Ich werde oft gefragt wie ADHS ist, wie sich das Anfühlt. Ich habe gerade mal wieder eine schwere Phase, vieles läuft schief und das geht natürlich auch immer mit Identitätsproblemen einher. Heute in der Bahn habe ich mal wieder darüber nachgedacht, wie Adhs so ist. Dabei musste ich an einen Freund von mir aus der Lehre denken.
Der Typ hieß john. John war die Art von Freund mit der Man immer sicher sein konnte Spaß zu haben und eine tolle Zeit zu erleben.
Aber man konnte mit ihm auch gut in Schwierigkeiten geraten und damit meine ich richtige schwierigkeiten. Es war nicht so dass es hin und wieder mal ein bisschen Ärger gab dem man leicht aus dem Weg gehen konnte. Es waren eher solche Situationen in denen Man plötzlich im Keller einer Spelunke mit ihm rücken an rücken zwischen einer Gruppe wirklich gefährlichen Menschen landete und man im Kopf schon mal sein Testament schrieb. Oder man saß plötzlich auf der Rückbank eines Polizeiautos und hatte Handschellen an. Für John waren das die besten Abende, er liebte es und er suchte nach Gefahr. Für mich war das jedesmal blanker Horror. Und trotzdem gehörte er zu mir, ich traf mich immer wieder mit ihm und ich glaube in mir war irgendwas, das genau wie john den Reiz dieser Sotuationen genoss. Ausserdem konnte ich mich im Ernstfall ob durch ihn verschuldet oder nicht immer wieder auf den alten Johnny verlassen.
Mein Adhs fühlt sich manchmal ganz genauso an. Ich habe meine Diagnose spät erhalten und musste früh lernen damit umzugehen. Es hat mich immer wieder in wirklich ernste schwierigkeiten gebracht und tut es teilweise bis heute. Und doch gehört es zu mir und ich liebe diese Seite an mir auch sehr. Ich genieße mein Leben zumeist und die vielen aufregenden Gefühle die stark in mir sind und meine Lebensgestaltung bereichern. Und ich weiß, dass ich mich auch im ernstfall auf die Stärken verlassen kann die mir adhs bescheert hat.
Das ist eine von mehreren Antworten, die ich gebe wenn mich jemand fragt wie es ist adhs zu haben.
Wie ist es bei euch? Kommt das jemandem bekannt vor? Habt ihr auch so einen Freund? Oder nehmt ihr es völlig anders wahr?
Liebe Grüße
Max
Ps: für die die es gerne wissen wollen, johnny gehts gut, er hat seine harten Zeiten an den Nagel gehängt und lebt im Allgäu mit Frau und bürgerlichen Job. Doch manchmal kommt er nach hamburg und wir nehmen die Stadtauseinander, aber etwas softer als früher ;).
Danke für deine Geschichte, die hab ich echt gern gelesen Ich kann dir überhaupt nicht sagen, wie ich mein ADHS beschreiben würde, aber ich glaub ich würd mich jetzt mal hinsetzten und genau das mal überlegen!
Also ich habe nicht verstanden, die Geschichte von deinem einen Freund John ist spannend, aber du sprachst von zwei Freunden? Oder ist deine ADHS der zweite Freund?
Und abgesehen davon, ich wette, John selbst ist auch ADHS-ler.
Ich überlege, wie ich das Hörnchen in meinem Kopf nennen könnte. Wir sind mittlerweile recht gute Kumpels geworden, den Rest bekommen wir hoffentlich auch noch hin.
Jedenfalls ist er ganz klar der Chaotischere von uns beiden. Soviel steht fest.
Ich selber bin nämlich eigentlich total strukturiert, ordentlich und auch überhaupt nicht *ach guck mal, ein Vögelchen *zirp piep piep zwitscheriduu
Total heftig und trotzdem sehr sympathisch dein Freund.
Oh ja, klar kenne ich ähnliche Situationen (und auch Menschen). Bin früher mit nem Haufen positiv Bekloppter (wie wir uns alle liebevoll nannten) jedes Wochenende nach Holland/ Belgien feiern oder mit den Bikes raus. Wir hatten einen spannenden Freundeskreis, ich glaube mehr muss ich nicht sagen
Alles liebe Menschen die manchmal krass drauf waren, aber mit denen ich adhs mäßig bestens harmonierte. Heute sind einge leider tot, einige bodenständig und ruhig und zu wiederum anderen gibts einfach keinen Kontakt mehr.
