ADHS bei Kollegin

Hallo people

Mir ist etwas aufgefallen: Wie nervig wir (ohne Medikation/Therapie) für Außenstehende sein können!
Ich arbeite seit längerer Zeit mit einer Kollegin zusammen, die wie ich eine ADHS (Selbst-)Diagnose besitzt und sich autistisch einschätzt. Seit kurzem habe ich eine offizielle Diagnose, nehme Medikinet, habe aber noch(!) keine offizielle ASS Diagnose.
Es häufen sich momente, wo mir auffällt, dass die Kollegin oft - für mich - planlos wirkend, durch die Einrichtung läuft.
„Ach ja, der Kaffee - Ne halt, wir haben keine Stifte mehr - Oh Gott, warum hat der Timo hier wieder alles liegen lassen? - Ah ja, ich wollte ja noch die Arbeit ausrucken - Warte, im Drucker fehlt Papier… Wo ist denn nur der Schlüssel zum Lager - Oh, da steht ein Kaffee“
Boah ist das nervig. Und das schlimmste ist, dass weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man sich in solchen Momenten extrem clever vorkommt, weil „da denken andere ja nicht dran…“ Doch schon, ich habe nur mittlerweile gelernt Dinge zu priorisieren. Es ist verflucht anstrengend! Letztlich gibts auch keine Einsicht, weil sie hat sowieso immer recht und alles was anders ist, ist blöd :slight_smile: :smiley:

Ja, ich leide ein Stück weit mit ihr, weil ich weiß vermutlich, wie schlimm dieses innere Chaos für sie ist. Aber wenn ich daran denke, dass ich auch solche Außenwirkung hatte, da bekomme ich Angst. Zumal ich - wenn ich sie nun beobachte, merke, dass sie evtl nur 30% - 40% ihrer Zeit effektiv nutzt.

Wollte ich mal loswerden, bin grade etwas „aufgebracht“ :smiley: :smiley: :smiley:

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Mich bedrückt immer etwas die Ironie, dass auf der anderen Seite unter dem Besprechungstisch vier Leute mit den Füßen wippen. Durch die Reizoffenheit nervt mich das überproportional, obwohl gerade ich selbst doch auch ein hohes Zappelrisiko habe. Mich nervt also, was ich selbst mit an den Tisch mitbringe. Das ist mir inzwischen auch bewusst.

Daher dachte ich erst, ich weiß genau, was Du meinst, aber da klingt evtl. noch eine andere Ebene durch:

Dass die Kollegin sich extrem clever vorkommt, muss aus meiner Sicht gar nicht sein. Vielleicht ist das Deine Interpretation und eben Dein Erleben, aber nicht ihres?

Mir hat gerade letzte Woche nochmal jemand das Hunter/Farmer-Konzept so erklärt, dass es eben ein Vorteil war, wenn von 20 Leuten im Wald „einer alle Reize mitbekommen“ hat. Einer. Nicht alle 20.

Und so könnten eben gerade auch Teams von Diversität profitieren, wenn wir an unseren Default-Bewertungen arbeiten. Vielleicht willst Du ja auch darauf hinaus.

Toll, dass Du priorisieren kannst, aber Timos Zeug bleibt doch wirklich liegen, und im Drucker ist kein Papier. Wer macht das denn, wenn nicht sie?

Mag ja nerven, aber es entspricht auch meinem Erleben, dass ADHSler oft das Schmierfett von Abteilungen sind und sich dadurch selbst zerreiben, aber der Laden ohne sie in der Tat schlechter laufen würde. Weil jeder nur seins macht, um dann rechtzeitig zum Sport zu kommen entsprechend „gesunden Prioritäten“.

Mag Dich nerven, aber dafür hast Du Papier im Drucker.

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Ich verstehe den Impuls, dass man sich auch mal auskotzen muss. In dem Fall dachte ich aber sofort: wahrscheinlich könnten 80 % hier diese Kollegin sein. Und warum kann man nicht mehr Verständnis aufbringen, wenn man doch sogar selber betroffen ist?

