ADHS-Diagnostik bei Erwachsenen

Was ist jetzt dein kritikpunkt? Daß er so rumheult?

Was ich komisch finde, ist diese romantische sicht auf Neurologische Störungen

Ich habe den Artikel nicht gelesen, aber es ist immer schwierig für die, die Medikamente nehmen und wirklich Erleichterung haben, dass sie dafür oft kritisiert werden und sich rechtfertigen müssen.

Es mag Leute mit ADHS geben, die ohne Medikamente klar kommen, aber das bedeutet nicht, dass die anderen schwach, faul, feige oder ohne Rückgrat sind, die Medikamente nehmen.

Diese Unterstellung spielt immer wieder mit, wenn Berichte erscheinen, in denen jemand erzählt, dass er es ohne Medikamente schafft oder lieber keine Medikamente nehmen will.

Durch solche Aussagen wird die Stigmatisierung der Medikamentierung von ADHS immer weiter vorangetrieben.

Das hat schlimme Folgen für die, die die Medikamente bräuchten, weil sie ihnen heute immer noch nicht selten vorenthalten werden.

Es gibt ja immer noch Ärzte und Psychiater, die gegen die ADHS Medikation wettern. Und das liest dann die allgemeine Öffentlichkeit und bildet sich ihre „Meinung“…

Also mein Kritikpunkt wäre, dass ihm 5 Therapien nicht geholfen haben. Und er nur trotz der endlich gestellten Diagnose kein Medi wenigstens ausprobieren will. Stattdessen scheint er zu meinen, dass Bloggen ihm hilft und geht nun wieder zur Psychotherapie. Also der 6. nun… Wenn ihm schon 5 nicht geholfen haben, wie soll da jetzt die 6. helfen? Es könnte ja sein, dass die 5 vorherigen Therapien wegen der fehlenden Medikation nicht geholfen haben…

Den Punkt mit der Kreativität verstehe ich durchaus. Aber Ritalin & Co. sind keine Spiegelmedikamente. D.h. es besteht noch genug Raum dafür, die Kreativität auszuleben. In wirkfreien Zeiten z.B. oder man nimmt mal bewusst kein Medi, wenn man besonders kreativ sein möchte.

Ich hab selber ne Verdachstdiagnose AS Syndrom, autistische Züge, was auch immer. jedenfalls geht es mir so, daß ich manchmal ziemlich festgefahren in meiner Denkweise über mich selber bin. Ich versuche daraus auszubrechen, und schaffe es kaum. naja. Zu meiner adhs Diagnose bin ich nur durch die erkenntnis gekommen, daß alles, was ich davor versucht habe, nicht funktioniert hat, oder nur sehr mangelhaft.

Also hege ich große Hoffnungen, daß mir medikamentös geholfen werden kann - und verstehe somit den Typ auch nicht so.

Ich finde es dann auch komisch wenn so jemand tipps gibt.

Was ich bestätigen kann : seitdem ich wieder Guitarre spiele und zeichne, geht es mir sehr viel besser. mag auch daran liegen, daß ich krank geschrieben bin mit burn out, und mich langsam erhole. Allerdings bin ich sehr schlecht, aber naja.

@ppaul Ist doch super, dass du wieder zu deinen Hobbies zurück gefunden hast und es dir seitdem sehr viel besser geht!!! :juhuu

@ppaul ja echt super!!!

Ich bin auch gerne kreativ und es tut mir extrem gut… leider wenig Zeit in Ruhe für sowas…

<LINK_TEXT text=„News … ndheit-aus“>WHO: Kreative Tätigkeiten wirken sich positiv auf Gesundheit aus</LINK_TEXT>

<LINK_TEXT text=„https://www.radio7.de/zuhause/news/krea … ndheit-aus“>Kreative Tätigkeiten wirken sich positiv auf die Gesundheit aus | RADIO 7</LINK_TEXT>

Mein Sohn hat die Diagnosen ADHS und ASS und ihm helfen die Medis sehr gut, auch gegen Reizüberflutung. Er nimmt MPH, weil er von Elvanse zu starken Appetitverlust bekam.

Aber: bei Elvanse hatte ich das Gefühl, dass er weniger „autistisch“ war, also etwas offener in der Kommunikation und Interaktion…

Deshalb muss ich sagen, ist es ein Segen, dass er nicht mehr vor Reizüberflutung jeden Donnerstag oder Freitag Migräne bekommt.

Und mir kommt das Kotzen, wenn es so dargestellt wird, als ginge es immer auch ohne Medikamente… man schreibt 50 Jahre lang erprobten Wirkstoffen „unbekannte Langzeitwirkungen“ zu… das ist einfach alles Bullshit!

