AD(H)S und Sinneseindrücke/Überreizung

Hallo,
ich finde dieses Forum toll und viele Beiträge hilfreich und Mut machend.

Mich würde interessieren, welche Erfahrungen ihr bezüglich Überreizung durch Sinneseindrücke gemacht habt. Kennt ihr das auch, wenn ihr wie benommen/high/in Trance seid, wenn ihr zum Beispiel stundenlang in der Schule seid oder in einem Einkaufszentrum oder auf der Arbeit seid? Diese ungefilterten Geräusche überall, die ohne Fokus auf bestimmte Geräusche und ohne Dämpfung auf einen einprasseln, sodass man alles intensiv hört, waren schon immer meine Lebensrealität.

Mich interessiert, wie Medikamente auf dieses Phänomen und die damit einhergehende Überreizung und Erschöpfung wirken. Ich als Laie könnte mir vorstellen, dass durch Fokussierung dank Medikamenten wie Elvanse, Ritalin und Co. auch die Fokussierung auf einzelne Geräusche stattfindet, sodass man nicht mehr wahllos alle Geräusche um einen herum intensiv aufnehmen muss und stattdessen mehr filtern kann. Ist das der Fall?

Mich interessiert auch, ob es zwischen Medikamenten diesbezüglich Unterschiede gibt, also ob beispielsweise Ritalin anders auf Überreizung wirkt als Elvanse.
Hat jemand von euch Erfahrungen, wie Ritalin und Elvanse und Co. (Auch Bupropion,…) auf die Reizoffenheit, Reizüberflutung, Überreizung und so wirken?

Es gibt wohl Antidepressiva, die ADHS-unabhängig bei zu starker Reizoffenheit gegeben werden, zB Amisulpirin, aber diese sollen angeblich das Leben lang abhängig machen und einen komplett emotionslos und kalt machen.

Hallo Janosch, herzlich willkommen im Forum!

Meine Erfahrungen damit sind, dass durch die Medikamente die Reizfilterschwäche teilweise verbessert wird. Als ich das erste Mal Medikinet genommen habe dachte ich z.B. kurz, dass ich dadurch schlechter höre, bis mir klargeworden ist, dass nur nicht mehr alle Geräusche so intensiv und gleichzeitig präsent sind. Auch einkaufen gehen ist überhaupt nicht mehr so anstrengend wie vorher. Ohne Medikamente war ich hinterher jedes Mal regelrecht erschöpft und konnte nicht gleich die Einkäufe ausräumen sondern musste mich kurz ausruhen. Das ist nun nicht mehr so. :slightly_smiling_face:

Verrückter Weise hatte Elvanse bei mir den gegenteiligen Effekt. Ich hatte das Gefühl noch viel stärker alles Wahrzunehmen und war super schnell von den kleinsten Geräuschen genervt. Aber irgendwie war Elvanse auch nicht so wirklich meins.

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Cool! Klingt gut. Ich bin nach dem
Einkaufen gehen so erschöpft dass der Tag für mich gelaufen ist. In einem Einkaufscenter zu arbeiten hat mich in totale Erschöpfung und Überreizung und Schwindel und Kopfschmerzen geführt.
Wie ist da deine Erfahrung bezüglich Arbeit?
Einkaufen gehen ist ja noch aushaltbar, aber 8-14 Stunden arbeiten ist heftiger.

Hallo @anon43680050 Hallo @Logos,

ja das kenne ich irgendwo her. Es gab Moment da war ich einkaufen, auf die Einkaufszettel App konzentriert, und dann die ganzen Geräusche, Personen, Bewegungen etc. Puh ich musste zeitweise anhalten um durch zu schnaufen.

Klar das ich danach wie gerädert war. Nun mit Medikamenten geht das besser.

Nun sind meine Hobbys einerseits ins Stadion gehen, andererseits auf Konzerte besuchen. Alles nicht die Sachen die wenige Reize haben. Ich werde schauen was wie geht, und im Zweifel wird es halt weniger werden, oder ich höre mir Fussball an… Wäre schade aber gut.

Nun weiß ich aber auch, warum ich bei den Konzerten oder auch im Fussball immer relativ viel geraucht habe… Mittlerweile rauche ich nicht mehr…

Aber nach den Terminen war ich immer regelrecht fertig.

