Ich (49 Jahre alt) bin vor zwei Monaten durch eine Spezialambulanz in Berlin diagnostiziert worden und habe nun einen ersten Psychiatertermin in Sachen ADHS vor mir. Aufgrund meiner speziellen Beschwerden, möchte ich unbedingt (auch) eine medikamentöse Therapie zumindest versuchen. Da ich eine Leberzirrhose habe und möglichst gut informiert in das Erstgespräch gehen möchte, suche ich hier in dieser Frage nach möglichen Erfahrungsberichten und Ratschlägen.
Gibt es unter den für Erwachsene infrage kommenden Medikamenten solche, die hier eher mehr und solche, die eher weniger gut geeignet sind? Sicher bin ich ja nicht der erste Mensch mit einer Lebererkrankung, der mit einer ADHS-Diagnose vor dieser Frage steht.
Die wichtigsten Medikamente sind die Stimulanzien wie Methylphenidat und Lisdexamphetamin.
Beides wird in in der Leber verstoffwechselt und trotzdem gibt’s Patienten mit Leberzirrhose die keine Probleme damit haben. Meines Wissens ist’s keine absolute Kontraindikation.
Atomoxetin ist ein Spiegelmedikament, wird nicht über die Leber abgebaut und könnte eine Alternative sein.
Das klingt ja zumindest ermutigend. Ich hätte noch eine Folgefrage:
Ich höre & lese immer wieder von „modularem“ Umgang mit den Meds., also dass entweder nur Retard, beides oder nur bei akutem, situativem Bedarf eingenommen wird. Letzteres klingt für mich aus verschiedenen Gründen am sympathischsten. - Kann man dazu etwas sagen?
Zur Eindosierung wird aber meist empfohlen die Stimulanzien regelmäßig zu nehmen.
Ich kombiniere Retardpräparate (verschiedene) und unretardiertes (muss man selbst zahlen) je nach Bedarf wie lange ich die Wirkung brauche und nehme auch an manchen Tagen oder im Urlaub gar nichts.
Das geht aber nur mit den Stimulanzien, mit Atomoxetin nicht.
Ich war heute beim Psychiater. Dieser schließt Methylphenidat aufgrund der dekomprimierten Zirrhose für mich aus („wg. Lebertoxizität“) und will nun bezüglich Lisdexamphetamin eine Stellungnahme seitens meiner Hepatologin nebst Echokardiographie.
Auch wenn meine letzten Laborwerte alle sehr gut waren, bin ich doch etwas entmutigt und in der Folge skeptisch, ob ich eine Chance auf probate Medikation habe.
Falls hier jemand eine ähnlich gelagerte Krankenhistorie hat, wäre ich sehr an den Erfahrungen interessiert.
hast du in der Zwischenzeit irgendwas neues erfahren? Ich habe zwar keine Zirrhose, dafür aber eine intrahepatitische Cholestase und nehme aktuell MPH. Ich muss Ende des Monats ebenfalls wieder zum Hepatologen und möchte wie du gerne vorbereitet in das Gespräch gehen.
Nein, leider kann ich noch nichts Neues sagen. Nach meinen Recherchen gibt es bei ALLEN ADHS-Medikamenten zumindest vereinzelt auch Berichte über unerwünschte Leberphänomene. Das dürfte ja aber auf viele Medikamente zutreffen. In der Pharmakologie wird es wohl wenig Wirkstoffe geben, die nicht irgendwie mit der Leber interagieren. - Da ich sehr auf ein Medikament gehofft habe, bleibe ich natürlich am Ball und warte zumindest mal auf das Gespräch mit meiner Hepatologin. Natürlich will ich mit einer Zirrhose umsichtig vorgehen, möglichst aber auch bestens informiert sein und ggfs abwägen, da ich nach 49 Jahren endlich klarer hinsichtlich meiner Probleme sehe und vieles mit der ADHS-Diagnose zusammenhängend dürfte. Da möchte man nicht voreilig die zur Verfügung stehenden Arzneien ausschließen.