Was Allmighty und Tosh stört, ist diese unkonkrete Weitergabe eines Vorurteils. Da steht: Aus Angst, dass die Medikamente seine Kreativität zu sehr betäuben, nimmt er weder Ritalin noch Medikinet. Stattdessen geht er wieder zur Psychotherapie.

Also es geht um einen Menschen, der echt Probleme hat. Und dann, wie der Artikel sagt, die Diagnose als Befreiungsschlag empfindet.

Na, okay, aber wovon genau ist er jetzt befreit, außer von den vorherigen Fehldiagnosen? Die erwiesenermaßen effektivste Behandlung schließt er gleich für sich aus. Und zwar nicht, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass das Medikament seine Kreativität dämpft. Damit könnte man ja umgehen und die Dosis reduzieren oder Zeiten auswählen, wann man es nicht nimmt, oder notfalls eben tatsächlich das Medikament wieder weglassen. Und auch wenn er zu diesem Ergebnis kommt, wird das das Ergebnis einer Abwägung gewesen sein.

Darauf lässt er sich aber nicht ein, sondern verzichtet ungeprüft gleich, weil er etwas befürchtet. Vielleicht wird er ja gar nicht unkreativ, das weiß er ja gar nicht.

Und so steckt er in einer Sackgasse. Kein Problem, irrationale Entscheidungen sind ja nicht verboten. Das Problem ist hier aber, dass er sich durch den Artikel als Modell anbietet und ganz unreflektiert sein Vorurteil - ADHS-Medikamente nehmen die Kreativität - unter den Tageszeitungslesern verbreitet.

Es tut mir jedesmal richtig weh, sowas zu lesen.
Zumal ich die Erfahrung mache, mit Medikation endlich mal wirklich nachhaltig kreativ sein zu können ohne mit dem Hintern wieder einzureißen was ich mit den Händen aufgebaut hatte.

Ich möchte andererseits auch nicht wissen, wie viele Leute ärztlich betreut falsch dosiert sind und dann mit einem Brett vorm Kopf im Hamsterrad eskalieren…

Traurig.

Mein Sohn platzt auch mit Medikation/MPH/AMP vor Kreativität. Ich empfinde mich auch mit Elvanse als sehr kreativ.

Ich könnte mir aber auch, wie oben schon gesagt, sehr gut vorstellen, dass Verlust von Kreativität ein Zeichen von Überdosierung ist oder dass man vielleicht doch einfach auch ein anderes ausprobieren muss.

Tendenziell empfand ich in der kurzen Zeit mit Medikinet dieses Mittel als „hart“ und eher unangenehm - möglicherweise beeinträchtigt so ein Gefühl dann die Kreativität, das ist dann aber ein Sekundär-Effekt.

Dieser Fall wäre dann ein Zeichen von Medikation mit dem falschen Wirkstoff.

Entschuldigung wenn ich hier einfach so rein platze, aber bei dem Thema „Diagnostik“ fällt mir gerade ein, das es wichtig ist eine Schilddrüsen Über/Unterfunktion untersuchen zu lassen, bevor ein Adhs oder auch Depression attestiert wird.

Meine Ärztin hatte mich z. B. über Erkrankungen in der Familie befragt, und da meine Mutter eine Schilddrüsen Unterfunktion hat, weshalb sie auch Medikamente einnehmen muss, wollte meine Ärztin zuerst einen Test vornehmen, um eine Schilddrüsen Über/Unterfunktion auszuschliessen.

Meine Ärztin nimmt ihre Arbeit sehr ernst und ist sehr bemüht darum immer alles sehr gründlich zu machen, deshalb kam dabei herraus, das meine Schilddrüsen normal arbeiten, erst danach wurde ich dann auf Adhs getestet sowie eine Depression diagnostiziert.

Jedenfalls stellt sich für mich immer mehr die Frage, ob Adhs wirklich eine „Krankheit“ ist, oder ob man einfach für „krank“ erklärt wird, weil man ein individueller Mensch ist, der nicht in das allgemein gültige Bild der Leistungsgesellschaft „reinpasst“, weil „unbequem“ und „anstrengend“?.
Vielleicht ist ja in Wahrheit genau das das „eigentliche“ Problem?. Aber das sind nur meine persönlichen Gedanken, die ich mir so mache.

@AbrissBirne , warst Du es nicht, die es nicht Lustig fand, weil mein Sohn gesagt hat, ADHS Symtome sind wie Horoskope, für jeden was dabei…
Du zweifelst ADHS als Krankheit an?
:mrgreen:

Nein.

:mrgreen:

Wenn es für Dich so einfach ist - frage ich Dich provokant - warum bist Du dann in Therapie? Medikation? Selbsthilfegruppe - wegen der Leistungsgesellschaft?
Falls ja - wie hat das die Leistungsgesellschaft konkret angestellt?

