Ich habe die Diagnose vor ca. einem Monat erhalten. Ich bin noch sehr unerfahren und tue mich noch schwer, „das“ als Teil von mir zu akzeptieren.
Je mehr ich mich in den sozialen Medien über ADHS informiere, desto weniger erkenne ich mich in der Diagnose.
Ein großes Problem ist der Hyperfokus. Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich jemals in meinem Leben „den Hyperfokus“ hatte. Zumindest nicht so, wie ich ihn kennengelernt habe, also als ein Interesse, das man teilweise wochenlang verfolgt oder zumindest AUSDAUERND für einige Stunden verfolgt.
Wenn ich etwas finde, dass mich interessiert und mich für ein paar Stunden damit befasse, verliere ich aber schnell wieder das Interesse (oder eher die Motivation?) Grade im kreativen Bereich. Ich möchte beispielsweise sehr gern ein Buch schreiben und ich habe auch schon viel geschrieben, wenn ich zum Beispiel im Bus auf dem Weg zur Arbeit saß. Ich schreibe aber nie, wenn ich zuhause bin, weil es anstrengend ist, so viel denken zu müssen. Ich habe keine Hobbies, ich folge keinen Leidenschaft, ich existiere einfach. Wenn ich nicht arbeite, schaue ich Videos auf YouTube oder spiele Videospiele, aber das auch meistens nur mit Freunden (weil ich alleine einfach schlecht bin ). Meistens „bin“ ich einfach nur.
Ist der Hyperfokus IMMER bei ADHSlern vorhanden? Oder nur MEISTENS? Was sind eure Erfahrungen?
Wie äußert er sich? Kann er sich auch im „vielen Denken“ äußern? Bisher ist mir diese ganze Sache hier eher eine Be-lastung und als Ent-lastung.
Bei mir nicht. Ich tauche nie so tief ab, dass nicht irgendein Mini kleiner Reiz es schaffen könnte mich aus dem Thema rauszureissen und abzulenken
Muss dazu sagen, ich habe leider extremes Adhs (vor allem ein grosses H für Hibbeligkeit). Ich kann extrem enthusiastisch auf ein Thema zurennen und nach kurzer Zeit, ZACK…vergessen
Insoweit würde ich sagen Hyperfokus ist sicherlich ein Symptom aber nicht bei jedem zwangsläufig vorhanden
Verstehe ich total. Ich bin auch nicht begeistert, Adhs zu haben. Aber was willste machen? Ich kann es nicht ändern, also mache ich das Beste draus.
Innerer Widerstand kostet langfristig mehr Kraft und zieht nur runter.
Ich kenn den ausdauernden Hyperfokus auch nicht, schön wärs
Einige Male schon über mehrere Monate.
Leider kenn ich das mit dem „nur existieren“ und mich hat das schon mein ganzes Leben begleitet und belastet.
Kämpfe eher mit Motiviationsproblemen.
Bei mir ist es öfters so, dass ich irgendein Thema finde und auf das fokussiere ich mich dann kurze Zeit intensiv.
Die Themen sind teilweise völlig irrelevant für meine aktuelle Situation.
Bsp: Ich recherchiere Produkte von denen ich weiss, das sich mir aktuell eh nicht kaufe…
Oder ich habe Hyperfokus für Sachen, bei denen andere ADHSler schreiend wegrennen (Finanzen, Aktien etc.)
Ist nicht genau DAS der typische ADHS-Hyperfokus? Sich intensivst mit Dingen beschäftigen, die objektiv betrachtet keinen Mehrwert haben und von denen wir auch wissen, dass wir sie letztlich niemals umsetzen werden?
Ich habe über 100 Tabs auf meinem Handy geöffnet. alle zu Themen, mit denen ich mich mehrere Wochen/Monate intensiv beschäftigt hatte, bzw. es noch tue.
Hier eine kleine Auswahl:
PC selber zusammen bauen (mein Amazon Warenkorb ist seit etwa einem Jahr fertig, ich müsste nur noch „kaufen“ klicken; mittlerweile natürlich veraltete Komponenten und sowieso das Interesse verloren)
3 d Druck (den vermeintlichen Preis-/Leistungssieger ermittelt, Amazon Warenkorb, „Ist Resin nicht besser als Filament?“, noch intensiver mit der Materie beschäftigt, alles viel zu aufwendig und sowieso das Interesse verloren)
Keyboard lernen mittels YouTube Videos (passende Channels rausgesucht, interessante aber einfache Musikstücke rausgesucht, passendes Keyboard in den Amazon Warenkorb, „Hast Du überhaupt Zeit, um das zu lernen? Und mit 100€ kannst Du doch besseres anfangen…“, und Interesse verloren)
Modellbau…
Aquaristik…
Segelschein binnen…
Segelschein See…
Flugschein Segelflug…
Flugschein Ultraleichtflug…
Flugschein Gleitschirm…
DIY Projekte Holz…
-DIY Projekte Metall…
Ernährung…
Fitness…
Gesundheit…
…
Ich habe mehrere Stunden meines Lebens in o. g. Themen (und in unzählige weitere) investiert. Aber „gebracht“ hat es mir gar nix. Außer der Erkenntnis, dass ich nicht in der Lage bin, mich solange mit etwas zu beschäftigen, bis es abgeschlossen ist.
Laut meinem Psychiater gehört genau das zu ADxS: Man brennt für etwas, aber man schafft es nicht, die Flamme dort hin zu bringen, wo man sie haben WILL.
Anscheinend gibt es eben auch ADHSler, die wirklich ne Leidenschaft für etwas aufbringen.
Gibt ja immer die Beispiele von besonders kreativenm sportlichen ADHSlern etc