ADHS bei 7-jährigen: wie ausgeprägt und was unternehmen?

Ja, das wäre schon gut gewesen.
Unser Sohn bekommt „erst“ seit 1,5 Jahren Medikamente, also seit Anfang der fünften Klasse. Wir hatten vorher oft Ärger in der Kita und der Grundschulzeit, aber da noch keine Diagnose (ich dachte immer, ADHS sei „im Unterricht über Tische und Bänke klettern“). Es gab viel Streit wegen seiner Ausraster und weil er im Unterricht viel versteht, aber es nicht auf Papier brachte. Zu Hause war es manchmal auch nicht einfach, aber das konnten wir abfangen.

Es gipfelte in einer Suspendierung für eine Woche und Ausschluss von der Klassenreise. Ich habe einiges vermieden, z.B. Sportkurse, weil ich wusste, dass er die Gruppe crashen würde mit seinem schwierigen Sozialverhalten. Das hätten wir ihm und uns mit einer früheren Medikation tatsächlich ersparen können.

Er hat im letzten Jahr aber schön viel aufgeholt, was er an sozialen Dingen und Grundfertigkeiten verpasst hat (an Termine denken, sichere Rechtschreibung, Organisation, Gruppenverhalten usw.). :slight_smile:

Grundsätzlich braucht natürlich nicht jedes Kind mit ADHS eine Schulbegleitung. Das kommt auf den Einzelfall drauf an und wie es im Schulalltag zurechtkommt.
Ich denke die meisten Kinder finden das erst mal auch nicht so toll. Mein Sohn fand das sogar richtig :poop:.
Wichtig ist es deshalb das richtig zu verkaufen und dass die persönliche Integrität nicht angetastet werden darf. Es gab bei meinem Sohn deshalb nie ein Outing vor der Klasse und sie darf auch anderen Kindern helfen wenn er sie nicht braucht.
Die ersten zwei Jahre hat das tatsächlich auch kein Kind geblickt dass sie eigentlich für ihn da ist.

Und: neurotypische Menschen denken oft gar nicht so viel nach wie man selbst.

Tja, gute Frage, was es jetzt konkret war. :sweat_smile: Wahrscheinlich das „will immer erster sein“, das schwierige Essen, das nicht alleine schlafen, die Aggressivität und die Reaktion auf Druck… also, vermutlich sind das einfach eher Überschneidungen der Spektren… allerdings gibt es halt auch das PDA-Profil des Autismus und die Kinder sind gern im Rollenspiel, soweit auch sozial - solange alles nach ihren Regeln läuft und sie entscheiden können. Anforderungen von außen oder auch nur vom eigenen Körper können dann schon Meltdowns auslösen. Aber wie gesagt, ich glaube, das war eher ein Gehirnfurz beim drüber lesen, aufgehängt an einigen wenigen Punkten. :sweat_smile:

Das habe ich ihn dann heute auch mal möglichst beiläufig gefragt, er meinte 2 x (wusste aber nicht mehr warum :wink:). Es klang jedenfalls nicht nach „regelmäßig/häufig“, worüber ich sehr froh bin. Hätte mich aber auch gewundert, wenn er das dann nicht schon früher erzählt hätte. Bisher habe ich schon das Gefühl, dass er Erlebnisse, die ihn bewegen, daheim erzählt.
Ihm sind recht schnell Sachen peinlich, also eher Äußerlichkeiten, die ihn von den anderen unterscheiden/abheben könnten. Wie eben ein simples Sitzkissen. In gewisser Weise verstehe ich das, nachdem Kinder ja echt ganz schön gemein sein können, wenn sie einen auf dem Kieler haben. Das ging ihm mal vor 2 Jahren so mit leichtem Mobbing, wir wissen immer noch nicht so ganz warum - vielleicht weil er eben doch etwas anders ist. Aber seitdem ist es echt gut (und wir hoffen so sehr, dass es so bleibt.!!)

@Katha Uiui, das klingt nach einer sehr schwierigen Zeit davor und nach großer Verbesserung durch die Medikation!
Mal abgesehen davon, dass unser Sohn öfter vor Fußballtraining zetert (inzwischen will er aber fast immer) oder damals Schwimmkurs, dass er nicht hin will, und dass er den Trainern oft nicht zuhört oder die Übungen, wenn sie komplexer sind, anders ausführt, macht er gut mit. Im Nachhinein, also daheim, regt er sich über vermeintliche oder echte Fouls sehr auf. Aber direkt danach sagt er dem „Übeltäter“ wenn überhaupt recht zurückhaltend die Meinung. Und selbst Foulen tut er selten.
Das ist ja das große Glück, dass er (bisher) nur daheim ausrastet uns und seiner Schwester gegenüber, verbal und tätlich.
In der Schule, beim Vereinssport und bei Freunden ist er eher Sonnenschein als Gewitterwolke.
Dort fällt zwar die Hyperaktivität auf und die Unaufmerksamkeit, das Wirre etc. Aber glücklicherweise keine Aggression, sondern normales Sozialverhalten.

Wir haben inzwischen von der Kinderärztin erfahren, dass wir zur Diagnostik nicht in so ein sozialpädriatisches Zentrum oder ähnliches dürfen, sondern „nur“ zu einem niedergelassenen Kinderpsychiater. Hintergrund ist wohl zum einen, dass sie bei ihm von den U-Untersuchungen her keinen dramatischen Fall erkennt (womit sie in gewisser Weise ja recht hat, siehe Sozialverhalten). Zum anderen kostet es die Praxis laut Ihrer Aussage 600 EURO, wenn sie ihn in ein SPZ überweist.
Naja, etwas schade ist es, weil wir uns von so einem SPZ mehr Routine und Fachwissen erhofft hätten, und man vielleicht nicht so von der Meinung/Vorurteilen eines einzelnen abhängt.
Wir hoffen, dass wir einen guten, einfühlsamen Kinderpsychiater erwischen. Die ersten beiden Empfehlungen haben schon mal nicht geklappt (der erste ist inzwischen reine Privatpraxis, der zweite nimmt wegen Überlastung nur Kinder ab der 3. Klasse)…

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Vielen Dank für die weitere Erläuterung! Ich hoffe, der Kinderpsychiater kann das dann gut einschätzen, ich als Laie würde weiterhin eher night davon ausgehen.