ADHS nach dem Abitur erst sichtbar?

Hallo ihr lieben!
Ich wende mich an Euch und dieses Forum, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß und ich das Gefühl habe, dass man mich nicht versteht und ich in mich selber zusammenfalle…

Zu mir: Ich bin männlich, Student, 22 und habe beim Arzt den Verdacht auf ADHS bekommen…
Ich habe im Studium trotz Interesse einfach keinen Erfolg, weil ich mir einfach nichts merken kann und ich mich nicht konzentrieren kann, was mich sehr belastet und auch ärgert, weil ich ein gutes Abitur gemacht habe und es danach nie gut lief, auch in meinem Studium vor dem jetzigen.
In der Schule war ich nie sonderlich auffällig, aber speziell in der Grundschule habe ich nie freiwillig Hausaufgaben gemacht, nie meine Tasche gepackt (Hat Mama alles gemacht) und auch in der weiterführenden Schule waren zum Beispiel Portfolios oder längerfristige Aufgaben immer schwer und meine Eltern mussten mir teils auch mit viel Streit und Geschimpfe helfen. Ich war auch in der Klasse eher in der Hierarchischen Betrachtung weit unten und wurde gehänselt und man mochte mich oft einfach nicht.
In der Oberstufe kam ich dann bis zum Lockdown 2020 klar und ab da an hatte ich durch das Home-Schooling keine Motivation mehr und habe alles geschlampt oder garnicht gemacht. Struktur wurde ab da an erst recht zum Problem und für das Abi konnte ich auch nicht lernen, habe es einfach so geschrieben und es war trotzdem gut.

Nach dem Studium habe ich dann 3 Monate einen Aushilfsjob gemacht, wo ich mich auch nicht gut angestellt habe und viel falsch gemacht habe bzw. mir neue Aufgaben nicht merken konnte… Im Studium läuft es wie gesagt ähnlich, ich habe viel interesse, aber kein Erinnerungsvermögen oder Organisationsfähigkeit, ich vergesse ab und zu Termine in der Uni oder verlege auch oft Sachen und ich habe regelrecht angst, weil ich viele Softskills einfach nicht habe wie die anderen… Selbst meine Hobbies (Gitarre spielen zum Beispiel) machen mir keinen Spaß mehr, weil ich mich nicht strukturieren kann und deswegen Fortschritte inzwischen ausbleiben. Auch meine erste Hausarbeit in der Uni waren ein Problem aufgrund meiner Prokrastination, ich wollte ganz oft dafür etwas machen und am Ende hatte ich nichts auf dem Computer stehen, unter viel Aggression und Stress habe ich sie in 3 Tagen geschrieben, danach war ich aber zerstört und sehr leer…

Könnte ich tatsächlich ADHS haben? Ich habe inzwischen so Angst, dass man mir nicht helfen kann trotz meines Leidens- und Leistungsdrucks, denn ich bin allmählich echt frustriert… Liebe Grüße und danke Euch!

ADHS zeigt sich oft erst richtig, wenn sich das Leben verändert wo man aus seinem bisherigen Umfeld/Gewohnheiten/Alltag “entfernt” wird.

Auf ADXS gibt es einen guten Selbsttest den du machen kannst. Ansonsten war bei mir noch vor der Diagnose die Selbstedukation über ADHS ein Gamechanger. Dazu bspw. Lachenmeiers Buch zu ADHS oder der englische Podcast “Hacking your ADHD”.

2 „Gefällt mir“

Das kann dir final nur ein Arzt sagen.

Was ich zu dem Thema sagen kann:

Der Text den du geschrieben hast hätte auch von mir kommen können.

Ich habe mein Abi erst später berufsbegleitend nachgeholt und bis nach dem Abi war alles super. Und im Studium hat es dann angefangen sich zu zeigen. Ich war dann schon mit Ach und Krach durch das Grundstudium durch bis ich eher zufällt auf das Thema ADHS gekommen bin. Ab zur Diagnostik und siehe da ADHS.

Das mit der Hausarbeit kommt mir so bekannt vor und ich fühle das komplett. Völlig fertig ins Semester und direkt weiterlernen ohne Pause. Nie Zeit sich mal auszuruhen.

An der Uni ist das Problem auch die Selbstorganisation. Eigenständiges lernen (sofern man das davor nie wirklich machen musste) und das Lernen ne lernen.

Also ja, es kann gut sein, dass du ADHS hast. Schau, dass du schnell (haha bei unser Ärzteauslastung…) einen Diagnosetermin bekommst. Sonst reibst du dich auf und bist irgendwann komplett im Eimer. Ich weiß ja nicht was du studierst und, ob das geht, aber nimm dir nach der Diagnose am besten etwas Zeit. Vielleicht ein Urlaubssemester oder mach ein Tauchsemester, um dich vernünftig zu erholen. Ich habe da nie gemacht (weil BAföG und schon mit den Fristen hinterher) und merke das selbst ein Jahr nach der Diagnose und Medikation noch.

Hey, schön zu sehen, dass es anderen ähnlich geht! Das mit der Prokrastination scheint auch kein Einzelfall zu sein, kennst Du Jerome von YouTube? Der thematisiert auch ADHS und hatte die gleiche Erfahrung gemacht… Zu meinem Studium, ich studiere Wirtschaft, aber dank meiner fehlenden Konzentration und schlechtem Erinnerungsvermögen ist es einfach schwer, obwohl ich mich dafür interessiere (gut Controlling ist langweilig, aber Marketing oder psychologische Elemente fesseln dagegen sehr).
Ich habe eigentlich auch Glück, durch den Versichertenstatus (privat) habe ich jetzt diesen Monat einen Termin, aber die Qual der letzten Monate hat mir echt zugesetzt und meine Freundin dagegen hat in jeder Klausur der Ausbildung eine 1, obwohl man sich nicht vergleichen sollte, tut man es irgendwie…

Hallo @ADHDbreaker01 ,

herzlich willkommen im ADXS-Forum! Es tut mir leid, dass dein Beitrag im April nur so wenig Antworten bekommen hat.