Ich werde hier berichten, sobald ich mehr in Erfahrung gebracht habe.
ich war (genau genommen bin) gerade beim Hepatologen. Sie hat mit mir jetzt mal eben mögliche Medikamente abgegrast und wir sind bei Elvanse als Alternative hängengeblieben. Sie meint, sie konnte jetzt keine Informationen dazu finden, dass mit Elvanse die Leberwerte steigen (auch wenn es sicherlich auch über die Leber abgebaut wird). Ich bleibe jetzt erstmal bei Medikinet und wir schauen mal, ob es dabei bleibt. Ich merke morgens 25mg unterm Rippenbogen, insofern könnte das für dich auch relevant sein. Allerdings ist halt nicht auszuschließen, dass das gar nix mit Medikinet zu tun hat…
Mein derzeitiger Psychiater, logistisch eher eine Übergangslösung bis ich eine kompetente und regelmäßige fachliche Betreuung finde, schließt MPH ja rundweg aus. Mir bliebe hier also einzig Elvanse als Option. Das finde ich natürlich nicht berauschend, da es das Finden des für mich richtigen Mittels i.S. ADHS selbst natürlich minimiert und die Möglichkeit von flexibleren, unretardierten Einsätzen von vornherein ausschließt. Von meiner Hepatologin selbst habe ich hinsichtlich MPH bisher keine und zu Elvanse eine Aussage: „nicht grundsätzlich kontraindiziert“.
Bei mir ist bzw. war eine Fokale irgendwas ( Kenne den Namen jetzt nicht genau, Fettleber ). Grund war Alkoholismus und Ernährung. Mir wurde erst zu Atomoxetin, was ich ausgeschlagen habe, geraten wegen der Suchtproblematik, ich hatte aber einen Entzug gemacht und durchgehalten und durfte dann Elvanse nehmen. Komme damit sehr gut zurecht.
Ich bin mir jetzt nicht sicher ob dir dies in irgendeiner weise weiterhilft. Elvanse ist mittlerweile, meines Wissens, Goldstandard bei Erwachsenen.
Meine Leberärztin hat für Elvanse grünes Licht gegeben. Auch wenn sie leider Gottes selbst sagt, keine große Ahnung von diesen Wirkstoffgruppen zu haben, ergäbe ihre Recherche, dass auf der Basis meiner Werte ein Versuch mit Elvanse vertretbar ist. Erschocken hat mich die Tatsache, dass sie zu einer der renommiertesten und größten Hauptstadtpraxen für Hepatologie gehört und dennoch nach eigenen Aussagen keine (!) Zirrhosepatienten mit ADHS oder jedenfalls der Sekundärthematik ADHS-Medikamentengruppen hat. - Auch und gerade die Tatsache, dass statistisch sehr viele ADHSler Suchtproblematiken haben, läßt ja erstmal vermuten, dass i.d.F. dann auch relativ viele Leberkomplikationen erwartbar wären und sich mithin in einer solchen Facharztpraxis mittelbar oder unmittelbar entsprechendes Erfahrungswissen ansammeln würde.
Eine weitere Problematik sehe ich für mich darin, noch immer nicht in der Lage zu sein, eine ADHS-kompetente Anlaufstelle oder gar einen solchen Therapieplatz zu finden. Ich renne mit den diversen medizinischen und psychiatrischen Einzelthematiken von Pontius zu Pilatus, erhalte quasi immer nur die jeweiligen Unterbereichsinfos, ohne dass ich als Patient irgendwen hätte, der die Kompetenz hätte, sämtliche relevanten medizinischen u. psychiatrischen Einzelfaktoren integriert zu betrachten und anzugehen. Das schlaucht schon ungemein, zumal es hier keine erkennbare Perspektive gibt, auf die ich mich durch Geduld oder Eigeninitiative annähern könnte.
Von absurd-belastenden Problemen etwa mit dem LAGeSo in Sachen Schwerbehindertenausweis/GdB, die u.a. auch aus diesem Flickwerk aus fragmentierten Ärztebereichen und offenbar insuffizienter Kommunikation zwischen dem Amt und den Ärzten herrühren, will ich hier erst gar nicht anfangen.
Ich find den Artikel, leider nicht mehr, auf den Alkoholentgiftungsstationen, war die rede von 60% mit deutlichen ADHS Symptomen, aber unerkannt, bzw. nicht Diagnostiziert, bin mir aber nicht mehr sicher…
Nikotin, Cannabis, Speed… sowas ist, denke ich, sehr verbreitet unter den ADHSlern, die Drogen nehmen, aber wie heißt’s so schön, mit ADHS kannst du alles zur sucht machen. Alles was Dopamin gibt, dazu gehört auch extrem Sport oder Essen usw.
Ich selber hatte Alkohol missbraucht, um mit Menschen klar zu kommen, bei mir liegt aber eine, V.a. auf ASS zusätzlich vor, die gerade abgeklärt wird und Cannabis zur Selbstmedikation gegen das ADHS, laut meinem Neurologen, Psychiater.
Heißt natürlich jetzt nicht das jeder der Alkoholiker ist, eine ADHS oder ASS hat.