kann sein, dass sich paar Tippfehler eingeschlichen haben, weil ich das am Handy geschrieben habe. :slight_smile:

Freue mich über Antworten und einen Austausch.

Hallo und herzlich willkommen,

wovon sprichst du, Medikinet oder Ritalin? Und Kapsel (Adult) oder Tablette?

Hej, habe die ganz normalen Medikinet Retard. Adult steht nicht oben. LG

Und übrigens, genau so wie oben sieht es aus, wenn ich meine Texte nicht 10 mal auf Fehler lese.

Obwohl ich sehr gut schreiben kann, passiert das immer wieder. Liegt wohl am ADS :sweat_smile:

Nicht schlimm, ich wollte dich nur richtig verstehen.

Hallo Daniel,
Eine Frage zum Verhältnis von Medikinet und Eisbaden: siehst du da eine Wechselwirkung? Total anekdotisch, aber nach meiner extrem subjektiven Wahrnehmung schwächt Eisbaden die Wirkung von Elvanse ab. Ich bin Niedrigdosierer und habe ca. 90 Minuten nach Einnahme ein High bei Stimmung und Produktivität, nach 5h ein Low mit Impuls zum Mittagsschlaf (der, wenn ich ihn kurz halte, meinen Nachtschlaf nicht beeinträchtigt), und nach ca. 7h ein zweites High, und nach 11h wieder ein Low, da geht nicht mehr viel.

Gehe ich im High für zwei Minuten in 5-10°C Wasser, bin ich danach gut drauf, werde paradoxerweise aber schnell müde. Stimmung bleibt positiv.

Hast du ähnliche Beobachtungen?