Ich wünsche dir alles Gute für deinen Diagnose-Weg!

Hallo und herzlich willkommen , nach allem was ich bisher gelesen habe , verhält es sich so, dass ADHS von Kindesbeinen an besteht .
Allerdings werden viele Dinge kompensiert ( sei es durch die Umwelt z.B. die Schule und die Eltern) und natürlich erwartet man von einem Kind nicht die gleichen organisatorischen Leistungen und das eigenständige kümmern um alltägliches.
Um es kurz zu machen ja ich halte es für wahrscheinlich dass du betroffen bist und es nur vorher noch niemand bemerkt hat.
Je größer die Intelligenz desto besser die Kompensation.
Ob das nun für denjenigen besser ist unterm Strich sei mal dahingestellt.

Herzlich willkommen!

Deine Geschichte kommt mir sehr bekannt vor.
Ich hab die Schule und auch das Abitur ohne große Probleme und ohne wirklich lernen zu müssen geschafft. Einfach durch geballte Hirn-Muskelkraft. Das Studium hat mich dann aber auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. In 2 Semestern nur ein Fach mit 4.0 bestanden. Sieben Klausuren vergeigt.

Das war der Auslöser meiner ersten Depression. Ich hab nicht verstanden, was mit mir los ist. Wie können so viele Menschen das Studium schaffe, die gerade so durchs Abi gekommen sind, aber ich schaffe nicht mal die Basics.

Ich bin schließlich an eine Fachhochschule gewechselt und dort ist das Lernen sehr viel schulischer, was mir sehr geholfen hat. Den Abschluss habe ich dann schließlich gemacht, aber dieses Mal mit ein wenig lernen (wobei ich nie gelernt habe zu lernen).

Vielleicht wäre eine FH (oder Hochschulen, wie sie heute heißen können) auch eine Idee für dich. Es ist strukturierter. Man findet besser Anschluss. Und praxisorientierter von den Lernansätzen her.

Sei froh, dass du noch so früh den Verdacht hast und ggf. einen Grund für deine Probleme findest. Du hast noch alles in der Hand und kannst alle Weichen für deinen Erfolg stellen.

Hey, auch das kommt mir bekannt vor! Nur eine Klausur mit 4.0 und der Rest nicht bestanden, obwohl man sich bemüht hat und sich von den Dauerstudenten distanziert, die seit Tagen dasselbe T-Shirt tragen und immer noch im 15. Semster sind, weil sie faul sind und nichts geschafft haben und trotzdem ist man nur genauso “schelcht” wie die… Ich hatte auch zwischenzeitlich mal daran gedacht einfach abzubrechen und eine Ausbildung anzufangen , aber das verschiebt ja die Problematik nur, denn die Unaufmerksamkeit und Unstrukturiertheit verschwindet dadurch nicht.
Vielleicht sollte ich anmerken, dass meine Schilddrüse auch mal von den Werten auffällig war, was wohl auch im Zusammenhang mit ADHS stehen kann ( so Astrid Neuy-Lobkowitz). Habe Ende Mai einen Termin bei einer sehr guten Praxis und bin gespannt , ob ich wirklich ADHS habe, aber dann hätte ich auch ne Erklärung für meine depressiven Verstimmungen, die durch das scheitern entstehen. Jeder Mensch will etwas erreichen, der halbwegs intelligent ist und nicht in der 3. Klasse mitspielen… Ich will einfach den Fokus haben und einfach lernen können, denn BWL ist nicht so schwer wie Mathe oder Maschinenbau, aber mit Aufmerksamkeitsproblemen stößt man überall an und die Leute halten einen für dumm, was auch in meinem oben genannten Nebenjob passiert ist, ich habe einfach grundsätzlich viele Fehler gemacht…

1 „Gefällt mir“

Wo studierst du?

Ich habe auch BWL studiert. Zuerst an der Uni Köln und das war für mich einfach der schlecht möglichste Umstand. Die großen Vorlesungen, der Speed in den Übungen und Tutorien war einfach zu krass. Dazu keinen wirklichen Zugang zu anderen Menschen gefunden und alles alleine gemacht.
Ich bin dann an die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg gewechselt und das hat mir dann wirklich das Studium gerettet.

Wie gesagt, vielleicht auch eine Möglichkeit für dich.

Das sich gerade eine Fortbildung zum Software Entwickler mache ist dann eher der Fall, weil BWL von Beginn an nicht die richtige Wahl war.

Hey, tatsächlich in Wuppertal an der Bergischen Universität! Ich möchte das Studium auf jeden Fall abschließen, danach möchte ich eher in den Marketingbereich oder ins Personalwesen, weil ich noch eine kreative bzw. interaktive Komponente brauche… Controlling langweilt mich persönlich sehr, es freut mich aber sehr, dass Du einen guten Weg für Dich gewählt hast! :+1:t3:

1 „Gefällt mir“

Du kannst das Studium an einer FH weiterführen. Es ist vielleicht aber ein passenderes Umfeld.

1 „Gefällt mir“