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Ich glaube immer mehr, dass 2023 gut wird und mir wird gerade so vieles klar und vieles scheinbar zufällige fügt sich wie ein Puzzle zusammen. Also geraucht habe ich nie, aber ich glaube, dass mich Rauchen viel beruhigt hätte. Nur hätte es mir eben auch Angst gemacht wegen den gesundheitlichen Folgen. Naja, gut, dass ich es nicht gemacht habe. 2023 wird hoffentlich mein Jahr der Entspannung, Ruhe und des Potenzial-ausschöpfens.

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Da die Reizfilterschwäche vermutlich durch den Dopaminmangel ausgelöst wird, sollten zumindest die Stimulanzien hier auch alle ähnlich wirken (Sofern die ideale gut funktionierende Dosis gefunden wurde)

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@Lucky81 @Logos Mich interessiert, ob durch den positiven Verlust der Reizfilterschwäche auch negative Effekte entstehen. Könnt ihr zum Beispiel noch Musik oder Sex oder sonstiges sinnliches genauso intensiv wahrnehmen, wie mit Reizfilterschwäche? Bei mir ist es nämlich so, dass ich alles feinste wahrnehme, ob beim einkaufen, Busfahren oder Musik hören. Während das im Alltag oft belastend ist, so wie bei euch auch, ist es in manchen Momenten auch wunderschön und ich bin durch ein schönes Lied wie auf Wolke 7 und nehme feinste Melodie-Unterschiede wahr, was auch bei instrumentaler Musik super ergreifend ist.
Ich nehme Sachen deutlich intensiver wahr als meine Freunde. Zum Beispiel wenn jemand atmet oder kaut. Nicht ohne Grund sind viele ADHSler Musiker.
Ist diese Fähigkeit bei euch durch Medikamente verschwunden? Oder ist einfach nur das „zu laute“ und „zu viel“ verschwunden?

Sorry für’s quer reinschreiben grad - warum wird all das erst 2023 erfolgen? Hast du mit 2022 schon abgeschlossen? Allein die Erkenntnisse die du selbst bemerkst, können einiges verändern.
Und dann auch hoffentlich noch das passende Medikament, Behandlung, whatever floats your boat…

Wenn alle ähnlich gut wirken würden, gäbe es hier nicht threads voller Diskussionen über interstimulanzielle (kA ob das ein Wort ist) Unterschiede und sehr ausgiebige Beiträge auf adxs.org, wie etwa bei der Medikamentenwahl bei ADHS oder ADHS mit Komorbidität - ADxS.org im dritten Kapitel (da gibt’s klare Unterschiede in der Bindungsaffinität und den angesprochenen Hirnregionen) oder Effektstärke verschiedener Behandlungsformen von ADHS - ADxS.org.
Vllt bin ich aber gerade auch zu kleinlich und du hast es globaler gemeint :adxs_grins:

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Weil meine Behandlung erst frühestens im Juli losgeht, wenn nicht sogar noch später, weil ich dann erstmal zu einem neuen Psychiater muss, dann muss erstmal noch das richtige Medikament gefunden werden und dafür dann noch die richtige Dosis. Klar wünsche ich mir, dass das schon im August auf Anhieb schnell klappt, aber damit ich meine Erwartungen nicht enttäusche rechne ich realistischerweise mal mit Anfang 2023, dass da dann das richtige Medikament und die richtige Dosis gefunden sind und erste Behandlungserfolge sichtbar werden. Ich muss mich daran ja bestimmt auch erstmal gewöhnen. Außerdem gibts weitere Faktoren in meinem Privatleben, die bis Ende des Jahres geändert sind. Klar könnten die auch schon im Oktober geändert sein, aber ich will mir da nicht zu viel Druck machen und denke eben, dass auf jeden Fall 2023 alles laufen dürfte.

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Versteh, macht Sinn!

ich meine das eher in die Richtung, das es eher darum geht welche Stimulanz ( MPH,LDX oder andere Amphetamine) bei dem einzelnen wirkt, und nicht das Medikinet generell besser wirkt gegen Symptom XY und Elvanxe gegen Z.
Es gibt ja schon Untersuchungen der Hirnströme um ADHS zu diagnostizieren (bspw in der Schweiz), wo am Ende auch eine Prognose gemacht wird welches Medikament beim Patienten besser anschlagen wird.

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Ok, unsere Blickrichtungen sind nicht ganz unterschiedlich. Versteh was du meinst. Bei der Medikamentenwahl spielt halt vieles mit rein. Das mit den Hirnströmen ist eh stimmig mit der Verlinkung zur Med.wahl.
Macht Lust die adxs.org-Seite zu ergänzen, oder? :grin:

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