Also für eine reine Fremdzuweisung ist mir der Leidensdruck deutlich zu hoch.
Auch die Verzerrungen, die ich ständig produziere. Die orthopädischen Beschwerden. Die Reizoffenheit, die mich krank macht. Der Kontrollverlust. Das Überwältigt-Sein von Emotionen. Nicht mehr handlungsfähig zu sein. Die soziale Paranoia.
ADHS bedeutet für mich, dass ich mein Verhalten nicht steuern kann. Und nicht nur mein Verhalten, sondern auch manche Bewegungen. Meinen Blick. ADHS bedeutet für mich, dass ich im Zeitraum meiner Pubertät ca. 1500 Mal mit den Füßen umgeknickt bin. Seit ich das eine Außenband abgefetzt habe, knicke ich nur noch mit dem anderen um.
5 kleine Autounfälle im ersten Jahr nach dem Führerschein. Ein betroffenes Kind. Ein dysfunktionales Elternhaus. Unbeherrschtheit. Angst. Einsamkeit. Isolation. Unfähigkeit, mein Umfeld zu lesen. Unfähigkeit, für mich passende Entscheidungen zu treffen. Unfähigkeit, zur Ruhe zu kommen. Unfähigkeit, einfach mal zufrieden zu sein.

Nee, das mit der Leistungsgesellschaft lass mal stecken. So einfach ist das nicht.
Und anderen ihre Individualität abzusprechen, weil sie nicht „zum Club“ gehören, das ist abgesehen davon auch unfair.
Also rechne „die Unfähigkeit, das Gegenüber in seiner Individualität wahrzunehmen“ noch auf die Liste drauf.

Psst. Evtl. ein ganz klein wenig sachter, wenn das geht? Sonst erschreckt sich vielleicht der Baum, den @AbrissBirne und ich hier gerade zusammen umarmen.

Es ist nämlich eine neurodiverse Zitter-Pappel, zu der wir gerade Kontakt aufbauen. Wir sind drüben im Sonnenschein-Thread. Ihr könnt natürlich auch gern rüberkommen, wenn sonst hier Off-Topic droht. Kann einer von Euch eine Gitarre mitbringen? Ich fühle Kumbaya-Vibes in mir aufsteigen. Man kennt es, ich weiß. Ich bin nur ein one-hit-wonder.

Was allerdings total on point des Topics ist, aus meiner Sicht: die als Diagnosekriterium geeignete „Flexibilität“ der Sichtweise und der Emotionen rund um die eigene Betroffenheit.

Montag ein Montagsauto-Gefühl, sich am liebsten abschaffen wollen, statt noch länger Sand im Getriebe der Gesellschaft zu sein und permanent die eigenen Häufchen hinter sich wegputzen zu müssen, über die sich niemand mehr ärgert als man selbst.

Dienstag als Gegenbewegung die letzten Reste Selbstwert zusammenkehren und zu diesem Behufe ein bisschen Überidentifikation betreiben, aus lauter Sehnsucht nach einem Club und weil das sonst kein Mensch aushält.

Mittwoch zwischen den Stühlen der Vortage: Man würde doch ohnehin in keinen Club wollen, der kranke Leute aufnimmt. Und hilft doch ohnehin alles nix. Mit dem Mittel der Wahl betäuben und gleichzeitig Nüchternheit als neue Lebenseinstellung herbeizitieren. Dann weiterstolpern. Immer weiter. Rückwärts eher nicht, weil Vergangenheit war auch lausig.

Donnerstag … donnert es.

Freitag zweifelt man am Vormittag die Diagnose an, will am liebsten die Behandler verklagen, nur um ihnen am Nachmittag am liebsten gefühlsduselig für die Lebensrettung zu danken.

Und Samstag kommt das hyperaktive Sams. Solche Schleudergang-Wochen gibt es doch.

Die Pappel sagt übrigens, bei Bäumen sei das auch total schwierig mit der Diagnostik von Krankheiten: <LINK_TEXT text=„https://www.t-online.de/heim-garten/gar … -baum.html“>Tipps zur Baumpflege: So erkennen Sie einen kranken Baum</LINK_TEXT>. Alarmzeichen für einen Krankheitswert seien es, wenn der Baum einen Vogel hat oder faule Stellen, wenn er häufig weint oder Wunden sichtbar sind. Dann müsse ein Fachmann kommen, besonders nach einem heftigen Sturm.

Ja, ist ja richtig, Pappel. Aber Du kannst doch zum Beleg nicht eine Quelle wie t-online zitieren! Warst Du gar nicht in der Baumschule? Wer soll Dir denn da glauben?

Unser neuer Freund, der Baum. Uns eint viel mehr als uns trennt.