Ich finde es irgendwie gar nicht so nett, über eine unbekannte, fremde Person, einen solchen Beitrag in einem Forum zu eröffnen. Vor allem nicht in einem, wo ausschließlich Menschen mit ADHS sind. Wäre es nicht schöner, mit Verständnis und Wertschätzung aufeinander zuzugehen, anstatt die Effektivität der Kollegin öffentlich zu analysieren?

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:adxs_wink: @Seelenlos
Ich glaube, ich war so eine Kollegin :adxs_gruebel: viele Wege führen ans Ziel und wenn ich auf dem Weg noch das ein oder andere erledigen konnte, prima.

Zur Übergabe war aber auch alles erledigt, nach Möglichkeit nix für die Ablösung liegen lassen, niemand mag sowas, ich auch nicht.

:face_holding_back_tears: habe ich lange nicht mehr dran gedacht,
„…da ist sie wieder, die gute Seele der Abt. XyZ…“ :face_holding_back_tears: passt irgendwie…

Ich habe es einfach, über den eigenen Tellerrand gucken, genannt. Abläufe vereinfachen, erkundigen, welche Vorarbeit helfen würde.

Einmal auf dem Weg, habe ich dann auch schon mal Druckerpapier mitgenommen :adxs_grins:

Davon hat ja auch mein Umfeld profitiert, brauchte niemand extra laufen. Sicher wurde es auch manchmal ausgenutzt, „…du hast doch da so’n Draht…“ tja, hinterher ist man immer schlauer und das zerreiben, das schleicht sich leise an…

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Ja, und Geduld miteinander… und Geduld, wenn Verständnis mal fehlt.

Ich verstehe schon im Kern die Tragik des Threads/Beitrags, dass wir selbst genau das brauchen, was wir anderen auch schwer geben können. Gerade, wenn es uns schlecht geht.

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@Itsjustchaos So verständnislos empfinde ich die Gedanken von @Seelenlosüberhaupt nicht.

Sie schreibt doch sehr empathisch.

Dieses Phänomen zu beschreiben, ist in meinen Augen völlig legitim.

Der Post beschreibt einen Erkenntnisprozess, den die Diagnose und Medikation erst ermöglicht haben.

Wenn man etwas hinterher klarer sieht… Das kann auch unangenehme Aspekte haben und ich verstehe den Post so, dass es um das Erkennen der eigenen Außenwirkung in in medikamentiertem Zustand geht.

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Ja, das habe ich schon auch so verstanden. Ich finde es nur nicht in Ordnung, die Kollegin als Negativbeispiel heranzuziehen.

Das wirkt auf mich wie: „so wie die war ich auch Mal, aber ich hab mich für den richtigen Weg entschieden, sie nicht“. Und man weiß einfach nicht, was dahinter steckt. Und generell gehört das für meinen Geschmack auch eher mit ihr selbst besprochen und nicht in einem Forum in öffentlicher Form.

So wie es hier beschrieben wird, geht es nach meinem Verständnis aber gar nicht um irgendeinen einen Vorwurf wegen das Nichtdiagnostiziertseins der Kollegin.

Wenn ich es nochmal nachvollziehen versuche, ja, der Thread Titel sollte vielleicht erweitert werden in dem Sinne „Nach Medikation Veränderte Wahrnehmung einer Kollegin mit ADHS“ oder so ähnlich.

Denn wenn man den Thread Titel für sich liest, geht man an die Lektüre des Beitrages zunächst mit der Erwartung heran, dass jetzt ein Problem mit einer Kollegin zum Thema wird. Das ist dann aber gar nicht der Fall, sondern man muss seine Vorannahme dann recht schnell revidieren.

Offenbar hat diese Korrektur bei Dir aus irgendeinem Grund nicht stattgefunden… kannst Du denn jetzt meine Auffassung irgendwie nachvollziehen?

