ADHS mit Komorbidität Zwänge - kann man da überhaupt trennen?

Hallo zusammen,

meine Tochter (15) hat ADHS und Zwänge.

Die Zwänge sind aber nicht so die typische Zwänge wie Waschzwang oder Kontrollzwang, wo eine klassische Expositionstherapie helfen könnte, sondern dergestalt, dass sie bspw. bis zu 3 Stunden auf dem Klo sitzt, nachdenkt, Handy macht, und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung was sie die ganze Zeit macht oder in ihrem Kopf vor sich geht. Ihrer Therapeutin sagt sie, dass sie es nicht aus Angst oder Unsicherheit heraus macht (was ja sonst bei Zwängen zugrunde liegt), sondern dass sie es einfach so macht. Wenn ich ihr dann irgendwann sage, dass wir zu einem außer Haus Termin los müssen, schafft sie es nur sehr schwer und eigentlich erst, wenn wir für den Termin schon zu spät sind, vom Klo zu kommen. Andere “Termine” wie gemeinsames Abendessen scheint ihr nicht dringend oder wichtig genug zu sein, dass sie vom Klo kommt.
Jetzt frage ich mich, ist das wirklich ein Zwang oder eher nur durch ihr ADHS bedingt? Wie würdet ihr das Verhalten beurteilen? Oder ist es eine Mischung aus beidem vielleicht? Zwang, dass sie so lange auf dem Klo sitzt, ADHS, dass sie es nicht schafft, runter zu kommen obwohl sie es will?
Wir, inklusive Therapeutin, können es nicht richtig einschätzen. Und sie kann es uns auch nicht wirklich erklären.

Ein weiterer “Zwang” ist, dass sie erst sehr sehr spät ins Bett geht, erst so gegen 3-4 Uhr nachts, und somit natürlich auch morgens nicht in die Schule raus kommt vor Müdigkeit und hier auch erst wieder eine Stunde auf dem Klo verbringt vormittags, obwohl sie selber sagt, dass sie dringend in die Schule muss, weil ihr der Unterricht wichtig ist.

Jetzt wollte ich mal fragen, ob diese Zwänge, die eher untypisch für Zwänge sind, nicht eher aus der ADHS resultieren oder ob es wirklich Zwänge sind. oder man das gar nicht trennen kann?
Ich frage deshalb, da die Therapeutin meinte, der es wie gesgt auch sehr schwer fällt, das richtig ein zuordnen, wenn es eher ADHS ist, würden vielleicht Druck und Konsequenzen helfen, wenn es Zwänge sind, wäre das eher kontraproduktiv.
Habt ihr hier Ideen/ Erfahrung, wie ich mich hier am bestsen verhalten kann, um ihr zu helfen?

vielen Dank!

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Wer hat die Diagnose Zwangsstörung gestellt? Ich sehe in den Beispielen die du nennst keine Zwänge.

Mein Sohn, 11, hat kürzlich die ADHS Diagnose bekommen und hat noch Ängste und Zwänge. Die Zwangshandlung ist eigentlich ja eine Reaktion auf “negative” Emotionen, zB Angst oder Scham, es ist der Versuch, diese Emotion abzustellen. Angst krank zu werden → immer wieder Hände waschen. Stress ob das Licht aus ist - > mehrmals kontrollieren. Das wird jetzt sicher nicht jedem Erkrankten gerecht und ist bei Zwangsgedanken vielleicht anders, aber im Großen und Ganzen geht es um Kontrollverlust.

Mir kam spontan Mediensucht in den Sinn, vielleicht auch nur intuitive Spinnerei von mir. Aber Medien / Sucht ist eine typische (ungesunde) Selbstmedikation bei ADHS.

Ist die Toilette der einzige Raum wo sie garantiert ihre “Ruhe” hat? Oder abends wenn der Rest schläft?

Zum Einen, Übergänge sind für Menschen mit ADHS schwierig. Zum anderen, vielleicht liegt es an der Pubertät dass ihr “nervt” oder vielleicht gibt es auch ein tiefer liegendes Problem in der Beziehung. Wir können hier an dieser Stelle wohl nur mutmaßen, weiß nicht wie hilfreich das für dich ist.

Wie lange ist sie dort in Therapie? Entweder hat die Therapeutin wenig Ahnung von ADHS oder deine Tochter öffnet sich ihr nicht. Druck hilft bei ADHS wenig, eher Verstandnis, klare Kommunikation, Regeln und Konsequenz, zB Handyverbot zu bestimmten Tageszeiten. Aber ist schwierig in dem Alter, ich weiß. Zwänge kann ich darin wie gesagt nicht erkennen.

Also mein neuronormales Kind hängt auch am Handy und will nicht schalfen gehen. Das finde ich eher normal, wenn ich mich so umhöre.

Weil wenn ich dich richtig verstehe, nutzt sie das Handy am Klo. Das heißt, sie sitzt nicht zwanghaft am WC, sondern hat eher eine Suchtproblematik bezüglich dem Handy, von dem sie nicht loskommt. Nicht gerade selten bei Jugendlichen leider…

Und das nicht schlafenghen wollen ist ja auch in dem Sinne kein Zwang, sondern halt jugendliche Unvernunft. Ja, das nervt…

Ehrlich gesagt, bei mir wäre das Handy einkassiert, wenn nicht nicht zum Essen erschienen wird. Da verstehe ich echt keinen Spaß und bin spießig - das ist Familienzeit und da haben alle aufzutauchen. Bei mir gibt’s außerdem Handy- und Ohrstöpselverbot beim Essen. :smiling_face_with_sunglasses: Aber egal, wie du es machst: wichtig sind eure Regeln des Zusammenlebens.

z.B. andere wollen ja evt. auch in Bad und Klo….

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