Hallo,
ich weiß nicht 100%ig genau was ich mir von diesem Post verspreche. Vielleicht gibt es ja andere ADHSler*innen, welche auch Hypochonder sind, die mir von ihren Erfahrungen berichten können. Oder vielleicht können sich auch nicht-Hypochonder in die Problematik versetzen…
ich habe seit kurzem eine ADHS Diagnose und bin plötzlich ein bisschen am zweifeln, obwohl ich vorher auch überzeugt war es haben zu müssen. Aber meine Hypochondrie spielt da evtl. auch mit rein - vielleicht glaube ich jetzt mir ADHS „nur eingeredet zu haben“. Keine Ahnung was das gerade ist. Es war irgendwie „so leicht“ eine Diagnose zu bekommen und das fühlt sich für mich einfach so falsch an. Ich frage mich jetzt: Vielleicht hat sich der Arzt ja getäuscht? Vielleicht habe ich (unabsichtlich) den Arzt getäuscht?
Ich habe seit meiner Kindheit relativ unkontrollierbare Wutausbrüche in die ich mich richtig reinsteigere und aus denen ich schwer wieder rauskomme, bis die Wut dann plötzlich verpufft. Mit diesen Problemen bin ich zunächst zu meinem Hausarzt, weil ich dieses Problem endlich mal angehen wollte. Die Wut ist nicht regelmäßig/oft da, aber schon immer mal wieder. Teilweise bin ich auch sehr unfair oder verletzend bei solchen Wutausbrüchen, jedoch nicht anderen gegenüber körperlich Aggressiv, sondern höchstens voller Selbsthass. Der Arzt hat mir dann noch ein paar Fragen gestellt und kam dann (für mich sehr überraschend) mit dem Verdacht: könnte ADHS sein. Ich bin dann raus aus der Praxis und hab das für ziemlichen Blödsinn abgetan. Zufälligerweise habe ich aber ein paar Wochen später ein Gespräch mit jemandem gehabt, der ADHS hat. Und verdammt: ich habe mich in sehr vielem wieder gefunden… Ich habe dann mit der Recherche begonnen und diverse Online-Test gemacht. Und auch hier war es eigentlich recht eindeutig. Ich habe folgende Probleme:
- Extrem chaotisch (im Kopf und auch außerhalb), vergesslich, verpeilt, unkonzentriert, unordentlich, verlege Sachen die ich vor ein paar Minuten noch in der Hand hatte, muss mit Listen arbeiten und springe dann trotzdem hin und her
- verliere schnell das Interesse (Wechsle Hobbys oder Jobs)
- verliere auch bei Aufgaben im Job schnell das Interesse
- kann mich manchmal absolut nicht motivieren was zu tun, bekomme den Arsch nicht hoch
- verspielt (drang irgendwo drauf zu klettern, zu balancieren, irgendwo was zu entdecken)
- kann mich in Bars oder Kaufhäusern nicht konzentrieren/fokossieren, bin dort überfordert
- habe Probleme still zu sitzen bzw. überhaupt sitzen zu bleiben - kriege ich aber hin, wenn es sein muss
- Probleme mit warten in einer Schlange oder im Wartezimmer
- Höre nicht zu oder vergesse Sachen direkt wieder, verliere den Faden
- Spiele ständig mit was rum, kritzel mit einem Stift, pule an irgendwas rum
- Schnell Problem mit Langeweile. Die kommt schnell auf und ist dann eine regelrechte Qual
- Verträumt, viel „im eigenen Kopf“
- Fange Sachen an, bringe sie aber nicht zu Ende
- Angespannt, gestresst, nicht abschalten können
- Koffein (macht nicht wach, eher nervös), THC (entspannt nicht, macht paranoid und/oder unruhig) und auch Sex (macht nicht entspannt, putscht eher auf) haben eine andere Wirkung auf mich als bei anderen
Für den Termin zur tatsächlichen Diagnose musste ich dann recht lange warten. Und dieses warten habe ich mit weiterer Recherche gefüllt. Das kann aber als Hypochonder auch ein Problem sein. Das war auch nicht mehr ganz so Augenöffnend, wie das Gespräch mit dem Betroffenen. Da war es nur noch „weitere Symptome sammeln“.
- hyperfokus (joa - nicht wirklich, aber zählt exzessives PC spielen)
und bei manchen Sachen bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob sie überhaupt ADHS zuzurechnen sind:
- stehe sehr sehr ungern im Mittelpunkt (introvertiert)
- treffe mich lieber mit einzelnen Personen, als mit mehreren
- unmotiviertheit
- fühle mich manchmal „nicht zugehörig“ oder fehl am Platz (auch bei wirklich guten Freunden)
- reinsteigern in Kleinigkeiten teilweise über ein paar Tage (zB jemand bringt auf der Arbeit einen blöden Spruch)
- problem mit Spontanität („Stört“ mich)
- Probleme damit angefasst zu werden (mal mehr mal weniger)
- Habe manchmal einen „Stock im Arsch“ - obwohl ich das weiß und gar nicht will
- Teilweise Kontrollzwänge (zB.: Herd aus? Das wird dann teilweise 2-3 mal kontrolliert)
Das war irgendwie alles nur noch so „halbherzig“, Joa, könnte auf mich zutreffen. Ich habe hier nie wirklich absichtlich geschummelt (wozu auch?) und ich war mir auch aufgrund der ursprünglichen Symptomatik zu 100% sicher das ich ADHS habe. Und nun habe ich eine Diagnose, die aus zwei Gesprächen, einem Test und einem medikamentös einstellen bestand bzw. besteht (bin gerade dabei Medikinet hochzudosieren), dann gibt’s nochmal ein Gespräch… und dann suche ich mir vermutlich eine Therapie?! Keine Ahnung. Das kam mir so „leicht“ und schnell vor. Und Plötzlich stelle ich in Frage: hatte ich wirklich solche Probleme in solcher Ausprägung? Können das auch Symptome einer anderen Krankheit oder eines anderen Problems sein?
Medikinet (zur Zeit erst bei 5mg) hilft tatsächlich etwas, aber ist jetzt für mich auch kein Game Changer. Auch das lässt mich an der Diagnose zweifeln. Allerdings putscht es mich auch nicht auf, sondern macht mich eher etwas müde, was dann ja auch wieder für eine richtige Diagnose sprechen könnte, oder? (Das bestimmte Stoffe anders wirken bei ADHSlern)