Also ich kann beide Seiten verstehen. Meiner Meinung nach hat @Seelenlos einen anstrengenden Tag gehabt und wollte die Gedanken dazu los werden.
Ich finde, man darf durchaus mal sagen, wenn man von Kollegen genervt ist.
Und wenn man gleichzeitig eben die Erkenntnis gewinnt, dass man selbst ohne Medikamente genauso war…

Für mich ist die Kernaussage des TE folgende:
„Oha, so war ich auch drauf, bevor ich Medikamente bekam und gelernt habe mit meinen Schwierigkeiten umzugehen. So wie ich die Kollegin wahrnehme haben mich vermutlich damals andere wahrgenommen. Das macht mir Angst und deswegen möchte ich es im Forum teilen.“

Nach meinem Verständnis ging es bei der Beschreibung der Kollegin ausschließlich darum, die Situation zu erläutern, die die Gedanken in Gang gesetzt hat…

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Vielleicht liegt hier eine ähnliche Situation vor wie wenn ein Ex Raucher unter Rauchern ist.

Ein Ex Raucher kann Raucher nach dem erfolgreichen Rauch Stop und dem ablegen der Sucht kaum noch ertragen.

Jedenfalls habe ich das damals so erlebt als ich es geschafft hatte mehrere Jahre nicht mehr zu Rauchen.

Ich war dort damals Quasi überempfindlich, nur schon wenn jemand nach Rauch roch musste ich fast würgen, weil mir erst nachdem ich selbst nicht mehr Rauchte auffiel wie eklig kalter Rauch eigentlich riecht.

Ausserdem habe ich Raucher in dieser Zeit gemieden wie der Teufel das Weihwasser, vor allem aber auch deswegen weil ich Angst hatte der Droge wieder erneut verfallen zu können.

Was dann später leider auch wieder passiert ist, aber das ist ein anderes Thema und gehört nicht hierher.

Es ging mir nur darum um eine gewisse Ähnlichkeit aufzuzeigen, heisst das wir sehr oft Dinge besonders stark ablehnen die wir an uns selbst in Wahrheit bemängeln, besonders dann wenn wir glauben das wir inzwischen gelernt hätten über uns selbst, oder unseren vermeintlichen Fehlern zu stehen.

(Oder so wie in diesem Thema hier, dank ADHS Medikamenten glauben dadurch ein besserer Mensch geworden zu sein, der für andere, und anscheinend auch sich selbst, besser Umwelt verträglich sei, als solche ohne Medikamente.)

Und uns dann einreden möchten das wir nun ein besserer Mensch als früher wären, und demzufolge auch ein besserer Mensch als jene die immer noch so sind wie man selbst früher mal war, also wie in diesem Fall hier: Adhs’ler ohne Medikamente.

Und mit solchen Urteilen wäre ich persönlich sehr vorsichtig, weil sie nicht nur verletzend sind gegenüber anderen (ohne Medikamente), sondern weil sie auch schädlich gegenüber sich selbst sind.

Denn wenn man sich selbst im Grunde hasst schadet man sich selbst dadurch am meisten, durch seine zutiefst negative Sicht auf sich selbst.

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P.s. @Seelenlos warum gibst Du Dir diesen Namen?, irgendwie macht mich das sehr traurig und nachdenklich, denn kein Mensch auf der ganzen Welt ist Seelenlos, und Du bist das deshalb garantiert auch nicht. :heart:

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Entschuldigt die verspätete Rückmeldung, es war wirklich eine harte Woche.

Es scheint, als wurde meine Intention falsch interpretiert. Es lag mir nicht daran, über eine Kollegin herzuziehen, sondern mit euch zu teilen, dass das eigene Selbstbild evtl. nicht dem äußeren entspricht. Es ist für mich absolut erschreckend, ja. Aber ausschließlich weil ich nun merke, wie ich mich 30 Jahre unbewusst verhalten habe. Und mittlerweile auch viel besser mit Kritik aus der Vergangenheit umgehen kann, weil ich sie nun nachvollziehen kann - jedenfalls etwas.

Dieser Post kann auf viele verschiedene Weisen gelesen werden.

