ADHS Diagnose sinnvoll?

Hallo, ich wollte mal nach eurer Meinung fragen. Ich bin weiblich, 14 und habe stark den Verdacht auf ADHS. Ich habe aber sehr starke Selbstzweifel und bin auch schon bei einer Psychologin gewesen (bald Diagnostik). Sie hat gesagt, dass sie es nicht vermutet, aber trotzdem fühle ich mich so anders (?). Also erstmal über mein bisheriges Leben.

An meine Kindheit erinnere ich mich wenig, Grundschule auch. Ich wurde damals aber als ungewöhnlich ruhig empfunden (mit 4,5 oder so). Ich saß mehrere Stunden da und andere Mütter meinten auch, dass es ungewöhnlich ist. Könnte das auf den unaufmerksamen Typ hinweisen? In meinen Grundschulzeugnissen habe ich nur 1 oder 2er, in dem Texten zum Verhalten steht aber dass ich meistens sehr oberflächlich arbeite, und Flüchtigkeitsfehler mache, mein Schriftbild bei gegebener Konzentration ordentlich ist und ich freundlich, hilfsbereit, etc. bin. Dennoch steht da nichts „ausschlaggebendes“.

Ab der 5. Klasse habe ich aber gemerkt, dass ich angefangen habe, immer mit meinem Bein zu Wippen, ständig auf meine Blätter, Block zu zeichnen und aus dem Fenster schaue sowie abgelenkt bin. Trotzdem wurde zu mir nie etwas gesagt und meine Noten bleiben immer im 2er Bereich.

Seit Anfang der 8. Klasse spüre ich es aber sehr stark. Ich kann mich kaum bis gar nicht konzentrieren, bin sehr sehr unruhig und hyperaktiv und unterbreche dauernd Leute. Ich habe auch starke Probleme damit, mit Dingen anzufangen, oder diese fortzusetzen, wenn die wichtigsten Schritte fertig sind. Ich fange meistens erst ca. 3 Tage vor einer KA an zu lernen, HAs mache ich entweder auf den letzten Drücker oder schreibe sie in der Schule ab, weil ich es entweder vergesse oder sie nicht anfangen kann.

Ich fühle mich oft wie „paralysed“, wenn ich etwas anfangen will und mache mir dann selbst extrem Vorwürfe, warum ich es nicht mache und so weiter. Nach einer halben Stunde ist es oft besser, manchmal dauert es auch länger oder kürzer.

Ich habe ebenfalls sehr oft Dopamin Crashs, sodass ich Abends gar nichts mehr kann. Ich fühle mich wie leer und traurig gleichzeitig, und kann einfach gar nichts mehr. Das kommt mehrmals die Woche vor und vorallem, wenn ich auf Geburtstagen war, im Urlaub, etc.

Ich reagiere sehr intensiv auf Kritik, wenn jemand etwas sagt, was vielleicht gar nicht ernst gemeint ist, bin ich sofort so, dass ich mich selbst runtermache. Ich bin auch sehr emotional und bin bei den kleinsten Dingen schnell genervt oder wütend (z.B. wenn etwas runterfällt).

Jetzt weiß ich nicht, ob das nur die Pubertät ist oder mehr, und fände es toll, wenn mir jemand helfen könnte.
Und was ich vergessen habe, zu schreiben. Kann sich der Typ von ADHS im Alter ändern. Also dass ich im Kindesalter eher unaufmerksam war und jetzt kombiniert?

Hallo Ida,

schön dass du bei uns bist!

Du schreibst, dass du viele Sachen anfängst und nicht beendest, dass du Leute unterbrichst, dass du sehr kritikempfindlich bist, dass du Hausaufgaben auf den letzten Drücker machst, dass du viel aus dem Fenster guckst oder dich sonstwie ablenkst.

Das wäre auf jeden Fall genug, um genauer nachgucken zu lassen.

Und ja, die Ausprägung von ADHS kann sich je nach Alter ändern. Meist von hyperaktiv zu nur noch verschusselt, aber umgekehrt geht natürlich auch.

Pubertät ist bei den Meisten von uns eine Mini-ADHS in sich. Aber du schreibst ja auch, dass nicht alles ganz neu ist. Klar ist auch, je jünger, desto strukturierter verläuft das Leben und ADHS fällt weniger auf. Manche bemerken ihre ADHS erst so richtig, wenn sie in den höheren Schuljahren in Eigeninitiative lernen müssen, manche erst im Studium oder wenn man/frau Beruf und eigene Kinder managen muss.