War ne super jeile Zick! Bin froh solche Leute zu kennen/ gekannt zu haben
Mir hat mal eine ehemalige Mitschülerin auf einem Jahrgangstreffen gesagt, dass es mit mir nie langweilige war und das ich immer besondere Ideen hatte.
Ein Beispiel nannte sie , da waren wir so um 12 Jahre alt, da habe ich wohl in der Klasse gesagt: „wollt ihr mal einen Toten sehen , dann kommt heute Mittag zur Leichhalle da liegt mein Opa , den könnt ihr euch anschauen.
Haha, ja genau der zweite freund ist Adhs, ich muss immer ein bisschen aufpassen, früher habe ich mich sehr davon abgespalten (identitätskrise) das war auch ungesund, mittlerweile kann ich diese seite aber mehr und mehr akzeptieren.
Ich habe mich das bei Ihm auch oft gefragt und auch mit ihm darüber gesprochen. John ist ein Beispiel dafür wie jemand mit wirklich schwierigen umständen ungehen konnte und ganz ohne Hilfe seinen Weg gefunden hat. Das erfordert aber viel stärke und die wünsche ich jedem. Das war auch einer der Gründe warum ich das erzählen wollte. Ich lese hier im Forum immer wieder von Menschen denen es schwer fällt sich zu akzeptieren und den ewigen Clinch mit sich selber stand zu halten.
Bei deinem kommentar musste ich am Ende kurz schlucken. Wir haben auch viele Leute verloren, einige wegen Psychischer Probleme.
Kennst du dieses Lied? Ich hatte es irgendwann zufällig (?) In meinem Feed. Hilft mir immer sehr wenn ich daran denke wieviele es eben auch nicht geschafft haben.
Falls der link nicht funktioniert: Sam Fender - Dead Boys
Oh man Das kommt mir aber auch bekannt vor, Manchmal hat das Gehirn eben ideen die der Verarbeitung durch die Lappen gehen. Aber das klingt sympathisch. Ich habe meinen Cousin auf sehr drastische Weise verloren und war damit immer sehr offen. Ich habe später auch die Rückmeldung bekommen, dass das den einennoder anderen in Turbulenzen gabracht hat
Ich erkenne mich etwas wieder. Ich neige auch dazu gerne in gefährlichere Situationen zu geraten bzw. Früher war es viel so. Ich habe wenig über die Konsequenzen nachgedacht und habe auch viele Menschen mit meinen Impulshandlungen verletzt, auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Mittlerweile habe ich das besser im Griff und mit Elvanse fällt es mir sogar noch leichter Impulse zu kontrollieren.
Ich hab auch elvanse und bin richtig begeistert. Es hält mich total auf kurs. Ich habe das gefühl viel nehr kontrolle über meinen alltag zu haben. Bei der gelegenheit würde mich interessieren, wenn du darüber reden magst, welche dosis du hast. Ich nehme seit einem jahr 30 mg und bin immer wieder am überlegen zu erhöhen, bin mir aber noch nicht sicher ob es so dienlich wäre. Ich habe noch große probleme insbesondere beim lernen und beim aufbauen einer tagesstruktur. Kannst auch gerne privat schreiben, aber wenn nicht ist auch ok.
Gar kein Problem! Ich rede sehr gerne darüber. Ich hab auch eine Zeit lang 30mg genommen, so etwa 3 Wochen und seit knapp einer Woche nehme ich 50mg. Es macht schon einen Riesen unterschied. Ich weiß nicht, ob das jetzt vielleicht nur die Honeymoon-Phase ist, aber ich verspüre so viel Freude und Energie. Ich habe Lust aufs Leben und ich ziehe Dinge durch, die ich mir vornehme. Mein Alltag ist so viel einfacher die letzten Tage gewesen. Auch meine Flixtrains hatten beide (Hin-&Rückweg) jeweils fast eine Stunde Verspätung und ich konnte so viel besser damit umgehen als sonst.
Was ich aber merke ist, dass ich Probleme habe zu essen. Ich bin esssüchtig, deswegen ist das auch irgendwo eine Befreiung nicht ständig ans Essen denken zu müssen. Aber wenn ich zu wenig esse, was mir jetzt die Tage immer passiert ist, bin ich schnell gereizt haha! Also zu essen ist so so wichtig, damit die positive Wirkung auch beibehalten werden kann.
Wenn du noch mehr Fragen hast, sehr gerne! Ich kau meinen Mitmenschen schon das Ohr ab und erzähle nur zu gerne darüber!