  • Sich diagnostizieren zu lassen (Wenn man eigentlich möchte, aber ADHS kickt).
  • Wichtigkeit von Selbstreflektion herausstellen, grade für uns.
  • Selbstkritik, da wir alle dieses Verhalten kennen. Verarbeitung/Aufarbeitung
  • Tatsächlich aber auch um etwas Frust herauszulassen. Nicht unbedingt über die Kollegin, sondern über das gesamte Versorgungs-/Rechtssystem.

Mir wird manchmal nachgesagt, ich denke zu komplex bzw. 3 Schritte weiter als viele. Tut mir leid, wenn sich jemand angegriffen gefühlt hat. Ich wollte nur nicht so banal schreiben: „Mein Erkentnissgewinn ist[…]“. Ich möchte die Menschen oftmals zum mitdenken - und zur eigenen Interpretation anregen. Das würde ich ungern ändern, wird mir aber als „Schwäche“ von mir gespiegelt. Letztlich ist jeder Erkentnisgewinn ein Gewinn und immer individuell zu betrachten.

Btw: Ich bin keine „sie“ :smiley: :smiley:

Warum mein Name? Idk, ich denke mittlerweile etwas anders. Zur Anmeldung hatte ich selbst noch keine Diagnose und mich so gefühlt. Über Sinn oder Unsinn brauchen wir nicht zu sprechen, natürlich ist die „Seele“ untrennbar mit dem Körper verbunden, da sehe ich mich schon deutlich beim Monismus. Aber einfach „leer“ wäre zu einfach gewesen und in einer Depression sehe ich mich tatsächlich nicht. „Verzweiflung“ wäre auch passend gewesen. Aber auch hier wie oben, ich wollte etwas zum Nachdenken wählen.

Liebe Grüße

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Hallo @Seelenlos ich persönlich glaube nicht das sich jemand angegriffen gefühlt hat, ich jedenfalls nicht.
Ich habe nur nachgedacht und Dir dann das geantwortet was ich bis hierhin zu Deinem Thema dachte.
Und meine Frage wegen Deinem User Namen war ehrlich gesagt wahrscheinlich ein wenig zuuu besorgt. :face_with_peeking_eye: :sweat_smile:
Und ja, Depressionen kenne ich auch, das ist halt etwas was sehr häufig zusammen mit ADHS auftritt, von daher bist Du damit auf jeden Fall nicht allein.
Ja und nachdenklich sind wahrscheinlich auch viele von uns Adhs’lern hier, was ja auch die Art wie wir uns miteinander austauschen eigentlich ziemlich gut zeigt.
Ich freue mich jedenfalls darüber das Du Dich gemeldet hast. :+1: :grinning: :heart:

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Einigen wir uns vielleicht versöhnlich darauf, dass Timo an allem schuld ist.

Wenn der nämlich sein Zeug nicht immer überall liegenlassen würde und auch mal das Druckerpapier nachlegen würde, dann hätte die Kollegin vielleicht auch mehr Luft für Selbstoptimierung und andere Prioritäten und könnte noch mehr telefonieren, damit sie endlich einen Diagnose-Termin vor Juli 2025 bekommt.

Das halte ich persönlich für noch plausibler als das ADHS kickt. Aber ich bin auch schon alt und wenn ich nicht gekündigt hätte, würde ich evtl. immer noch manchen Timos Zeug hinterherräumen. Da haben leider selbst Jahre der Medikation wenig geändert.

Vielleicht braucht Timo auch einen Diagnose-Termin. Und damit verdienen sie wohl alle unser Mitgefühl.

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Ich konnte dein Posting nachvollziehen. Mich triggern manche Menschen mit hyperaktiven ADHS auch.
Zum einem, weil sie mein ADHS mit hochfahren und ich aufpassen muss nicht mitzuschwingen und das ist sehr anstrengend für mich.
Zum anderem weil sie mich spiegeln und ich mich selbst das darin sehe und genau das sehe was ich gerne nicht wäre.

Vor allem tut es mir so leid, weil es meist Menschen sind die ich mag und die eben so sind wie sie sind und es macht mich traurig von diesen Menschen genervt zu sein.

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