Wie ist es denn bei deinen Eltern und, falls vorhanden, Geschwistern? Ist von denen jemand chaotisch oder impulsiv?

Hattest du als Kind häufig Beinahe-Unfälle oder richtige? Hast du viele Gegenstände verloren?

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Hallo, danke für die Antwort :slight_smile:
Ja, der Fakt, dass die Pubertät viele Symptome auslösen kann ist das, was mich am meisten verunsichert. Aber ich vergleiche mich ziemlich viel mit anderen in meinem Alter und meiner Klasse. Mir fällt einfach auf, dass ich viel impulsiver und aktiver bin als sie und sie sich auf Dinge konzentrieren können, auch wenn es sie nicht interessiert. Das lässt mich stutzig werden.

Ich habe viel mit meiner Mutter über AD(H)S geredet und mir fällt auf, dass sie bei sehr vielen Dingen behauptet, dass sie es genau so hat oder hatte. Ich denke, dass wenn jemand in meiner Familie es hat, dann sie. Sie braucht auch sehr viel Zeit für sich und ist schnell überreizt. Sie verliert auch viel, macht Dinge auf den letzten Drücker, etc.

Als Kind hatte ich schon viele Unfälle. Ich habe mir mehrmals fast was gebrochen (Steißbein als ich vom Baum gefallen bin, Arm als ich vom Karussell gefallen bin,…) und war soweit ich mich erinnere sehr aktiv.
Ich kann mich nicht mehr gut an damals erinnern, aber ich weiß, dass ich oft über Dinge nachgedacht habe, die ich verloren habe, kann es aber nicht genau sagen.

Hi @Ida1 :adxs_wink:

Bei dem was Du schreibst, lohnt es sich auf jeden Fall, da mal genauer hinzuschauen.

Meine Tochter hatte etwa in Deinem Alter auch zum ersten Mal den Verdacht, dass sie ADHS haben könnte. Ich glaube, da hatten sie irgendwie in der Schule drüber gesprochen und sie hat sich in vielem wiedererkannt.

Sie hatte aber kaum Probleme in der Schule, gute bis sehr gute Noten und keinen Bock auf X Termine für die Diagnostik. Pubertät halt. :adxs_zwinker: Sie hätte damals auch keine Medikamente genommen oder Therapie machen wollen. Und nur für „ich wills halt wissen“, war es ihr den Aufwand dann doch nicht wert.

Bei uns lief es dann umgekehrt. Ich habe selbst vor gut einem Jahr meine ADHS-Diagnose bekommen. Meine Tochter hat dann kurz vor dem Abi gemerkt, dass sie doch ziemliche Probleme mit dem Lernen hat und wollte dann doch die Diagnostik machen, um evl. noch vor den Prüfungen Medikamente zu bekommen. Inzwischen hat sie auch ihre Diagnose, mit den Medis hat es leider nicht geklappt, weil wir nirgendwo rechtzeitig einen Termin bekommen haben.

Ich kann Dich also nur ermutigen, die Spur zu verfolgen!

Ich hatte gerade erst mit meinem Mann wieder ein Gespräch darüber, als nun auch unser Sohn seine Diagnose bekommen hat: Viele ADHS-Symptome unserer Kinder sind für uns völlig normal gewesen - weil wir als Kinder auch so waren. :adxs_zwinker: Da kommt man als Eltern erst ziemlich spät auf die Idee, dass das doch nicht „normal“ sein könnte oder auch gar nicht. Vielleicht kommt ja Deine Mutter auch noch ins Grübeln, wenn sie die Fragebögen für dich ausfüllt. :upside_down_face:

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Hi @Schusselflummi

Das ist bei mir in der Schule so ähnlich. Meine Noten sind und waren in den meisten Fächern immer im 1 oder 2er Bereich, nur bei Mathe, Französisch und generell Fächern, die ich nicht sofort kann oder man viel denken muss ist es schlechter.

Ich habe aber ziemlich oft Hyperfixierungen (falls es denn ADHS ist). Ich kann für mehrere Wochen oder Monate die ganze Zeit nur an dieses Thema denken, kaufe mir auch oft Sachen dafür, recherchiere bis spät in die Nacht, etc. Ist das eine oder nicht?